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Ф ЕДЕРАЛ ЬНОЕ АГЕНТСТВО ПО ОБРАЗО ВАНИЮ<br />

ВОРО НЕЖ СКИЙ ГОСУДАРСТВЕННЫЙ УНИВЕРСИТЕТ<br />

УЧЕБНОЕ ПОСОБИЕ<br />

ПО ЛЕКСИКОЛОГИИ НЕМЕЦКОГО ЯЗЫ КА<br />

для студентов-германистов III курса д/о и III курса в/о<br />

Специальность - 022600 «Т еория и методика преподавания иностранны х<br />

язы ков и культур»<br />

ВОРО НЕЖ – 2006


2<br />

Утверждено научно-методическим советом факультета<br />

романо-германской филологии<br />

Протокол № 1 от 23 января 2006 г.<br />

Составители: Быкова О .И .<br />

Молчанова Л .В .<br />

Учебное пособие подготовлено на кафедре немецкой филологии факультета<br />

романо-германской филологии и предназначено студентам- германистам,<br />

обучающимся по специальности 022600 «Т еория и методика преподавания<br />

иностранны х язы ков и культур» при самостоятельном изучении тем курса<br />

лексикологии немецкого язы ка (учебная дисциплина ОПД.Ф .02.3):<br />

«Словообразование», «Изменение значения слова», «Ф разеология<br />

современного немецкого язы ка», «Социальная и профессиональная<br />

дифференциация лексики».<br />

Методические указания к каждой теме содержат план для самоподготовки,<br />

список обязательной и дополнительной литературы , проблемны е задания<br />

познавательно-п оискового и познавательно-исследовательского характера,<br />

тесты .


Thema I: Die Wortbildung<br />

3<br />

Primä rliteratur<br />

1. Ольш анский И .Г . Лексикология: Современны й немецкий язы к / И .Г .<br />

Ольш анский , А.Е . Г усева.- М .: Академия, 2005. – С . 98 - 123<br />

2. Степанова М .Д . Лексикология современного немецкого язы ка: Учеб . пособие<br />

для студ. высш . учеб . заведений / М .Д . Степанова, И .И . Черны шева. - M.:<br />

Академия, 2003. – С . 78-121<br />

3. Iskos, A.. Ü bungen zur deutschen Lexikologie / A. Iskos, A. Lenkova. - Leningrad,<br />

1970. - S. 10-26<br />

4. Schmidt, W. Deutsche Sprachkunde/ W. Schmidt. - Berlin, 1974. - S. 344<br />

Sekundä rliteratur<br />

5. Девкин В .Д . Занимательная лексикология: (Worthumor/Язы к и юмор) / В .Д .<br />

Девкин. – М .: Г уманит. Изд. Центр ВЛАДОС, 1998. – 312 с.: ил.<br />

6. Fleischer, W. Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache / W. Fleischer. - 3.<br />

ü berarb. Aufl. - Leipzig, 1974. - S. 53-64<br />

7. Kü hn, I. Lexikologie: eine Einfü hrung / I. Kü hn. – Tü bingen: Niemeyer, 1994. – 127<br />

S.<br />

8. Schippan, Th. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache / Th. Schippan. –<br />

Leipzig, 1984. - S. 102-116<br />

9. Stepanova M.D. Grundzü ge der deutschen Wortbildung / M.D. Stepanowa, W.<br />

Fleischer. - Leipzig, 1985. - S. 36-49, 76-81<br />

I. Informieren Sie sich ü ber folgende Problematik.<br />

1. Die Wortbildungslehre in der Germanistik.<br />

2. Die Modellierung in der Wortbildung. Die Grundwortbildungsmodelle des<br />

Deutschen:<br />

a) Wurzelwö rter;<br />

b) implizite Wortbildung (Wortartwechsel);<br />

c) Ableitung (präfixale, suffixale, präfixal-suffixale);<br />

d) Zusammensetzung (Kompositum): determinative, nicht determinative<br />

Komposita, Komposita mit Restelement;<br />

e) affixale Ableitung mit einem Restelement oder einer Pseudowurzel.<br />

3. Wortbildungsstrukturen als Varianten der Grundmodelle:<br />

a) Initial- und Kurzwö rter;<br />

b) Zusammenbildungen;<br />

c) Strukturen mit Halbaffixen und Komponenten mit hoher Frequenz.<br />

Aufgabe I. Charakterisieren Sie drei Grundlinien in der Wortbildungslehre der<br />

gegenwärtigen deutschsprachigen Germanistik: strukturelle, inhaltsbezogene, strukturellsemantische<br />

Wortbildungslehre.<br />

Aufgabe II. Ergänzen Sie die unten gegebene schematische Ü bersicht ü ber die<br />

Grundwortbildungsarten des Deutschen.


√ Ableitung<br />

Determinative<br />

Z.<br />

eigentliche<br />

√<br />

√ Explizite<br />

A.<br />

√<br />

K. mit<br />

Restelement<br />

√<br />

Präfixale A.<br />

Suffixale A.<br />

4<br />

Wortbildungsarten<br />

√<br />

√<br />

√<br />

√<br />

√ Zusammenbildung<br />

Initialwö rter<br />

Silbenwö rter<br />

√<br />

√<br />

Aufgabe III.<br />

1) Analysieren Sie die wortbildende Struktur folgender Wö rter.<br />

2) Stellen Sie verschiedene Ableitungstypen fest.<br />

Wö rter Ableitungstyp<br />

1. verlängern<br />

2. das Geheule expl. präfixal-suff. Abl.<br />

3. vorbildlich<br />

4. das Schreibzeug<br />

5. der Gesang<br />

6. die Unabhängigkeit<br />

7. hö flich<br />

8. die Kunst<br />

9. eisern<br />

10. der Seemann<br />

11. die Rede<br />

12. das Gerede<br />

13. die Rederei<br />

14. der Stand<br />

15. die Tat<br />

Aufgabe IV.<br />

Analysieren Sie folgende abgeleitete Wörter: bestimmen Sie die Affixe und den Weg der<br />

Bildung dieser Wö rter, achten Sie auf unproduktive Suffixe.<br />

Absicht, Vernunft, Predigt, Kunst, Jugend, Tugend, Schicksal, R ätsel, Tracht, Überbleibsel<br />

Aufgabe V.<br />

1) Finden Sie determinative und nichtdeterminative Komposita.<br />

2) Bestimmen Sie die Art der nichtdeterminativen Komposita (kopulative K.,<br />

Imperativnamen). Fü llen Sie die Tabelle aus.<br />

Lederschü rze, Kleiderschü rze, fü nfhundert, fü nfzehn, eiskalt, naß kalt, Stelldichein,<br />

Ballkleid, Freundfeind, Springinsfeld, Sü dwest, rotgelb, pechschwarz, Jackenkleid,<br />

Schwanzwö rter<br />


5<br />

Vergissmeinnicht, hundertfü nf, Erzfeind, Arbeitstag, Stichpunkt, Langeweile,<br />

Tischleindeckdich<br />

3) Welche Bedeutungsbeziehung zwischen den Wortbildungskomponenten<br />

(Unterordnung bzw. Beiordnung) liegt den determinativen und nichtdeterminativen<br />

Zusammensetzungen zugrunde?<br />

Determinative Zusammensetzung nichtdeterminative Zusammensetzung<br />

eigentliche nicht eigentliche kopulative Z. Imperativnamen<br />

Aufgabe VI. In welchen Beispielen sind die Konstituenten einander unter- bzw.<br />

beigeordnet?<br />

Wörter einander<br />

einander<br />

untergeordnet beigeordnet<br />

weißrot<br />

dunkelblau<br />

Baden-Wü rtemberg<br />

Arztsekretärin<br />

Spielermaterial<br />

bürgerlich-realistisch<br />

Dichterkomponist<br />

taubstumm<br />

süßsauer<br />

naßkalt<br />

Südost<br />

Ostwind<br />

X<br />

Aufgabe VII.<br />

1) Leiten Sie mit Hilfe der Suffixe – ig, -lich, -isch, -e(r)n Adjektive von folgenden<br />

Substantiven ab.<br />

2) Beachten Sie, dass einige wortbildende Suffixe bedeutungsrelevant sind. Erschließen<br />

Sie die Bedeutung der adnominalen Adjektive.<br />

Lust, Mut, Tag, Mund, Glas, Silber, Gold, Stadt, Dorf, Bauer, Rose, Kind, Weib, Herr,<br />

Himmel, Erde, Heim, Sinn, Verstand<br />

-ig -lich -isch -e(r)n


6<br />

Aufgabe VIII. Bestimmen Sie Wortbildungsmodelle folgender Wö rter. Welche Besonderheit<br />

weist die Zusammenbildung auf im Vergleich zu:<br />

a) den anderen suffixalen Modellen;<br />

b) den Zusammensetzungen mit primären Stämmen.<br />

Identifizieren Sie die Zusammenbildung als eine besondere Wortbildungsart.<br />

Wö rter Wortbildungsmodell<br />

1. Inanspruchnahme<br />

2. Nichtraucher<br />

3. Besserwisser<br />

4. Gesetzgeber<br />

5. Steinbrucharbeiter<br />

6. Kunststofftasche<br />

7. Spätaufsteher<br />

8. alltäglich<br />

9. weltberü hmt<br />

10. Instandsetzung<br />

11. Abschiednehmen<br />

12. Spießbü rgerlichkeit<br />

13. Zustandsetzung<br />

14. Aufgeschlossenheit<br />

Aufgabe IX. Stellen Sie fest, welche Grundmorpheme auf dem Wege zum Affix (Halbaffix)<br />

sind.<br />

1. Hauptmann, Hauptstraß e, Hauptstadt;<br />

2. blockfrei, bü gelfrei, zollfrei, arbeitsfrei;<br />

3. Fachwerk, Feuerwerk, Zementwerk, Mauerwerk, Schuhwerk, Mundwerk;<br />

4. Badezeug, Bettzeug, Fahrzeug, Waschzeug, Nähzeug, Arbeitszeug;<br />

5. glü cklicherweise, arbeitsweise, notwendigerweise, probeweise.<br />

Kuriositä ten der Wortbildung<br />

Aufgabe X.<br />

1) In welchen Beispielen wird der humoristische Effekt durch usuelle Wörter<br />

geschaffen?<br />

2) Stellen Sie die Wortbildungsmodelle (auch okkasionelle) dieser W ö rter fest.<br />

3) Was verspotten diese Parodien? Wann ist das treffend und erfolgreich, wann ist nur<br />

fauler Formalismus vorhanden?


