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Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen ...

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<strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong>, <strong>Milieu</strong> <strong>und</strong> <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> Lebenswelt 24<br />

Luhmann hat sich aus systemischer <strong>und</strong> soziologischer Perspektive gr<strong>und</strong>legend mit dem<br />

Thema Vertrauen befasst. Dabei stellt er die These auf, dass Vertrauen dazu dient, soziale<br />

Komplexität zu reduzieren, um die eigenen Handlungsmöglichkeiten zu erhöhen <strong>und</strong> somit<br />

konstruktiv mit <strong>der</strong> Vielfalt von Informationen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Welt <strong>und</strong><br />

zwischenmenschlichen Beziehungen umgehen zu können.<br />

Luhmann (2000) beschreibt e<strong>in</strong>führend: Im Zuge se<strong>in</strong>er Sozialisation lernt <strong>der</strong> Mensch,<br />

dass nicht se<strong>in</strong>e gesamte Umwelt zwar komplex, aber unbelebt ist, son<strong>der</strong>n dass an<strong>der</strong>e<br />

Menschen ebenso über Entscheidungsfreiheit verfügen wie man selbst. Man verfügt über sie<br />

nicht wie über Gegenstände. Durch den an<strong>der</strong>en Menschen entsteht Planungsunsicherheit;<br />

e<strong>in</strong>e Komplexität, die auch theoretisch unkontrollierbar bleibt: Wir werden auch mit<br />

unendlich potenten Erfassungsmethoden diese Komplexität niemals beherrschen, weil <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e sich je<strong>der</strong>zeit an<strong>der</strong>s verhalten kann, als er es uns zugesagt o<strong>der</strong> selber geplant hatte.<br />

Weil wir se<strong>in</strong> künftiges Verhalten nicht kennen. Vertrauen ist also nicht nur <strong>in</strong>tersubjektiv<br />

(zwischen zwei Egos) konstituiert, son<strong>der</strong>n zudem auch noch zukunftsbezogen. Wer<br />

Vertrauen schenkt, tritt demnach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e riskante Vorleistung. Deshalb wiegen auch e<strong>in</strong>zelne<br />

Lügen <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e Darstellungsfehler so schwer: Sie verdeutlichen dem Vertrauen<br />

Schenkenden se<strong>in</strong>e Gefährdung.<br />

Im Folgenden sollen nun e<strong>in</strong>ige wesentliche Aspekte se<strong>in</strong>er Vertrauenstheorie näher<br />

vorgestellt werden.<br />

5.2.1 Vertrautheit <strong>und</strong> Vertrauen<br />

Vertrauen im weitesten S<strong>in</strong>ne lässt sich nach Luhmann <strong>in</strong> drei analytische Kategorien<br />

aufteilen,<br />

- <strong>der</strong> Vertrautheit mit <strong>der</strong> umgebenden Welt,<br />

- des entscheidungsbasierten Vertrauens <strong>in</strong> (vorrangig) Personen<br />

- sowie des Zutrauens bzw. Systemvertrauens <strong>in</strong> abstrakte Systeme.<br />

Es handelt sich dabei um Idealtypen, die sich <strong>in</strong> den Punkten <strong>der</strong> Reflexivität <strong>und</strong> <strong>der</strong> sozialen<br />

Zurechnung unterscheiden.<br />

Vertrauen basiert auf Vertrautheit, <strong>der</strong> relativen Konstanz <strong>der</strong> Erfahrungen aus <strong>der</strong><br />

Vergangenheit, ist aber <strong>in</strong> die Zukunft gerichtet. Der Begriff Vertrautheit bezeichnet die<br />

Strukturen <strong>der</strong> bekannten <strong>und</strong> vertrauten Welt, die „sich <strong>in</strong> die Zukunft h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> fortsetzen wird"<br />

(Luhmann, 1997, S. 20). Durch diese Orientierung am Vergangenen wird die Komplexität <strong>der</strong><br />

Welt 'vorreduziert' (ebd., S. 20). Vertrautheit ist somit präsent <strong>und</strong> stellt e<strong>in</strong>e anthropologische

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