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Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen ...

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<strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong>, <strong>Milieu</strong> <strong>und</strong> <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> Lebenswelt 32<br />

werden (Glasl, 1999, S. 34). Der Blick verengt sich, die Wirklichkeit wird zu e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>facheren reduziert <strong>und</strong> <strong>der</strong> Konfliktstoff <strong>und</strong> die Konfliktgeschehnisse werden e<strong>in</strong>seitig<br />

<strong>und</strong> verzerrt wahrgenommen (ebd., S. 36f). Luhmann beschreibt ähnliches im Misstrauensfall:<br />

„Misstrauen leistet somit Vere<strong>in</strong>fachung, oft drastische Vere<strong>in</strong>fachung. Wer misstraut,<br />

braucht mehr Informationen <strong>und</strong> verengt zugleich die Informationen, auf die zu stützen er sich<br />

getraut. Er wird von weniger Informationen stärker abhängig.“ (Luhmann, 2000, S. 93)<br />

Beson<strong>der</strong>s e<strong>in</strong> Informationsmangel auf <strong>der</strong> Betriebsebene führt, seien es nicht explizit<br />

formulierte Zielvorstellungen o<strong>der</strong> Verschweigen von Know-how o<strong>der</strong> auch mangelnde<br />

betriebs<strong>in</strong>terne Transparenz, zu <strong>Konflikte</strong>n <strong>und</strong> es bedarf vor allem Vertrauen <strong>und</strong><br />

Transparenz, um <strong>Konflikte</strong> zu vermeiden.<br />

E<strong>in</strong>e Erklärung für das verän<strong>der</strong>te Verhalten liefert das von Leithäuser <strong>und</strong> Volmerg<br />

entwickelte Thema-Horizont-Schemas des <strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong> (siehe Kap. 2.2). „Das Thema-<br />

Horizont-Schema des <strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong>s filtert vielmehr <strong>in</strong> bornierter Weise die soziale<br />

Situation <strong>und</strong> gleicht Wahrnehmungen <strong>und</strong> soziale Übere<strong>in</strong>künfte ab. Übertragen auf die<br />

soziale Wirklichkeit <strong>in</strong> Organisationen besteht so beispielsweise im Falle e<strong>in</strong>es<br />

Misstrauensklimas e<strong>in</strong>e hohe Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass Informationen o<strong>der</strong> Handlungen, die<br />

nicht zu ihrer misstrauischen Interpretation passen, auf taube o<strong>der</strong> rout<strong>in</strong>iert misstrauische<br />

Ohren stoßen; also nicht wahrgenommen o<strong>der</strong> entsprechend (um-) konnotiert werden, selbst<br />

wenn an sozialen Ereignisstellen beteiligte Akteure kommunikativ Transparenz herzustellen<br />

bemüht s<strong>in</strong>d.“ (Meyerhuber, 2001, S. 185)<br />

Das Thema-Horizont-Schema führt dazu, dass die Person e<strong>in</strong>erseits durch die Selektion<br />

<strong>der</strong> Themen von <strong>der</strong> Komplexität entlastet werden, an<strong>der</strong>erseits aber im Rahmen des<br />

Gewöhnlichen <strong>und</strong> Vertrauten handeln <strong>und</strong> fremde Wahrnehmungen <strong>und</strong> Vorstellungen<br />

ungern re<strong>in</strong>lassen, was beim E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen solcher zu <strong>Konflikte</strong>n führt.<br />

5.6 Weiterführende Gedanken: Selbstvertrauen <strong>in</strong> Unternehmen<br />

Lei<strong>der</strong> sagt Luhmann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Monografie über Vertrauen praktisch nichts zu<br />

Selbstvertrauen. Er erwähnt lediglich, dass gewisse Systeme E<strong>in</strong>zelpersonen Raum für starke<br />

Selbstdarstellungen geben, was das Umfeld dann schon mal mit Selbstvertrauen verwechseln<br />

kann. Selbstsicherheit h<strong>in</strong>gegen sieht er als Basis je<strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Vertrauensbildung. Damit sagt<br />

Luhmann aber immer noch nicht, ob er Selbstsicherheit synonym für Selbstvertrauen benutzt.<br />

Und wenn ja: ob Selbstvertrauen e<strong>in</strong>e Urform von personalem Vertrauen ist - also hierzu

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