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Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen ...

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<strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong>, <strong>Milieu</strong> <strong>und</strong> <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> Lebenswelt 27<br />

Auch das Vertrauen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Menschen kann Systemvertrauen se<strong>in</strong>. Dies ist zum Beispiel<br />

<strong>der</strong> Fall, wenn wir mit den Ergebnissen e<strong>in</strong>es neuen Kollegen ohne Argwohn weiterarbeiten,<br />

ihm aber persönlich nicht ohne weiteres Geld leihen würden.<br />

Wichtiges Unterscheidungskriterium zwischen personalem <strong>und</strong> Systemvertrauen ist<br />

Reflexivität. Sie ist immer e<strong>in</strong> Indiz für Systemvertrauen. Jene typische Reflexivität spielt <strong>in</strong><br />

zwischenmenschlichen Beziehungen e<strong>in</strong>e Rolle, etwa wenn Vertrauen <strong>in</strong> Vertrauen zum<br />

strategischen Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dung wird. O<strong>der</strong> wenn Vertrauen als Element <strong>der</strong><br />

Selbstdarstellung dienen soll.<br />

5.2.4 Vertrauen <strong>und</strong> Misstrauen<br />

Vertrauen kann entzogen werden, wenn die dah<strong>in</strong>ter stehende Erwartung enttäuscht wird. Das<br />

dabei entstandene Misstrauen dient nach Luhmann ebenfalls zur Reduktion von Komplexität.<br />

Es ist "nicht nur das Gegenteil von Vertrauen, son<strong>der</strong>n als solches zugleich e<strong>in</strong> funktionales<br />

Äquivalent für Vertrauen. Nur deshalb kann (<strong>und</strong> muss) man nämlich zwischen Vertrauen <strong>und</strong><br />

Misstrauen wählen" (Luhmann, 1997, S. 78).<br />

Dummerweise hat Misstrauen a priori bessere Karten als Vertrauen. Wir er<strong>in</strong>nern uns an<br />

die Feststellung, Vertrauen sei e<strong>in</strong>e riskante Vorleistung, die jede kle<strong>in</strong>e Verfehlung zu e<strong>in</strong>em<br />

Symbol dafür werden lässt, jetzt käme <strong>der</strong> wahre Charakter zum Vorsche<strong>in</strong>. Gerade bei<br />

defensiv e<strong>in</strong>gestellten Menschen kann e<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>barer Fehltritt mehr wiegen als richtiges<br />

Verhalten. Zumal man ja noch lange nicht Vertrauen fasst, wenn e<strong>in</strong>er sich nur konform<br />

verhält. Kaum etwas ist schwieriger als e<strong>in</strong> Misstrauen wie<strong>der</strong> auszuräumen, <strong>in</strong> das das<br />

Vertrauen bei ger<strong>in</strong>gster Enttäuschung umzukippen bereit ist.<br />

Deutlich wird, dass Stabilität, Sicherheit, aber auch die Chance von Misstrauen, Kontrolle<br />

<strong>und</strong> Abgrenzung die Bereitschaft zum Vertrauen erhöht. Organisationen, die diese<br />

Möglichkeiten formalisieren, s<strong>in</strong>d daher per se ke<strong>in</strong>e Misstrauensorganisationen.<br />

Luhmann führt weiter aus, dass für Vertrauen <strong>und</strong> Misstrauen Schwellen bedeutsam s<strong>in</strong>d.<br />

Diese reduzieren ebenfalls die Komplexität auf relativ e<strong>in</strong>fache Probleme (Luhmann, 2000, S.<br />

96). So dass nicht jede Unstimmigkeit bzw. Enttäuschung gleich das Vertrauen zerstört. Wird<br />

die Schwelle allerd<strong>in</strong>gs überschritten, ist die Neuorientierung um so krasser.<br />

5.3 Mechanismen zur Reduktion sozialer Komplexität: <strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong> <strong>und</strong> Vertrauen

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