Skript Leistungswirtschaft Prof. Dr. Kals Stand Wintersemester 2012 ...

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Skript Leistungswirtschaft Prof. Dr. Kals Stand Wintersemester 2012/13 1 Prüfungshinweise, Literatur, Ziele und Aufbau der Veranstaltung ..................................... 2 2 Solida GmbH: die Betriebsorganisation .............................................................................. 7 3 Operative Produktions-Programmplanung ........................................................................ 19 4 Operative Produktions-Faktorplanung .............................................................................. 24 4.1 Bedarfsermittlung .................................................................................................................................. 24 4.1.1 Stücklistenauflösung, deterministische Bedarfsermittlung ........................................................... 24 4.1.2 Verbrauchsorientierte/ stochastische Bedarfsermittlung ............................................................... 29 4.1.3 Welches Material wird wie disponiert? ......................................................................................... 34 4.2 Losgrößenermittlung/ Bestellmengenoptimierung ................................................................................ 35 4.2.1 Andler-Modell, „klassisches“ Bestellmengenmodell .................................................................... 35 4.2.2 Kostenausgleichsverfahren und gleitende wirtschaftliche Losgröße ............................................. 37 4.2.3 Bestellsysteme: Bestellpunkt- und Bestellrhythmusverfahren ...................................................... 39 4.3 Supply-Chain-Management .................................................................................................................. 41 4.3.1 Just-in-Time-Beschaffung (JiT) .................................................................................................... 41 4.3.2 Electronic Commerce am Beispiel Desktop Purchasing ............................................................... 44 5 Operative Produktions-Prozessplanung, Ablaufplanung ................................................... 45 5.1 Ziele der Ablaufplanung und Arbeitsplan ............................................................................................. 45 5.2 Terminplanung ...................................................................................................................................... 46 5.3 Auftragsfreigabe .................................................................................................................................... 51 6 Produktionssteuerung (Kanban) ........................................................................................ 53 7 Energiemanagement .......................................................................................................... 56 8 Zusammenfassende Modelle ............................................................................................. 67 8.1 MRP-Konzepte, ERP-Konzepte, hierarchische Planung ....................................................................... 67 8.2 Produktions-Controlling ........................................................................................................................ 69 8.3 Zertifizierung von Qualität-, Umwelt- und Energiemanagement-Systemen ......................................... 70 9 Lösungen zu den Übungsaufgaben .................................................................................... 71 10 Musterklausuren ............................................................................................................. 75 Seite 1

<strong>Skript</strong> <strong>Leistungswirtschaft</strong><br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Kals</strong><br />

<strong>Stand</strong> <strong>Wintersemester</strong> <strong>2012</strong>/13<br />

1 Prüfungshinweise, Literatur, Ziele und Aufbau der Veranstaltung ..................................... 2<br />

2 Solida GmbH: die Betriebsorganisation .............................................................................. 7<br />

3 Operative Produktions-Programmplanung ........................................................................ 19<br />

4 Operative Produktions-Faktorplanung .............................................................................. 24<br />

4.1 Bedarfsermittlung .................................................................................................................................. 24<br />

4.1.1 Stücklistenauflösung, deterministische Bedarfsermittlung ........................................................... 24<br />

4.1.2 Verbrauchsorientierte/ stochastische Bedarfsermittlung ............................................................... 29<br />

4.1.3 Welches Material wird wie disponiert? ......................................................................................... 34<br />

4.2 Losgrößenermittlung/ Bestellmengenoptimierung ................................................................................ 35<br />

4.2.1 Andler-Modell, „klassisches“ Bestellmengenmodell .................................................................... 35<br />

4.2.2 Kostenausgleichsverfahren und gleitende wirtschaftliche Losgröße ............................................. 37<br />

4.2.3 Bestellsysteme: Bestellpunkt- und Bestellrhythmusverfahren ...................................................... 39<br />

4.3 Supply-Chain-Management .................................................................................................................. 41<br />

4.3.1 Just-in-Time-Beschaffung (JiT) .................................................................................................... 41<br />

4.3.2 Electronic Commerce am Beispiel Desktop Purchasing ............................................................... 44<br />

5 Operative Produktions-Prozessplanung, Ablaufplanung ................................................... 45<br />

5.1 Ziele der Ablaufplanung und Arbeitsplan ............................................................................................. 45<br />

5.2 Terminplanung ...................................................................................................................................... 46<br />

5.3 Auftragsfreigabe .................................................................................................................................... 51<br />

6 Produktionssteuerung (Kanban) ........................................................................................ 53<br />

7 Energiemanagement .......................................................................................................... 56<br />

8 Zusammenfassende Modelle ............................................................................................. 67<br />

8.1 MRP-Konzepte, ERP-Konzepte, hierarchische Planung ....................................................................... 67<br />

8.2 Produktions-Controlling ........................................................................................................................ 69<br />

8.3 Zertifizierung von Qualität-, Umwelt- und Energiemanagement-Systemen ......................................... 70<br />

9 Lösungen zu den Übungsaufgaben .................................................................................... 71<br />

10 Musterklausuren ............................................................................................................. 75<br />

Seite 1


1 Prüfungshinweise, Literatur, Ziele und Aufbau der Veranstaltung<br />

Liebe Studentinnen und Studenten,<br />

einige Fragen zum Ablauf der Veranstaltung und zu Prüfung sind in jeder Gruppe neu zu klären.<br />

Die will ich hier beantworten. Folgende Hinweise zur Klausur (Musterklausuren am Ende<br />

des <strong>Skript</strong>s):<br />

- Begriffsfassungen, Definitionen, Erläuterung kleinerer Zusammenhänge<br />

- Rechenaufgaben mit kleinen Varianten zur Veranstaltung<br />

- Transfer-Fragen, bei denen Zusammenhänge hergestellt werden müssen.<br />

- Relevante mathematische Formeln werden jeweils (ohne Erläuterung der Kürzel) wie<br />

in der Veranstaltung angegeben. Sie müssen also zugeordnet und interpretiert werden<br />

können.<br />

- Taschenrechner sind zulässig.<br />

- Es gibt keine Einschränkung des Stoffs vor der Klausur.<br />

Für den Bachelor-Studiengang habe ich die Veranstaltung überarbeitet und (nochmals) Theorie<br />

herausgenommen. Dafür ist der Umfang gewachsen und es gibt mehr Beispiele und Übungen.<br />

Ein Kommentar eines Kommilitonen nach einer Klausur: „Es gibt so viele Begriffe. Das ist,<br />

als würde man eine neue Sprache lernen. Und es müssen so viele Zusammenhänge hergestellt<br />

werden.“ Es ist tatsächlich erforderlich, nicht nur die Vokabeln der neuen Fachsprache zu<br />

lernen. Sie müssen sich auch aktiv darin ausdrücken können. Das ist mit einem gewissen<br />

Aufwand verbunden und geht nicht kurzfristig.<br />

Viele empfinden den Stoff als abstrakt, weil sie kein Bild von Industrieunternehmen haben.<br />

Wenn Sie später möglicherweise in einem Industrieunternehmen arbeiten wollen, brauchen<br />

Sie aber eine Vorstellung von dem, was technisch vorgeht. Und Sie brauchen einen theoretischen<br />

