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Frühe Strafverteidigung und Untersuchungshaft. Eine ... - Oapen

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1. Kapitel: Zur <strong>Untersuchungshaft</strong><br />

Tab. 1: Entwicklung ausgewählter Straftaten aus der Polizeilichen Kriminalstatistik<br />

1989 1992 1995 1998 2001 2004<br />

erfasste Straftaten<br />

insgesamt<br />

n 4.358.573 6.291.519 6.668.717 6.456.996 6.363.865 6.633.156<br />

Delikte gegen das BtMG n 94.000 123.903 158.477 216.682 246.518 275.725<br />

% 2,2 2,0 2,4 3,4 3,9 4,2<br />

Gewaltdelikte n 102.645 150.678 170.170 186.306 188.413 211.172<br />

% 2,4 2,4 2,6 2,9 3,0 3,2<br />

davon: Raubdelikte n 30.152 56.515 63.470 64.405 58.867 5.9732<br />

% 0,7 0,9 1,0 1,0 0,9 0,9<br />

Tötungsdelikte n 2.385 3.275 3.960 2.877 2.641 2.480<br />

% 0,05 0,05 0,06 0,04 0,04 0,04<br />

Vergewaltigung n 4.987 6.208 6.175 7.914 7.891 8.831<br />

% 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1<br />

gefährl. <strong>und</strong> schwere n 64.840 84.104 95.759 110.277 120.345 139.748<br />

KV % 1,5 1,3 1,4 1,7 1,9 2,1<br />

Quellen: B<strong>und</strong>eskriminalamt, Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des jeweils angegebenen Jahres.<br />

Ausweislich der Polizeilichen Kriminalstatistik (vgl. Tabelle 1) kam es zu einem<br />

deutlichen Anstieg gerade bei einigen derjenigen Deliktsbereichen, bei denen<br />

besonders hohe Haftquoten anzutreffen sind: Gewaltdelikte, insbesondere<br />

Raubdelikte (1989: 30.152 Fälle, 1992: 56.515 Fälle) <strong>und</strong> Rauschgiftdelikte (1989:<br />

94.000 Fälle, 1992: 123.903 Fälle). 115 Nach ALBRECHT ist auch eine Veränderung<br />

der Ausrichtung der Kriminalpolitik auf generalpräventive Gesichtspunkte hin<br />

zu beobachten. Modell für die Strafgesetzgebung <strong>und</strong> Kriminalpolitik sei nunmehr<br />

die organisierte Kriminalität <strong>und</strong> der gewerbsmäßig handelnde, rational<br />

kalkulierende Täter. 116<br />

Ob <strong>und</strong> in welchen Umfang neben diesen Faktoren eine rigorosere Haltung<br />

der Justiz in Grenzbereichen des Haftrechts zumindest mitursächlich für den<br />

Anstieg der <strong>Untersuchungshaft</strong>zahlen war, kann mit den veröffentlichten Statistiken<br />

nicht beantwortet werden. SCHÖCH vermutet dies unter Hinweis darauf,<br />

dass trotz eines Rückgangs der Ausländerkriminalität im Jahr 1994 die Verhaftungsquote<br />

nicht sank, sondern weiter anstieg. 117<br />

Mithin ist die Ausgangssituation des Praxisprojektes (1997) von einer repressiven<br />

Praxis bei der Anordnung von <strong>Untersuchungshaft</strong> geprägt. Die eklatant<br />

hohen Belegungszahlen verdeutlichen das Erfordernis einer „Rückbesinnung auf<br />

die tragenden Gr<strong>und</strong>sätze der Unschuldsvermutung, des Verhältnismäßigkeits-<br />

115 Auch die Polizeiliche Kriminalstatistik zeichnet kein getreues Spiegelbild der Kriminalitätswirklichkeit,<br />

sondern bietet je nach Deliktsart eine mehr oder weniger starke Annäherung an die<br />

Realität. Folgende Einflussfaktoren können sich auf die Entwicklung der Zahlen auswirken: Anzeigeverhalten,<br />

polizeiliche Kontrolle, statistische Erfassung, Änderung des Strafrechts, echte<br />

Kriminalitätsänderung.<br />

116 Albrecht, 1998, S. 1140.<br />

117 Schöch, 1997, S. 17.

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