ERHARD LUCAS-BUSEMANN Die Ermordung Rosa Luxemburgs ...
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DOPPELMORD 37<br />
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Betrachten wir jetzt nur die letzten Zeilen von Strophe 4. Sie<br />
waren fester geistiger Besitz der sozialistischen Arbeiterbewegung<br />
in Deutschland. "Nun ade - doch nicht für immer ade!<br />
Denn sie töten den Geist nicht, ihr Brüder!" das wurde<br />
unzählige Male unter Bismarcks Sozialistengesetz rezitiert, in<br />
Not und Verfolgung, im Moment der polizeilichen Ausweisung,<br />
der Inhaftierung, der Auswanderung aus Deutschland.<br />
"Sie töten den Geist nicht, ihr Brüder" - das wurde dann<br />
nach dem Sozialistengesetz immer wieder von Arbeiterführern<br />
in großen öffentlichen Reden zitiert, wenn sich die<br />
Situation zuspitzte, in der Zeit des Kaiserreichs und dann<br />
weiter in der Weimarer Republik, so in der bedrohlichen<br />
Krise im Herbst 1923, als das Schicksal der Republik am<br />
seidenen Faden hing und das erste Ermächtigungsgesetz beschlossen<br />
wurde, wo Rudolf Breitscheid im Reichstag, zur<br />
rechten Seite des Hauses gewandt, ausrief: "Sie können gegen<br />
die Träger der Ideen mit Maschinengewehren und Ihren<br />
sonstigen Gewaltargumentationen zu Felde ziehen, Sie können<br />
uns das Leben rauben; aber die Ideen werden leben. 'Sie<br />
töten den Geist nicht, ihr Brüder!' Von Marx wird man reden,<br />
seine Grundideen werden zum Siege gekommen sein, wenn<br />
die Spuren unserer und Ihrer Gräber längst vom Winde<br />
verweht worden sind. Ihr hemmt uns, doch Ihr zwingt uns<br />
nicht!" 24 Oder ein anderes Beispiel, direkt zu unserem Thema<br />
gehörig: ein Foto von der feierlichen Beerdigung <strong>Rosa</strong><br />
<strong>Luxemburgs</strong>. Auf dem Schild rechts ist zu lesen: "Ihr tötet<br />
wohl den Leib, doch der Geist lebt unter uns fort".<br />
24 Verhandlungen des Reichstags. Stenographische Berichte, Bd. 361, Berlin<br />
1924, S. 11958 A (Sitzung vom 8. Okt. 1923).