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Er ließ einen Knecht bei ihnen zurück, versah ihn mit Gel I, ermahnte ihn. die<br />

Pferde, bis zu seiner Zuriickkunfl. wohl in acht zu nehmen (...') (Kleist, 7)<br />

Schon damals warder Ausdruck stark phraseologisiert, Worauf auch die<br />

(originale) Kleinschreibung hindeutet, aber er hatte noch eilten größeren<br />

semantischen Spielraum als heute. An Objektstelle konnten z. B. Pferde auftreten.<br />

Das wäre in unserem Sprachgebrauch nicht mehr möglich.<br />

Adelung unter „Acht":<br />

Die Acht, ein Substantiv, welches nur im Singular, und zwar größten Tlicils<br />

ohne Artikel, auch nur mit den Vcrbis haben, nehmen, geben, laksen und fallen<br />

üblich ist. Es bedeutet, 1. Wahrnehmung und Bewußtsein. (...) Ehvusiw einem in<br />

Acht nehmen. gewahr werden. (...) Diese Bedeutung fängt an. selten zu werden, und<br />

wird wohl nur noch zuweilen im gesellschaftlichen Umgänge gehöret. 2<br />

Aufmersamkeit, sornlal-tige Beobachtung. (...) 1. Sorgfalt (...)<br />

Die Auskunft der heutigen Wörterbücher ist allerdings nicht so eindeutig: Das<br />

Wort Acht ist im heutigen Deutsch nicht mehr frei verwendbar. Duden GW setzt<br />

zwar ein Lemma Acht 'Aufmerksamkeit', bemerja aber einschränkend: „nur in<br />

bestimmten Wendungen, daher als Substantiv vtrblaßt und meist klein geschrieben".<br />

Unter den in Duden GW aufgerührten Phraseologismen finden sich etw. in acht<br />

nehmen 'vorsichtig, sorgsam behandeln' und sich in acht nehmen 'vorsichtig sein,<br />

aufpassen". Für etw. in acht nehmen werden keine Beispiele gegeben, so daß man<br />

annehmen müßte, i'ür die Objektstelle gäbe es keine semantische Beschränkung, also<br />

seien auch Pferde dort einselzbar. Duden 11 führt ebenfalls die beiden Ausdrücke als<br />

separate Eintrüge auf und gibt zu etw. in acht nehmen die Beispiele: „Wenn Sie mit<br />

ihm tanzen, nehmen Sie Ihre Füße in acht! Ich schließe die Tür, nehmt eure Finger in<br />

acht!" Schemann (1993) markiert den Ausdruck als „veraltend selten" und gibt (ohne<br />

Quellenangabe) das Beispiel: „So einen hochsensiblen Apparat muß man natürlich in<br />

acht nehmen. Wenn man damit nicht schonend umgeht, ist er im Nu kaputt."<br />

Aus dem älteren Beleg, den Einträgen in den heutigen Wörterbüchern und<br />

meiner eigenen Sprachkompetenz möchte ich folgenden Schluß ziehen: Der Phraseologismus<br />

hieß ursprünglich etw./jmdn. in acht nehmen. Er spaltete sich in zwei<br />

(allerdings semantisch nahe beieinander liegende) Ausdrücke: Der eine -mit Objekt<br />

- wurde eingeschränkt auf die Besetzung mit dem Reflexivpronomen sich<br />

und blieb in dieser Form bis heute lebendig, der andere - mit Objekt <br />

- veraltete und ist heute kaum mehr gebräuchlich.<br />

Eine unscheinbare, aber doch deutliche Bedeutungsveränderung liegt im<br />

folgenden Beleg vor:<br />

Sie lag noch an seinem Halse; er schloß sie aufs neue in seine Arme und<br />

drückte einen lebhaften Kuß auf ihre Lippen; aber auch im Augenblick lag er zu ihren<br />

Füßen, drückte seinen Mund auf ihre Hand und rief: Charlotte, werden Sie mir<br />

vergeben? (Goethe, Wahlverwandtschaften, 90)<br />

Im Augenblick heißt in unserer heutigen Sprache 'jetzt, momentan', in Goethes<br />

Text aber ist das gemeint, was wir heute mit im gleichen Augenblick ausdrücken<br />

würden.<br />

Einen interessanten Beleg für eine Verschiebung im konnotativen Bereich<br />

stellt der Ausdruck eine milde Gabe im folgenden Text dar:<br />

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