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Drei Pfeile in der Kulmer Gasse. AvS - SPD Hamburg

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Die Vatersfamilie me<strong>in</strong>er Mutter war<br />

seit Generationen <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> ansässig.<br />

Mütterlicherseits kamen sie aus<br />

Oberschlesien. Me<strong>in</strong>en Urgroßvater<br />

lernte ich noch kennen. Ich habe e<strong>in</strong><br />

Foto, auf dem ich auf e<strong>in</strong>em Schemel<br />

zu se<strong>in</strong>en Füßen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schusterwerkstatt<br />

im Valent<strong>in</strong>skamp sitze<br />

und se<strong>in</strong>en Erzählungen lausche.<br />

Die Familie me<strong>in</strong>es Vaters, Alfred<br />

Hensse, war politisch <strong>in</strong>different,<br />

aber me<strong>in</strong> Vater war als E<strong>in</strong>ziger und<br />

Jüngster überzeugter und standfester<br />

Sozialdemokrat. Zwei se<strong>in</strong>er Brü<strong>der</strong><br />

waren im Krieg „gefallen“. Me<strong>in</strong>e<br />

Mutter g<strong>in</strong>g mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>freunden5 auf Fahrt. Ich habe noch e<strong>in</strong> Tagebuch,<br />

<strong>in</strong> dem sie so e<strong>in</strong>e Fahrt beschreibt.<br />

Sie besuchte das Fröbelsem<strong>in</strong>ar und wurde K<strong>in</strong><strong>der</strong>pfleger<strong>in</strong>. Dadurch bekam<br />

sie immer nur e<strong>in</strong> niedriges Gehalt – denn diese Frauenberufe wurden schlecht<br />

bezahlt, aber sie g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> ihrem Beruf auf. Me<strong>in</strong> Vater besuchte nach Beendigung<br />

<strong>der</strong> Volksschule die Selecta6 Foto: In Großvaters Schusterwerkstatt am Valent<strong>in</strong>skamp<br />

. Danach begann er e<strong>in</strong>e Optikerlehre bei Ruhnke,<br />

die er aber nicht zu Ende führte. Er sattelte um und wurde kaufmännischer Angestellter.<br />

1928 heirateten me<strong>in</strong>e Eltern und zogen für zwei Jahre nach Lübeck, weil me<strong>in</strong><br />

Vater dort Arbeit bekam. Die Weltwirtschaftskrise zeichnete sich bereits ab. Er<br />

hatte e<strong>in</strong>e Stelle beim Deutsch-Nationalen Handlungsgehilfenverband – e<strong>in</strong>er<br />

rechtskonservativen und antisemitischen Angestelltengewerkschaft – und war<br />

darüber nicht sehr glücklich. Ich sollte im Februar 1929 geboren werden, wollte<br />

aber ansche<strong>in</strong>end unbed<strong>in</strong>gt <strong>Hamburg</strong>er<strong>in</strong> werden. Denn als me<strong>in</strong>e Mutter zum<br />

Jahresende 1928/29 ihre Mutter <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> besuchte, kam ich am 18.1.1929 <strong>in</strong><br />

<strong>Hamburg</strong> zur Welt. (Darauf bilde ich mir heute noch was e<strong>in</strong>).<br />

In Lübeck erlebten me<strong>in</strong>e Eltern bei Wahlkämpfen den streitbaren Julius Leber<br />

bei vollem E<strong>in</strong>satz. Nach den zwei Jahren kehrten sie nach <strong>Hamburg</strong> zurück.<br />

Als ich e<strong>in</strong>mal mit me<strong>in</strong>er Mutter <strong>in</strong> Lübeck war und e<strong>in</strong> Haus wie<strong>der</strong>erkannte,<br />

und genau das Café im Dachgeschoss beschrieb, das wir früher besucht hat-<br />

5 Die Reichsarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>freunde (1923) e<strong>in</strong>e Unterorganisation <strong>der</strong> <strong>SPD</strong>, organisierte Freizeiten für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

6 Aufbaustufe an e<strong>in</strong>igen <strong>Hamburg</strong>er Volksschulen für beson<strong>der</strong>es begabte K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

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