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(2) Durch pars pro toto-Ersatz bedingte Metonymien:<br />

- Dem Wort Bein >Ober- und Unterschenkel unterliegt eine metonymische<br />

Entwicklung von der ursprünglichen Bedeutung >Knochcn< ausgehend (vgl. Nase)<br />

11.2 Der Menschenkörper als Bildgeber und Bildempfänger<br />

11.2.1 Anthropomorphische Metaphern<br />

Körperteilbezeichnungen zeigen eine Tendenz zur Bildung von<br />

metaphorischen Sekundärbedeutungen, die sich auf mit Körperteilen Ähnlichkeit<br />

aufweisende Objekte oder Erscheinungen beziehen. Das Studium dieser<br />

Übertragungsart hat das Interesse von einigen Sprachwissenschaftlern wie Ullmann<br />

geweckt. Die sogenannte »anthro-pomorphic metaphor« (Ulimann, 1966, S. 241)<br />

bietet augenfällige Parallelismen in verschiedenartigen Sprachen, was diesen Autor<br />

zu ihrer Betrachtung als »semantic universal« geführt hat:<br />

eng. the neck of a bottle; the eye of a needle; the lungs of a town; aber auch:<br />

the blow of a hill; the heart of the matter; the sinews of a war, the mouth of a river,<br />

etc.<br />

dt. Hals (der Flasche); Kopf (des Nagels); Lungen (der Stadt); aber auch:<br />

Schenkel (des Dreiecks), Arm (des Hebels), Kopf (des Briefes), etc.<br />

Nach Sperbers Terminologie stehen wir bei solchen Übertragungsfällen vor<br />

Expansionsvorgängen aufgrund emotionaler Ladung. In seiner psycholinguistischen<br />

Theorie betont Sperber die Rolle von Nebensinn und Gefühlswert als Ursache des<br />

Bedeutungswandels.9 Diese These erkläre die häufige Erscheinung von<br />

anthropomorphischen Metaphern im Sprachsystem, insofern als sich der Mensch<br />

seines eigenen Körpers als Bildgeber schon immer bedient hat, um seine Umgebung<br />

zu kennzeichnen. Ullmann (1970, S. 242) bezieht sich auf dieses Phänomen auch mit<br />

der Bezeichnung Anthropomorphismus (ebenso Fritz, 1974, S. 24); Schmidt (1985, S.<br />

216) benutzt dafür Personifizierung und führt in dieser Hinsicht aus (S. 217):<br />

»So hat die Brücke einen Kopf, die Flasche einen Hals, der Hebel Arme, der<br />

Krug einen Bauch, der Zirkel Schenkel, das Ofenrohr ein Knie, der Tisch Beine, der<br />

Berg einen Fuß, einen Rücken und eine Nase, der Schuh eine Zunge, der Spielwürfel<br />

Augen, der Schlüssel einen Bart.«<br />

Einer der ersten, der sich mit dieser produktiven Art von anthropomorphischen<br />

Metaphern beschäftigte, war der italienische Philosoph Giambattista Vico. In seinem<br />

Scienza Nuova weist er darauf hin, dass der »unwissende« Mensch sich durch die<br />

Schaffung solcher Metaphern in den Mittelpunkt des Universums stellt. Besonders<br />

der primitive, aber auch der moderne Mensch beurteilt seine Umwelt zunächst nach<br />

seinem eigenen Ich, so dass die Sprache dadurch einen deutlichen<br />

anthropomorphischen Charakter gewinnt. Nase wird beispielsweise laut des<br />

semantischen Merkmals >bei Menschen als Gesichtsvorsprung ausgebildet< auf den<br />

Bug eines Schiffes, Flugzeugs, auf den vorderen Teil eines Autos übertragen. Parallel<br />

zur fortschreitenden Mechanisierung unserer Umwelt müssen ständig neue<br />

Gegenstände benannt werden, wobei metaphorisch gebrauchte<br />

Körperteilbezeichnungen bei Wagenmotorteilen (Gelenkwelle, Zylinderkopf<br />

Zahnkette, das Gerippe des Fahrwerks u.a.) häufig zu beobachten sind. Das ist<br />

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