Download: Thesenpapier (Ausarbeitung) ca. 20 KB / 6 Seiten
Download: Thesenpapier (Ausarbeitung) ca. 20 KB / 6 Seiten
Download: Thesenpapier (Ausarbeitung) ca. 20 KB / 6 Seiten
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Referat: Soziale Beziehungen im Alter<br />
Text von A.Kruse und H.W. Wahl<br />
Einführung:<br />
Es wird von zwei Perspektiven ausgegangen:<br />
1. Perspektive<br />
a) Die Art und Weise, wie ältere Menschen soziale Beziehungen gestalten werden<br />
untersucht. Ältere Menschen werden hier nicht passiv sondern aktiv gesehen.<br />
b) Zusammenhänge zwischen Merkmalen der sozialen Beziehungen und<br />
Merkmalen der psychischen Situation im Alter werden untersucht<br />
2. Perspektive<br />
a) Untersucht die aktive Gestaltung sozialer Beziehungen in der Hinsicht in wie fern<br />
ältere Menschen engagiert und produktiv die Kontakte zu nachfolgenden Generationen<br />
pflegen. Ältere Menschen sind hier nicht nur die „Nehmenden“ sondern auch die<br />
„Gebenden“<br />
Soziale Beziehungen im Alter wurden oftmals mit einer geringen Anzahl sozialer<br />
Kontakte, Defizite im Bereicht emotional zufriedenstellender Interaktion und einem<br />
Rückgang der sozialen Kompetenz im Alter, assoziiert (vgl. die Disengagement-<br />
Theorie von Cumming und Henry).<br />
Gründe für diese Annahmen waren u.a. der Rollenverlust im Alter, gesellschaftliche<br />
Barrieren, reduziertes Potential zur Gestaltung sozialer Beziehungen.<br />
Die Theorie der sozioemotionaler Selektivität (Carstensen und auch Lang):<br />
- Menschen werden zunehmend selektiv in der Wahl ihrer Kontaktpartner<br />
- Gründe: Veränderung der Entwicklungsziele (Jüngere Leute suchen ihre<br />
Kontakte nach informativen Schwerpunkten, sie streben nach Zugehörigkeit und<br />
Information, ältere Menschen nach emotionalen Schwerpunkten, sie streben nach<br />
emotionalem Gewinn der aus der Interaktion mit anderen Menschen erwächst)<br />
1. Perspektive:<br />
1. Die Gestaltung sozialer Beziehungen im Alter<br />
Empirische Studie von Lang und Carstensen mit 156 Personen zwischen 70 und 104<br />
Jahren<br />
Analyse von Zusammenhängen zwischen Alter, der Zusammensetzung des sozialen<br />
Netzwerkes, sozialer Unterstützung und Gefühlen sozialer Eingebundenheit. Zusätzlich<br />
wurde die Größe des Netzwerkes in Bezug auf alte und sehr alte Menschen mit und<br />
ohne Kernfamilie überprüft.<br />
Ergebnisse:<br />
a) mit Kernfamilie:<br />
- Netzwerkgröße war bei sehr alten Menschen nur halb so groß wie bei alten<br />
Menschen<br />
- In der Anzahl sehr enger Beziehungen fanden sich keine Unterschiede<br />
- Platzierten die Angehörigen im innersten der drei vorgegebenen konzentrischen<br />
Kreise, weitere Verwandte und Freunde im mittleren Kreis<br />
b) ohne Kernfamilie<br />
- die Anzahl enger Beziehungen ein besserer Prädikator der erlebten sozialen<br />
Eingebundenheit<br />
1
- Entfernte Verwandte und Freunde fanden sich im inneren Kreis wieder<br />
Die Befunde sprechen dafür, das das Fehlen von Ehepartnern und Kinder keine<br />
unüberwindbares Hindernis für die Erfüllung des Bedürfnisses nach emotionalen<br />
engen Beziehungen darstellt.<br />
Allerdings sind die Beziehungen zur Kernfamilie stabiler und tragfähiger als die<br />
Beziehungen zu anderen Bezugspersonen.<br />
Lang und Tesch-Römer „Modell der selektiven Optimierung und Kompensation“:<br />
Mit 35 Untersuchungsteilnehmern (alle sozial gut integriert und „gut gealtert“,<br />
Unterschiede bestanden nur in der Gesundheit, des Alters) wurden Interviews zum<br />
Handlungswissen geführt. Im Anschluss daran sollten die Personen ein sechstägiges<br />
