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Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen Lebenswelt 18 Glasl (1999) benennt sie Eskalationsstufen. Er unterscheidet neun Stufen der Konflikteskalation: Verhärtung, Polarisation Debatte, Taten, Image Koalition, Gesichtsverlust, Drohstrategien, Begrenzte Vernichtungsschläge, Zersplitterung, Gemeinsam in den Abgrund (Dreher, Götsch & Halfter, 2003, S. 13f). Krüger (1983) geht auf fünf seiner Meinung nach wichtigsten Konfliktarten ein. Das sind Ziel-, Verteilungs-, Kompetenz-, Beurteilungs- und Durchsetzungskonflikte. Zielkonflikte: Ein Ziel kann als ein zukünftiger, angestrebter Zustand definiert werden. Besteht zwischen den beteiligten Unternehmen kein Konsens über die mit der Kooperation zu erreichenden Zustände, so führt dies zu Spannungen, wobei davon auszugehen ist, dass die Kooperationspartner über die spezifischen konkurrierenden Zielentwürfe verfügen (vgl. Krüger, 1983, S. 445). Erschwerend kommt bei dieser Konfliktart hinzu, dass die Zielvorstellungen nicht zwangsläufig explizit gemacht werden, sondern jede Partei insgeheim eventuell ihre Ziele auch während der Kooperation beibehält, mit der Intention, einen höheren Nutzen zu Lasten des anderen Teilnehmers zu erzielen, wobei sich die Folgen dieser Handlungsweise negativ auf die Kooperation auswirken können. Verteilungskonflikte: In erster Linie entstehen Verteilungskonflikte bei der Aufteilung von Gewinn und Verlust. Nicht ausreichende Regelungen gefährden die Kooperationen. Verteilungskonflikte entstehen auch bei der Aufteilung von Ressourcen auf einzelne Person, Abteilungen, Teams oder Projekte (ebd., S. 445). Weiteres Konfliktpotential kann durch unterschiedliche Auffassungen über den Ausgleich von Währungs-, Zins- und Inflationsdifferenzen entstehen. Konflikte über die Regelung des Zuganges zu Know-how oder die Nutzung dessen bilden eine Sonderform der Verteilungsproblematik. Kompetenzkonflikte: Kompetenz meint Zuständigkeit für einen eingegrenzten Wirkungskreis. Kompetenzkonflikte entstehen, wenn in einem konkreten Fall verschiedene Gruppen die gleiche Kompetenz beanspruchen oder im negativen Fall niemand zuständig sein will. Fehlen entsprechende Regelungen für die Zuweisung von Kompetenzen oder sind diese unklar, erhöht sich das Konfliktpotenzial (vgl. Rühle von Lilienstern, H., S. 627). Verschärft wird diese Art von Konflikten dadurch, dass es sich bei den Kooperationsbeziehungen auch und gerade um Fragen der Machtverteilung, um größere Einflussmöglichkeiten handeln kann. Beurteilungskonflikte: Beurteilungskonflikte treten dann auf, wenn die Partner unterschiedliche Erwartungen bezüglich des Eintritts von zukünftigen Umweltzuständen oder Ereignissen haben (vgl. Krüger, 1983, S. 445). Außerdem können bereits eingetretene Erfolge jeweils unterschiedlich interpretiert werden. Zudem können zu erbringende Arbeitsanteile

Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen Lebenswelt 19 einseitig relativ hoch beurteilt werden, mit dem Motiv, sich eine günstige Position für die Erfolgsverteilung zu verschaffen. Durchsetzungskonflikte: Krüger geht davon aus, dass es sich bei Durchsetzungskonflikten um Spannungen zwischen Entscheidungsträgern und Realisationsträgern handelt (ebd., S. 445). Einzelne Partner können Dominanzstreben zeigen. Im Rahmen dieser Bestrebungen können sie versuchen, eigene Bedürfnisse auch gegen den Widerstand und notfalls auf Kosten der anderen durchzusetzen. Glasl (1999) unterscheidet zwei Konflikttypen: Heiße und kalte Konflikte. Heißer Konflikt: Die Parteien eines heißen Konfliktes zeichnen sich durch eine heftige Begeisterungsstimmung aus. Sie sind von Idealen beseelt und meinen, dass ihre eigene Sache um vieles besser sei als die der Gegenseite. Sie versuchen die eigenen Ideale auf andere auszutragen und andere damit zu überwältigen. Es geht bei den Zusammenstössen zumeist darum, die Gegenseite zu einem gläubigen Anhänger der eigenen Ideale zu machen. Die Ziele sind in erster Linie „Erreichungsziele“, d.h. die Konfliktparteien wollen ein bestimmtes Vorhaben mit den gegebenen Mitteln verwirklichen. Der Zusammenstoß mit der Gegenpartei ist dabei eine ungewollte Nebenwirkung des eigenen Erreichungsziels: Man möchte nicht die Gegenseite hindern oder frustrieren; wenn sie einem jedoch bei der Verwirklichung der Ideale im Wege steht, dann ist die Konfrontation unumgänglich (vgl. Glasl, 1999, S. 70). Kalter Konflikt: Die kalten Konflikte stellen eine andere Form dar, die weniger augenscheinlich auftritt, in der Wirkung aber noch destruktiver als heiße Konflikte ist. Anstelle des Feuers der Begeisterung begegnet man bei den Konfliktparteien tiefe Enttäuschungen, eine weitgehende Frustration. Es gibt nichts, wofür sie sich erwärmen oder begeistern können. Kalte Konflikte sind nicht „latente Konflikte“. Es kommt viel mehr zu einem regen Austausch feinseligen, destruktiven Verhaltens wie in heißen Konfliktsituationen. Die Methoden sind nur anders: sie sind weniger offen sichtbar, viel mehr indirekt, versteckt und ungreifbar (ebd., S. 73, 76). 4.2 Instrumente des Konfliktmanagements Unter Konfliktmanagement kann allgemein die Gestaltung und Steuerung von Konflikten verstanden werden. Eine wichtige Rolle für die Konfliktbehandlung spielen auch die Eingriffe bzw. Interventionen. Die Literatur über Konfliktbehandlungsinterventionen ist heute schwer zu überblicken. Oft plädieren die Autoren für bestimmte Interventionsmethoden mit dem Glauben, dass sie

<strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong>, <strong>Milieu</strong> <strong>und</strong> <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> Lebenswelt 19<br />

e<strong>in</strong>seitig relativ hoch beurteilt werden, mit dem Motiv, sich e<strong>in</strong>e günstige Position für die<br />

Erfolgsverteilung zu verschaffen.<br />

Durchsetzungskonflikte: Krüger geht davon aus, dass es sich bei Durchsetzungskonflikten<br />

um Spannungen zwischen Entscheidungsträgern <strong>und</strong> Realisationsträgern handelt (ebd., S.<br />

445). E<strong>in</strong>zelne Partner können Dom<strong>in</strong>anzstreben zeigen. Im Rahmen dieser Bestrebungen<br />

können sie versuchen, eigene Bedürfnisse auch gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>und</strong> notfalls auf Kosten<br />

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Glasl (1999) unterscheidet zwei Konflikttypen: Heiße <strong>und</strong> kalte <strong>Konflikte</strong>.<br />

Heißer Konflikt: Die Parteien e<strong>in</strong>es heißen <strong>Konflikte</strong>s zeichnen sich durch e<strong>in</strong>e heftige<br />

Begeisterungsstimmung aus. Sie s<strong>in</strong>d von Idealen beseelt <strong>und</strong> me<strong>in</strong>en, dass ihre eigene Sache<br />

um vieles besser sei als die <strong>der</strong> Gegenseite. Sie versuchen die eigenen Ideale auf an<strong>der</strong>e<br />

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darum, die Gegenseite zu e<strong>in</strong>em gläubigen Anhänger <strong>der</strong> eigenen Ideale zu machen. Die Ziele<br />

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Vorhaben mit den gegebenen Mitteln verwirklichen. Der Zusammenstoß mit <strong>der</strong> Gegenpartei<br />

ist dabei e<strong>in</strong>e ungewollte Nebenwirkung des eigenen Erreichungsziels: Man möchte nicht die<br />

Gegenseite h<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> frustrieren; wenn sie e<strong>in</strong>em jedoch bei <strong>der</strong> Verwirklichung <strong>der</strong> Ideale<br />

im Wege steht, dann ist die Konfrontation unumgänglich (vgl. Glasl, 1999, S. 70).<br />

Kalter Konflikt: Die kalten <strong>Konflikte</strong> stellen e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Form dar, die weniger<br />

augensche<strong>in</strong>lich auftritt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirkung aber noch destruktiver als heiße <strong>Konflikte</strong> ist.<br />

Anstelle des Feuers <strong>der</strong> Begeisterung begegnet man bei den Konfliktparteien tiefe<br />

Enttäuschungen, e<strong>in</strong>e weitgehende Frustration. Es gibt nichts, wofür sie sich erwärmen o<strong>der</strong><br />

begeistern können. Kalte <strong>Konflikte</strong> s<strong>in</strong>d nicht „latente <strong>Konflikte</strong>“. Es kommt viel mehr zu<br />

e<strong>in</strong>em regen Austausch fe<strong>in</strong>seligen, destruktiven Verhaltens wie <strong>in</strong> heißen<br />

Konfliktsituationen. Die Methoden s<strong>in</strong>d nur an<strong>der</strong>s: sie s<strong>in</strong>d weniger offen sichtbar, viel mehr<br />

<strong>in</strong>direkt, versteckt <strong>und</strong> ungreifbar (ebd., S. 73, 76).<br />

4.2 Instrumente des Konfliktmanagements<br />

Unter Konfliktmanagement kann allgeme<strong>in</strong> die Gestaltung <strong>und</strong> Steuerung von <strong>Konflikte</strong>n<br />

verstanden werden. E<strong>in</strong>e wichtige Rolle für die Konfliktbehandlung spielen auch die E<strong>in</strong>griffe<br />

bzw. Interventionen.<br />

Die Literatur über Konfliktbehandlungs<strong>in</strong>terventionen ist heute schwer zu überblicken.<br />

Oft plädieren die Autoren für bestimmte Interventionsmethoden mit dem Glauben, dass sie

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