Hintergrund, um verstehen zu können. Ich erwarte, dass Sie sich mindestens ein Industrieunternehmen<br />

ansehen. Besichtigen Sie mit Ihren Kommilitonen im Rhein-Neckar-<strong>Dr</strong>eieck<br />

ansässige Gobal Player, z.B. BASF, John Deere oder Evobus. Wenn Sie sich in Gruppen organisieren,<br />

bekommen Sie dort sogar eine individuelle Werkführung.<br />

Material- und Produktionswirtschaft sind wie ein Konzert im Unternehmen: Zahlreiche Stellen<br />

müssen harmonisch zusammenspielen. Lernen Sie von Beginn des Semesters an den besprochenen<br />

Stoff. Dann können Sie später im Praktikum, bei der Bachelor-Arbeit und im Berufsleben<br />

das Konzert genießen!<br />

Ihr<br />

Johannes <strong>Kals</strong><br />

Seite 2


Last but not<br />

least:<br />

Note<br />

Spaß durch<br />

Flow<br />

Literaturhinweise<br />

Grundlegende Bemerkungen:<br />

Systematisches<br />

Know-how für<br />

Berufseinstieg<br />

in Industrie<br />

Ziele der<br />

Vorlesung<br />

Ausgewählte<br />

„Cutting Edge“<br />

Methoden zum<br />

Glänzen bei<br />

Vorstellung<br />

• Auf e-Books kann über unsere Bibliothek zugegriffen werden. Vorsicht: Wenn das<br />

VPN (Virtuale Private Network) nicht geschaltet ist, lassen sich die Seiten nicht oder<br />

nicht alle lesen!<br />

• Unterscheidung von eher theorieorientierter Literatur und praxisorientierter Literatur<br />

sowie den entsprechenden Verlagen<br />

• Unterscheidung von Produktionswirtschaft/ <strong>Leistungswirtschaft</strong> und Logistik/ Supply<br />

Chain Management<br />

• <strong>Stand</strong>ardverfahren und Aktuelles („Cutting Edge“)<br />

Lernen in der<br />

Veranstaltung<br />

durch Fallstudie<br />

und Übungen<br />

Technisches<br />

Interesse wecken<br />

Seite 3


Dyckhoff, Harald, Spengler, Thomas S.: Produktionswirtschaft – Eine Einführung, Heidelberg/<br />

New York 2010, e-Book<br />

http://www.springerlink.com/content/p840pp/#section=743621&page=1<br />

Ebel, Bernd: Produktionswirtschaft, Kiehl Verlag Ludwigshafen, zahlreiche Auflagen<br />

(Unterscheidung zwischen den ausführlicheren Lehrbüchern und den „Kompakt-Trainings“<br />

des Verlags.)<br />

Ehrmann, Harald: Logistik, Kiehl Verlag Ludwigshafen, zahlreiche Auflagen<br />

<strong>Kals</strong>, Johannes: Betriebliches Energiemanagement – Eine Einführung, Stuttgart 2010<br />

Oeldorf, Gerhard; Olfert, Klaus: Materialwirtschaft, Kiehl Verlag Ludwigshafen, zahlreiche<br />

Auflagen<br />

Schulte, Christof: Logistik – Wege zur Optimierung der Supply Chain, Vahlen Verlag, München,<br />

zahlreiche Auflagen<br />

Vahrenkamp, Richard: Produktionsmanagement, zahlreiche Auflagen, München<br />

Wannenwetsch, Helmut: Integrierte Materialwirtschaft und Logistik, 4. Auflage Heidelberg/<br />

New York 2010, e-Book<br />

http://www.springerlink.com/content/l51324/#section=631712&page=1<br />

Aufbau der Produktionswirtschaft (Der Begriff <strong>Leistungswirtschaft</strong> ist weniger gebräuchlich<br />

als Produktionswirtschaft.)<br />

Produktions-<br />

Programmplanung<br />

Produktions-<br />

Faktorplanung<br />

(Materialwirtschaft)<br />

Produktions-<br />

Prozessplanung<br />

Produktionssteuerung<br />

(Vgl. <strong>Kals</strong> 2010, S. 123-130)<br />

Strategische und taktische<br />

Ebene<br />

F+E (Forschung und Entwicklung)<br />

Strategische Produktprogrammplanung<br />

Fabrikplanung<br />

Anlagenplanung<br />

Personalplanung<br />

Layoutplanung<br />

Prozesstechnologie<br />

Operative Ebene<br />

Produktionsprogrammplanung<br />

Bedarfsplanung (RHB)<br />

Beschaffung/ Einkauf<br />

Terminplanung<br />

Auftragsfreigabe<br />

Strategischer Soll-Ist-Vergleich Vergleich Plan-Ist<br />

dezentrale Steuerung<br />

Definition: Layout ist die Anordnung der Betriebsmittel (Anlagen/Maschinen) in den Werkhallen.<br />

Mit dem Layout wird der Materialfluss in der Produktion wesentlich bestimmt.<br />

Definitionen strategisch – taktisch – operativ und das System betrieblicher Produktionsfaktoren<br />

(Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe usw.) werden vorausgesetzt.<br />

Seite 4


Operative PPS „in a nutshell“:<br />

Zusammenfassung der kommenden Fallstudie zur Möbelfabrik „Solida“ als Überblick<br />

und Vertiefung der vorstehenden Tabelle<br />

Produktions-<br />

Programmplanung<br />

Produktions-<br />

Faktorplanung<br />

(Materialwirtschaft)<br />

Produktions-<br />

Prozessplanung<br />

Produktionssteuerung<br />

Operative Ebene<br />

Auftragsbestand und Produktion für den anonymen Markt ergeben<br />

das Produktionsprogramm: 5.000 Bürostühle im nächsten<br />

Monat<br />

Bedarfsplanung (RHB)<br />

Die Disposition berechnet: Bei 5.000 Bürostühlen sind 10.000<br />

Armlehnen nötig<br />

Beschaffung/ Einkauf bestellen 10.000 Armlehnen (und alle<br />

anderen Artikel) für den kommenden Monat<br />

Terminplanung<br />

Die Arbeitsvorbereitung reserviert Zeit für die Produktion der<br />

Bürostühle<br />

Auftragsfreigabe: Die Armlehnen und andere Teile für den Bürostuhl<br />

kommen vom Eingangslager in die Produktion<br />

Vergleich Plan-Ist:<br />

• Sind alle Planungsabläufe zum rechten Zeitpunkt erfolgt?<br />

• Ist das Material pünktlich bestellt worden und angekommen?<br />

• Läuft die Produktion und werden die Produkte rechtzeitig<br />

fertig?<br />

Seite 5


Veranstaltungsübersicht<br />

Betriebsorganisation und Technologie<br />

Produktionsplanung und –steuerung (PPS)<br />

Produktions-Programmplanung – Was wird produziert?<br />

Produktions-Faktorplanung/ Mawi -Welche RHB sind nötig?<br />

- Bedarfsermittlung<br />

- Losgrößenplanung<br />

- Supply-Chain-Management<br />

Produktions-Prozessplanung -<br />

Wie soll der Ablauf der Produktion sein?<br />

- Terminplanung<br />

- Auftragsfreigabe<br />

Produktionssteuerung<br />

Energiemanagement<br />

Hierarchische Planung<br />

Überblicksaufgabe<br />

DIN ISO und Qualitäts-/ Umwelt-/ Energiemanagement<br />

Seite 6


2 Solida GmbH: die Betriebsorganisation<br />

Nach Ihrem Abschluss an der HS LU gehen Sie ins Controlling eines internationalen Konzerns.<br />