7<br />

A) setzen: Gesetzt wie du bist, nimm einen Ansatz, ü bersetze sitzend jeden<br />

Satz mit Vorsatz und geistigem Einsatz, dann wird’s ein Aufsatz; sei nicht besessen, damit<br />

der Setzer jeden Satz ohne Untersatz setzt und nicht brummend kritisiert: Kaffeesatz!<br />

Vermeide jeden Nachsatz, bedenke den Absatz, dann hast du auch Umsatz.<br />

B) –kunft: Jeder soll nach seiner Ankunft ü ber seine Herkunft und Abkunft, ferner<br />

nach freier Ü bereinkunft ohne amtliche Dazwischenkunft bei seiner Zusammenkunft mit<br />

anderen ü ber seine Einkunft Auskunft geben, sonst erhält er in Zukunft keine Unterkunft.<br />

(Scherzhaftes Plakat fü r die Bahnhofshalle).<br />

C) kommen: Es kann vorkommen, dass Nachkommen von gutem Herkommen mit ihrem<br />

Einkommen nicht auskommen und soweit herunterkommen, dass sie auf den Hund kommen<br />

und nicht hochkommen.<br />

Thema II: Der Bedeutungswandel<br />

I. Informieren Sie sich ü ber folgende Problematik.<br />

1. Wortschatzerweiterung durch semantische Derivation bzw. Bedeutungswandel.<br />

2. Die Ursachen des Bedeutungswandels:<br />

a) extralinguistische Ursachen;<br />

b) intralinguistische Ursachen.<br />

3. Die Arten des Bedeutungswandels. Die logische Klassifikation des<br />

Bedeutungswandels:<br />

a) Bedeutungserweiterung (Generalisierung der Bedeutung);<br />

b) Bedeutungsverengung (Spezialisierung der Bedeutung);<br />

c) Bedeutungsü bertragung (Metapher, ihre Sonderarten; Metonymie, ihre<br />

Sonderart Synekdoche; Hyperbel, Litotes, Euphemismus);<br />

d) Wertsteigerung / Wertminderung.<br />

Primä rliteratur<br />

1. Ольш анский И .Г . Лексикология: Современны й немецкий язы к / И .Г .<br />

Ольш анский , А.Е . Г усева.- М .: Академия, 2005. – С . 151 - 176<br />

2. Степанова М .Д . Лексикология современного немецкого язы ка: Учеб . пособие<br />

для студ. высш . учеб . заведений / М .Д . Степанова, И .И . Черны шева. - M.:<br />

Академия, 2003. – С . 36 - 47<br />

3. Iskos, A. Lesestoffe zur deutschen Lexikologie / A- Iskos, A.Lenkova. - M., 1985. -<br />

S. 56-57; 62-66<br />

4. Schippan, Th. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache / Th. Schippan. -<br />

Leipzig, 1984. - S. 262-275<br />

Sekundä rliteratur<br />

5. Schippan, Th. Einfü hrung in die Semasiologie / Th. Schippan. – Leipzig, 1972. - S.<br />

156-212<br />

6. Kronasser, H. Handbuch der Semasiologie / H. Kronasser. - Heidelberg, 1951. - S.<br />

82-84; 105-113<br />

7. Kluge, F. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache / F. Kluge. – Berlin,<br />

New York: Walter de Gruyer, 1975. – 917 S.


8<br />

8. Paul, H. Deutsches Wörterbuch / H. Paul. – 7. Aufl., Halle (Saale), 1960. -<br />

Aufgabe I. Was ist der Bedeutungswandel? Stellen Sie die richtige Definition dafü r fest.<br />

1. ... die gesellschaftliche Entwicklung mit all ihren vielseitigen Aspekten, die<br />

fortwährend neue Begriffe entstehen lässt;<br />

2. ... ein Bereich der Sprachwissenschaft, der sich mit der Erforschung des<br />

Wortschatzes befasst;<br />

3. ... die Bedeutungsveränderung der Wörter, die sich im Laufe der Zeit bei diesen<br />

sprachlichen Zeichen einstellt, bedingt durch Wesen und Charakter der Sprache als<br />

gesellschaftliches Phänomen;<br />

4. ... ein gesellschaftlich determiniertes, interindividuelles Abbild der Merkmalsstruktur<br />

einer Erscheinung der objektiven Realität;<br />

5. ... die Fähigkeit eines Wortes mehrere miteinander verbundene Bedeutungen zu<br />

haben.<br />

Aufgabe II. Ausgehend von der kritischen Sichtung der einschlägigen Literatur<br />

verallgemeinern und systematisieren Sie die Ursachen des Bedeutungswandels, die in der<br />

traditionellen und gegenwärtigen Semasiologie gegeben werden.<br />

Aufgabe III. Ordnen Sie die gegebenen Lexeme und Lexemgruppen nach folgenden den<br />

Bedeutungswandel bestimmenden Parametern an:<br />

1. Veränderungen in der gesellschaftlichen Praxis;<br />

2. Denotatsveränderungen und Beibehaltung der Bezeichnung;<br />

3. Fortschreiten der menschlichen Erkenntnis als Ursache des Bedeutungswandels;<br />

4. Einfluss der sozialen Beziehungen auf die Wortbedeutungen;<br />

5. Normen der kommunikativen Tätigkeit und ihre Auswirkungen auf das<br />

Bedeutungssystem;<br />

6. Sprachgebrauch bedeutender Persö nlichkeiten als Ursache des Bedeutungswandels.<br />

Parameter Lexeme und Lexemgruppen<br />

Die Arbeit 1. ahd. ar(a)beit = Mü he, Plage, Schmerz;<br />

2. heute: zielgerichtete, Nutzen bringende Tätigkeit.<br />

der Bleistift 1. das Schreibzeug mit dem Stift aus Blei;<br />

2. das Schreibzeug mit einer Patrone gefü llt, nicht mehr<br />

aus Blei.<br />

das Zimmer 1. ahd. zimbar = Bauholz;<br />

2. später: Holzgebäude;<br />

3. im 15. Jh.: Wohnraum (nicht unbedingt aus Holz).<br />

die<br />

Mondfähre луноход<br />

das<br />

Raumschiff<br />

космический корабль<br />

der Engel 1. religiö se Gestalt;<br />

2. jetzt auch: hü bscher (guter) Mensch.<br />

die Hexe 1. religiö se Gestalt;<br />

2. jetzt auch: ein hässlicher auch verfü hrerischer Mensch<br />

(vgl. alte Hexe; sü ße, kleine Hexe);<br />

3. Aufzug fü r Baumaterialien.


9<br />

der Beruf 1. frü her: Ruf, Berufung;<br />

2. Amt, Tätigkeit (M. Luther)<br />

der<br />

Mehrwert<br />

in anderen<br />

Umständen<br />

sein<br />

прибавочная стоимость (K. Marx, F. Engels)<br />

= schwanger sein<br />

die Frau 1. ahd. frouwa = Herrin (Femininbildung zum Wort fro<br />

= Herr, der Erste;<br />

2. im Mittelalter: hochgestellte verheiratete Dame, in<br />

der Regel adligen Stammes;<br />

3. heute: jede verheiratete (neuerdings auch<br />

unverheiratete) Person weiblichen Geschlechts.<br />

feiner Herr,<br />

nette Geschichte,<br />

schö ne<br />

= Ironie<br />

Bescherung<br />

die Brille 1. ursprü nglich: aus Beryll (glasklarem Mineral mit<br />

Prismenkristallen) verfertigte Augenlinse;<br />

2. heute: die Linsen nicht mehr aus Beryll, sondern aus<br />

Bergkristall oder Glas hergestellt.<br />

Aufgabe IV. Bestimmen Sie, wo:<br />

1. ein neues Semem den Bedeutungsumfang erweitert (Bedeutungsextension);<br />

2. ein neues Semem zunächst die Bedeutung erweitert und vorhandene Sememe<br />

verdrängt;<br />

3. sich die Qualität eines Semems verändert.<br />

Parameter Lexeme<br />

das Netz 1. S1: geknü pftes, maschenfö rmiges Gebilde;<br />

2. S2: System aus vielen, sich vielfältig kreuzenden,<br />

miteinander verbundenen Strecken und Linien<br />

(Stromnetz, Eisenbahnnetz).<br />

3. S3: Internet<br />

das Maul 1. S1: Maul (Mund) der Tiere;<br />

2. S2: frü her: Mund (neutral), vgl. „dem gemeinen Mann<br />

aufs Maul schauen“ (M. Luther);<br />

3. S3: heute pejorativ: Halt’s Maul!<br />

gemein 1. S1: ursprü nglich: gemeinsam, allgemein; vgl. gemeines<br />

Deutsch; die Gemeinsprache;<br />

2. S2: heute: gewö hnlich, ordinär, vgl. sich gemein<br />

verhalten.<br />

der Rü cken → Messerrü cken<br />

das Bein → Tischbein<br />

der Gefährte 1. S1: mhd. geverte = einer, der mitreist;<br />

2. S2: einer, der etw. Gemeinsam mitmacht; vgl.


10<br />

Lebensgefährte, Spielgefährte.<br />

der Geselle 1. S1: mhd. geselle = einer, der mit dem anderen zusammen<br />

lebt, wohnt;<br />

2. S2: Freund, Gefährte, Geliebte;<br />

3. S3: der ausgelernte Handwerker, vgl. Schneidergeselle,<br />

Tischlergeselle.<br />

höflich 1. S1: frü her: hö fisch, am Fü rstenhof ü blich;<br />

2. S2: das schö ne Benehmen<br />

schlecht 1. S1: mhd. slё ht = in gerader Linie laufend, eben, glatt;<br />

2. S2: heute: geringwertig, nicht gut.<br />

starten 1. S1: im Sport: den Wettlauf, das Rennen usw. beginnen;<br />

2. S2: gemeinsprachlich: ein neues Unternehmen beginnen.<br />

Fassen Sie die Ergebnisse Ihrer Beobachtung zusammen und schlie ßen Sie daraus auf<br />

die semantischen Prozesse, die den Bedeutungswandel herbeifü hren. Dadurch erschließen<br />

Sie den Mechanismus der semantischen Veränderungen, die dem Bedeutungswandel<br />

zugrunde liegen.<br />

Aufgabe V. Verbinden Sie die Begriffe mit deren Definitionen auf Grund der<br />

Klassifikationsstruktur von Arten des Bedeutungswandels.<br />

1. Die Bedeutungserweiterung (die Generalisierung der Bedeutung) ist ...<br />

2. Die Bedeutungsverengung (die Spezialisierung der Bedeutung) ist ...<br />

3. Die Bedeutungsü bertragung ist ...<br />

4. Die Metapher ist ...<br />

5. Die Synästhesie ist ...<br />

6. Die Metonymie ist ...<br />

7. Die Hyperbel ist ...<br />

8. Die Litotes ist ...<br />

9. Der Euphemismus ist ...<br />

10. Die Synekdoche ist ...<br />

a) ... die Sonderart der Metapher, die Ü bertragung von Namensbezeichnung von<br />

einem Sinnesbereich auf einen anderen.<br />

b) ... verhü llende, mildernde, beschö nigende Bezeichnung eines Gegenstandes<br />

oder einer Erscheinung, funktional bedingt durch: Aberglauben,<br />

Umgangsmanier, Verschleierung der gesellschaftlich-politischen Verhältnisse.<br />

c) ... die Bedeutungsentwicklung vom Konkreten zum Abstrakten, vom<br />

Einzelnen zum Allgemeinen.<br />

d) ... der Vergleich der Denotate auf Grund der Ä hnlichkeitsbeziehung zwischen<br />

Primär- und Sekundärsignifikat nach der äußeren und inneren Ä hnlichkeit.<br />

e) ... die Bedeutungsentwicklung vom Abstrakten zum Konkreten, vom<br />

Allgemeinen zum Einzelnen.<br />

f) ... die bildhaft ü bertriebene Verkleinerung der Merkmale des ähnlichen<br />

Denotats;<br />

g) ... die Bezeichnungsü bertragung auf Grund der assoziativen Beziehungen<br />

zwischen den Signifikaten räumlicher, zeitlicher, ursächlicher Art;<br />

h) ... die Sonderart der Metonymie (lat. pars pro toto), die Ü bertragung der<br />

Merkmale eines Teils vom Denotat auf das ganze Denotat;


11<br />

i) ... die bildhaft ü bertriebene Vergrößerung der Merkmale<br />

des ähnlichen Denotats;<br />

j) ... die Ü bertragung der Namensbezeichnung auf Grund der Ä hnlichkeit,<br />

Assoziation zwischen zwei Denotaten oder auf Grund der unmittelbaren<br />

Beziehungen zwischen zwei Denotaten.<br />

! Jetzt haben Sie das Modell der logischen Klassifikation der semantischen Prozesse, die<br />

sich bei dem Bedeutungswandel vollziehen.<br />

Aufgabe VI. Aufgrund der Kriterien, die im Modell (↑) angegeben werden, erläutern Sie den<br />

Mechanismus der semantischen Veränderungen folgender Lexeme und füllen Sie das<br />

