Anti-Political-Correctness
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seitdem sie auch bei uns in Mode gekommen ist, zum Reservat<br />
der Frauen.“ 4 Ein Reservat ist ein Sonderrecht oder Vorbehalt,<br />
kann aber auch als Großraumgehege zum Schutz bedrohter<br />
Tierarten gelesen werden. Die Diskreditierung von „Frauenforderungen“<br />
ist in diesem Begriff immer mitlesbar. Und zwar vor<br />
der Zurkenntnisnahme ihrer Inhalte. Sie ist insofern sexistisch.<br />
Dies ist der Vorgang, den ich „Kulturisierung von Politik“ nenne:<br />
Die Eröffnung von Moralfeldern, auf denen dann beklagt wird,<br />
es werde moralisch argumentiert „Kein Politiker, der eine Versammlung<br />
noch mit `Liebe Mitbürger` anreden könnte im<br />
Vertrauen auf die alte Übereinkunft, daß damit alle anwesenden<br />
Personen gleich welchen Geschlechts gemeint seien ...; heute<br />
hat er, wenn er nicht als Sexist unwählbar sein will `Liebe Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger`zu sagen.“ 5 Der letzte Satz<br />
unterstellt, daß der Sexismus praktisch - in der Wirklichkeit -<br />
schon abgeschafft sei, denn schließlich gilt der Redner allgemein<br />
als unwählbar und offenbar nur noch - als Rest - in der<br />
Sprache hause.<br />
Diejenigen, die für neue Sprachregelungen auftreten, versuchen<br />
verzweifelt das Gedächtnis wachzuhalten für die sozialen<br />
Ungleichheiten dieser Gesellschaft; sie werden von ihren Gegnern<br />
als „Gedankenpolizei“ und GegnerInnen von Freiheit<br />
bezeichnet.<br />
Parteien und Bewegungen<br />
4 Konrad Adam, Sauberfrau, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom<br />
22.11.1995, S. 1<br />
5 Dieter E. Zimmer, P.C. oder: Da hört die Gemütlichkeit auf, in: Die<br />
Zeit vom 22.10. 1993<br />
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