Die Arbeit macht Ihnen Spaß. Sie lernen viel, Sie haben viele Ideen. Im Laufe der Jahre<br />

sehen Sie viele Ihrer Ideen als Papiertiger enden. Langsam befriedigt Sie das beamtenähnliche<br />

Dasein immer weniger. Da es dem Konzern gut geht, gibt es nur selten Reorganisationen, die<br />

Ihnen immer Spaß gemacht haben. Sie sprechen diskret eine Personalberatung an, dass ein<br />

Wechsel für Sie denkbar wäre.<br />

Nach einigen Monaten ruft Sie abends der Headhunter an: Das mittelständisches Familienunternehmen<br />

Solida GmbH sucht eine Assistentin des Geschäftsführers, der perspektivisch die<br />

Geschäftsführung übernehmen könnte. Der Unternehmensgründer und derzeitige geschäftsführende<br />

Gesellschafter, Herr Weise, ist 67. Das Unternehmen ist in der Möbelbranche tätig.<br />

Es hat 230 Mitarbeiter und einen lange gewachsenen Kundenstamm. Der Exportanteil beträgt<br />

60 Prozent. Derzeit schreibt Solida rote Zahlen. Der Personalberater führt das darauf zurück,<br />

dass der Geschäftsführer seit längerem nur noch verwaltet und nicht mehr gestaltet. Sie sollen<br />

Rationalisierungspotenziale erkennen und ausschöpfen. Wenn das gelingt, winken der Chefsessel<br />

und eine Beteiligung. Viel mehr lockt Sie aber die Möglichkeit, wirklich gestalten zu<br />

können. Sie sagen zu.<br />

In den ersten Wochen müssen Sie das Unternehmen kennen lernen. Die Aufbauorganisation<br />

erschließt sich Ihnen durch die Organigramme:<br />

Kfm. Leiterin<br />

Frau Rechenknecht<br />

Assistentin: Sie<br />

Geschäftsführer<br />

Herr Weise<br />

Betriebsleiter<br />

Herr Ledernacken<br />

SHEQ<br />

Herr Dinnorm<br />

Technischer Leiter<br />

Herr Überflieg<br />

SHEQ: Safety (Arbeitssicherheit), Health (Gesundheitsschutz), Environment (Umweltmanagement)<br />

and Quality (Qualitätsmanagement)<br />

Seite 7


Kaufmännischer Bereich<br />

Betrieb<br />

Technischer Leiter<br />

Rechnungswesen/Controlling<br />

IT<br />

Personal<br />

Vertrieb<br />

Materialdisposition<br />

Einkauf<br />

Meisterbereich NC-Werkstatt<br />

Meisterbereich Schreinerei<br />

Meisterbereich Polsterei<br />

Meisterbereich Montage<br />

Konstruktion<br />

Technische Planung<br />

Instandhaltung (Schlosser- und Elektrikerwerkstätten)<br />

Lager und Logistik<br />

Arbeitsvorbereitung (Fertigungsauftragsdisposition)<br />

Seite 8


Definition: Logistik ist eine Querschnittsfunktion in Unternehmen und in unternehmensübergreifenden<br />

Wertschöpfungsketten. „Sechs R“ der Logistik: Die<br />

- richtige Menge der<br />

- richtigen Objekte am<br />

- richtigen Ort zum<br />

- richtigen Zeitpunkt in der<br />

- richtigen Qualität zu den<br />

- richtigen Kosten.<br />

Objekte der Logistik sind Materialien, nicht Anlagen, Personal, Kapital.<br />

Demgegenüber ist unlogisch, dass die „Logistikbranche“ das Speditionsgewerbe ist.<br />

Aufgabe zur Wiederholung, Aufbauorganisation: Welche grundlegenden Formen der Aufbauorganisation<br />

gibt es und welche benutzt Solida?<br />

Die Ablauf-/ Prozessorganisation analysieren Sie, indem Sie den Leistungserstellungsprozess<br />

verfolgen. Dabei lernen Sie Geschäftsprozesse und die Planungsmethoden kennen. Zunächst<br />

machen Sie aber einen Betriebsrundgang.<br />

Definition: Geschäftsprozesse sind eine Reihe aufeinander folgende Tätigkeiten, die zu einem<br />

Ergebnis führen. Ein Beispiel für einen Kernprozesse ist die Produktion eines Büromöbels.<br />

Beispiele für Hilfsprozesse sind die Einstellung eines Schlossers oder die Instandhaltung<br />

einer Anlage. (Vgl. <strong>Kals</strong> 2010, S. 34)<br />

Solida stellt zwei Hauptprodukte her, den Schreibtischstuhl „Wolkesieben“ und den Arbeitstisch<br />

„Aktenpack“. „Aktensafe“ ist eine Tischvariante mit Tresor. Es handelt sich um hochwertige<br />

Büroausstattung, die auf Wunsch der Kunden auch in Varianten gefertigt wird. Die<br />

Fertigungstiefe beträgt 80 Prozent.<br />

Fertigungstiefe =<br />

Anzahl selbst produzierte<br />

Teile<br />

Gesamtzahl der Teile des Produkts<br />

Die Metallteile des Stuhls und das Gestell des Tisches werden von computergesteuerten<br />

Werkzeugmaschinen hergestellt in der NC-Fertigung (s.u.). In einer Schreinerei werden die<br />

Platten und Schubladen des Tisches hergestellt. Die Polsterei bezieht die Sitzschalen der Stühle.<br />

In der Montage werden sowohl Tische als auch Stühle versandfertig zusammengebaut und<br />

verpackt.<br />

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Hier ist ein Grundriss des Betriebs mit dem Layout der Anlagen bei der derzeitigen Werkstattfertigung:<br />

M<br />

A<br />

T<br />

E<br />

R<br />

I<br />

A<br />

L<br />

E<br />

I<br />

N<br />

G<br />

A<br />

N<br />

G/<br />

-<br />

A<br />

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S<br />

G<br />

A<br />

N<br />

G<br />

NC-Fertigung<br />

Rohstofflager<br />

Definition: Werkstattfertigung fasst die einzelnen Verrichtungen (fräsen, sägen, polstern<br />

usw.) zusammen. Sie ist geeignet, wenn der Ablauf der Produktionsaufträge oft unterschiedlich<br />

ist. (Anders als der historische Begriff von Werkstatt.)<br />

Definition: NC heißt „numerical control“. Es handelt sich um computergesteuerte Werkzeugmaschinen<br />

vorwiegend zur Metallbearbeitung.<br />

Definition Werkbankfertigung: Ein Mitarbeiter montiert ein Produkt vollständig an der<br />

Werkbank, Beispiele:<br />

Überlegen Sie, was die folgenden Fotos zeigen, ob sie bei der Solida aufgenommen worden<br />

sein könnten und – wenn ja – wo im Grundriss sie zu verorten sind. Die Erläuterungen sollen<br />

auch technische Grundlagen legen:<br />

http://www.cnc-maschinen.isel.com/<br />

Schreinerei<br />

Schlosserwerkstatt/<br />

Instandhaltung<br />

Polster-<br />

werkstatt<br />

Sozialräume,Meisterbüro <br />

Fertigwarenlager<br />

Montage<br />

Seite 10


Seite 11


http://de.wikipedia.org/wiki/Hochregallager<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Hochregallager<br />