Modell mit dem sprachlich illustrativen Material (je nach der Art des Bedeutungswandels)<br />

aus.<br />

Art des<br />

Bedeutungswandels<br />

Grundbedeutung Ü bertragene Bedeutung<br />

die Messe – kirchliche Feier die Messe – der Jahrmarkt<br />

die Sache – ursprü nglich: der die Sache – jetzt: das Ding, der<br />

Rechtsstreit<br />

Gegenstand<br />

das Auge – das Sehorgan das Auge auf der Suppe<br />

(Suppenfett); das Hü hner-auge<br />

(Hornhaut an den Füßen)<br />

der Mittag – der Zeitpunkt, die<br />

Tagesmitte<br />

der Mittag – das Mittag-essen<br />

politische Situation politisches Klima<br />

Obst, Gemü se einfrieren Preise, Kredite einfrieren<br />

warme Speise warmer Empfang<br />

die Abwicklung (Schließung<br />

der Betriebe und Institutionen)<br />

die Mü tze – die Kopfbedeckung die Schlafmü tze<br />

die Gans – der Hausvogel die Gans – eine dumme Frau<br />

der Marschall – frü her: Der Marschall – jetzt: der<br />

der Pferdeknecht<br />

hö chste Militärgrad<br />

eine Handvoll von Menschen<br />

j-n eine Ewigkeit nicht gesehen<br />

haben<br />

das Geld das Ungeld – große<br />

Geldsumme<br />

Tokaja – eine Stadt in Ungarn Der Tokajer -Weinsorte<br />

L. Pasteur – ein Erfinder pasteurisieren – etw. durch<br />

Erhitzen auf 65°C haltbar<br />

machen<br />

der Apfel der Augapfel<br />

die Feder (eines Vogels) die Feder – das Schreibzeug<br />

der (das) Scharlach – die Farbe der (das) Scharlach – die<br />

Infektionskrankheit mit rotem<br />

Hautausschlag<br />

der Gast – frü her: der der Gast – jetzt: eingeladener<br />

Fremdling<br />

Mensch


12<br />

einschlafen für immer einschlafen (sterben)<br />

das Nullwachstum (Stagnation)<br />

Aufgabe VII. Welche metaphorischen Varianten kö nnen die folgenden Substantive haben?<br />

Muster: Blitz – Wutblitz, Blitztelegramm u.a.m.<br />

Donner, Regen, Bauch, Hals, Kopf, Zunge, Ast, Ader<br />

Aufgabe VIII.<br />

1) Verfolgen Sie mit Hilfe von speziellen Wörterbü chern (sieh in<br />

„Sekundärliteratur“ 3, 4) den Bedeutungswandel folgender Wö rter.<br />

2) Bestimmen Sie die Arten des Bedeutungswandels.<br />

Muster: 1) Gulden – das Wort, das in mhd. Zeit aus guldin pfenni(n)g „ goldene<br />

Mü nze“ verselbständigt ist; seit dem 14. Jh. Goldmü nze, bis ins 19. Jh. Silbermü nze in Dtl.<br />

und benachbarten Staaten; bis 2000 Währungseinheit in den Niederlanden.<br />

2) Metonymie: Namensü bertragung von dem Stoff auf den Gegenstand, der daraus<br />

verfertigt wird.<br />

Frauenzimmer, Buchstabe, Jugend, Ofen, Ehe, Kupfer, Kopf, Farbe<br />

Aufgabe IX. Bestimmen Sie die Art des Bedeutungswandels der fettgedruckten Wö rter und<br />

Wortverbindungen (Metapher, Metonymie, Wertsteigerung, Wertminderung, Hyperbel,<br />

Litotes, Verengung und Erweiterung der Bedeutung, Euphemismus).<br />

1. „Ja, ja“, sagte sie, „da habe ich traurige Dinge hö ren mü ssen, Tony. Und ich verstehe<br />

alles ganz gut, meine arme kleine Dirn, denn ich bin nicht bloß deine Mama, sondern<br />

auch eine Frau, wie du...“ (Th. Mann).<br />

2. Ich schwimme in Trä nen. Ihre Sie liebende Mutter Maria Theresia (L.<br />

Feuchtwanger).<br />

3. Drü ben wartet für Liebhaber eine Zigarre und ein Schluck Kaffee für uns alle ...<br />

(Th. Mann).<br />

4. ..., die nicht zu großen Diners und Bällen, sondern nur zu kleinen Kaffeezirkeln<br />

gebeten ward und mit wenigen Ausnahmen von aller Welt „Tante Lottchen“ genannt<br />

wurde (Th. Mann).<br />

5. Es ist ein Brief von ihm da fü r Sie (B. Kellermann).<br />

6. Halb Paris kennt ihn, jeder zehnte grüßt ihn (L. Feuchtwanger).<br />

7. Der Herbst ward kühler. Zusammenschauernd sagte ich zu meiner bleichen<br />

Gefä hrtin: „Wir werden fortgehen. Was tun wir in einer sterbenden Welt?“ (H.<br />

Mann).<br />

8. Sie befanden sich im schmutzigsten Viertel, die Gassen waren nicht breiter als eine<br />

Mannslä nge, neben ihnen gä hnte ein niedriger Durchgang in einen dunklen Hof (B.<br />

Brecht).<br />

9. Eine leise Röte wö lkte ihr großes, schö nes Gesicht (L. Feuchtwanger).<br />

10. ... das hatte ihm der sonst so höfliche Minister mit unhö flich dürrer Sachlichkeit<br />

klargemacht (L. Feuchtwanger).


13<br />

Kuriositä ten des Bedeutungswandels<br />

Aufgabe X. Welche Rolle bei der Schaffung des Komischen spielen Wö rter und Bilder?<br />

EUPHEMISMEN<br />

Wenn der BH nicht gut passt,<br />

kann sich unsereins schon sehen lassen.<br />

Wenn er ein Ö rtchen aufsucht,<br />

bleibt er dort lange stecken und liest.<br />

Unsere Miezi ist stubenrein,<br />

geht immer aufs Tö pfchen.<br />

Die Kleine hat ein Bächlein gemacht.<br />

Thema III. Die Stratifikation des deutschen Wortbestandes.<br />

Erscheinungsformen und Erscheinungsweisen des Deutschen.<br />

I. Informieren Sie sich ü ber folgende Problematik.<br />

1. Der Begriff der Stratifikation des Wortbestandes. Erscheinungsformen und<br />

Erscheinungsweisen des Deutschen.<br />

2. Das Problem der sozial-beruflichen Klassifikation des Wortschatzes (Sonderlexik).<br />

3. Die Charakteristik der Sonderlexik:<br />

a) Fachsprachen (Fachwortschätze: Termini (Fachwö rter), Berufslexik bzw.<br />

Professionalismen (Halbtermini), Fachjargonismen (Berufsjargonismen);


14<br />

b) Gruppenspezifische Wortschätze<br />

(Sonderwortschätze sozialer Gruppen, Soziolekte).<br />

4. Wechselbeziehungen zwischen Sonderlexik und Allgemeinwortschatz.<br />

Die territoriale Differenzierung des deutschen Wortbestandes (mundartliche,<br />

landschaftliche, nationale Varianten der Lexik).<br />

Primä rliteratur<br />

1. Ольш анский И .Г . Лексикология: Современны й немецкий язы к / И .Г .<br />

Ольш анский , А.Е . Г усева.- М .: Академия, 2005. – С . 190 - 208<br />

2. Степанова М .Д . Лексикология современного немецкого язы ка: Учеб . пособие<br />

для студ. высш . учеб . заведений / М .Д . Степанова, И .И . Черны шева. - M.:<br />

Академия, 2003. – С . 150 -175<br />

3. Schippan, Th. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache / Th. Schippan. -<br />

Leipzig, 1984. - S. 243-252<br />

Sekundä rliteratur<br />

4. Домашнев А.И . Современны й немецкий язы к в его национальны х вариантах /<br />

А.И . Домашнев. - Л енинград, 1983<br />

5. Schippan, Th. Einfü hrung in die Semasiologie / Th. Schippan.- Leipzig, 1972. - S.<br />

104-107<br />

Aufgabe I.<br />

1) Charakterisieren Sie die Stratifikation des Wortbestandes (seine Schichtung)<br />

ausgehend von den Erscheinungformen und Erscheinungsweisen<br />

(Funktionen) des Deutschen.<br />

2) Fertigen Sie die Tabelle der Stratifikation an.<br />

3) Schließen Sie aus der schematischen Darstellung der Stratifikation auf<br />

einzelne regionale, soziale und funktionale Differenzierungen des deutschen<br />

Wortschatzes.<br />

Erscheinungsweise<br />

Erscheinungsform<br />

I. Schriftsprache<br />

II. Umgangssprache oder<br />

Halbmundart<br />

III. Mundart<br />

räumlich Soziologisch<br />

(historisch)<br />

stilistisch<br />

Aufgabe II. Aufgrund der Funktion in fachgebundener Kommunikation ordnen Sie folgende<br />

Wö rter nach ihrer Zugehö rigkeit zu Fachsprachen/Fachwortschätzen in die Tabelle an.<br />

Wörter: die Transplantation, die Auflage (im Buchdruck: die Gesamtzahl der<br />

gedruckten Exemplare eines Werkes), die Laser-Strahlen, die Plaudertasche (das<br />

Mikrophon), die Mottenkiste (die Kamera), der Stollen (im Bergbau: der von dem Schacht<br />

ausgehender horizontaler Gang), die Nase (der vordere Teil des Schiffes, des Flugzeuges),<br />

integrieren, Klavier spielen (in der Kriminalpolizei: Fingerabdrü cke nehmen), der Bock<br />

(das Sportgerät), Löffel (Ohren des Hasen)


15<br />

Termini/Fachwö rter Halbtermini/Professionalismen Fachjargonismen<br />

Aufgabe III.<br />

1) Weisen Sie auf die Merkmale der gruppenspezifischen Wortschätze (Soziolekte)<br />

hin.<br />

2) Wodurch unterscheidet sich die gruppenspezifische Lexik von den<br />

Fachwortschätzen? Bestimmen Sie, auf welchem Wege sind folgende<br />

Jargonismen der Jugendsprache entstanden:<br />

1. durch metaphorische<br />

Bedeutungsü bertragung<br />

2. durch expressive Wortbildung<br />

3. durch Entlehnung aus<br />

Fremdsprachen<br />

4. durch Entlehnung aus anderen<br />

Gruppensprachen<br />

5. durch Phraseologisierung<br />

Jargonismen der Jugendsprache: die Biene (Mädchen); ich denk, mich tritt ein Pferd<br />

(Ausdruck des Erstaunens); ich glaub, mein Schwein pfeift (Ausdruck des missbilligenden<br />

Erstaunens); die Heule (Transistorradio); die Absteige (Hotel, Wohnort, Wohnung); das<br />

Sportdress; der Diskjockey; die Tenne (Tanzdiele); bei der Fahne sein (Militärdienst<br />

leisten); die Flü stermaschine (Telefon); der Teenager; sich einen Kopf machen (sich<br />

sorgen); Western-Musik; die Schulbank drü cken (lernen); ganz cool bleiben; alles easy<br />

(flotte Redensart); Tussi (Mädchen); ich glaub’, mein Holzbein kriegt Ä ste (Ausdruck von<br />

Erstaunen); die Penne (Schule).<br />

Aufgabe IV.<br />

1) Nennen Sie die Besonderheiten der Mundart, des Dialekts.<br />

2) Fü hren Sie die Beispiele an, die die Spezifik der mundartlichen, territorialen<br />

(landschaftlichen), nationalen Varianten des Deutschen illustrieren.<br />

Aufgabe V. Verfolgen Sie die Kommunikation von Menschen aus unterschiedlichen<br />

Sprachgebieten und ergänzen Sie die Worte des Wieners, die unter dem Strich gegeben<br />

sind.<br />

Ein Berliner tritt in einen Wiener Laden und verlangt eine Reisemü tze. Der Verkäufer<br />

berichtigt: „Sie wünschen eine ...?“ und legt ihm einige vor. Der Berliner bemerkt: „Die<br />

bunten liebe ich nicht“. Der Verkäufer ü bersetzt dies in sein Deutsch: „Die ... gefallen Ihnen<br />

nicht“, denn der Wiener liebt nur Personen, aber nicht Sachen. Der Berliner fragt<br />

schließlich: „Wie teuer ist diese Mütze?“ und macht sich unbewusst eines groben<br />

