Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen ...

Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen Lebenswelt 23
Vertrauensansatz, wo der Ausgangspunkt in der menschlichen Interaktion bzw. in der Gruppe
zu finden ist, zeigen, dass sich beide Perspektiven in der Themen-Reflexion wunderbar
ergänzen werden und uns so die thematische Erarbeitung und Reflexion erst möglich wird.
Zunächst soll aber kurz erläutert werden, was unter Systemen zu verstehen ist, da
Luhmann nicht nur Soziologe ist, sondern auch Systemiker und in seinem Vertrauensansatz
öfter von Systemen spricht.
5.1 Exkurs: Systeme
Die Systemtheoretiker darunter Luhmann unterteilen die Welt in kleinere Welten, die sich
anhand von allgemeingültigen Strukturen und Grenzen als funktionale Untereinheiten der
gesamten Welt darstellen lassen. Luhmann (1997) nimmt prinzipiell gesellschaftliche
Teilsysteme wie Wissenschaft, Wirtschaft, Politik etc. in den Fokus. Diese Teilwelten sind
Systeme. Sie können in beliebiger Tiefe ineinander verschachtelt sein. Ein System kann
demnach ein Mensch, aber auch ein Betrieb sein. Je nach Wahl der Perspektive befindet sich
ein System in verschiedenen Verschachtelungen oder Subsystemen. Ein Beispiel für ein Teil-
oder Subsystem mit sozial orientierter Perspektive ist: Das System Mensch im System
Familie im System Stadt im System Staat etc.
Das ganze Konstrukt dient vor allem einem Ziel: dem Handhabbarmachen von
Komplexität. Die Reduktion von Komplexität durch Schaffung von Systemgrenzen, um
handlungsfähig zu bleiben oder zu werden, ist Thema der Systemtheorie. So hat Luhmann
unter diesen Prämissen auch über Vertrauen reflektiert. „Es ergäben sich mehr Chancen für
komplexere Rationalität, wenn ich auf ein bestimmtes künftiges [...] Handeln anderer
vertrauen möchte. Wenn ich das Vertrauen haben kann, am Gewinn beteiligt zu werden, kann
ich mich auf Formen der Kooperation einlassen, die sich nicht sofort in meinem
unmittelbarem Zugriffsbereich bezahlt machen. Wenn ich mich darauf verlasse, dass andere
mit mir abgestimmt handeln oder unterlassen, kann ich mein eigenes Interesse selbst
rationaler verfolgen, zum Beispiel im Straßenverkehr zügiger fahren“ (Luhmann, 1997, S. 28)
Darauf läuft im Prinzip bei Luhmann alles hinaus: Vertrauen, um Handlungsmöglichkeiten zu
gewinnen durch Reduktion der sozialen Komplexität.
5.2 Vertrauen nach Luhmann