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10.11 Univerbicrte Phrascologismen<br />

Gerade bei den wenig auffälligen (z. B. adverbialen) Phrascologismen kommt<br />

es häufiger vor, daß in den älteren Texten Wortkomhinationbn auftreten, die als<br />

Phraseologismen zu bewerten sind, die aber heute nur noch als univerbieite Einheiten<br />

bekannt sind, z. B.:<br />

Daß das Wort vorderhand (Duden GW: besonders schweizerisch, sonst<br />

veraltend, 'einstweilen, zunächst [einmal], vorläufig") aus der Wprtkombination vor<br />

der Hand entstanden ist, ist einem heutigen Sprecher wohl kaum mehr bewußt. (Das<br />

zeigt schon die Aussprache, bei der vorder als Einheilj rcalisierl wird, die eher an das<br />

Adjektiv vorder anzuschließen wäre.) Im „Kohlhaas" linden wir noch die ältere<br />

Formulierung, die damals - wie der Kontext erkennen läßt -bereits eine nichtwörtliche<br />

Bedeutung aufwies und damit wohl als phraseologisch gelten muß:<br />

(...) antwortete der Freiherr, die Farbe im Gesicht wechselnd, indem er eine<br />

Rede zu verschlucken schien: „er würde wohl tun, wenn er sich still in seinem Hause<br />

hielte, und den Schmaus bei dem Lockcwitzer Amtmann vor der Hand noch<br />

aussetzte." (Kleist, 79)<br />

10.12 Fazit<br />

Bei den meisten Phraseologismen, die uns in den Texten! vor und um 1800<br />

begegnet sind, haben wir den Eindruck, daß wir sie mehr oller weniger verstehen,<br />

da wir sie an das heulige Lexikon und heutige Phraseologie anschließen können.<br />

Der Eindruck ist aber vielfach trügerisch. Am wenigsten problematisch sind<br />

eigentlich diejenigen Ausdrücke, die unx gar nicht mehr bekannt sind. Denn in<br />

diesen Fällen suchen wir im Kontext nach he fendeji Hinweisen, und diese lassen<br />

sich manchmal linden. Wenn keine solchen Hinweise vorhanden sind, sind wir<br />

gezwungen, Wörterbücher zu konsullierqn. Viel schwieriger ist es mit den kleinen<br />

semantischen Verschicbungen, die bei vielen Phraseologismen stattgefunden<br />

haben. Bei sehr genauer Lektüre entdeckt man vielleicht die allenfalls<br />

vorhandenen subtilen Hinweise im Kontoxt. Bei weniger intensiver Lektüre jedoch<br />

müssen sich auf Schritt und Tritt It'ichte Mißverständnisse einstellen. Ein leichter<br />

Verfremdungseffekt entsteht durch die vielfältigen kleineren Abweichungen im<br />

morphosyntaktischen und lexikalischen Bereich. Zwar glauben wir mehr oder<br />

weniger zu verstehen, was gemeint ist, aber wir würden es üblicherweise nicht in<br />

genau dieser Formulierung sagen.<br />

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