Berolinismus schuldig. „Teuer“ bedeutet ja einen den normalen Preis ü bersteigenden,


16<br />

ü bertrieben hohen Preis. „Wie teuer ist dies?“ heißt also, „wie ü bermäßig hoch ist<br />

der Preis!“ Der Wiener sagt nur: „Was ... das?“ Der Berliner sucht die Kasse und findet nur<br />

die ... . Er verlässt den Laden, weil es frü h ist, mit dem Gruß „Guten Morgen“ und erregt die<br />

Verwunderung des Wieners, der diesen Gruß nur bei ... und nicht beim ... gebraucht. Der<br />

Wiener selbst erwidert den Gruß mit „... ... ..., Guten Tag“, was wieder den Berliner in<br />

Erstaunen versetzt, denn den Gruß „Guten Tag“ kennt er umgekehrt nur bei der Ankunft,<br />

nicht beim ... .<br />

kostet, Weggehen, Hab die Ehre, Reisekappe, Ankunft, färbigen, Abschied, Kassa<br />

Aufgabe VI. Ü bersetzen Sie die Worte der Frau Thumann (die Thumannsche) ins<br />

Hochdeutsch. Bestimmen Sie, welchen Dialekt spricht Frau Thumann.<br />

Die Thumannsche (Frau Thumann): Ick wär’ ja ooch zeitlich jekommen, aba wie ick in de<br />

Gollnowstraße bin und ick denke an jarnischt als an Sie und det ick zurechtkomme, rennt<br />

doch ein Auto in en Pferd rin. Da konnt’ ick doch nicht weiter! Det janze Jedärme draußen,<br />

und ick denke mir: Aujuste, bekiek dir das! Se saren ja imma, Mensch und Tier soll man<br />

nich vergleichen, aba innen muss et doch ’ne ziemliche Ä hnlichkeit sind, und da ha’ ick mir<br />

jedacht, wo du doch imma mit deine Blase zu tun hast, und ’ne Blase hat so ’n Hafamotoa<br />

ooch ... (H. Fallada).<br />

Aufgabe VII.<br />

1) Stellen Sie fest, in welchem Dialekt der unten gegebene Textauszug aus dem<br />

Grimms Märchen „Vogelgrif“ geschrieben ist.<br />

2) Vergleichen Sie die Lexika des Dialekts und der Literatursprache. Bestimmen<br />

Sie phonetische und lexikalische Dialektismen.<br />

’s isch einisch e Chö nig gsi, woner gregiert<br />

hat und wiener gheisse hat weiß i nümme.<br />

De het kei Sohn gha, nummene einzige<br />

Tochter, die isch immer chrank gsi, und kei<br />

Dokter het se chö nne heile. Do isch em<br />

Chö nig profizeit worde, si Tochter werd se<br />

an Ö pfle gsund esse. Do lot er dur sis ganz<br />

Land bchant mache, wer siner Tochter<br />

Ö pfel bringe, daß se se gsund dar chö nn<br />

esse, de müesse zur Frau ha und Chö nig<br />

wärde.<br />

Es ist einmal ein König gewesen, wo er<br />

regiert hat und wie er geheißen hat, das<br />

weiß ich nimmer. Der hat keinen Sohn<br />

gehabt, nur eine einzige Tochter, die ist<br />

immer und immer krank gewesen und kein<br />

Doktor hat sie können heilen. Da ist dem<br />

Kö nig geweissagt worden, dass seine<br />

Tochter sich werde an Ä pfeln gesund<br />

essen. Da lässt er durch sein ganzes Land<br />

bekanntmachen, wer seiner Tochter Ä pfel<br />

bringe, dass sie sich daran gesund könne<br />

essen, der solle sie zur Frau haben und<br />

Kö nig werden.<br />

Kuriositä ten bei der Stratifikation des Wortbestandes<br />

Aufgabe VIII. Welche Besonderheit der chemischen Terminologie wird hier verspottet?<br />

Die lä ngste chemische Bezeichnung<br />

Die längste chemische Bezeichnung, die bis heute existiert, wird für ein synthetisches<br />

Protein mit der Formel C1289 H2051 N343 O357 S8 angewendet und lautet:<br />

Methionylglutaminylarginyltyrosylglutamylserylleucylphenylalanylalanylglutaminylleucyllysylglutamylarginyllysyglutamylglycylalanylphenylalanylvalyl-pro...<br />

usw.


Die Formel nimmt 38 Zeilen in Anspruch.<br />

17<br />

Aufgabe IX. Verfolgen Sie die Wechselwirkung von primären und sekundären Bedeutungen<br />

im Rahmen des Fachwortschatzes.<br />

Merkwürdiges Orchester<br />

Der Dirigent besitzt keinerlei Taktgefü hl, und der Trompeter will unbedingt die erste Geige<br />

spielen, während der Pianist gewaltig auf die Pauke haut. Sein Kollege mit dem Kontrabaß<br />

bringt dem Harfenisten die Flö tentö ne bei. Der Mann mit dem Cello tutet in das Horn von<br />

seinem Freund am Xylophon, und der mit der Zither bläst dem Mann mit der Klarinette den<br />

Marsch, worauf der Herr mit dem Saxophon bei dem mit dem Fagott andere Saiten aufzieht.<br />

Der Mann mit der Posaunen, heute ein großer Virtuose, fiel bei seiner Aufnahmeprü fung<br />

mit Pauken und Trompeten durch.<br />

Da sie alle gut zusammenspielen, werden sie von den Zuhö rern in den höchsten Tönen<br />

gelobt. Das ist doch merkwü rdig. (L. Backhus)<br />

Thema IV. Die Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache.<br />

I. Informieren Sie sich ü ber folgende Problematik.<br />

1. Klassen fester Wortkomplexe und das Problem ihrer Identifizierung.<br />

2. Phraseologismen als eine Klasse fester Wortkomplexe. Ihre Definition und<br />

Merkmale.<br />

3. Klassifikation der Phraseologismen:<br />

a) Subklasse „Phraseologische Einheiten“;<br />

b) Subklasse „Phraseologische Verbindungen“;<br />

c) Subklasse „Festgeprägte Sätze“ („Phraseologische Ausdrü cke“).<br />

Primä rliteratur<br />

1. Ольш анский И .Г . Лексикология: Современны й немецкий язы к / И .Г .<br />

Ольш анский , А.Е . Г усева.- М .: Академия, 2005. – С . 208 - 254<br />

2. Степанова М .Д . Лексикология современного немецкого язы ка: Учеб . пособие<br />

для студ. высш . учеб . заведений / М .Д . Степанова, И .И . Черны шева. - M.:<br />

Академия, 2003. – С . 176 - 232<br />

3. Fleischer, W. Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache / W. Fleischer. –<br />

Leipzig, 1982.<br />

Sekundä rliteratur<br />

4. Бинович Л .Э . Немецко-русский фразеологический словарь / Л .Э . Бинович,<br />

Н .Н .. Г ришин. – М ., 2002. – 656 с.<br />

5. Девкин В .Д . Занимательная лексикология / В .Д . Девкин. – М .: Гуманит. изд.<br />

Центр ВЛАДОС, 1998. – С . 84-98.<br />

6. Райхш тейн А.Д. Вопросы фразеологической семантики: Тексты лекций по<br />

фразеологии современного немецкого язы ка / А.Д . Райхш тейн. – М ., 1981


18<br />

Aufgabe I. Was ist unter festen Wortkomplexen (FWK) zu verstehen?<br />

Wählen Sie eine passende Definition.<br />

1. ... primäre bzw. minimale sprachliche Zeichen.<br />

2. ... reproduzierbare Syntagmen bzw. Wortverbindungen, Wortgruppen, prädikative<br />

Verbindungen und festgeprägte Sätze, die ü ber eine besondere Semantik verfü gen.<br />

3. ... fachbezogene Wö rter, die in fachgebundener Kommunikation realisiert werden.<br />

4. ... sinngleiche oder sinnverwandte Wö rter und Wortgruppen.<br />

AufgabeII.<br />

1. Stellen Sie die Kriterien zur Identifizierung stehender Wortkomplexe fest und<br />

ergänzen Sie die Tabelle.<br />

Kriterien zur Identifizierung fester Wortkomplexe<br />

1. 2. Verknü pfungsart der<br />

Konstituenten:<br />

3.<br />

a. a. a. Bedeutung als Ergebnis der<br />

semantischen Transformation<br />

des Komstituentenbestandesb.<br />

prädikative Verbindungen<br />

und Sätze<br />

b. b.<br />

c. modellierte c.<br />

2. Charakterisieren Sie folgende Wortkomplexe an Hand dieser Kriterien.<br />

Muster: jmdn nicht riechen können – a) syntaktisch – Wortgruppe; b) seman-tisch –<br />

ganzheitlich umgedeuteter fester Wortkomplex; c) Verknüpfungsart der<br />

Konstituenten (VdK) – singulär transformiert.<br />

FWK syntakt. Struktur Typ der Semantik VdK<br />

1. etw. an den Nagel hängen<br />

2. großer Bahnhof<br />

3. der rote Faden<br />

4. in Hü lle und Fü lle<br />

5. mager wie eine Spinne<br />

6. der gerade Weg ist der<br />

kü rzeste<br />

7. ein blinder Schuss<br />

8. jmdn., etw. in Empfang<br />

nehmen<br />

9. der Nahe Osten<br />

10. (ein) gebranntes Kind scheut<br />

das Feuer<br />

Aufgabe III. Bestimmen Sie freie syntaktische Wortverbindungen bzw. feste syntaktische<br />

Wortkomplexe. Welche Wortverbindungen kö nnen sowohl als freie Wortgruppen als auch<br />

feste Wortkomplexe gebraucht werden? Fü hren Sie Beispiele an!<br />

Gute Freunde, dicke Freunde; rote Backen, eingefallene Backen; Hahn im Korb; laut<br />

reden; die Hosen anhaben; ein Musikstü ck ü ben; in Frage kommen


Aufgabe IV. Ordnen Sie die kommunikativen Formeln einer der folgenden Gruppe zu.<br />

a) Empö rung; b) Ü berraschung; c) Ablehnung/Zurü ckweisung;<br />

d) Zustimmung/Anerkennung; e) Zweifel/Resignation; f) Aufforderung<br />

Formeln a) – f)<br />

1. Nun halt aber mal die Luft an!<br />

2. Nach mir die Sintflut!<br />

3. In der Tat!<br />

4. Nun schlägt´s aber dreizehn!<br />

5. Mach mich nicht verrü ckt!<br />

6. Aus der Traum!<br />

7. Das ist ńe Wolke!<br />

8. Ach du liebe Zeit!<br />

9. Dass ich nicht lache!<br />

10. Du kannst mir mal im Mondschein begegnen!<br />

11. Das lass ich mir gefallen!<br />

12. Das kö nnte dir so passen!<br />

13. Hut ab!<br />

14. Das wäre doch gelacht!<br />

15. Kopf hoch!<br />

16. So siehst du aus!<br />

17. Wie man´s nimmt!<br />

18. Du kannst mich mal gerne haben!<br />

19. Hand aufs Herz!<br />

20. Bei mir ist Sense!<br />

21. Da haben wir den Salat!<br />

22. Das ist der Gipfel!<br />

23. Das darf/kann doch nicht wahr sein!<br />

24. Ich muss doch sehr bitten!<br />

25. Ach du grü ne Neune!<br />

26. Sei kein Frosch!<br />

27. Halt die Ohren steif!<br />

28. Ach du heiliger Strohsack!<br />

19<br />

Aufgabe V. Ordnen Sie die Sprichwö rter. Finden Sie russische Entsprechungen und<br />

