ERHARD LUCAS-BUSEMANN Die Ermordung Rosa Luxemburgs ...
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DOPPELMORD 31<br />
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Sonntag würde es in den Straßen beim Schauhaus zu großen<br />
Menschenansammlungen und heftigen Demonstrationen<br />
kommen. Unruhen seien als sicher anzunehmen,<br />
Blutvergießen werde notwendig, und bei der Gewitterstimmung,<br />
die in Berlin herrschte, sei nicht abzusehen,<br />
was folgen könnte". 20<br />
Noske schlägt die Absperrung der Straßen um das Leichenschauhaus<br />
durch Militär vor. Das genügt den beiden nicht. So<br />
läßt er noch in der Nacht die Leiche in das Militärlager<br />
Zossen überführen. Nach seiner Vorstellung soll dort auch die<br />
Beerdigung erfolgen: "dort konnten die Kommunisten, wenn<br />
sie demonstrieren wollten, sich nur blutige Köpfe holen".<br />
Aber am nächsten Tag bekommt er Schwierigkeiten mit der<br />
Justiz, die sich diesen Eingriff in ihre Befugnisse nicht<br />
gefallen läßt; sie setzt die Rücküberführung der Leiche nach<br />
Berlin durch. 21 14 Tage später wird <strong>Rosa</strong> Luxemburg in einem<br />
endlosen, ernsten, von keinerlei Gewalttätigkeiten begleiteten<br />
Trauerzug zu Grabe getragen.<br />
Was hat Noske, Eugen Ernst und Wolfgang Heine in jener<br />
Nacht umgetrieben? Wirklich nur die Angst vor Demonstrationen<br />
und sogenannten Ausschreitungen?<br />
4. <strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburgs</strong> politisches Testament<br />
<strong>Rosa</strong> Luxemburg an Clara Zetkin in Stuttgart, 11. Januar, der<br />
letzte Brief, den wir von ihr besitzen.<br />
"Liebste Klara, heute erhielt ich Deinen ausführlichen<br />
Brief, kam endlich dazu, ihn in Ruhe zu lesen und,<br />
was noch unglaublicher: ihn zu beantworten. Es ist<br />
20 Gustav Noske: Erlebtes aus Aufstieg und Niedergang einer Demokratie,<br />
Offenbach 1947, S. 85.<br />
21 S. 85 f.