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Alltagsbewusstsein, Milieu und Konflikte in der betrieblichen ...

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<strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong>, <strong>Milieu</strong> <strong>und</strong> <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> Lebenswelt 16<br />

3.3 Kont<strong>in</strong>uität <strong>und</strong> Wandel<br />

Die <strong>in</strong> den siebziger Jahren entwickelten Überlegungen zum <strong>Alltagsbewusstse<strong>in</strong></strong> gehen von<br />

e<strong>in</strong>em relativ dauerhaften sozialen <strong>Milieu</strong> aus.<br />

„Es s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em die Bildungsexpansion, die generelle Verbesserung <strong>der</strong><br />

materiellen Lebensbed<strong>in</strong>gungen - beson<strong>der</strong>s deutlich sichtbar beim verfügbaren E<strong>in</strong>kommen<br />

<strong>und</strong> den Wohnverhältnissen -, das wachsende Ausmaß sozialer Sicherheit (was alles dazu<br />

geführt habe, dass dem e<strong>in</strong>zelnen heute wesentlich mehr Handlungsressourcen zur Verfügung<br />

stünden), e<strong>in</strong> anhaltend hohes Niveau vertikaler <strong>und</strong> vor allem horizontaler Mobilität, sowie<br />

<strong>der</strong> rasche technische, berufliche <strong>und</strong> sonstige soziale Wandel (beides mache erklärlich, dass<br />

heute das jahrzehntelange Verharren <strong>in</strong> den gleichen Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

dementsprechende <strong>in</strong>tensive Prägung durch äußere Verhältnisse die Ausnahme darstellen)<br />

[...].“ (Hradil, 1987, S. 53)<br />

In <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Konzerne dagegen wandeln sich die Arbeitsstrukturen <strong>und</strong> Berufsprofile.<br />

Es entstehen neue Hierarchien, white-collar pyramids (Mills, 1955, S. 123), <strong>in</strong> denen Autorität<br />

gefiltert <strong>und</strong> als funktionale Macht im Top-Management verankert wird. Die traditionellen<br />

freien Berufe, etwa Rechtsanwälte, verhed<strong>der</strong>n sich im Geflecht <strong>der</strong> Großorganisationen. Der<br />

Bedarf an Experten für Organisation <strong>und</strong> Informationsverarbeitung sowie für Market<strong>in</strong>g <strong>und</strong><br />

Verkauf wächst enorm. Die neuen Machtpyramiden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt <strong>der</strong> Angestellten<br />

bestimmen <strong>der</strong>en Lebensstile <strong>und</strong> Lebensmilieus. In den Büros f<strong>in</strong>den sich raketengleiche<br />

"Aufsteiger" neben den "fröhlichen Robotern" <strong>der</strong> unteren Etagen. In den Städten entstehen<br />

neue Strukturen metropolitanen <strong>und</strong> suburbanen Lebens. "Statuspanik" diktiert das Verhalten.<br />

Aber auch die Kontexte von Macht <strong>und</strong> Herrschaft verän<strong>der</strong>n sich, anonyme<br />

Organisationsmacht, die Manipulation <strong>der</strong> öffentlichen Me<strong>in</strong>ung, die Formulierung neuer <strong>und</strong><br />

die Umformulierung alter Ideologien im <strong>Milieu</strong> <strong>der</strong> Massenmedien för<strong>der</strong>n die<br />

Orientierungslosigkeit <strong>und</strong> den Abbau <strong>der</strong> civil society (ebd., S. 124).<br />

Auch wenn die <strong>Milieu</strong>-E<strong>in</strong>teilung mit gewissen Unschärfen leben muss, so bietet sie<br />

dennoch Aufschluss über den gesellschaftlichen Wandel.<br />

Wie die jahrzehntelange Trendforschung zeigt, hat sich hier zu Lande e<strong>in</strong>iges getan.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die 90er Jahre haben mit ihrer Ent-Ideologisierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Trennung von<br />

traditionellen Denkschemata viel bewegt. In dieser Zeit s<strong>in</strong>d die Mo<strong>der</strong>nen Performer<br />

entstanden, <strong>und</strong> es hat sich e<strong>in</strong> Wandel zur Genussorientierung vollzogen. Man ist heute<br />

lebenslustig <strong>und</strong> leistungsorientiert. Das war früher <strong>in</strong> dieser Komb<strong>in</strong>ation nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>der</strong><br />

Fall.

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