Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen ...

Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen Lebenswelt 6
und lebensfähig durch Verhaltenssteuerung. „So wird Bewusstseinsindustrie, Kulturindustrie
zur vorherrschenden Sozialisationsagentur.“ (ebd., S.17)
Bezugsgröße ist dabei die typische soziale Situation bzw. die Alltagssituation, die sich
tagtäglich unter relativ konstanten, wenig modifizierten Bedingungen wiederholt (ebd., S. 21).
In ihr greifen objektive und subjektive Strukturmomente unlösbar ineinander (ebd., S. 29).
„Sowohl Momente der Vergesellschaftung, wie sie als Milieugegebenheiten sich in der
Alltagssituation bemerkbar machen, als auch die Momente der Sozialisation des Bewusstseins
(Alltagsbewusstsein), wie sie durch seine traditionelle (familiale) und durch die industriell
produzierte Sozialisation (Bewusstseinsindustrie) vorgeben sind, konstituieren als
Vermittlungselemente unserer Bezugsgröße, die Alltagssituation“ (ebd., S.43), wie Leithäuser
und Volmerg erläutern. Und es sind gerade die vielfältigen Wiederholungen der
Alltagssituation, die im Sinne der Sozialisation Verhaltens-, Handlungs- und
Kooperationsweisen von Individuen einüben und einschleifen, z.B. werden beim Kind die
vielfältigen Einigungsprozesse in der Mutter-Kind-Dyade zu Interaktionsformen verfestigt
(ebd., S. 25).
Alltagsbewusstsein wird besonders in dem Maße relevant, wie die
Traditionszusammenhänge des Alltagslebens zerfallen und ihre bindende Kraft zur sozialen
Integration verlieren. Das Alltagsbewusstsein übernimmt nun die Funktion der sozialen
Integration bzw. die Sicherung des immer weniger existenten Lebenszusammenhangs (ebd.,
S. 46). Wie das Alltagsbewusstsein dies ermöglicht, wird im nächsten Abschnitt näher
erläutert.
2.2 Das Thema-Horizont-Schema
Das Alltagsbewusstsein bildet von sich und den sozialen Situationen, auf die es sich bezieht,
Vorstellungsbilder (ebd., S. 66). Solche Vorstellungsbilder besorgen die Orientierung in den
sozialen Situationen, gliedern die in ihnen nötigen Selbst- und Fremddefinitionen und Selbst-
und Fremdwahrnehmungen (ebd., S. 66). Sie helfen die Identität zu garantieren und sind in
einem ganz allgemeinen Sinne verhaltensrelevant für die in eine soziale Situation involvierten
Individuen.
Leithäuser und Volmerg führen hierzu den Begriff des Thema-Horizont-Schemas ein, d.h.
unser Bewusstseinsfeld bzw. Alltagsbewusstsein ist gegliedert durch Thema und Horizont
(ebd., S. 47). Das Alltagsbewusstsein bewegt sich im Rahmen unwesentlicher
Horizontverschiebungen, so dass nicht alles und jedes innerhalb des Horizonts des