Tagesprotokoll führen.<br />
Ergebnisse:<br />
a) mit Erkrankung und älter:<br />
- hohe soziale Integration sowohl im Bereich des Kontaktverhaltens als auch im<br />
Bereich des Handlungswissen. Hier treten oftmals Kompensations- ( geringere Anzahl<br />
familiärere Kontakte und sozialer Gruppen) und Selektionsstrategien (größere Anzahl<br />
telefonischer Kontakte) auf.<br />
Lang und Baltes:<br />
Zusammenhänge zwischen sozialen Kontakten, Schwierigkeiten in der Ausübung von<br />
Aktivitäten des täglichen Lebens, Alltagszufriedenheit und selbsteingeschätzter<br />
Autonomie werden untersucht.<br />
Ergebnisse:<br />
- solange keine Schwierigkeiten bei der Ausführung von Aktivitäten des täglichen<br />
Lebens auftraten, ging ein höheres Ausmaß an sozialen Kontakten mit höherer<br />
Alltagszufriedenheit einher.<br />
- die Möglichkeit von generativen Verhalten im Alter wird bereits durch Wahlen und<br />
Entscheidungen, die in der Jugend getroffen wurden, bestimmt (z.B. Heirat, Kinder,<br />
etc.)<br />
2. Positive und negative Auswirkungen sozialer Kontakte auf die Lebenssituation<br />
älterer Menschen<br />
An Pensionären wurde untersucht inwieweit unterschiedliche Arten von sozialen<br />
Beziehungen mit unterschiedlichen Faktoren der Zufriedenheit zusammenhängen.<br />
Ergebnisse:<br />
- Das bloße Vorhandensein von sozialen Beziehungen und die Kontakthäufigkeit<br />
leisten keinen sonderlichen Beitrag.<br />
- Ein höheres Ausmaß an wahrgenommenerer Nähe in sozialen Beziehungen und ein<br />
hoher eingeschätzter Informationswert sozialer Beziehungen hingegen schon.<br />
- Soziale Beziehungen können aber auch negative Effekte hervorrufen<br />
i. Hohe soziale Kosten für ältere Menschen (z.B. bei überbehütenden<br />
Verhältnissen des sozialen Partners; Verlust der Autonomie,<br />
Kompetenz und Reziprozität), auch<br />
„Unselbstständigkeitsunterstützungsskripts“ genannt.<br />
2
Z.B.auch nach Lang & Carstensen:<br />
1. Dysfunktionale Unterstützung (unerwünschte, ineffektive oder<br />
exzessive Unterstützungsleistungen)<br />
2. Als unangenehm oder überfordernd genannte Kontakte<br />
3. Gewalt und Vernachlässigung<br />
4. Antizipierte oder tatsächlich eingetretene Verlusterlebnisse<br />
- diese negativen Kontakte stellen im Alter ein besonderes Risiko für die<br />
psychische Gesundheit dar, z.B. das Hervorrufen von Depressionen.<br />
- Wie jedoch diese negativen sozialen Beziehungen verarbeitet werden ist<br />
allerdings abhängig von<br />
i. der Geschichte dieser Beziehung<br />
ii. den Hilfeleistungen, die in anderen Beziehungen gegeben oder<br />
empfangen werden<br />
iii. Man spricht hier von einer „Unterstützungs-Bank“, so das ein<br />
Ungleichgewicht zwischen Geben und Nehmen entsteht. Allerdings<br />
werden oftmals Geschehnisse aus der Vergangenheit „gut<br />
geschrieben“ oder „aufgerechnet“<br />
Soziale Isolation und subjektives Erleben von Einsamkeit (Ergebnisse der Berliner<br />
Altersstudie):<br />
- Die Beziehung zwischen sozialer Isolation und Einsamkeit wird durch<br />
soziale Verhaltensweisen und kognitive Bewertungsprozesse moderiert.<br />
- Subjektive Gefühle von Einsamkeit sind allerdings nicht die einzigen<br />
Konsequenzen sozialer Isolation.<br />
Partnerschaft und Sexualität (Fragen der Sexualität im Alter wurden in<br />
Deutschland nur selten behandelt)<br />
Fooken differenziert zwischen drei Beziehungsqualitäten in der alten Ehe:<br />
1. verschmolzener Intimität<br />
2. Bezogenheit und Autonomie<br />
3. Nichtintimer Asymmetrie<br />
Zusätzlich unterscheidet er zwischen vier Verlaufsmustern:<br />
1. die Aufrechterhaltung von Asymmetrie, die mit zunehmender emotionalen<br />