Ihnen fällt auf, dass die historisch gewachsene Werkstattfertigung aus folgendem Grund nicht<br />

gut zu den Anforderungen der Produktion passt:<br />

…………………………………………………………………………………………………<br />

Sie beabsichtigen, eine Reihenproduktion einzuführen:<br />

Definition: Bei der Reihenproduktion werden die Betriebsmittel in der Reihenfolge der Arbeitsschritte<br />

angeordnet. Die Maschinen sind durch Pufferlager getrennt. Die Reihenproduktion<br />

eignet sich, wenn eine große Zahl gleichartiger Produkte zu fertigen ist (Großserienproduktion.<br />

Vor- und Nachteile s.u.)<br />

Definition: Pufferlager sind z.B. Regale oder gekennzeichnete Stellen für Paletten in den<br />

Werkhallen. Sie nehmen Material oder Zwischenprodukte für einige Stunden oder wenige<br />

Tage auf.<br />

M<br />

A<br />

T<br />

E<br />

R<br />

I<br />

A<br />

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E<br />

I<br />

N<br />

G<br />

A<br />

N<br />

G<br />

Fertigungslinie „Wolkesieben“<br />

NC- Fertigung Puffer Polsterei Puffer Montage<br />

Auftragszentrum: Meister, Arbeitsvorbereitung,<br />

Einkauf, Versand, QM<br />

Fertigungslinie Tisch „Aktenpack“<br />

NC- Fertigung Puffer Schreinerei Puffer Montage<br />

M<br />

A<br />

T<br />

E<br />

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I<br />

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U<br />

S<br />

G<br />

A<br />

N<br />

G<br />

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Definition: In einem Auftragszentrum werden dispositive Tätigkeiten im Hinblick auf Kunden-<br />

und Produktionsaufträge zusammengefasst. Diese Tätigkeiten sind sonst über mehrere<br />

organisatorische Einheiten verstreut.<br />

Solida bedient ein Marktsegment mit hohen Preisen. Deshalb können Sie noch in Deutschland<br />

produzieren. Sie überlegen, ob einfache Bürostühle (Arbeitstitel „Rückenknack“) eine sinnvolle<br />

Diversifizierung wären. Eine entsprechende Massenproduktion in Tschechien könnte<br />

folgendermaßen aussehen:<br />

Definition: Die Fließproduktion verzichtet gegenüber der Reihenfertigung auf Pufferlager.<br />

Deshalb ist die Bearbeitungsdauer an allen Bearbeitungsstationen aufeinander abgestimmt,<br />

die Produktion ist ………. Sie eignet sich für Großserien- und Massenproduktion.<br />

M<br />

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T<br />

E<br />

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L<br />

E<br />

I<br />

N<br />

G<br />

A<br />

N<br />

G<br />

Fließband Schreibtischstuhl “Rückenknack“<br />

Fließband Schreibtischstuhl “Orthophädenglück“<br />

„Containersiedlung“ Auftragszentrum:<br />

Meister, Materialdisposition, Einkauf,<br />

Arbeitsvorbereitung (Auftragsdisposition),<br />

Versand, QM<br />

Fließband Schreibtischstuhl “Schleudersitz“<br />

Fließband Schreibtischstuhl “Breitpo“ (geht an Ikea)<br />

Historischer Hintergrund: Einführung des Fließbandes durch Henry Ford, Veröffentlichung<br />

von Fredric Winslow Taylor „Scientific Management“.<br />

Weiter kommt Ihnen die Idee einer Diversifizierung in höchstpreisige, individuell angefertigte<br />

Büromöbel. Das kann folgendermaßen aussehen:<br />

- „Production on demand“ oder „built to order“. Der Kunde entwirft sich auf der Website<br />

die Büromöbel selbst. Das führt zu Einzelproduktion der Büromöbel-Varianten.<br />

- Die Produktion wird in Fertigungssegmente/ Fertigungsinseln/ Fertigungszentren eingeteilt<br />

(Gruppenfertigung). Auch die Mitarbeiter bilden eine autonome Arbeitsgruppe.<br />

- Die Segmente sind eine „Fabrik in der Fabrik“. Z.B. beliefert das Fertigungszentrum Metall<br />

die Montage als internen Kunden.<br />

- Es werden flexible, computergesteuerte, leicht umrüstbare Anlagen eingesetzt.<br />

- Beschaffung, Auftragsdisposition, QM liegt bei der Gruppe.<br />

- Die autonomen Arbeitsgruppen wählen einen Sprecher und teilen ihre Arbeit selbst ein.<br />

Sie haben einen Prämienlohn, der sich nach dem Erfolg des <strong>Prof</strong>it-Centers richtet.<br />

M<br />

A<br />

T<br />

E<br />

R<br />

I<br />

A<br />

L<br />

A<br />

U<br />

S<br />

G<br />

A<br />

N<br />

G<br />

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Definition: Fertigungszentrum, - insel und –segment werden hier zur Vereinfachung synonym<br />

verwandt. Es handelt sich um Mitarbeiter und Maschinen, die mehrere zusammenhängende<br />

Arbeitsschritte durchführen können. Sie können ein Halbfertigprodukt oder Produkt<br />

herstellen.<br />

Fertigungszentrum<br />

Metall<br />

Fertigungszentrum Holz<br />

http://www.youtube.com/watch?v=RfnoAFW2L2c<br />

Montage<br />

Fertigungszentrum Textil<br />

Flexible Fertigungszelle, Bearbeitungszentrum, NC Maschine<br />

Seite 14


Flexibles Fertigungszentrum<br />

Eine Bemerkung zu Zielsetzung und Lernen: Controller sehen Maschinen oft nur als Zahlenkolonnen,<br />

z.B. in der Kostenstellenrechnung. Je genauer Betriebswirte aber verstehen, wie<br />

Prozesse ablaufen, desto besser können sie ihren Job machen (mit allen Konsequenzen für das<br />

eigene Fortkommen). Deshalb ist es wichtig, sich den Kernprozesse von (Industrie)unternehmen<br />

genau anzusehen:<br />

• Über Schemazeichnungen in Lehrbüchern<br />

• Über Optimierungsmodelle (wie sie im <strong>Skript</strong> zahlreich enthalten sind)<br />

• Über Fotos und Filme<br />

• In der Realität (bei der Begehung von John Deere sind sogar Schilder „Fertigungszentrum<br />

…“ aufgehängt)<br />

Aufgabe Vor- und Nachteile der Produktionstypen: Füllen Sie die folgende Tabelle aus<br />

(++ sehr gut, + gut, O mittel, - schlecht, -- sehr schlecht)<br />

Produktionstyp Kapitalbedarf Produktivität Flexibilität Störanfälligkeit<br />

Werkstattfertigung<br />

Reihenfertigung<br />

Fließproduktion<br />

Zentrenproduktion/<br />

Fertigungssegmente<br />

Nun geht Herr Ledernacken mit Ihnen in die Konstruktionsabteilung. Hier zeigt er Ihnen, wie<br />

die Geometrie-Daten für die Teile entstehen. Dazu werden CAD-Programme genutzt (Computer<br />

Aided Design).<br />

http://www.youtube.com/watch?v=uGgmLrhf1IA<br />

Seite 15


Der ideale Ablauf sieht also folgendermaßen aus:<br />

− Die Konstrukteure (oder Kunden bei Production on Demand) denken sich ein neues<br />

Produkt aus. Sie legen die Einzelteile fest und damit die Rohstoffe und die nötigen<br />

