ERHARD LUCAS-BUSEMANN Die Ermordung Rosa Luxemburgs ...
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DOPPELMORD 13<br />
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Macht dazu hatte, sogleich realisiert worden. Höchstes<br />
politisches Gremium in der Stadt wurde beim Umsturz 1918<br />
der "Vollzugsrat von Groß-Berlin", zusammengesetzt aus<br />
gleichviel Vertretern von Arbeitern und Soldaten, die<br />
Vertreter der Arbeiterschaft gleichstark unterteilt in SPD- und<br />
USPD-Vertreter. <strong>Die</strong>ser Vollzugsrat hatte Eichhorn zum<br />
Polizeipräsidenten ernannt. Das Vorgehen der preußischen<br />
SPD-Regierung gegen ihn und die verfügte Personalunion von<br />
Innenminister und Polizeipräsident war mithin ein Bruch mit<br />
einem Kernstück des sozialdemokratischen<br />
Kommunalprogramms und ein Rückfall in die Verwaltungspraxis<br />
des Kaiserreichs. Zusätzlich provozierend<br />
wirkte die Arroganz sowohl der Vorladung an Eichhorn als<br />
auch die preußisch-lakonische Entlassungsverfügung. 9<br />
Bevor ich die weiteren Ereignisse schildere, muß ich kurz die<br />
Parteien und Gruppen der radikalen Linken nennen. <strong>Die</strong><br />
USPD kennen Sie bereits. Hier ist nochmals zu unterscheiden<br />
zwischen der USPD als Partei für das ganze Reich und der<br />
USPD in Berlin. Entsprechend gibt es einen Zentralvorstand<br />
und einen Berliner Vorstand. Von der USPD hat sich soeben<br />
die Kommunistische Partei, KPD, abgespalten. Sie ist in sich<br />
zerrissen; auf der einen Seite steht die Führungsgruppe um<br />
<strong>Rosa</strong> Luxemburg und Karl Liebknecht, die einen langen Weg<br />
voller politischer und ökonomischer Kämpfe bis zur<br />
definitiven Revolution vor sich sieht, auf der anderen Seite<br />
9 <strong>Die</strong>s hat Ledebour in seinem Prozeß mit vollkommener Klarheit entwickelt<br />
(S. 43-46), vgl. weiter das Plädoyer des Verteidigers Obuch (S.<br />
723 f.) und des Verteidigers Rosenfeld (S. 742 f.). Arthur Rosenberg, der<br />
diese Quelle noch wirklich gelesen, nicht nur überflogen hat, schreibt<br />
ironisch (Geschichte der Weimarer Republik, Karlsbad 1935, Neuausgabe<br />
von Kurt Kesten Frankfurt 1961, S. 55): "<strong>Die</strong> Theorie von der<br />
kommunalen Polizei ist an sich recht schön, aber in einer revolutionären<br />
Zeit ist der Polizeichef der Hauptstadt nur als Organ der Regierung<br />
denkbar". Rosenberg war Ex-Kommunist radikalster Gangart,<br />
Parteigänger der Fischer-Maslow-Fraktion, Bezüge zur Sozialdemokratie<br />
vor 1914 hatte er nicht.