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ERHARD LUCAS-BUSEMANN Die Ermordung Rosa Luxemburgs ...

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DOPPELMORD 39<br />

_________________________________________________<br />

Wörterbuch überhaupt nicht. Aber <strong>Rosa</strong> Luxemburg konnte<br />

diese beiden Zeilen offenbar ebenfalls auswendig, und sie<br />

störte sich auch nicht an den Assoziationen, die sich hier<br />

nahelegen. Wer richtet sich rasselnd in die Höhe - ein Ritter<br />

mit Kettenhemd, Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser? Assoziationen,<br />

die uns seltsam erscheinen, die aber durchaus im<br />

Horizont der Gedankenwelt Freiligraths liegen. 26 Und<br />

schließlich noch eine Formulierung in <strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburgs</strong> Text<br />

könnte von diesem Gedicht inspiriert sein, nicht wörtlich, aber<br />

sinngemäß: die Rede von den "stumpfen Schergen". In<br />

Strophe 2 charakterisiert das Gedicht den Gegner: kein Feind,<br />

der in offener Feldschlacht gesiegt hat, sondern einer, der<br />

feige aus dem Hinterhalt den tödlichen Pfeil abgeschossen<br />

hat, "schmutzige Westkalmücken"!<br />

Das zweite Gedicht trägt den Titel "Revolution", geschrieben<br />

1851 unter den Verfolgungen der Reaktion. <strong>Die</strong> Revolution<br />

wird vorgestellt als eine Frau, die zur standrechtlichen Exekution<br />

abgeführt, die ins Zuchthaus gesperrt, die ins Exil<br />

getrieben worden ist. Doch nein, ruft das Gedicht, sie lebt<br />

noch, sie ist frei, sie jammert nicht über ihr Schicksal am Ufer<br />

eines Flusses in fernem Lande! Sie lebt, wo die Macht der<br />

Unterdrücker ein Ende hat, in jedem trotzig denkenden Haupt,<br />

in jedem Menschen mit aufrechtem Gang, in jeder menschlich<br />

fühlenden Brust, in jeder Werkstatt des arbeitenden Volkes, in<br />

jeder Hütte der Armen. Und sie wird wiederkommen, um ihre<br />

Sache siegreich zuende zu führen, sie wird ihren Fuß auf den<br />

Nacken der Unterdrücker setzen und ihre Kronen<br />

zerschmettern. - Das Gedicht steckt voller Anspielungen auf<br />

die Bibel: Israel im Exil, "an den Wassern Babylons saßen wir<br />

26 Vgl. etwa das Gedicht "Im Himmel" von 1844: Der Alte Fritz, auch im<br />

Himmel von seinen Generälen umgeben, verspürt große Lust, auf die Erde<br />

zurückzukehren und sich an die Spitze der Oppositionsbewegung zu<br />

stellen. Oder Friedrich Barbarossa sieht im Kyffhäuser die Hinrichtung<br />

Konradins.

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