Bearbeitungen.<br />

− Aus dem CAD-Programm werden die Maschinensteuerungsdaten – also die NC-<br />

Programme – abgeleitet. Das ist der Schritt, der nicht gut automatisierbar ist. Deshalb<br />

hat Herr Ledernacken bei Ihren „produktion on demand“-Ideen auch Bauchschmerzen<br />

bekommen.<br />

− Die NC-Programme werden per Datenleitung sofort an die Maschinen geleitet. Sie<br />

sind verfügbar, wenn der Auftrag freigeben wird und die Bearbeitung beginnen kann.<br />

Definition - Herr Ledernacken führt aus, dass es streng genommen zwei Arten NC-<br />

Maschinen gibt:<br />

- CNC-Maschine (Computerized Numeric Control), bei denen die Programme lokal erstellt<br />

oder per Datenträger eingegeben werden müssen<br />

- DNC-Maschine (Direct Numeric Control): der Rechner wird von der Maschine räumlich<br />

getrennt.<br />

Seite 16


Es gibt weitere Einteilungsmöglichkeiten für Produktionen (bitte Beispiele ergänzen):<br />

Werkstattproduktion<br />

Auftragsproduktion<br />

Einzelproduktion<br />

Unverbundene Produktion<br />

Synthetische Produktion („zusammenführend“)<br />

Reihenproduktion Fließproduktion<br />

Vorrats-/ Lagerproduktion (für den anonymen<br />

Markt)<br />

Serienproduktion Massenproduktion<br />

Sortenproduktion<br />

Kuppelproduktion/ verbundene Produktion<br />

Analytische Produktion („auseinandernehmend“)<br />

Seite 17


Aufgabe Klassifizierung von Produktionstypen<br />

Bitte zeichnen Sie in der folgenden Gegenüberstellung <strong>Prof</strong>ile ein für folgende Branchen:<br />

• Großanlagenbau (Kraftwerk, Brücke …)<br />

• Automobilproduktion<br />

• Raffinerie<br />

• Solida (zur Zeit)<br />

Werkstattprod. Fließprod.<br />

Auftragsproduktion Vorratsproduktion<br />

Einzelprod. Massenprod.<br />

Unverbundene Prod. Verbundene Prod.<br />

Synthetische Prod. Analytische Prod.<br />

Beispielvideos insbesondere zur Produktionstechnik:<br />

http://www.youtube.com/watch?v=b0npqkpJDDI&feature=related (Zeichnen eines Bolzens<br />

mit CAD-Programm)<br />

http://www.youtube.com/watch?v=pKyo0rmNrNo (Funktionen einer CNC-Fräsmaschine)<br />

http://www.youtube.com/watch?v=N8PIo8ZCgyc (Zuschnitt Holzplatte mit NC-Maschine in<br />

Tischlerei)<br />

http://www.youtube.com/watch?v=09IQWL7EgwU (Aufbau einer Lean Production mit Kanban)<br />

Seite 18


3 Operative Produktions-Programmplanung<br />

Sie sehen sich jetzt den Ablauf des wichtigsten Geschäftsprozesses an: die materielle Produktion<br />

mit ihrer Planung und Steuerung. Am Ende jeden Monats treffen sich der Geschäftsführer,<br />

der Vertriebsleiter, der kaufmännische Leiter, der technische Leiter und der Betriebsleiter<br />

zur „Produktionsbesprechung“. Hier wird das operative Produktionsprogramm des Folgemonats<br />

festgelegt. Meist sind auch der Leiter der Arbeitsvorbereitung und der Leiter der Instandhaltung<br />

dabei. Wenn es schwierig wird, ist ein Mitarbeiter des Controlling als „Lotse“ des<br />

Produktionsmanagement nötig. Da Sie die nötige Ausbildung haben, füllen Sie die Rolle des<br />

Controllers aus.<br />

Der Vertriebsleiter stellt die Bestellungen für den Folgemonat vor und die prognostizierten<br />

gesamten Absatzzahlen:<br />

Absatzzahlen Folgemonat<br />

(in Stück)<br />

Abgeschlossene<br />

Verträge<br />

Produktion für den<br />

anonymen Markt<br />

Maximale Absatzmenge<br />

Stühle<br />

„Wolkesieben“<br />

Tische „Aktenpack“ Tische „Aktensafe“<br />

3.000 2.000 0<br />

5.000 3.000 1.000<br />

8.000 5.000 1.000<br />

Der Vertriebsleiter prognostiziert die Verkaufszahlen mit den gleichen Verfahren, mit denen<br />

bei der verbrauchsbedingten Bedarfsermittlung gearbeitet wird.<br />

Der Controlling Leiter hat das Kostenrechnungssystem umgestellt und stellt die Kalkulation<br />

nach Grenz-Plankostenrechnung vor:<br />

Kalkulation Grenz-<br />

Plankostenrechung<br />

(Euro)<br />

Grenz-<br />

Materialkosten<br />

Grenz-<br />

Fertigungskosten<br />

Grenz-<br />

Herstellkosten<br />

Grenz-<br />

Verwaltungs- und<br />

Vertriebskosten<br />

Stühle<br />

„Wolkesieben“<br />

Tische „Aktenpack“ Tische „Aktensafe“<br />

40 85 125<br />

50 60 85<br />

90 145 210<br />

15 20 20<br />

Grenz-Selbstkosten 105 165 230<br />

Netto-<br />

Verkaufspreis<br />

Stück-<br />

Deckungsbeitrag<br />

115 180 210<br />

10 15 -20<br />

Seite 19


Definition: Grenzkosten sind variable Kosten (bei einer bestimmten Ausbringung).<br />

Stück-Deckungsbeitrag = Preis – variable Kosten (pro Stück)<br />

Perioden-Deckungsbeitrag = Umsatz – variable Kosten (pro Periode)<br />

Daraus folgt für den Tisch Aktensafe …<br />

Der Betriebsleiter legt die verfügbaren Kapazitäten auf den Tisch.<br />

Werkstatt Verfügbare Kapazität Folgemonat (Stunden)<br />

NC-Fertigung 14.000<br />

Schreinerei 3.000<br />

Polsterei 4.400<br />

Montage 5.200<br />

Der Leiter der Arbeitsvorbereitung hat die Arbeitspläne und damit die Belegungszeiten der<br />

Betriebsmittel griffbereit<br />

Belegungszeiten in Stunden<br />

(Produktionskoeffizienten)<br />

Stühle Tische<br />

NC-Fertigung 1 1<br />

Schreinerei 0,2 0,5<br />

Polsterei 0,5 0<br />

Montage 0,4 0,4<br />

Definition Produktivität: Maß für die mengenmäßige Ergiebigkeit der Kombination von<br />

Produktionsfaktoren. Aussagekraft erst durch den unternehmens- oder periodenübergreifenden<br />

Vergleich:<br />

Output<br />

Produktivität =<br />

Input<br />

Definition Produktionskoeffizient: Umkehrung der Produktivität<br />

Input<br />

Produktionskoeffizienten =<br />

Output<br />

Seite 20


Nun ist die Frage, ob es Engpässe bei den Betriebsmitteln gibt und wo sie auftreten und wie<br />

viele es sind. Dazu stellen Sie folgende Berechnungen an:<br />

Kapazitätsrechnung NC-Fertigung<br />

Produkt Max. Absatz Produktionskoeffizient Kapazitätsbedarf<br />

Stuhl<br />

Tisch<br />

Kapazitätsrechnung Schreinerei<br />

Summe:<br />

Produkt Max. Absatz Produktionskoeffizient Kapazitätsbedarf<br />

Stuhl<br />

Tisch<br />

Kapazitätsrechnung Polsterei<br />

Summe:<br />

Produkt Max. Absatz Produktionskoeffizient Kapazitätsbedarf<br />

Stuhl<br />

Tisch<br />

Kapazitätsrechnung Montage<br />

Summe:<br />

Produkt Max. Absatz Produktionskoeffizient Kapazitätsbedarf<br />

Stuhl<br />

Tisch<br />

Summe:<br />

Da es nur einen Engpass gibt, kann das Produktionsprogramm mit dem engpassbezogenen<br />

