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Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen ...

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<strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong>, <strong>Milieu</strong> <strong>und</strong> <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> Lebenswelt 29<br />

reduzieren zur Beruhigung <strong>und</strong> Herstellung von Sicherheit (siehe Kap. 2.2.2). Dies ist<br />

natürlich nicht unbegrenzt möglich. In ähnlicher Weise wird von Luhmann die<br />

Vorgehensweise von Vertrauen beschrieben: „Vertrauensurteile verallgeme<strong>in</strong>ern Erfahrungen,<br />

dehnen sich auf an<strong>der</strong>e, jedoch „ähnliche“ Fälle aus <strong>und</strong> stabilisieren <strong>in</strong> dem Maße, als sie<br />

sich bewähren, e<strong>in</strong>e Indifferenz gegen Unterschiede.“ (ebd., S. 31) Mit an<strong>der</strong>en Worten:<br />

„Vertrauen reduziert soziale Komplexität dadurch, dass es vorhandene Informationen<br />

überzieht <strong>und</strong> Verhaltenserwartungen generalisiert, <strong>in</strong> dem es fehlende Informationen durch<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tern garantierte Sicherheit ersetzt.“ (ebd., S. 126) Und es werden gewisse<br />

Entwicklungsmöglichkeiten ausgeschlossen, um das Handeln nicht zu irritieren, so wie beim<br />

Thema-Horizont-Schema nur bestimmte Themen bearbeitet werden. Dadurch ist gesichert,<br />

dass nicht jede Information, jede Enttäuschung o<strong>der</strong> jedes Verhalten gleich das Vertrauen<br />

zerstört bzw. dass sich das <strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong> durch kle<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ungen nicht immer neu<br />

orientieren muss. Beide Mechanismen, dies macht das bisher beschriebene deutlich, können<br />

die Komplexität nur bis zu bestimmten Grenzen beim <strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong> <strong>und</strong> Schwellen<br />

beim Vertrauen reduzieren. Luhmann führt dazu aus: „Eben deshalb muss es aber e<strong>in</strong>e Grenze<br />

geben, wo diese Absorptionskraft endet, wo Vertrautheit o<strong>der</strong> Vertrauen abrupt <strong>in</strong> Misstrauen<br />

umschlagen.“ (ebd., S. 97) Diese Grenzen haben Schwellencharakter <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Überschreiten<br />

löst e<strong>in</strong>e um so krassere Neuorientierung aus (ebd., S. 97). Zu e<strong>in</strong>er Neuorientierung durch<br />

Thematische Orientierung kommt es auch beim <strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong>, um sich an verän<strong>der</strong>nde,<br />

neue Situationen anpassen zu können.<br />

E<strong>in</strong> wichtiges Charakteristikum vom <strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong> <strong>und</strong> Vertrauen ist die Latenz.<br />

Luhmann sagt, dass es für die Struktur <strong>der</strong> Vertrauensbeziehung entscheidend ist, dass sie<br />

latent bleibt. Denn durch die Thematisierung von Vertrauen entsteht eher Misstrauen <strong>und</strong> die<br />

Komplexität nimmt zu, weil vermutet wird, dass es für das Ansprechen e<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong> geben<br />

muss <strong>und</strong> das Bisherige wird h<strong>in</strong>terfragt. Auch das Rout<strong>in</strong>ebewusstse<strong>in</strong> ist darauf angewiesen,<br />

dass es nicht thematisiert wird, sonst wird gerade das Rout<strong>in</strong>emäßige aufgelöst (Leithäuser &<br />

Volmerg, 1977, S. 50).<br />

Interessant f<strong>in</strong>den wir die Unterscheidung zwischen <strong>in</strong>ternen <strong>und</strong> externen Prozessen, die<br />

Luhmann trifft. Beson<strong>der</strong>s auf die <strong>in</strong>ternen Prozesse geht er näher e<strong>in</strong>. „Komplexität wird<br />

nicht nur durch externe, son<strong>der</strong>n auch durch <strong>in</strong>terne Strukturen <strong>und</strong> Prozesse reduziert“<br />

(Luhmann, 2000, S. 103) <strong>und</strong> „Vertrauenserweise werden dadurch ermöglicht <strong>und</strong> erleichtert,<br />

dass das vertrauende System über strukturell nicht geb<strong>und</strong>ene Ressourcen verfügt, die im<br />

Falle e<strong>in</strong>er Enttäuschung des Vertrauens e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> die Last <strong>der</strong> Komplexitätsreduktion<br />

<strong>und</strong> Problemlösung übernehmen können“ (ebd., S. 105). Aber er fügt h<strong>in</strong>zu, dass diese

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