Anti-Political-Correctness

Anti-Political-Correctness Anti-Political-Correctness

07.10.2013 Aufrufe

zu sprechen, mit großem I.“ 19 Der Vordenker der intellektuellen Rechten Zitelmann erkennt im Feminismus sogar Universalitätsansprüche: „Der Marxismus hat kaum noch Attraktivität, aber im Feminismus ist eine neue Ideologie mit dem utopischen Anspruch auf die Schaffung eines ‘neuen Menschen’ entstanden. Es wäre falsch, im Feminismus eine nur auf Frauen beschränkte Ideologie zu sehen.“ 20 Die antifeministische Gliederung des Anti-pc verdient sich der Erkenntnis der Neuen Rechten, „daß das politische Spiel häufig auf dem Feld der Fragen von Moral und Sexualität gewonnen oder verloren wird“. 21 Karsta Frank hat in einer Analyse der pc-Diskurse herausgearbeitet, daß die kulturell noch unmögliche Behauptungen „Feminismus ist Inquisition“ oder die „Linke fungiert als Gedankenpolizei“ ersetzt wurden durch das Wort pc. Der Anti-pc- Diskurs zeige, „daß die Kritik der Methode die Auseinandersetzung mit den Inhalten ersetzt, das kritische Urteil aber für beides, für Inhalt und Methode gilt.“ 22 Widersprechende soziale Realitäten Die US-amerikanische Soziologin Arlie Russell Hochschild hat bei ihrem Studium von Ratgebern für Frauen herausgearbeitet, 19 vgl. Wolfgang Engler, (Anm. 15), S. 191 20 Rainer Zitelmann, Position und Begriff. Über eine neue demokratsiche Rechte, in: Heimo Schwilk und Ulrich Schacht (Hg.) 3 : Die selbstbewußte Nation. Berlin 1995, S. 178 21 vgl. S. Hall (Anm. 5), S. 74 22 Karsta Frank, PC-diskurs und neuer Antifeminismus in der BRD, in: Das Argument 213, 1996,1, S. 31 18

daß Frauen zunehmend Planung und Berechnung in Bezie- hungs-Liebe-Sexfragen anempfohlen wird. „Man dient uns an, unser Vertrauen ausschließlich auf die ausgedünnte und professionalisierte Zuwendung des Experten einmal pro Woche zu setzen.“ 23 Sie erkennt einen zunehmend gleichgeschlechtlichen Gefühlscode, der auf dem alten Code der Männer basiere. Von ihr stammt auch der Ausspruch, daß Töchter heute ihren Müttern nicht einmal mehr ähnlich sähen, Väter und Söhne hingegen kaum auseinanderzuhalten seien. Gesellen wir noch eine Statistik hinzu: 60 % aller Dozentinnen in dieser Republik sind geschieden. Ganze 4 % der Dozenten können das von sich behaupten. Sepkulativ können wir dann das folgende Bild probehalber entwickeln: die sozialen Realitäten arbeiten schon selbst - ganz theorielos - daran, das Geschlecht abzuschaffen, indem sie das, was gerade mal 200 Jahre alt ist, nämlich die absolute Geschlechterdifferenz, auf dem männlichen Niveau nivellieren. Ähnlich wie vor dem Zwei- Geschlechter-Modell gehen wir wieder auf ein - allerdings ziemlich modifiziertes - Ein-Geschlecht-Modell24 zu: Frauen sind Männer, nur anders. Was analytisch betrachtet auch als Niederlage gesehen werden kann, zeigt sich als dessen Gegenteil: Frauen verändern sich, an den Generationenabfolgen ist es sichtbar. Da Männer 23 Arlie Russell Hochschild: Der kommerzielle Geist des Intimlebens und die Ausbeutung des Feminismus. In: Das Argument 211,1995, 5, S. 676 24 vgl. zu den Geschlechtsmodellen Thomas Laqueur, Auf den Leib geschrieben. Die Inszenierung der Geschlechter von der Antike bis Freud.Frankfurt/m. u.a. 1992 19

daß Frauen zunehmend Planung und Berechnung in Bezie-<br />

hungs-Liebe-Sexfragen anempfohlen wird. „Man dient uns an,<br />

unser Vertrauen ausschließlich auf die ausgedünnte und professionalisierte<br />

Zuwendung des Experten einmal pro Woche zu<br />

setzen.“ 23 Sie erkennt einen zunehmend gleichgeschlechtlichen<br />

Gefühlscode, der auf dem alten Code der Männer basiere.<br />

Von ihr stammt auch der Ausspruch, daß Töchter heute<br />

ihren Müttern nicht einmal mehr ähnlich sähen, Väter und Söhne<br />

hingegen kaum auseinanderzuhalten seien. Gesellen wir<br />

noch eine Statistik hinzu: 60 % aller Dozentinnen in dieser Republik<br />

sind geschieden. Ganze 4 % der Dozenten können das<br />

von sich behaupten. Sepkulativ können wir dann das folgende<br />

Bild probehalber entwickeln: die sozialen Realitäten arbeiten<br />

schon selbst - ganz theorielos - daran, das Geschlecht abzuschaffen,<br />

indem sie das, was gerade mal 200 Jahre alt ist,<br />

nämlich die absolute Geschlechterdifferenz, auf dem männlichen<br />

Niveau nivellieren. Ähnlich wie vor dem Zwei-<br />

Geschlechter-Modell gehen wir wieder auf ein - allerdings ziemlich<br />

modifiziertes - Ein-Geschlecht-Modell24 zu: Frauen sind<br />

Männer, nur anders.<br />

Was analytisch betrachtet auch als Niederlage gesehen werden<br />

kann, zeigt sich als dessen Gegenteil: Frauen verändern<br />

sich, an den Generationenabfolgen ist es sichtbar. Da Männer<br />

23 Arlie Russell Hochschild: Der kommerzielle Geist des Intimlebens<br />

und die Ausbeutung des Feminismus. In: Das Argument 211,1995,<br />

5, S. 676<br />

24 vgl. zu den Geschlechtsmodellen Thomas Laqueur, Auf den Leib<br />

geschrieben. Die Inszenierung der Geschlechter von der <strong>Anti</strong>ke bis<br />

Freud.Frankfurt/m. u.a. 1992<br />

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