Deckungsbeitrag berechnet werden:<br />

Definition engpassbezogener/ spezifischer Stück-Deckungsbeitrag:<br />

dbspez =<br />

Stück − Deckungsbeitrag<br />

Pr oduktionskoeffizient<br />

Der spezifische Deckungsbeitrag bewertet also den Deckungsbeitrag damit, wie stark die<br />

Engpass-Anlage in Anspruch genommen wird. Anders ausgedrückt: Der engpassbezogene<br />

Deckungsbeitrag sagt, wie viel Deckungsbeitrag pro Stunde auf der Engpass-Maschine mit<br />

dem jeweiligen Produkt erwirtschaftet wird.<br />

Seite 21


Aufgabe spezifischer Deckungsbeitrag: Sie berechnen die engpassbezogenen Stück-<br />

Deckungsbeiträge für Wolkesieben und Aktenpack in der Schreinerei.<br />

Aufgabe Produktionsprogramm bei einem Engpass: Jetzt berechnen Sie das Produktionsprogramm<br />

unter Berücksichtigung der Engpass-Deckungsbeiträge, der Absatzhöchstmengen<br />

und der Kapazität. Wie hoch ist der Perioden-Deckungsbeitrag?<br />

Der Leiter der Instandhaltung kommt gehetzt herein, leider habe er im Stau gestanden. Für<br />

den Folgemonat ist eine Revision des großen NC-Bearbeitungszentrums geplant. Dadurch<br />

wird dort die Kapazität um 4.000 Stunden reduziert. Damit stellt sich die Kapazität wie folgt<br />

dar:<br />

Werkstatt Verfügbare Kapazität im Folgemonat in<br />

Stunden<br />

NC-Fertigung 10.000<br />

Schreinerei 3.000<br />

Polsterei 4.400<br />

Montage 5.200<br />

Sie sehen nach: Jetzt ist die NC-Fertigung auch ein Engpass. Die Reihenfolge der engpassbezogenen<br />

Deckungsbeiträge ist in der Schreinerei und der NC-Fertigung umgekehrt. (Bitte zu<br />

Hause überprüfen.) Nun wird das Produktionsprogramm mit der linearen Programmierung<br />

berechnet. Dies ist ein Verfahren des Operations Research (OR, Unternehmensforschung).<br />

Das OR stellt Optimierungsverfahren wie Tourenplanung, Simulation, Netzplantechnik und<br />

lineare Programmierung zur Verfügung. Produktionswirtschaft kann mit Operations Management<br />

übersetzt werden.<br />

Lineares Programm (LP)<br />

Zielfunktion: 10 S + 15 T max!<br />

Kapazitäts- 1 S + 1 T ≤ 10.000<br />

Restriktionen: 0,2 S + 0,5 T ≤ 3.000<br />

0,5 S ≤ 4.400<br />

0,4 S + 0,4 T ≤ 5.200<br />

Höchstmengen- S ≤ 8.000<br />

Bedingungen T ≤ 5.000<br />

Mindestmengen- S ≥ 3.000<br />

Bedingungen T ≥ 2.000<br />

Bei mehreren Dutzend oder Hunderten Produkten und Produktionsanlagen wird das Problem<br />

rechnergestützt mit dem Simplex-Algorithmus gelöst.<br />

Aufgabe LP: Das operative Produktionsprogramm wird hier im zweidimensionalen Fall graphisch<br />

gelöst.<br />

Seite 22


Aufgabe Programmplanung: Stellen Sie das operative Produktionsprogramm auf für einen<br />

Zulieferer eines Motorenherstellers, der Kurbelwellen (DB 30 €) und Nockenwellen (DB 60<br />

€) herstellt. Der Verkauf teilt mit, dass im zweiten Quartal höchstens 50.000 (Kurbelwellen)<br />

bzw. 45.000 (Nockenwellen) abgesetzt werden können. In der Zerspanung benötigt eine Kurbelwelle<br />

zwei Stunden, in der Oberflächenveredlung eine Stunde. Die Nockenwellen benötigen<br />

in der Zerspanung eine Stunde und in der Oberflächenveredlung drei Stunden. Die Zerspanung<br />

hat im Quartal. eine Kapazität von 100.000 Stunden, die Veredlung 150.000 Stunden.<br />

Berechnen Sie, ob die Kapazität reicht. Lösen Sie das Problem graphisch. Begründen<br />

Sie, weshalb engpassbezogene Deckungsbeiträge das Problem nicht lösen.<br />

Aufgabe Programmplanung für zu Hause: Sie leiten einen Maschinenbaubetrieb, der Pumpen<br />

(200 Euro Deckungsbeitrag) und Ventile (500 Euro Deckungsbeitrag) herstellt. Er umfasst<br />

vier Fertigungsbereiche, deren Inanspruchnahme durch jeweils eine Pumpe und ein Ventil<br />

aus der folgenden Tabelle hervorgeht. In der Tabelle sind auch die Kapazitäten enthalten.<br />

Sie können so viel absetzen wie Sie produzieren können.<br />

Maschine Einsatzzeit Pumpen Einsatzzeit Ventile Kapazität<br />

A 2 3 180<br />

B 2 1,5 150<br />

C 3 120<br />

D 2 190<br />

- Stellen Sie das Lineare Programm (Zielfunktion und Nebenbedingungen) zur Bestimmung<br />

des optimalen Produktionsprogramms auf.<br />

- Lösen Sie das Problem graphisch. Wie lautet das Produktionsprogramm? Wie hoch ist der<br />

geplante Deckungsbeitrag? Welche Rolle spielen die fixen Kosten bei Ihren Überlegungen?<br />

Seite 23


4 Operative Produktions-Faktorplanung<br />

4.1 Bedarfsermittlung<br />

4.1.1 Stücklistenauflösung, deterministische Bedarfsermittlung<br />

Nach der Produktionsbesprechung spurtet der Leiter Materialdisposition, Herr Federleicht, in<br />

seine Abteilung. Er und seine Mitarbeiter beginnen sofort mit der Stücklistenauflösung, der<br />

programmgesteuerten/ deterministischen Bedarfsermittlung. Sie gehen mit und sehen sich<br />

exemplarisch die Stücklistenauflösung für den Schreibtisch „Aktenpack“ genau an. Als Einstieg<br />

in die Erzeugnisstruktur ist die Stammbaum-Darstellung am anschaulichsten:<br />

Schreibtisch Aktenpack<br />

Gestell (1) Platte (1) Container (1)<br />

Querholm (2) Seitenrahmen (2) Schrankkorpus<br />

(1)<br />

Die Mengenangaben sind Produktionskoeffizienten. Sie beziehen sich auf die nächsthöhere<br />

Produktionsstufe.<br />

Die Produktionsstufen werden von oben beginnend mit 1 heruntergezählt. Sie ergänzen die<br />

Stufen noch im Stammbaum.<br />

Im PPS-System ist die Erzeugnisstruktur in Stücklisten hinterlegt.<br />

Schubladen (3) Rollen (4) Stifte (4)<br />

Definition: PPS heißt Produktionsplanung und –steuerung. Damit werden sowohl die Methoden<br />

als auch Computerprogramme zur Umsetzung der Verfahren in der Praxis bezeichnet.<br />