gebrauchen Sie sie in kurzen Situationen.<br />

1. Neue Besen ... ...sagen die Wahrheit.<br />

2. Klappern ... ...ist besser als Nachsicht.<br />

3. Vorsicht ... ...macht auch Mist.<br />

4. Kinder und Narren ... ...kehren gut.<br />

5. Müßiggang ... ... hat Gold im Mund.<br />

6. Kleinvieh ... ... gehö rt zum Handwerk.<br />

7. Was sich liebt ... ... krü mmt sich beizeiten.<br />

8. Wie man sich bettet ... ...so schallt es heraus.<br />

9. Was ein Häkchen werden will ... ... das neckt sich.


20<br />

10. Wie man in den Wald hineinruft ... ... so zwitschern auch die Jungen.<br />

11. Morgenstund ... ... ist aller Laster Anfang.<br />

12. Wie die Alten sungen ... ... so schläft man.<br />

13. Gebranntes Kind ... ... nicht klü ger.<br />

14. Stehen macht ... ... vom Himmel gefallen.<br />

15. Es ist noch kein Meister ... ... scheut das Feuer.<br />

Aufgabe VI. Häufig vergleicht man das Verhalten der Menschen mit dem der Tiere. Mit<br />

welchem Tier lassen sich jeweils die folgenden Eigenschaften bzw. Verhaltensweisen<br />

verbinden? Bestimmen Sie die Bedeutung folgender Phraseologismen.<br />

Eigenschaften Tiere<br />

1. stumm wie ein ... a) ...Esel<br />

2. falsch wie eine ... b) ...Fisch<br />

3. treu wie ein ... c) ...Schlange<br />

4. fleißig wie eine ... d) ...Hund<br />

5. stö rrisch wie ein ... e) ...Wiesel<br />

6. flink wie ein ... f) ...Elster<br />

7. scheu wie ein ... g) ...Biene<br />

8. diebisch wie eine ... h) ...Reh<br />

Aufgabe VII. Was gehö rt zusammen?<br />

Muster: Grü nschnabel ... - noch nicht trocken hinter den Ohren sein<br />

Begriffe Wendungen<br />

1. Hasenfuß a) das Gras wachsen hö ren<br />

2. Hausdrachen b) j-n auf den Arm nehmen<br />

3. Pantoffelheld c) Hahn im Korbe sein<br />

4. Besserwisser d) auf der Bärenhaut liegen<br />

5. Frauenheld e) den Mund vollnehmen<br />

6. Faulpelz f) klein beigeben/ den Schwanz einziehen<br />

7. Prahlhans g) die Hosen vollhaben<br />

8. Duckmäuser h) unter dem Pantoffel stehen<br />

9. Spaßvogel i) die Hosen anhaben<br />

Aufgabe VIII. Ergänzen Sie folgende Substantive durch passende Verben (und, wenn nö tig,<br />

auch durch Präpositionen und Artikel), damit verbale Wortverbindungen entstehen.<br />

Muster: Bescheid ... → Bescheid geben, Bescheid bringen, Bescheid sagen, Bescheid<br />

wissen, Bescheid tun.<br />

Substantivische Komponente Verbale Wortverbindungen<br />

Oberhand<br />

Bewegung<br />

Verbindung<br />

Rat<br />

Stellung<br />

Mut<br />

Kenntnis


Gefahr<br />

Ausdruck<br />

Auge<br />

21<br />

Aufgabe IX. Bestimmen Sie die Zugehö rigkeit folgender Phraseologismen zu einer<br />

Subklasse bzw. Gruppe.<br />

Phraseologismen Subklassen (Gruppen)<br />

1. einen Beweis geben<br />

2. mit Weh und Ach<br />

3. mager wie ein Stockfisch<br />

4. ein gutes Gewissen ist das beste Ruhekissen<br />

5. den Rubikon ü berschreiten<br />

6. die weiße Kohle<br />

7. mit Mü h und Not<br />

8. in Anspruch nehmen<br />

9. wie Tag und Nacht verschieden sein<br />

10. unter vier Augen<br />

11. kurz und bü ndig<br />

12. j-m blauen Dunst vormachen<br />

1. soviel Kö pfe, soviel Sinne<br />

14. Alles in Butter<br />

15. warme Miete<br />

Aufgabe X. Worum handelt es sich bei folgenden Phraseologismen?<br />

a) „nicht recht bei Verstand sein“<br />

b) „vergebliche, unnü tzliche Arbeit tun“<br />

c) „verloren gehen, verschwinden“<br />

Phraseologismen a) - c)<br />

1. einen Vogel haben<br />

2. in die Pilze gehen<br />

3. leeres Stroh dreschen<br />

4. in die Nü sse gehen<br />

5. bei dem piept’s wohl<br />

6. Holz in den Wald tragen<br />

7. nicht alle Tassen im Schrank haben<br />

8. Wasser im Siebe tragen<br />

9. bei j-m spuckt es im Kopf<br />

10. Wasser mit einem Sieb schö pfen<br />

11. in seinem Oberstü bchen nicht ganz richtig sein<br />

12. sich aus dem Staube machen<br />

13. Wasser in den Rhein (in die Elbe) tragen<br />

14. einen Sparren zu viel haben


22<br />

Aufgabe XI. Stellen Sie an Hand der Wörterbü cher die Bedeutungen fest, die ein<br />

und derselbe Phraseologismus haben kann. Bestimmen Sie, wann es um die phraseologische<br />

Polysemie, wann – um die Homonymie geht.<br />

Phraseologismen Bedeutungen (Sememe)<br />

1. j-n ü ber die Klinge springen lassen a)<br />

b)<br />

2. j-m auf die Beine helfen<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

3. die Tapeten wechseln<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

4. j-m schwillt der Kamm<br />

a)<br />

b)<br />

Kuriositä ten bei der Phraseologisierung<br />

Aufgabe XII. Jeder der folgenden Sätze enthält ein Wortspiel. Erläutern Sie es. Suchen Sie<br />

die idiomatischen Wendungen heraus und stellen Sie die Abweichungen vom<br />

phraseologischen Modell fest.<br />

1. Es gibt auch Briefe an Lehrer, die sind nicht von schlechten Eltern.<br />

2. Wer Stroh im Kopf hat, fü rchtet jedes Fü nkchen Wahrheit.<br />

3. Nicht jeder, der aus dem Rahmen fällt, war vorher im Bilde.<br />

4. Leute, die ü ber den Wissensdurst getrunken haben, sind eine gesellschaftliche Plage.<br />

5. Drü ckt man erst einmal ein Auge zu, kommt man aus dem Blinzeln nicht mehr<br />

heraus.<br />

6. Der Kohl, den manche Leute reden, wird auch durch Aufwärmen nicht schmackhaft.<br />

7. Spinnen kann mitunter durchaus zum Ziel führen; man darf dabei nur nicht den<br />

Faden verlieren.<br />

8. Auch aus dem Geduldsfaden kann einem ein Strick gedreht werden.<br />

9. Der Dickkopf erreicht immer nur, dass ihm kein Hut mehr passt.<br />

10. Binsenweisheiten kö nnen sich in einem Hö rsaal vö llig neu anhö ren.


I. Bestimmen Sie die Wortbildungsart.<br />

1. der Straßenbahner<br />

2. das Gaswerk<br />

3. leistungsmäßig<br />

4. gebietsweise<br />

5. die Ü berlegung<br />

6. beschö nigen<br />

7. die Missbilligung<br />

8. die Geldeinnahme<br />

9. der Bruch<br />

23<br />

TEST I<br />

zum Thema “Wortbildung”<br />

10. der Bus<br />

11. der Verpackungsmü ll<br />

12. weißrot<br />

13. dunkelblau<br />

14. Baden-Wü rthemberg<br />

15. die Uni<br />

16. der Dichterkomponist<br />

17. der Ostwind<br />

18. der Sü dost<br />

II. Ordnen Sie folgende Substantive nach der Art der Wortbildung.<br />

der Lauf, das Laufen, die Lauferei, der Läufer, die Sprache, die Aussprache, der Schrei, das<br />

Schreien, das Schreiben, die Schreiberei, die Schreibung, der Zug, das Ziehen, die Ziehung,<br />

der Pfiff, die Pfeife<br />

III. Bestimmen Sie die Art der Zusammensetzung bzw. Zusammenbildung.<br />

2. die Eingangsprü fung<br />

3. der Hauptschulabschluss<br />

4. der Einzelhandel<br />

5. der Großhandel<br />

6. der Werbespot<br />

7. die Sonderaktion<br />

IV. Bestimmen Sie die Art der Kutzbildung.<br />

1. LKW<br />

2. AG<br />

3. UNO<br />

4. Motel<br />

5. Rotel<br />

6. U-Bahn<br />

7. EU<br />

8. die Hilfaktion<br />

9. das Verfalldatum<br />

10. der Hosenhemd<br />

11. die Haßliebe<br />

12. dreiunddreißig<br />

13. der Trotzkopf<br />

8. Disko<br />

9. Labor<br />

10. Profi<br />

11. Krimi<br />

12. Klimbim<br />

13. Wirrwarr<br />

14. Mama


24<br />

TEST II<br />

zum Thema „Der Bedeutungswandel“<br />

I. Bestimmen Sie die Art der (Metapher/Metonymie), markieren Sie auch, auf Grund<br />

welcher Beziehung zwischen den Signifikaten die jeweilige Bezeichnungsü bertragung<br />

zustande kommt.<br />

Lexeme Art der Bedeutungsübertragung<br />

1. der Briefkopf<br />

2. knallrot<br />

3. der Bursche<br />

4. der Trotzkopf<br />

5. der Lehrstuhl<br />

6. fallende Preise<br />

7. das Rotkäppchen<br />

8. scharfe Gewü rze<br />

9. die Mahlzeit<br />

10. die Heizschlange<br />

II. Welche Bedeutungsvarianten sind metonymisch und welche metaphorisch?<br />

Lexemgruppen metonymisch/ metaphorisch?<br />

1. einen kostbaren Nerz tragen<br />

2. eine diebische Elster<br />

3. das schwarze Schaf in der Familie sein<br />

4. einen Fuchs tragen<br />

5. weißes Gold<br />

6. einen Weg einschlagen<br />

7. heißer Wind<br />

8. ein alter Brummbär<br />

9. ein Schafskopf sein<br />

10. ein gepfefferter Witz<br />

III. Verbinden Sie folgende Lexeme sinngemäß, bestimmen Sie die Bedeutungsbeziehungen<br />

(direkte/ü bertragene Bedeutung) und die Ä hnlichkeitsbeziehung (Form, Farbe, Funktion<br />

u.a.m.) dieser Wortverbindungen. Fü llen Sie die Tabelle aus.<br />

1. Lexeme: kurz, lang, hoch, tief, bitter, weich, kalt, warm, heiß , käuflich, glü hend,<br />

sitzen<br />

2. Lexeme: die Ware, die Zeit, die Wange, die Ziel, das Kleid, das Gefü hl, die Liebe,<br />

der Ofen, der Baum, die Stimme, das Bier, das Kind, die Farbe, die Ironie, der Fu ß ,<br />

