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ERHARD LUCAS-BUSEMANN Die Ermordung Rosa Luxemburgs ...

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DOPPELMORD 25<br />

_________________________________________________<br />

sich einer wachsamen und hochpluralistischen Presse<br />

gegenüber, die ihnen eine Erklärung abverlangt. Dazu gleich.<br />

Eine genaue Schilderung des Doppelmordes, wie er nach einem<br />

Monat trotz aller Vertuschungsversuche rekonstruiert<br />

werden konnte, ist im Textanhang abgedruckt.<br />

Am nächsten Tag bringt die Presse eine amtliche Darstellung,<br />

ausgearbeitet vom Pressesprecher der Division (ebenfalls im<br />

Textanhang). Zentral für diesen Text ist die Behauptung, daß<br />

das Hotel von einer großen Menschenmenge umlagert wurde,<br />

die von Mordlust gegen die beiden Verhafteten erfüllt war.<br />

Trotz verzweifelter Anstrengungen der Offiziere waren<br />

schwere Gewalttaten der Menge nicht zu verhindern.<br />

Liebknechts Tod im Tiergarten fällt dann unter die Formel<br />

"auf der Flucht erschossen", während bei <strong>Rosa</strong> Luxemburg die<br />

mordlüsterne Menge unerwartet an einer zweiten Stelle<br />

auftaucht, sie der Begleitmannschaft entreißt und mit ihr in<br />

der Dunkelheit verschwindet. In Wirklichkeit waren alle<br />

Zufahrtsstraßen zum Hotel hermetisch abgeriegelt gewesen.<br />

Lügen erfinden und sie mit dem Stempel "amtlich" versehen<br />

über die Presse verbreiten, das hatten diese Männer im Krieg<br />

gründlich gelernt.<br />

Lüge - das ist freilich nur die eine Seite, die auf die äußere<br />

Realität bezogene. Nach der Methode von Klaus Theweleits<br />

"Männerphantasien" müssen wir aber auch nach der psychosomatischen<br />

Realität fragen, und da sagt der Text die Wahrheit.<br />

<strong>Die</strong> mordlüsterne Menge - die tobt in diesen Männern<br />

selbst; sie fühlen sich zerrissen vom Gegensatz zwischen dem<br />

anerzogenen Gebot: wehrlose Gefangene müssen beschützt<br />

werden, und der eigenen Mordlust. Wenn wir uns das vorstellen:<br />

zuletzt verschwindet die Menge mit <strong>Rosa</strong> Luxemburg<br />

in der Dunkelheit - welch ein Symbol!

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