Seite 24


Herr Federleicht ruft Ihnen die Strukturstückliste des Schreibtisches „Aktenpack“ auf:<br />

Lfd. Nr. Teilebezeichnung Prod.stufe Prod.koef. Weitere Daten (überall):<br />

1 Gestell 2 1 Artikelnummer<br />

2 Seitenrahmen 3 2 Gewicht<br />

3 Querholm 3 2 Maße<br />

4 Platte 2 1 Material<br />

5 Container 2 1 Lagerort<br />

6 Schrankkorpus 3 1 Verweis auf Lieferant<br />

7 Schubladen 3 3 Verweis Lieferbedingungen<br />

8 Rollen 3 4 Verweis auf Preise<br />

9 Stifte 3 4 Usw.<br />

Sie fragen sich, wie lang wohl die Stückliste eines Autos mit …. Tausend Teilen ist. Herr Federleicht<br />

hat Ihren skeptischen Blick aufgefangen und ruft die Baukastenstücklisten des<br />

Schubladencontainers auf:<br />

Lfd. Nr. Teilebezeichnung Prod.koef. Weitere Daten:<br />

1 Schrankkorpus 1<br />

2 Schubladen 3<br />

3 Rollen 4<br />

4 Stifte 4<br />

Aus einem System solcher Stücklisten für Baugruppen lassen sich modular weitere Baugruppen<br />

und Endprodukte zusammensetzen.<br />

Aufgabe Stücklisten: Vor- und Nachteile der Struktur- und Baukastenstückliste.<br />

Aufgabe Stücklisten: Wer benötigt Stücklisten im Unternehmen?<br />

Seite 25


Nun geht es an die eigentliche Stücklistenauflösung. Um das Prinzip zu zeigen, rechnet Herr<br />

Federleicht den Materialbedarf für den Schreibtisch per Hand. Dazu stellt er zunächst die<br />

Mengenbilanzen auf. Dabei verwendet er das Kürzel R für Ressource mit dem jeweiligen<br />

Material als Index. X steht für die Menge des benötigten Endproduktes:<br />

Zweite Produktionsstufe:<br />

RGestell = 1 * XTisch =<br />

RPlatte = 1* XTisch =<br />

RContainer = 1* XTisch =<br />

<strong>Dr</strong>itte Produktionsstufe<br />

RSeitenrahmen = 2* RGestell =<br />

RQuerholm = 2 * RGestell =<br />

RSchrankkorpus = 1 * RContainer =<br />

RSchubladen = 3 * RContainer =<br />

RRollen = 4* RContainer =<br />

RStifte = 4 * RContainer =<br />

Laut Programmplanung werden 3333 Schreibtische hergestellt. Damit ist das Gleichungssystem<br />

lösbar und die Variablen können von oben nach unten eingesetzt werden. Hier ist die eigentliche<br />

Schnittstelle zwischen Produktions-Programmplanung und Faktorplanung/ Materialwirtschaft.<br />

Hier die Ergebnisse zum ergänzen:<br />

XTisch =<br />

RGestell =<br />

RPlatte =<br />

RContainer =<br />

RSeitenrahmen =<br />

RQuerholm =<br />

RSchrankkorpus =<br />

RSchubladen =<br />

RRollen =<br />

RStifte =<br />

Seite 26


Aufgabe Stücklistenauflösung: Um zu sehen, ob Sie Herrn Federleicht richtig verstanden<br />

haben, versuchen Sie die Stücklistenauflösung für den Schreibtischstuhl „Wolkesieben“<br />

selbst. Hier liegt nur eine verbale Beschreibung vor und Herr Federleicht sitzt gerade auf einem<br />

entsprechenden Stuhl.<br />

Ein Sessel besteht aus zwei Baugruppen, einem <strong>Dr</strong>ehgestell und dem Sitz. Diese Baugruppen<br />

werden durch eine <strong>Dr</strong>uckluftfeder verbunden.<br />

Das <strong>Dr</strong>ehgestell besteht aus einer Halterung mit fünf Armen, an denen mittels Stiften die Rollen<br />

befestigt werden. (Die Halterung ist ein einziges Bauteil, das durch die fünf Arme sternförmig<br />

aussieht.)<br />

Der Sitz besteht aus einer Sitzschale, an der mit jeweils zwei Klammern Armlehnen angebracht<br />

werden.<br />

− Stellen Sie die Erzeugnisstruktur in einem Stammbaum dar<br />

− Erstellen Sie die Struktur- und Baukastenstücklisten<br />

− Stellen Sie die Mengenbilanzen auf<br />

− Berechnen Sie mit den Mengenbilanzen die erforderlichen Einsatzmenge für 6667 Bürostühle<br />

Leicht frustriert erfahren Sie von Herrn Federleicht, dass Sie zwar richtig gerechnet haben,<br />

aber das Ergebnis erst der Bruttobedarf ist. Es sind noch zu berücksichtigen:<br />

- Vorlaufzeit<br />

- Planung für mehrere Perioden<br />

- Planung für mehrere Produkte mit gleichen Teilen<br />

- Ausschuss<br />

- verfügbare Bestände<br />

Definition: Vereinfacht - Der Nettobedarf ergibt sich aus dem Bruttobedarf durch Berücksichtigung<br />

der Lagerbestände. Das geschieht in einer Lagerbestandrechnung/ Nettobedarfsrechnung.<br />

Wenn der Nettobedarf festliegt, ist festzustellen, ob selbst produziert wird oder eingekauft<br />

wird (make-or-buy). Das ist im Wesentlichen eine strategische Entscheidung, die längerfristig<br />

festliegt. Doch auch kurzfristig ist hier noch einmal eine Weichenstellung zur Belastung<br />

oder Entlastung der Kapazitäten möglich. Entweder wird die Information über den Nettobedarf<br />

dann an die Arbeitsvorbereitung weitergeben (bei „make“) oder an den Einkauf (bei<br />

„buy“).<br />

Für die Gestelle des Tischs „Aktenpack“ zeigt Herr Federleicht Ihnen die Lagerbestandsrechnung.<br />

In der integrierten Datenbank sind folgende Bestandmengen verfügbar:<br />

Seite 27


Nettobedarfsrechnung Gestell Monat 1 2 3 4<br />

Bruttobedarf (s.o.) 3.333 2.700 3.100 1.700<br />

+ Ausschuss (2 Prozent)<br />

+ reservierter Bestand 1.320<br />

= gesamter Bedarf<br />

Lagerbestand 7.341<br />

+ Bestellbestand 0 3.000 2.000 0<br />

= gesamter Bestand<br />

Bestand – Bedarf =<br />

(Nettobedarf oder<br />

verfügbarer Bestand)<br />

Nettobedarfsrechnung Querholm<br />

(Prod.koef. 2, Vorlaufverschiebung<br />

1 Monat)<br />

Bruttobedarf<br />

+ Ausschuss<br />

…<br />

Aufgabe Stücklistenauflösung und Nettobedarfsrechnung für zu Hause: Gegeben ist ein<br />

