ERHARD LUCAS-BUSEMANN Die Ermordung Rosa Luxemburgs ...
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8 <strong>ERHARD</strong> <strong>LUCAS</strong>-<strong>BUSEMANN</strong><br />
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der dergleichen sage, gehöre entweder ins Gefängnis oder ins<br />
Irrenhaus. Das go-in verlief dann ziemlich militant, dank der<br />
vielen uniformierten Herren, die die Vorlesung besuchten. Für<br />
mich speziell hatte es das Nachspiel, daß Hillgruber mich mit<br />
solcher Hartnäckigkeit verfolgte, bis hin zu einem persönlich<br />
von ihm veranstalteten Verhör, daß ich am Ende in<br />
universitären Lehrveranstaltungen nicht einmal mehr die<br />
Funktion eines Tutors wahrnehmen durfte.<br />
Der dritte Fall: Paul Levi zehn Jahre nach der <strong>Ermordung</strong><br />
<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburgs</strong> und Karl Liebknechts. In diesen zehn<br />
Jahren sind viele Menschen auf ähnliche Weise ermordet<br />
worden wie die beiden; die genaue Zahl wird nie mehr festzustellen<br />
sein, allein im Ruhrgebiet 1920 sind es mehrere<br />
hundert. Paul Levi, politischer Strafverteidiger <strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
1914, der Mann, mit dem sie in den letzten Jahren ihres<br />
Lebens eine Liebesbeziehung hatte, nach ihrer <strong>Ermordung</strong><br />
Vorsitzender der KPD, zwei Jahre später der erste große Fall<br />
der spektakulären Ausschlüsse aus der kommunistischen<br />
Weltbewegung - Paul Levi also erhielt plötzlich und<br />
unvermutet Gelegenheit, den Doppelmord noch einmal aufzurollen.<br />
Ich muß dazu eine weitere Figur vorstellen: Paul<br />
Jorns. Er war 1919 Untersuchungsführer des Kriegsgerichts<br />
gewesen und hatte damals alles getan, um den Mord zu<br />
vertuschen und die Mörder in Sicherheit zu bringen; inzwischen<br />
war er zum Anwalt am Reichsgericht in Leipzig aufgestiegen.<br />
Jorns also erhob Beleidigungsklage gegen eine Zeitschrift,<br />
die seine Vergangenheit zur Sprache gebracht und<br />
gefragt hatte, wie ein solcher Mann zu diesem Amt am<br />
höchsten deutschen Gericht habe kommen können. Levi<br />
übernahm die Verteidigung des verantwortlichen Redakteurs.<br />
Sein Plädoyer war eine der ganz großen Reden in der<br />
Geschichte der deutschen Sprache. Eine zentrale Stelle darin:<br />
"Der Fall Jorns und Liebknecht-Luxemburg ... das war der erste<br />
Fall, in dem Mörder mordeten und wußten, die Gerichte<br />
versagen. Da begann jener schauerliche Zug von Toten,