der Geschmack, das Bein, die Suppe<br />

Wortverbindungen mit direkter<br />

Bedeutung<br />

Wortverbindungen mit übertragener<br />

Bedeutung<br />

Form Farbe Funktion


IV. Bestimmen Sie die Art des Bedeutungswandels.<br />

Lexeme und Lexemgruppen Art des Bedeutungswandels<br />

1. ahd. stinkan = riechen, duften, stinken; heute:<br />

stinken = einen ü blen Geruch haben<br />

2. das ganze Land ist in Aufregung<br />

3. lynchen = politische Gegner, vor allem Farbige<br />

ermorden<br />

4. das Brieffenster = Fenster auf dem<br />

Briefumschlag<br />

5. das Fieber schü ttelt ihn<br />

6. bü ffeln, ochsen<br />

7. der Zeitabschnitt<br />

8. die Tafelrunde<br />

9. nicht ü bel = hü bsch, angenehm<br />

10. steinreich<br />

11. ahd, mhd. stiften = grü nden, schenken im<br />

kirchlichen Bereich: ein Kloster stiften; heute:<br />

etw. schenken, schaffen<br />

12. stockfinster<br />

13. in bescheidenen Verhältnissen leben<br />

14. kerngesund<br />

15. kalter Krieg<br />

16. guter Hoffnung sein<br />

17. vom Hundertsten ins Tausendste kommen =<br />

vom Gegenstand mehr und mehr abschweifen<br />

18. die Mathematikolympiade<br />

19. Dilletant (noch bei Goethe: j-d, der die Kunst<br />

liebt); heute: dilletantisch = laienhaft,<br />

oberflächlich<br />

20. der Schirm: ursprü nglich – jeder schirmende<br />

Gegenstand; heute – nur Regen- oder<br />

Sonnenschirm<br />

25


26<br />

TEST III<br />

zum Thema „Die Phraseologie der deutschen Sprache“<br />

I. Bestimmen Sie die Zugehö rigkeit folgender Phraseologismen zu einer Subklasse bzw.<br />

Gruppe.<br />

Phraseologismen Subklassen<br />

1. einen Vogel haben<br />

2. Nachts sind alle Katzen grau<br />

3. durch dick und dü nn<br />

4. Was ist in dich gefahren?<br />

5. Haare auf den Zähnen haben<br />

6. wie die Made im Speck leben<br />

7. in der Tinte sitzen<br />

8. den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen<br />

(Ch. Wieland, Misarion)<br />

9. Er tut, als ob er nicht bis drei zahlen<br />

konnte<br />

10. im großen und ganzen<br />

11. j-m Sand in die Augen streuen<br />

12. Vorbereitungen treffen<br />

13. Schwein haben<br />

14. eine harte Nuß<br />

15. nach Recht und Gesetz<br />

II. Handelt es sich bei den Wendungen darum,<br />

a) schlagfertig zu sein, gut reden zu kö nnen;<br />

b) j-n zu tadeln, zu kritisieren;<br />

c) offen und ehrlich zu sein;<br />

d) sich erstaunlich ähnlich zu sein.<br />

Phraseologismen a) – d)<br />

1. j-m die Leviten lesen<br />

2. nicht auf den Mund gefallen sein<br />

3. wie ein Ei dem anderen gleichen<br />

4. kein Blatt vor den Mund nehmen<br />

5. j-m eins auf den Hut geben<br />

6. wie aus einer Form gegossen sein<br />

7. eine gelenkige Zunge haben<br />

8. Farbe bekennen<br />

9. j-m eine Lektion erteilen<br />

10. j-m den Kopf waschen<br />

11. das Herz auf der Zunge haben<br />

12. wie aus einem Stü ck geschnitten sein<br />

13. j-m den Marsch blasen<br />

14. j-m wie aus dem Gesicht geschnitten sein<br />

15. j-m reinen Wein einschenken


27<br />

III. Setzen Sie die fehlenden Basiskomponenten (Tierbezeichnungen) ein.<br />

Wählen Sie aus: Affe, Bär, Elefant, Fliegen (Pl.), Floh, Laus, Meise, Vogel, Wölfe (Pl.),<br />

Stier<br />

In Klammern stehen Hinweise zur Bedeutung der Phraseologismen.<br />

1. den _________ abschießen (Sieg)<br />

2. j-m einen ________ aufbinden (Unwahrheit)<br />

3. sich wie ein __________ im Porzellanladen benehmen (Ungeschik)<br />

4. (wie) vom wilden __________ gebissen sein (salopp: Verrü cktheit)<br />

5. eine ________ (oder: __________) haben (salopp: Verr ü cktheit)<br />

6. mit den __________ heulen (Anpassung)<br />

7. den __________ bei den Hö rnern packen (Entschlossenheit)<br />

8. zwei ___________ mit einer Klappe schlagen (gleichzeitige Erledigung<br />

unterschiedlicher Dinge durch eine einzige Handlung)<br />

9. j-m einen __________ ins Ohr setzen (Beeinflussung)<br />

10. sich eine ___________ in den Pelz setzen (selbst bereiteter Ä rger)<br />

IV. Ordnen Sie die Wortpaare einander zu.<br />

1. mit Ä chzen und ... a) ... Stein<br />

2. von Tag zu ... b) ... vor<br />

3. ü ber Stock und ... c) ... Kopf<br />

4. ü ber Berg und ... d) ... Seele<br />

5. nach wie ... e) ... Krächzen<br />

6. Hals ü ber ... f) ... Tal<br />

7. kreuz und ... g) ... Tag<br />

8. auf Leben und ... h) ... klar<br />

9. mit Leib und ... i) ... Tod<br />

10. klipp und ... j) ... quer<br />

V. Setzen Sie die fehlenden Zahlen/Zahlwö rter ein.<br />

Wählen Sie aus: 1, 2, 3, 4, 5, 7, 10; zweimal, viere, Neune<br />

In Klammern stehen Hinweise zur Bedeutung der Phraseologismen.<br />

1. nicht bis ____ zählen kö nnen (nicht sehr intelligent sein)<br />

2. Ach du grü ne ______! (Ausruf der Verwunderung)<br />

3. das geht ___, ___, ___ ( das geht sehr schnell/im Handumdrehen)<br />

4. alle ______ von sich strecken ( sich entspannen)<br />

5. sich auf seine ____ Buchstaben setzen (sich hinsetzen)<br />

6. sich alle ___ Finger nach etw. lecken (auf etw. begierig sein)<br />

7. jeden Pfennig ______ umdrehen (sehr sparsam sein)<br />

8. ein Gesicht machen wie ____ Tage Regenwetter (trü bsinnig aussehen)<br />

9. das ____ Rad am Wagen sein (ü berflü ssig sein)


28<br />

Gesamtwiederholung<br />

zu den Themen „Semantik und semantische Analyse“, „Wortbildung“,<br />

„Bedeutungswandel“, „Phraseologie“, Die Stratifikation des deutschen Wortgutes“<br />

I. Bilden Sie Wortfamilien zu folgenden Verben.<br />

1. sitzen<br />

2. geben<br />

3. stehen<br />

4. kommen<br />

II. Ordnen Sie den Typ der Synonyme an. Markieren Sie durch 1, 2, 3, 4.<br />

(1)Essen, (2)Junge, (3)klein, (4)klug, fressen, Bengel, wenig, verständig, ernähren, Knabe, speisen,<br />

scharfsinnig, Bursche, winzig, weise, gering, naschen, Bub(e), unbedeutend, begabt, Halbwü chsiger<br />

III. Bestimmen Sie die Arten der Wortbildung.<br />

Lexeme Art der Wortbildung<br />

1. der Schreibtisch<br />

2. die Straßenbahnhaltestelle<br />

3. dunkelblau<br />

4. das Grü n<br />

5. der Nordost<br />

6. der Blumenstrauß<br />

7. die Instandesetzung<br />

8. die Dampfschifffahrtsgesellschaft<br />

9. denkfähig<br />

10. mucksmäußchenstill<br />

IV. Bestimmen Sie die Arten des Bedeutungswandels.<br />

Wörter und Wortgruppen Art der Bedeutungswandel<br />

1. die Scharlach<br />

2. der Flü gel<br />

3. der Bergfuß<br />

4. die Guillotine<br />

5. das Glas<br />

6. das Frauenzimmer<br />

7. Halb Paris kennt ihn, jeder zehnte grüßt ihn.<br />

8. Es ist ein Brief da fü r Sie.<br />

9. Drü ben wartet für Liebhaber eine Zigarre und<br />

ein Schluck Kaffee für uns alle und, wenn Madame<br />

spendabel ist, ein Likör.<br />

10. .... die unfassbare, allgegenwärtige Macht, zu der<br />

der fadendü nne ... Junge gehö rte ...<br />

V. Ordnen Sie folgende Wörter nach ihrer Zugehörigkeit zu Fachsprachen in drei Spalten an.<br />

A) Termini B) Halbtermini C) Fachjargonismen<br />

Das Protein, die Gulaschkanone, der Mantel, zutage fö rdern, die Laser- Stralen, die Tippmamsell,<br />

die Lieferfrist, die Automatisierung, die Mathe, die Hochzeit, der Kleinkrieg


29<br />

VI. Bestimmen Sie die Subklassen der Phraseologismen.<br />

Phraseologismen Subklassen<br />

1. klipp und klar<br />

2. Abschied nehmen<br />

3. wie ein Stock stehen<br />

4. Morgenstunde hat Gold im Munde<br />

5. Schlank wie eine Tanne<br />

6. „Eine schö ne Bescherung“, sagte er.<br />

7. Rosinen im Kopfe haben<br />

8. Stellung nehmen<br />

9. auf der Hand liegen<br />

10. in Bewegung setzen<br />

Texte<br />

zur allseitigen lexikologischen Analyse<br />

Aufgabe I. Stellen Sie in folgenden Texten Wörter und Wortverbindungen fest, die<br />

lexikologisch charakterisiert werden können. Erklären Sie diese vom Standpunkt der<br />

Wortbildung, der Entlehnung, des Bedeutungswandels, der Phraseologie usw. aus.<br />

Text I<br />

... Der alte Buck hatte blaue Augen, ein menschenfreundliches Lächeln, und er war der falscheste<br />

Hund von allen, die die Gutgesinnten umdrohten. Der Gedanke an den alten Buck hielt Diederich<br />

noch im Traum besessen. Am folgenden Abend unter der Familienlampe gab er den Seinen keine<br />

Antworten; er fü hrte eingebildete Streiche gegen den alten Buck. Besonders erbitterte es ihn, daß er<br />

den Alten für einen schon zahnlosen Schwätzer gehalten hatte, und jetzt zeigte er die Zähne. Nach<br />

all seinen humanitären Redensarten wirkte es auf Diederich wi eine Herausforderung, daß er sich<br />

nun doch nicht einfach fressen ließ. Die heuchlerische Milde, mit der er getan hatte, als verzeihe er<br />

Diederich den Ruin seines Schwiegersohnes! (H. Mann)<br />

Text II<br />

So ward Abend und Morgen<br />

Erst mittags war er auf den Gedanken gekommen, die Weihnachtsgeschenke für Anna im Bahnhof<br />

am Gepäckschalter abzugeben; er war glü cklich ü ber den Einfall, weil er ihn der Notwendigkeit<br />

enthob, gleich nach Hause zu gehen. Seitdem Anna nicht mehr mit ihm sprach, fü rchtete er sich vor<br />

der Heimkehr; Ihre Stummheit walzte sich ü ber ihn wie ein Grabstein, sobald er die Wohnung<br />

betreten hatte. Frü her hatte er sich auf die Heimkehr gefreut, zwei Jahre lang seit dem Hochzeitstag:<br />

er liebte es, mit Anna zu essen, mit ihr zu sprechen, dann ins Bett zu gehen; am meisten aber liebte<br />

er die Stunde zwischen Zu-Bett-Gehen und Einschlafen. Anna schlief frü her ein als er, weil sie jetzt<br />

immer mü de war - und er lag im Dunkeln neben ihr, hö rte ihren Atem, und aus der Tiefe der Straße<br />

schossen manchmal die Scheinwerfer der Autos Licht ü ber die Zimmerdecke, Licht, das sich<br />

senkte, wenn die Autos die Steigung der Straße erreicht hatten, Streifen hellen gelben Lichts, das<br />

fü r einen Augenblick das Profil seiner schlafenden Frau an die Wand warf; dann fiel wieder<br />

Dunkelheit ü bers Zimmer, und es blieben nur die zarten Kringel: das Muster des Vorhangs, vom<br />

Gaslicht der Laterne an die Decke gezeichnet. Diese Stunde liebte er von allen Stunden des Tages<br />

am meisten, weil er spü rte, wie der Tag von ihm abfiel, und er in den Schlaf tauchte wie in ein<br />

Bad... (H. Bö ll)


30<br />

Text III<br />

Aber der menschliche Genius weiß sogar die Unnatur zu verklären, vielen Malern gelang es, die<br />

unnatü rliche Aufgabe schö n und erhebend zu lösen, und namentlich die Italiener wußten der<br />

