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Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen ...

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<strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong>, <strong>Milieu</strong> <strong>und</strong> <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> Lebenswelt 26<br />

Anhaltspunkte für e<strong>in</strong>e Vertrauensbildung, mit <strong>der</strong> man den Informationsmangel überbrückt.“<br />

(ebd., S. 47)<br />

5.2.3 Persönliches Vertrauen <strong>und</strong> Systemvertrauen<br />

Luhmann unterscheidet zunächst zwischen persönlichem Vertrauen <strong>und</strong> Systemvertrauen:<br />

„Auf dem Boden <strong>der</strong> alltäglichen Weltvertrautheit ist Vertrauen zunächst personales <strong>und</strong><br />

damit begrenztes Vertrauen. Es dient <strong>der</strong> Überbrückung e<strong>in</strong>es Unsicherheitsmomentes im<br />

Verhalten an<strong>der</strong>er Menschen, das wie die Unvorhersehbarkeit <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>es<br />

Gegenstandes erlebt wird. In dem Maße, als <strong>der</strong> Bedarf für Komplexität wächst <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Mensch als alter ego, als Mitverursacher <strong>der</strong> Komplexität <strong>in</strong>s Spiel kommt, muss das<br />

Vertrauen erweitert werden <strong>und</strong> jene ursprünglich-fraglose Weltvertrautheit zurückdrängen,<br />

ohne sie doch je ganz ersetzen zu können. Es handelt sich dabei um e<strong>in</strong> Systemvertrauen<br />

neuer Art, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en bewusst riskierten Verzicht auf mögliche weitere Informationen, sowie<br />

bewährte Indifferenzen <strong>und</strong> laufende Erfolgskontrolle impliziert“ (ebd., S. 27).<br />

Das Vertrauen wird e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Menschen zu erst geschenkt. Luhmann nennt das „e<strong>in</strong>e<br />

riskante Vorleistung“, weil es zukunftsgerichtet ist. Der Initiator schenkt selbst das Vertrauen,<br />

mit <strong>der</strong> Hoffnung e<strong>in</strong>e Wechselwirkung des Vertrauensaufbauprozesses <strong>in</strong> Gang setzen zu<br />

können.<br />

Der Horizont unseres Vertrauens wird über das re<strong>in</strong> Zwischenmenschliche h<strong>in</strong>aus<br />

erweitert. In e<strong>in</strong>er hochkomplexen Welt kann Vertrauen nicht nur durchgängig persönliches<br />

Vertrauen se<strong>in</strong> (Luhmann, 2000, S. 67). Dabei wird die aus <strong>der</strong> Selektion resultierende Last<br />

von Erleben <strong>und</strong> Handeln <strong>in</strong> sozialen Systemen geregelt <strong>und</strong> verteilt (ebd., S. 60). Luhmann<br />

beschreibt genauer das Systemvertrauen nicht mehr als Vertrauen <strong>in</strong> bekannte Personen,<br />

son<strong>der</strong>n als Vertrauen <strong>in</strong> das Funktionieren des Systems (ebd., S. 64). Dies br<strong>in</strong>gt für den<br />

E<strong>in</strong>zelnen e<strong>in</strong>e enorme Entlastung von den komplexen, dynamischen Zusammenhängen mit<br />

sich. Er kann sich so auf die Informationsverarbeitung an<strong>der</strong>er stützen <strong>und</strong> verlassen. Das<br />

Vertrauen <strong>in</strong> das Funktionieren des Systems schließt aber auch das Vertrauen <strong>in</strong> die<br />

Funktionsfähigkeit ihrer immanenten Kontrollen e<strong>in</strong> (ebd., S. 77). Systemvertrauen hat dabei<br />

den Vorteil, dass es wegen <strong>der</strong> zum Systemvertrauen h<strong>in</strong> vollzogenen Generalisierung nicht<br />

für jede Situation neu gebildet werden muss. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist Systemvertrauen<br />

weniger spontan <strong>und</strong> reduziert unter gewissen Umständen auch schlechter Komplexität.<br />

Luhmann führt weiter aus, dass das Systemvertrauen e<strong>in</strong>en diffusen Charakter hat <strong>und</strong><br />

dadurch wi<strong>der</strong>standsfähiger ist, geradezu immun gegen e<strong>in</strong>zelne Enttäuschungen (ebd., S. 75).

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