Entfremdung einhergeht<br />
2. dem Erreichen von Autonomie und gegenseitiger Bezogenheit<br />
3. der fortgesetzten Aufgabenorientierung<br />
4. der Aufrechterhaltung starker Bezogenheit und Verschmelzung<br />
Fazit: Sexualität scheint im höheren Alter an Bedeutung für Intimität in der Partnerschaft<br />
zu verlieren.<br />
Hingegen ist die Kommunikation über vergangene Sexualität ein guter Prädikator für<br />
eine als zufriedenstellend erlebte Beziehung im Alter.<br />
Sydow führte Untersuchungen mit Frauen der Jahrgänge 1895 – 1936 durch:<br />
Ergebnisse:<br />
- 53% der Befragten sexuell aktiv<br />
- 65% meist gering sexuell interessiert<br />
- ein Drittel der Hochbetagten haben erotische Träume<br />
Weitere Ergebnisse:<br />
3
- die Ausübung von Geschlechtsverkehr nimmt nach dem 60. Lebensjahr deutlich ab<br />
- Sexuelle Selbstbefriedigung hingegen nicht (Gruppe der 70 – 79 Jährigen)<br />
- Das Ende der sexuellen Aktivität wird größtenteils auf den Ehemann zurückgeführt<br />
Unger & Brähle befragten 766 Personen zwischen 61 und 92 Jahren ob sie in den<br />
letzten 12 Monaten Sex gehabt haben:<br />
Ergebnis:<br />
Etwa ein drittel bejahten diese Frage.<br />
Der wichtigste Prädikator von sexueller Aktivität ist das Vorhandensein eines<br />
Ehepartners.<br />
Scheidung nach langjähriger Ehe im mittleren und höheren Erwachsenenalter<br />
- Die Häufigkeit von Ehescheidungen hat in den letzten Jahrzehnten deutlich<br />
zugenommen.<br />
- In etwa 9% aller Scheidungen ist eine Ehe mit einer Dauer von 26 Jahren und mehr<br />
betroffen<br />
Gründe:<br />
- Demographische Faktoren z.B. gestiegene Lebenserwartungen,<br />
Einschränkungen die das Alter mit sich führt, veränderte Wertorientierungen<br />
der Ehe und Scheidung, Erwerbsbeteiligung von Frauen<br />
- Partnerwahl erfolgte in einem Alter, in dem Aspekte wie sexuelle<br />
Attraktivität, Familiengründung, Kindererziehung und Erwerbstätigkeit im<br />
Vordergrund standen. Mit dem Alter treten dann andere Schwerpunkte in<br />
den Vordergrund, die diese Gründe nicht mehr stützen können z.B. bei<br />
Männern eine hohe Beziehungsorientierung und bei Frauen eine stärkere<br />
Autonomieorientierung.<br />
- Können die verbale Kommunikation nicht aufrechterhalten<br />
- Außereheliche Beziehung der Partner<br />
- Intensive Verfolgen der beruflichen Karriere<br />
- Ausgeprägte Dominanz eines Partners<br />
- Unzureichender Respekt<br />
- Unzureichendes Vertrauen<br />
Freundschaft, Alter und Geschlecht<br />
Analyse von Daten der Berliner Altersstudie:<br />
These: Es bestehen geschlechtsspezifische Unterschiede in den Freundschaften älterer<br />
Menschen.<br />
Ergebnis:<br />
- Männer und Frauen unterscheiden sich nicht in der durchschnittlich<br />
genannten Anzahl der Freunde<br />
- Kein Unterschied in der Häufigkeit sozialen Beisammenseins<br />
- Kein Unterschied in der emotionalen Unterstützung<br />
- Männer demonstrieren nicht weniger emotionale Nähe als Frauen<br />
Die Bedeutung sozialer Beziehungen für die Auseinandersetzung mit Aufgaben<br />
und Belastungen<br />
Analyse der Bonner Gerontologischen Längsschnittstudie unter der o.g. Fragestellung.<br />
Soziale Unterstützungsleistung wird definiert als:<br />
4
1. Bitten um Hilfe (Die Versuchsteilnehmer versuchten zuerst mit Problemen allein<br />
zurecht zu kommen. Erst wenn diese misslingt wurden Hilfeapelle eingesetzt)<br />
2. Stiftung und Pflege sozialer Kontakte (Ist im Lebensbereicht Familie am<br />
höchsten (moralische Appelle: ich habe dich groß gezogen, jetzt bist du dran)<br />
3. Sich verlassen auf andere (Hier ist eine alterskorrelierte Zunahme festzustellen.<br />