Schö nheit etwas auf Kosten des Spiritualismus zu huldigen und sich zu jener Idealität<br />

emporzuschwingen, die in so vielen Darstellungen der Madonna ihre Blü te erreicht hat. Die<br />

katholische Klerisei hat ü berhaupt, wenn es die Madonna galt, dem Sensualismus immer einige<br />

Zugeständnisse gemacht. Dieses Bild einer unbefleckten Schö nheit, die noch dabei von Mutterliebe<br />

und Schmerz verklärt ist, hatte das Vorrecht, durch Dichter und Maler gefeiert und mit allen<br />

sinnlichen Reizen geschmü ckt zu werden. Denn dieses Bild war ein Magnet, welcher die große<br />

Menge in den Schoß des Ghristentums ziehen konnte. Madonna Maria war gleichsam die schö ne<br />

Dame du Comptoir der katholischen Kirche, die deren Kunden, besonders die Barbaren des<br />

Nordens, mit ihrem himmlischen Lächeln anzog und festhielt. Die Baukunst trug im Mittelalter<br />

denselben Gharakter wie die andern Künste, wie denn ü berhaupt damals alle Manifestationen des<br />

Lebens aufs wunderbarste miteinander harmonierten. Hier, in der Architektur, zeigt sich dieselbe<br />

parabolische Tendenz wie in der Dichtkunst. Wenn wir jetzt in einen alten Dom treten, ahnen wir<br />

kaum mehr den esoterischen Sinn seiner steinernen Symbolik. Nur der Gesamteindruck dringt uns<br />

unmittelbar ins Gemü t. Wir fü hlen hier die Erhebung des Geistes und die Zertretung des Fleisches.<br />

Das Innere des Doms selbst ist ein hohles Kreuz, und wir wandeln da im Werkzeuge des<br />

Martyrtums selbst; die bunten Fenster werfen auf uns ihre roten und grü nen Lichter wie<br />

Blutstropfen und Eiter; Sterbe-lieder umwimmern uns; unter unseren Füßen Leichensteine und<br />

Verwesung, und mit den kolossalen Pfeilern strebt der Geist in die Höhe, sich schmerzlich<br />

losreißend von dem Leib, der wie ein müdes Gewand zu Boden sinkt. Wenn man sie von außen<br />

erblickt, diese gottischen Dome, diese ungeheuren Bauwerke, die so luftig, so fein, so zierlich, so<br />

durchsichtig gearbeitet sind, daß man sie fü r ausgeschnitzelt, daß man sie fü r Brabanter Spitzen von<br />

Marmor halten sollte: dann fühlt man erst recht die Gewalt jener Zeit, die selbst den Stein so zu<br />

bewältigen wußte, daß er fast gespenstisch durchgeistet erscheint, daß sogar diese härteste Materie<br />

den christlichen Spiritualismus ausspricht. (H. Heine.)<br />

Text IV<br />

Als wir, von Berlin kommend ...<br />

... Während wir bereits im Bewußtsein der kommenden, der mauerlosen Zeit lebten und -<br />

kaum zu Hause angekommen - die Glotze in Gang setzten, dauerte es andererseits der<br />

Mauer noch ein Weilchen, bis endlich der Bekannte meines Bekannten die paar Schritte<br />

ü bers frischverlegte Parkett machte und den Ton des Fernsehers voll aufdrehte. Ab dann<br />

kein Wort mehr ü ber Winterreifen. Dieses Problem mochte die neue Zeitrechnung, das<br />

„richtige Geld“ lösen. Nur noch den restlichen Korn gekippt, dann weg und hin zur<br />

Invalidenstraße, wo sich bereits die Autos - mehr Trabant als Wartburg - stauten, denn alle<br />

wollten zum Grenzü bergang hin, der wunderbar offenstand. Und wer genau hinhö rte, dem<br />

kam zu Ohren, daß jeder, fast jeder, der zu Fuß oder im Trabi in den Westen wollte,<br />

„Wahnsinn!“ rief oder flü sterte, wie ich kurz vor Behlendorf „Wahnsinn!“ gerufen, mich<br />

dann aber auf Gedankenflucht begeben hatte. (G. Grass)<br />

Text V<br />

... und nun ...<br />

... Und nun, liebe Zuhö rer und Zuhö rerinnen, ist, wie man in Berlin sagt, der Bär los. Hö ren<br />

Sie nur, zwei-, dreihunderttausend mögen es sein, die den Ku'damm, der so viele<br />

Schicksalsstunden erlebt hat, in ganzer Länge, von der Gedächtniskirche bis hoch nach


31<br />

Halensee, zum Kochen, nein, zum Ü berkochen bringen. So etwas ist nur in<br />

dieser Stadt mö glich. Nur hier, in Berlin, wo vor kurzem noch ein Event sondergleichen, der<br />

von dem international gepriesenen Künstler Christo auf so unvergleichlich zauberhafte<br />

Weise verhü llte Reichstag, zu einem Ereignis wurde, das Hunderttausende angezogen hat,<br />

hier, nur hier, wo vor wenigen Jahren die Tugend auf der Mauer getanzt, der Freiheit ein<br />

ü berschäumendes Fest bereitet und den Ruf „Wahnsinn!“ zum Wort des Jahres erhoben hat,<br />

einzig hier, sage ich, kann zum wiederholten Mal, doch diesmal bei ü berwältigendem<br />

Andrang, so lebenshungrig wie total ausgeflippt die „Love Parade“ ü ber die Bühne gehen<br />

und dürfen sich, auch wenn anfangs der Senat zögerlich reagiert und der zu erwartenden<br />

Mü llberge wegen sogar ein Verbot erwogen hat, nun endlich doch - gewiß, liebe Zuhö rer<br />

und Zuhö rerinnen, wir respektieren Ihre Bedenken - auf einer vom Innensenator<br />

zugelassenen Demonstration die sogenannten Raver, was soviel wie Schwärmer,<br />

Phantasten, total Ausgeflippte heißen mag, als besessene Techno-Tänzer versammeln und<br />

ganz Berlin, diese wunderbare, stets allem Neuen offene Stadt, mit, so heißt es, „der größten<br />

Party der Welt“ beglü cken, sagen die einen, schockiert es die anderen, denn was hier seit<br />

Stunden abläuft – Hö ren Sie nur! ... (G. Grass)<br />

Text VI<br />

Karl Alexander schickte Magdalen Sibylle prächtige Geschenke, flandrische und<br />

venezianische Gobelins, goldene Parfü mfläschchen mit persischem Rosenö l, ein arabisches<br />

Reitpferd, ein Per-lengehänge. Er war kein Filz, er ließ sich nicht lumpen, und er<br />

betrachtete Magdalen Sibylle als seine erklärte Mätresse. Täglich kam der Kammerdiener<br />

Neuffer, fragte fö rmlich im Auftrag des Herzogs nach dem Befinden der Demoiselle.<br />

Magdalen Sibylle ließ sich alles kalt und wortlos gefallen. Sie ging stumm wie eine<br />

Tote, starr das männlich kühne, schö ne Gesicht, verpreßt die Lippen, die Arme seltsam<br />

steif. Sie verließ das Haus nicht, sie sagte guten Morgen, guten Abend, sonst nichts, sie aß<br />

allein, sie kü mmerte sich nicht um das Hauswesen. Sie hatte zu niemandem, zu ihrem Vater<br />

nicht, zu niemandem ü ber die Sache mit dem Herzog gesprochen, es kam vor, daß sie ihren<br />

Vater tagelang nicht sah.<br />

Weißensee wagte keinen Versuch, sie aus ihrer Starre zu wecken. Er war nobilitiert<br />

worden, er hatte jetzt den Rang ernes Konferenzministers. Er war flatterig und sehr elend,<br />

er fühlte das Mißtrauen seiner Kollegen vom engeren landschaftlichen Ausschuß, er wollte<br />

sich aussprechen mit Harpprecht, dem Juristen, mit Bilfinger, der ein rechter, ehrlicher<br />

Mann war und sein Freund. Er wagte es nicht. Magdalen Sibylle saß stundenlang und<br />

starrte. Sie war aus sich herausgeworfen, zertrampelt, zerfetzt, zerwü stet.<br />

Waren dies ihre Arme? Wenn sie sich stach, war das ihr Blut? Das Seltsamste war, sie<br />

hatte keinen Haß gegen den Herzog. (L. Feuchtwanger)<br />

Text VII<br />

... «Elefanten im Paul-Celan-Laden» nennt der Kneipenphilosoph die Verbrecher an der<br />

Sprache und will schon resignieren vor ihrer Ü berzahl und Ü bermacht. Doch<br />

Fernsehwerbungs-zumutungen wie «Das König der Biere», «Wir haben verstanden»,<br />

«Deutschlands meiste Kredit-karte» oder «Die tun was» wecken noch einmal seinen<br />

Kampfgeist und versetzen ihn schier in Raserei. Frei assoziierter: nein, wenn diese Welt<br />

schon nicht in der Lage ist, ihm Schö nheit entgegenzubringen, Respekt zu erweisen und<br />

Dank zu zollen, so sucht er Schö nheit wenigstens im luziden Gedanken, in der lichten<br />

Formulierung zu finden.<br />

Und so vermag er sich zu besänftigen: indem er die Niedrigkeit des Daseins mit den<br />

Niederungen des Humors auskontert - mit Kalauern und Wortspielen, zu denen er qua


32<br />

alkoholischer Assoziation eine besondere Affinität hat. So kann dem<br />

Kneipenphilosophen beispielsweise in der ihm aufgedrängten Diskussion um die<br />

angeblichen oder tatsächlichen Entgleisungen seines Schutzheiligen Harald Juhnke schon<br />

mal ein sehr saloppes «Barfuß oder Lackshoah» entwischen. Das ist hart an der Grenze zur<br />

Frivolität oder sogar schon darü ber hinaus geschossen, aber nicht einmal halb so<br />

unangenehm wie die billige Maulzerreißerei, mit der Pharisäer und Philister ihr eigenes<br />

angebliches Lupenrein-sein ausstellen. (W. Drostle)<br />

Text VIII<br />

Assoziationen in Blau<br />

Wer aber schrie vor Freude,<br />

als das Blau geboren wurde?<br />

Pablo Neruda<br />

Sie, Pablo, stellen merkwü rdige Fragen. Das Blau? Geboren? Aber war es denn nicht immer<br />

da? Als Himmelsblau ü ber der Kindheitslandschaft? Als das unvergänglichste Blau, das es<br />

gibt? Draußen ist der schö nste blaue Himmel, und du hockst hier drin ü ber deinem Buch!<br />

Du wirst noch zum Blaustrumpf, dann kriegst du später keinen Mann. Das Blau schrieb<br />

Geschichten. Der Freund von Annemarie will ihr das Blaue vom Himmel runterholen, hat er<br />

gesagt. Ich hol dir vom Himmel das Blau. Ach du liebes Gottchen, das sagt so einer doch<br />

nur so ins Blaue hinein. Aber treu ist er ihr, sagt sie. Wer's glaubt. Sie ist blond, da trägt<br />

man Blau, sagt ihr Freund. Blau, blau, blau sind alle meine Kleider. Blau ist die Farbe der<br />

Treue. Aber rote Schuhe neuerdings, die hat er ihr sogar geschenkt. Rot und Blau schm ü ckt<br />

die Sau und dem Kasper seine Frau. Er macht gerne mal blau, ihr Freund. Heute blau, und<br />

morgen blau, und ü bermorgen wieder. Blauer Montag.<br />

Na siehst du. Montag blau, Dienstag Hunger, das kennt man. Und jetzt torkelt er leider<br />

draußen ü ber den Platz und singt dazu: Kornblumenblau ist der Himmel am herrlichen<br />

