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Bereich der Kollokationen registrieren (vgl. 1.3.4.3; zahlreiche Beispiele auch bei<br />

Eispaß 1998, 217 ff.). Im Vergleich mit der Situation um 1800 haben es die heutigen<br />

Sprecher und Schreiber schwerer: Statt eines kleinen Sets von Verben, die in<br />

Kollokationen mit Substantiven eintreten, müssen sie jeweils das spezifische (das<br />

„treffende") Wort finden. Bei Aufsehen z. B. müssen sie genau das Verb erregen<br />

finden, etwas anderes kommt nicht in Frage.<br />

Die Geschichte dieses phraseologischen Bereichs ist leider noch so gut wie<br />

unbearbeitet, so daß man nicht einmal Vermutungen aufstellen kann, wie die<br />

Entwicklung von den unspezifischen zu den spezifischeren Verben vor sich gegangen<br />

ist und ob sich heute eventuell wieder ein Wandel/zu unspezifische-ren<br />

Verbindungen abzeichnet.<br />

10.7 Phraseologismen mit morphosyntaktischen Differenzen<br />

Der deutlichste Fall liegt vor bei Ausdrücken, die hei te morphosyntaktische<br />

Anomalien aufweisen, sich in den alteren Texten abei noch als grammatisch intakt<br />

präsentieren:<br />

Ich kenne viele Leute von der Art, die durchaus, wenn sie sich in vorteilhaftem<br />

Lichte zeigen sollen, der Mittelpunkt sein müssen, um wc lchen sich alles dreht (...)<br />

Sie handeln vortrefflich (...), sobald sie es allein sind, an die man sich wendet (...);<br />

aber klein, niedrig, rachsüchtig und schwach, sobald sie btiReihc und Gliedern steint<br />

sollen (...) (Knigge, 67)<br />

Der Kontext zeigt, daß der Ausdruck syntaktisch und semantisch noch völlig<br />

durchsichtig gewesen sein muß, während heute in Rein und Glied (Duden 11 'in<br />

strenge[r] Ordnung') idiomaüsiert erscheint, insbesondere wegen der Festlegung auf<br />

die Singularformen. (Das Substantiv Glied ist in freier Verwendung als 'Reihe einer<br />

angetretenen Mannschaft' noch bekannt, ferner in phraseologischen Verbindungen<br />

wie im Glied stellen, im ersten Glied stehen, das auch metaphorisch verwendet wird,<br />

vgl. Duden GW unter Glied.)<br />

Morphologische Verfestigung zeigt sich häufig in der Fixierung einer Artikelform.<br />

Dabei kommen in der heutigen Phraseologie meljr verschliffene („kliti-sierte")<br />

Formen vor als in der älteren:<br />

(...) dann toben sie [nämlich: cholerisch-phlegmatische Mfcnschen] wie wilde<br />

Tiere umher, fallen mit der Tür in das Haus und verderben alles c urch rasendes<br />

Ungestüm (Knigge, 89)<br />

[heute: ins Haus...]<br />

(...) daß man zuweilen lange Zeit hindurch gar nicht gestimmt sei, seine<br />

Gedanken in Ordnung auf das Papier zu bringen (Knigge, 220)<br />

[heute: aufs Papier, nach Duden 11 gibt es heute etw. aufl Papier weifen und<br />

etw. zu Papier bringen]<br />

Ein Phraseologismus kann auch auf die artikellose Form festgelegt sein, z. B.<br />

Platz nehmen, gegenüber der älteren Möglichkeit, z. B. e n Possessivpronomen<br />

voranzustellen und damit auf einen bestimmten Platz zuireferieren:<br />

Bei Tafel mußte er neben ihr seinen Platz nehmen (Goelhe<br />

Wahlverwandtschaften, 153) [Der Satz enthält zusätzlich noch den heute nicht mehr<br />

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