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Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen ...

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<strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong>, <strong>Milieu</strong> <strong>und</strong> <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> Lebenswelt 9<br />

nur dann angewendet werden, wenn ihre Anwendung e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n macht <strong>und</strong> diese Frage nach<br />

dem S<strong>in</strong>n stellt sich <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Situation neu, d.h. hier führt die thematische Orientierung zur<br />

Reflexion <strong>der</strong> alltagspraktischen Regeln, wenn diese nicht mehr zu geeigneten<br />

Problemlösungen führen (ebd., S. 121). Die thematische Orientierung des Thema-Horizont-<br />

Schemas steht zwar im Gegensatz zur entlastenden <strong>und</strong> Komplexität reduzierenden Funktion<br />

des <strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong>s, ist aber entscheidend für die Anpassung des Individuums an sich<br />

verän<strong>der</strong>nde, neue Situationen, wo es mit se<strong>in</strong>en alltagspraktisch gebildeten Regeln <strong>und</strong><br />

Schemata nicht weiterkommen würde. Somit kommt ihr gleichermaßen e<strong>in</strong>e<br />

lebensnotwendige Funktion zu.<br />

2.3 <strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> Gruppen<br />

Die Alltagssituation ist aber immer auch e<strong>in</strong>e Gruppensituation (ebd., S. 84), d.h. „<strong>in</strong> ihr<br />

br<strong>in</strong>gen die Beteiligten wechselseitig die sozialen Kontrollen <strong>und</strong> Normen <strong>in</strong>s Spiel, die das<br />

Verhalten <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> zur sozialen Realität <strong>der</strong> Gruppe machen“ (ebd., S. 84). Die Denk-<br />

<strong>und</strong> Gefühlsstrukturen <strong>der</strong> Gruppe spiegeln e<strong>in</strong>erseits die gesellschaftlich wirksamen Zwangs-<br />

<strong>und</strong> Ordnungsmechanismen wi<strong>der</strong> <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits die gesellschaftlich möglichen<br />

Erfahrungsdimensionen <strong>und</strong> –fähigkeiten (ebd., S. 84).<br />

Aus <strong>der</strong> Vielfalt alltäglicher <strong>in</strong>teraktioneller Erfahrungen werden unbewusst <strong>und</strong><br />

automatisch die Erfahrungen ausgewählt, verstärkt <strong>und</strong> als feste Muster stabilisiert, die<br />

angstm<strong>in</strong><strong>der</strong>nd wirken <strong>und</strong> kompromißhafte Lösungen erlauben. Leithäuser <strong>und</strong> Volmerg<br />

(ebd., S. 98) führen weiter aus, dass durch die Funktionsweise des <strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong>s<br />

alternative Dispositionen zur Interpretation <strong>der</strong> sozialen Wirklichkeit <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

zugelassenen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>geschliffenen Erfahrungsstrukturen allerd<strong>in</strong>gs elim<strong>in</strong>iert werden. Die<br />

Übertragungsreaktionen <strong>in</strong> Gruppensituationen s<strong>in</strong>d somit nicht <strong>in</strong>dividuelle, son<strong>der</strong>n<br />

kollektive Verhaltensformen <strong>und</strong> erfüllen kollektive Abwehrfunktionen (ebd., S. 82).<br />

2.3.1 Typische gruppenspezifische Abwehrformen<br />

In alltäglichen Situationen, <strong>in</strong> formellen <strong>und</strong> <strong>in</strong>formellen Gruppen, <strong>in</strong> familialen Beziehungen<br />

usw. herrscht e<strong>in</strong> Typus <strong>der</strong> Übertragungsbeziehung vor, an dem alle Gruppenmitglie<strong>der</strong><br />

beteiligt s<strong>in</strong>d (ebd., S. 85). Leithäuser <strong>und</strong> Volmerg führen hier Mentzos an, <strong>der</strong> von<br />

<strong>in</strong>terpersoneller o<strong>der</strong> auch psychosozialer Abwehr spricht, d.h. es bilden sich <strong>in</strong>teraktionell<br />

organisierte Abwehrkonstellationen (ebd., S. 85). „Die Gruppenmitglie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d hier als reale

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