Rheine. Total blau, der Mensch. Dem hilft auch kein Blaukreuzler mehr. Kornblumenblau<br />

sind die Augen der Frauen beim Weine. Das kannst du laut sagen.<br />

Neulich hat er sie grü n und blau geschlagen. Na siehst du. Und da hat ihr Bruder gesagt,<br />

jetzt kann er aber sein blaues Wunder erleben und hat ihn gehö rig verbleut, er ist nochmal<br />

mit 'nem blauen Auge davongekommen. Schö n und gut. Aber jetzt wird sich Annemarie<br />

von dem hoffentlich keinen blauen Dunst mehr vormachen lassen. - So blauäugig kann<br />

doch selbst sie nicht sein. Von den blauen Bergen kommen wir, Schatz ach Schatz, du bist<br />

so weit von hier. Unser Lehrer ist genauso dumm wie wir, haben wir gesungen. Der<br />

Himmel ist blau, das Wetter ist schö n, Herr Lehrer, wir wollen spazierengehn. Ihr wollt<br />

euch wohl einen blauen Brief einfangen, was? Merkt euch lieber endlich die Farben des<br />

Regenbogens: Rot Orange Gelb Grun Blau Indigo Violett. ROGGBIV. Oder wollt ihr bloß<br />

wieder was vom Krieg hören, als die blauen Bohnen unsereins nur so um die Ohren<br />

geflogen sind. Im Gleichschritt Marsch. Ein Lied. Die blauen Dragoner, sie reiten, mit<br />

klingendem Spiel durch das Tor.<br />

Kö nnt ihr nicht mal was Schö nes singen, Donau so blau, so blau, so blau, das war der<br />

erste Walzer, den ich mit Hans getanzt habe.<br />

Ja ja. Immer dasselbe. Hat schlecht geendet mit ihrem blauen Matrosen.<br />

Darü ber kommt Grete nicht hinweg. Ein blauer Matrose, der segelt um die Welt. Er liebte<br />

ein Mädchen, doch hatte er kein Geld. Das Mädchen errö tet, und wer war schuld daran?<br />

Der blaue Matrose in seinem Liebeswahn. So was kann schiefgehen. Eben mußte die Frau<br />

X mit Blaulicht weggebracht werden. Blausäure, sag ich nur. Hatte schon ganz blaue<br />

Lippen. Da kommt jede Hilfe zu spät. Der feine Pinkel, der sie sitzengelassen hat, soll ja<br />

blaues Blut gehabt haben, jedenfalls hat er ihr das gesagt.


33<br />

Kö nig Blaubart, kennt man ja. „Der fremde Ritter nämlich hatte einen ganz blauen Bart,<br />

und vor dem hatte sie ein Grauen, und es ward ihr unheimlich zumut, sooft sie ihn ansah. “<br />

Hätte sie man auf ihr Gefü hl gehö rt. Aber der hat ihr einen Blaufuchs geschenkt, da hat sie<br />

gedacht, so einer kann nicht lügen, und da ist sie weich in den Knien geworden. Das hier<br />

kostet Sie aber ein paar blaue Lappen, die wollen erstmal verdient sein. Wenn schon. Fur<br />

die Reinschrift verwenden wir immer blaue Tinte. Aber zuerst stellen Sie mir bitte eine<br />

Blaupause her, bei so einem Projekt will man ja keinen Schuß ins Blaue hinein machen.<br />

Doch mancher schießt ins Blaue und trifft ins Schwarze.<br />

Frü her hatten wir in zwei Stunden die Milchkanne voll Blaubeeren. Und nachmittags war<br />

der Kuchen schon fertig. Karpfen blau zu Neujahr? Niemals. Karpfen in Biersoße, so gehö rt<br />

sich das. Und Forelle blau ist was fü r feine Leute. Blau ist einfach keine Farbe fü r Eßwaren.<br />

Mehr für Blumen. Veilchen, zum Beispiel. Ein Veilchen auf der Wiese stand, gebü ckt in<br />

sich und unbekannt, es war ein herzig's Veilchen. Blaukraut, im Süden, na meinetwegen.<br />

Und blauen Likö r, den gibt's ja wohl. Curaçao, oder wie der heißt. Und Käse, der sich Blue<br />

Master nennt, mit Schimmel drin, nichts für mich. Aber wie man blaue Kartoffeln züchten<br />

und die dann „blaue Maus“ nennen kann, wird mir ewig unbegreiflich bleiben. So was<br />

Unnatü rliches.<br />

Blau, Pablo, ist die Farbe der Sehnsucht. Haben Sie das gemeint? Frü hling läßt sein<br />

blaues Band wieder flattern durch die Lüfte. Die blauen Hügel in der blauen Ferne. Auf zu<br />

blauen Horizonten. Blaue Fahnen nach Berlin. Preußisch Blau, Berliner Blau, wichtiges<br />

Blaupigment, aus Eisensulfat und gelbem Blutlaugensalz gewonnen.<br />

Als feiner Strich auf Porzellan. Das tiefe Kobaltblau der gläsernen Vasen, Schalen und<br />

Aschenbecher, Lieblingsfarbe. Tischdecken mit Blaudruck, alte Muster. EineTechnik, die<br />

ausstirbt.<br />

Einmal im Leben an der blauen Adria sein. О Himmel, strahlender Azur. Der blaue Falter,<br />

der uns vorausflattert. Der blaue Vogel auf dem Vorhang der Kü nstlerin Liessner-Blomberg<br />

fü r das Kabarett der russischen Emigranten im Berlin der zwanziger Jahre. Kandinskys<br />

Blauer Reiter. Franz Marcs Turm der blauen Pferde. Picassos blaue Periode. Die blaue<br />

Stunde zwischen Tag und Traum. Nachtblau.<br />

Taubenblau. Das blaue Licht aus dem Grimmschen Märchenbrunnen, das dem braven,<br />

ungerecht behandelten Soldaten, wenn er seine Pfeife daran anzü ndet, nicht nur<br />

Genugtuung, sondern ein ganzes Königreich verschafft und die Königstochter dazu. Auf<br />

andre Art geht’s nicht. Des Generals Franco Blaue Division im Spanischen Bü rgerkrieg. Die<br />

Europafahne in Blau. Und die Lebensmittelpäckchen, welche die Amerikaner in<br />

Afghanistan abwerfen, neuerdings in Blau, nicht mehr in Gelb, damit sie sich von den<br />

gelben Streubomben, die sie auch abwerfen, unterscheiden. Die blaue Blume dagegen,<br />

Pablo, ein Symbol der deutschen Romantik, eine Erfindung des Freiherrn Friedrich von<br />

Hardenberg, genannt Novalis.<br />

Dessen Romanheld, der Heinrich von Ofterdingen, begegnet ihr im Traum, eine hohe,<br />

lichtblaue Blume, die zunächst an der Quelle stand und ihn mit ihren breiten, glänzenden<br />

Blättern berü hrte.<br />

„... Er sah nichts als die blaue Blume und betrachtete sie lange mit unnennbarer<br />

Zärtlichkeit.“ Und er folgt ihrem Sehnsuchtsbild, und er sieht in ihr „eine Schutzwehr gegen<br />

die Regelmäßigkeit und Gewö hnlichkeit des Lebens“, einen Zauber gegen die Monotonie<br />

des Irdischen. Wer aber schrie vor Freude, als das Blau geboren wurde?<br />

Woran dachten Sie, Pablo. Jetzt weiß ich es: Es waren die Außerirdischen, die vor Freude<br />

schrien, als sie sahen, wie die Erde, der blaue Planet, geboren wurde. (Ch. Wolf)<br />

Text IX<br />

Die Legende lockt in Essen<br />

Eine dreidimensionale Computer-Rekonstruktion des legendären Bernsteinzimmers,<br />

dessen bis heute verschollenes Original von der deutschen Wehrmacht 1941 bei St.


34<br />

Petersburg geraubt worden war, ist in Essen zu sehen. „Das vielleicht berü hmteste<br />

Zimmer der Welt ist damit erstmals seit seinem Verschwinden wieder vollständig erlebbar“,<br />

erklärte ein Sprecher der Essener Ruhrgas AG. Die Gasgesellschaft sponsert derzeit mit<br />

rund sieben Millionen Mark die exakte Wiederherstellung des Bernsteinzimmers, das 2003<br />

im Katharinenschloss von Zarskoje Selo vollendet sein soll.<br />

Ein begehbares Computermodell aus vielen Millionen elektronischen Daten, das auf<br />

vier Leinwande projiziert wird, bildet im Essener Ausstellungszentrum Cube die kostbaren<br />

Bernsteinvertäfelungen exakt und scheinbar plastisch nach. Ein besonderes Problem sei<br />

dabei die Vielfarbigkeit der zwischen Honiggelb und Dunkelbraun schimmernden<br />

ungezählten Bernsteinplättchen gewesen. Per Joystick kann der Besucher bis zum<br />

15.September dreimal täglich sogar durch den „historischen“ Raum schweben und dabei<br />

gleichsam aus der Perspektive einer Fliege das mit Möbeln, Konsolen und einer kleinen<br />

Standuhr in den Zustand von 1760 versetzte Kabinett begutachten.<br />

Text X<br />

Die Bernstein-Zimmermä nner<br />

Wladimir Domratschow ist, wie jeder große Handwerker, ein kleiner Philosoph: „Im<br />

Grunde sind die Restaurateure nichts anderes als Ä rzte. Nur legt man uns Patienten auf den<br />

Operationstisch, die bereits 90 Jahre im Buckel haben – und wir sollen ihr Leben dann um<br />

weitere 50 verlängern. Besser, man schafft dann gleich einen neuen Menschen.“<br />

Beziehungsweise ein neues Stü ck Kunst – und mit nichts anderem ist der Elektriker und<br />

studierte Designer seit ü ber zwanzig Jahren beschäftigt: Er arbeitet an der Rekonstruktion<br />

des Bernsteinzimmers. Jener historischen Glitzerkammer, der w ährend der vergangenen 300<br />

Jahre von „legendär“ ü ber „achtes Weltwunder“ bis „mysteriö s“ so ziemlich alle Attribute<br />

verliehen wurden, die menschliches Erstaunen signalisieren.<br />

Text XI<br />

Eine Handvoll Menschen um den Alex<br />

Am Alexanderplatz reißen sie den Damm auf für die Untergrundbahn. Man geht auf<br />

Brettern. Die Elektrischen fahren ü ber den Platz die Alexanderstraße herauf durch die<br />

Mü nzstraße zum Rosenthaler Tor. Rechts und links sind Straßen. In den Straßen steht Haus<br />

bei Haus. Die sind vom Keller bis zum Boden mit Menschen voll. Unten sind die Läden.<br />

Destillen, Restaurationen, Obst- und Gemü sehandel, Kolonialwaren und Feinkost,<br />

Fuhrgeschäft, Dekorationsmalerei, Anfertigung von Damenkonfektion, Mehl und<br />

Mü hlenfabrikate, Autogarage, Feuersozietät: Vorzug der Kleinmotorspritze ist einfache<br />

Konstruktion, leichte Bedingung, geringes Gewicht, geringer Umfang. – Deutsche<br />

Volksgenossen, nie ist ein Volk schmählicher getäuscht worden, nie wurde eine Nation<br />

schmählicher, ungerechter betrogen als das deutsche Volk. Wißt ihr noch, wie Scheidemann<br />

am 9. November 1918 von der Fensterbrü stung des Reichstags uns Frieden, Freiheit und<br />

Brot versprach? Und wie hat man das Versprechen gehalten! – Kanalisationsartikel,<br />

Fensterreinigungsgesellschaft, Schlaf ist Medizin, Steiners Paradiesbett. – Buchhandlung,<br />

die Bibliothek des modernen Menschen, unsere Gesamtausgaben führender Dichter und<br />

Denker setzen sich zusammen zur Bibliothek des modernen Menschen. Es sind die gro ßen<br />

Repräsentanten des europäischen Geisteslebens.


35<br />

Составители: Быкова О льга Ильинична<br />

Молчанова Людмила Викторовна<br />

Редактор: Бунина Т .Д .

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