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34<br />

Petersburg geraubt worden war, ist in Essen zu sehen. „Das vielleicht berü hmteste<br />

Zimmer der Welt ist damit erstmals seit seinem Verschwinden wieder vollständig erlebbar“,<br />

erklärte ein Sprecher der Essener Ruhrgas AG. Die Gasgesellschaft sponsert derzeit mit<br />

rund sieben Millionen Mark die exakte Wiederherstellung des Bernsteinzimmers, das 2003<br />

im Katharinenschloss von Zarskoje Selo vollendet sein soll.<br />

Ein begehbares Computermodell aus vielen Millionen elektronischen Daten, das auf<br />

vier Leinwande projiziert wird, bildet im Essener Ausstellungszentrum Cube die kostbaren<br />

Bernsteinvertäfelungen exakt und scheinbar plastisch nach. Ein besonderes Problem sei<br />

dabei die Vielfarbigkeit der zwischen Honiggelb und Dunkelbraun schimmernden<br />

ungezählten Bernsteinplättchen gewesen. Per Joystick kann der Besucher bis zum<br />

15.September dreimal täglich sogar durch den „historischen“ Raum schweben und dabei<br />

gleichsam aus der Perspektive einer Fliege das mit Möbeln, Konsolen und einer kleinen<br />

Standuhr in den Zustand von 1760 versetzte Kabinett begutachten.<br />

Text X<br />

Die Bernstein-Zimmermä nner<br />

Wladimir Domratschow ist, wie jeder große Handwerker, ein kleiner Philosoph: „Im<br />

Grunde sind die Restaurateure nichts anderes als Ä rzte. Nur legt man uns Patienten auf den<br />

Operationstisch, die bereits 90 Jahre im Buckel haben – und wir sollen ihr Leben dann um<br />

weitere 50 verlängern. Besser, man schafft dann gleich einen neuen Menschen.“<br />

Beziehungsweise ein neues Stü ck Kunst – und mit nichts anderem ist der Elektriker und<br />

studierte Designer seit ü ber zwanzig Jahren beschäftigt: Er arbeitet an der Rekonstruktion<br />

des Bernsteinzimmers. Jener historischen Glitzerkammer, der w ährend der vergangenen 300<br />

Jahre von „legendär“ ü ber „achtes Weltwunder“ bis „mysteriö s“ so ziemlich alle Attribute<br />

verliehen wurden, die menschliches Erstaunen signalisieren.<br />

Text XI<br />

Eine Handvoll Menschen um den Alex<br />

Am Alexanderplatz reißen sie den Damm auf für die Untergrundbahn. Man geht auf<br />

Brettern. Die Elektrischen fahren ü ber den Platz die Alexanderstraße herauf durch die<br />

Mü nzstraße zum Rosenthaler Tor. Rechts und links sind Straßen. In den Straßen steht Haus<br />

bei Haus. Die sind vom Keller bis zum Boden mit Menschen voll. Unten sind die Läden.<br />

Destillen, Restaurationen, Obst- und Gemü sehandel, Kolonialwaren und Feinkost,<br />

Fuhrgeschäft, Dekorationsmalerei, Anfertigung von Damenkonfektion, Mehl und<br />

Mü hlenfabrikate, Autogarage, Feuersozietät: Vorzug der Kleinmotorspritze ist einfache<br />

Konstruktion, leichte Bedingung, geringes Gewicht, geringer Umfang. – Deutsche<br />

Volksgenossen, nie ist ein Volk schmählicher getäuscht worden, nie wurde eine Nation<br />

schmählicher, ungerechter betrogen als das deutsche Volk. Wißt ihr noch, wie Scheidemann<br />

am 9. November 1918 von der Fensterbrü stung des Reichstags uns Frieden, Freiheit und<br />

Brot versprach? Und wie hat man das Versprechen gehalten! – Kanalisationsartikel,<br />

Fensterreinigungsgesellschaft, Schlaf ist Medizin, Steiners Paradiesbett. – Buchhandlung,<br />

die Bibliothek des modernen Menschen, unsere Gesamtausgaben führender Dichter und<br />

Denker setzen sich zusammen zur Bibliothek des modernen Menschen. Es sind die gro ßen<br />

Repräsentanten des europäischen Geisteslebens.

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