Das Gefühl, anderen etwas zu bedeuten wirkt sich positiv auf die psychische und<br />
physische Gesundheit aus)<br />
Pflegende Angehörige:<br />
- deutliche Unterschiede zwischen ehelicher und intergenerativer Pflege: pflegende<br />
Ehepartner wiesen ein höheres Ausmaß an Körperbeschwerden und depressiver<br />
Symptomatik auf.<br />
- Mit zunehmender Hilfs- und Pflegebedürftigkeit findet immer mehr eine<br />
Konzentration auf eine Person statt.<br />
2. Perspektive: Soziale Stellung älterer Menschen in intergenerationellen<br />
Beziehungen<br />
Einführung:<br />
Hier geht es um Unterstützungsleistungen, die ältere Menschen für andere erbringen.<br />
Soziale Unterstützungsleistungen älterer Menschen<br />
- Unter den über 60 jährigen leisten <strong>ca</strong>. ein Viertel Netzwerkhilfe für andere Personen<br />
i. Enkelbetreuung<br />
ii. Betreuung von Kindern von Verwandten, Nachbarn, Freunden<br />
iii. Hilfeleistung für Personen im Rentenalter (<strong>20</strong>% der über 50 Jährigen,<br />
17,6% der 70-79 jährigen, 10,9% der 80 jährigen und älter)<br />
iv. Finanzielle Transferleistung (fast jeder dritte der über 70 jährigen mit<br />
Kindern unterstützte in den letzten 12 Monaten mit einem Betrag von<br />
<strong>ca</strong>. 7000 DM (Ergebnisse der Berliner Altersstudie))<br />
Soziale Unterstützungsleistungen und Produktivität des Alters<br />
Staudinger unterscheidet zwischen manueller (Herstellen von Dingen und das Verrichten<br />
von Arbeiten), geistiger (Erteilen von Ratschlägen), emotionaler (emotionale Verfassung<br />
bewirkt positive Ausstrahlung auf andere Menschen, da jüngere Menschen sehen, das<br />
positives Leben auch im Alter möglich ist und dadurch Hoffnung für die Zukunft<br />
schöpfen) und motivationaler (steht in enger Beziehung zu emotionalen Produktivität:<br />
Fähigkeit Ziele und Werte anderer zu beeinflussen) Ausdrucksform psychologischer<br />
Produktivität.<br />
Ältere Menschen können eine positive Zieldefinition jüngerer Menschen fördern.<br />
Nachberufliche Tätigkeitsfelder älterer Menschen<br />
Kohle und Kühnemund unterscheiden vier Haupttätigkeiten nach dem Ausscheiden aus<br />
dem Beruf.<br />
1. Nachberufliche Erwerbstätigkeit<br />
Die BRD bildet das Schlusslicht unter den 5 untersuchten Nationen USA, Kanada,<br />
GB, BRD, Japan, 3,3% de über 65 Jährigen sind noch erwerbstätig.<br />
2. freiwilliges bzw. ehrenamtliches Engagement<br />
5
das freiwillige Engagement hängt von der Logik der Zivilgesellschaft ab. Freiwillige<br />
Tätigkeiten nehmen mit zunehmendem Alter ab allerdings nicht so stark wie in der<br />
Erwerbstätigkeit<br />
3. Betreuung Pflegebedürftiger<br />
In der BRD ist festzustellen, das ältere Männer vor allem ihre Ehefrauen pflegen,<br />
ältere Frauen aber auch Verwandte<br />
4. Betreuung von Enkelkindern<br />
Bei den Frauen ist ein Zusammenhang zwischen der Enkelbetreuung und dem<br />
Gesundheitszustand festzustellen. Bei den Männern hingegen nicht.<br />
Das Engagement ist weiterhin höher ausgeprägt, je höher der soziale Status und<br />
das Bildungsniveau ist.<br />
Fazit: Die Lebenszufriedenheit der Menschen, die im Alter aktiv ist ist höher als die, die<br />
im Alter inaktiv sind.<br />
Allerdings ist die Gesundheit bedeutsamer für die Einschätzung der<br />
Lebenszufriedenheit als das Tätigsein.<br />
Die vier Haupttätigkeiten scheiden sich nicht gegenseitig aus. Festzustellen ist, das<br />
freiwilliges Engagement ein guter Indikator für generelle Aktivitätsbereitschaft zu sein<br />
scheint.<br />
Die sozialen Beziehungen älterer Menschen, können also als gegenseitige<br />
Nutzenbeziehung angesehen werden.<br />
6