Endprodukt, in das vier Stück des Einzelteils 1 und 3 Stück des Einzelteils 2 sowie 7 Baugruppen<br />

eingehen. In die Baugruppe gehen 2 Einzelteile 3 und 1 Einzelteil 2 ein.<br />

- Zeichnen Sie die Erzeugnisstruktur als Baumstruktur.<br />

- Stellen Sie die Fertigungsstruktur mathematisch dar und ermitteln Sie den Sekundärbedarf<br />

bei vorliegenden Aufträgen von 12 Endprodukten und einer beabsichtigen Lagerproduktion<br />

von 6.<br />

- Berechnen Sie für 4 Perioden den Nettobedarf des Endproduktes und der Baugruppe.<br />

Bruttobedarf Endprodukt: Periode 1 - haben Sie gerade berechnete, Periode 2 - 20, Periode<br />

3 - 10 Periode 4 - 10. Es entsteht einheitlich 10 Prozent Ausschuss. Die Vorlaufverschiebung<br />

beträgt eine Periode. Lagerbestand zu Beginn der Periode 1: 25 Endprodukte,<br />

30 Baugruppen. Keine reservierten Bestände und keine Fremdbestellungen oder Produktionsaufträge.<br />

Seite 28


4.1.2 Verbrauchsorientierte/ stochastische Bedarfsermittlung<br />

Neben der Stücklistenauflösung kümmert sich die Disposition auch um den Tertiärbedarf:<br />

Definitionen:<br />

- Primärbedarf: Erzeugnisse, Produktionsprogramm<br />

- Sekundärbedarf: Baugruppen, Einzelteile, Rohstoffe, A-Teile<br />

- Tertiärbedarf: Hilfs- und Betriebsstoffe, C-Teile, MRO-Material (maintenance, repair,<br />

operations)<br />

Die Disposition hat den Sekundärbedarf mittels Stücklistenauflösung ermittelt. Für den Tertiärbedarf<br />

ist das zu aufwändig. Hier wird eine verbrauchsorientierte Bedarfsermittlung verwendet.<br />

Definitionen:<br />

- Deterministische (plangesteuerte, programmorientierte) Bedarfsermittlung - Stücklistenauflösung<br />

- Stochastische (verbrauchsgesteuerte, verbrauchsorientierte) Bedarfsermittlung –<br />

Fortschreibung von Vergangenheitswerten<br />

Herr Federleicht zeigt das Verfahren anhand Linsenkopf-Holzschrauben, die in mehrere Produkte<br />

eingehen. Der Verbrauch der vergangenen Monate in tausend Pakten pro Monat stellt<br />

sich wie folgt dar:<br />

Periode (t) 1/Jan 2/Feb 3/März 4/April 5/Mai 6/Juni<br />

Verbrauch rt 3 5 3 4 6 8<br />

Sie zeichnen den Verbrauchsverlauf graphisch auf und tragen die Prognosewerte der verschiedenen<br />

Prognosemethoden ein:<br />

Einfache Mittelwertbildung: Alle Bedarfswerte der Vergangenheit werden aufsummiert und<br />

durch die Anzahl der Perioden dividiert.<br />

1 29<br />

r6e = * (3+5+3+4+6+8) = entspricht etwa 5<br />

6<br />

6<br />

Seite 29


Gleitende Mittelwertbildung: Eine festgelegte Anzahl zurückliegender Perioden geht ein.<br />

Neue Werte ersetzen die ältesten. Alle Werte haben gleiches Gewicht. Weniger Daten machen<br />

anfälliger gegenüber statistischen „Ausreißern“, aber die Zahlen sind aktueller. Bei Berücksichtigung<br />

der drei letzen Perioden ergibt sich:<br />

1 1 18<br />

r6g = (r4 + r5 + r6) = (4 + 6 + 8) = = 6<br />

3<br />

3<br />

3<br />

Die Methode des gewogenen gleitenden Mittelwertes gewichtet die einzelnen Perioden. Die<br />

letzten höher gewichtet als die älteren<br />

Im Beispiel: Gewichtung der letzten Periode mit 40 Prozent, die vorletzte mit 30, die drittletzte<br />

mit 20, die viertletzte mit 10 Prozent. Ergebnis?<br />

Exponentielle Glättung erster Ordnung<br />

rtex = r(t-1)ex + α (rt -r(t-1)ex)<br />

und r1 = r1ex<br />

α (Alpha): Glättungfaktor, Reaktionsparameter<br />

Der Prognosewert ergibt sich aus dem vorhergehenden Prognosewert, der durch die mit dem<br />

Glättungfaktor bewertete Differenz aus Prognosewert und beobachtetem Wert modifiziert<br />

wird. Der geglättete Wert „springt“ somit dem beobachteten Wert der Folgeperiode hinterher.<br />

Auf diese Weise gehen alle Vergangenheitswerte in den exponentiell geglätteten Wert ein,<br />

aber die letzten Werte haben das stärkste Gewicht.<br />

Fortführung des Zahlenbeispiels mit Alpha gleich 0,5 (zu hoch für die Praxis, aber leichter<br />

nachvollziehbar):<br />

r1ex = r1 = 3<br />

r2ex = 3 + 0,5 * (5 - 3) = 3 + 1 = 4<br />

r3ex = 4 + 0,5 * (3 - 4) = 4 - 0,5 = 3,5<br />

r4ex = 3,5 + 0,5 * (4 - 3,5) usw.<br />

Festlegung von Alpha:<br />

- Annähernde Normalverteilung der Verbrauchswerte: α -Werte zwischen 0,1 und 0,2<br />

- Höhere α-Werte (0,3 bis 0,5) bei saisonalen Einflüssen, Konjunkturentwicklung, Auswirkungen<br />

von Werbekampagnen o.ä.<br />

Seite 30


Aufgabe verbrauchsbedingte Bedarfsermittlung: In der Solida wird ein bestimmter Typ<br />

Maschinenöl stark verwendet. Die vorliegenden Verbrauchswerte des laufenden Jahres sind<br />

folgende: Januar - 320 Liter, Februar - 350, März - 270, April – 240, Mai - 300<br />

Ermitteln Sie die Bedarfsschätzung für Juni durch einfache Mittelwertbildung, gleitende Mittelwertbildung<br />

(Berücksichtigung der drei letzten Perioden), gewogene gleitende Mittelwertbildung<br />

(50, 30, 20 Prozent) und exponentielle Glättung (alpha = 0,1, Anfangsperiode ist Januar).<br />

Trendrechnung<br />

Lineare Approximation mit Methode der kleinsten Quadrate, Prognosewerte auf der Trendgeraden<br />

rt-trend = a + b * t<br />

a: Achsenabschnitt<br />

b: Steigung<br />

t: Die Zeit als unabhängige Variable<br />

rt-trend: Der geglättete Verbrauchswert/ Bedarf als abhängige Variable<br />

Der Korrelationskoeffizient und der Regressionskoeffizient geben an, wie gut die Gerade<br />

die gegebenen Punkte annähert.<br />

In <strong>Stand</strong>ard-Software-Paketen sind auch andere Funktionstypen wie quadratische, exponentielle<br />

oder „logistische“ Funktionen rechenbar.<br />

Seite 31


Die Anwendbarkeit der Methoden hängt vom Verlauf des Bedarfs ab:<br />

- Konstant<br />

- Trend<br />

- Zyklisch / saisonbedingt<br />

- Trend-Zyklus-Modelle<br />

- Unregelmäßig/unstet<br />

Schulte (2005, S. 392)<br />

Seite 32


Aufgabe Optimierung der verbrauchsbedingten Beschaffung: Herr Federleicht gesteht<br />

Ihnen, dass er die stochastische Bedarfsermittlung hat schleifen lassen. Er weiß nicht, welche<br />

Materialen so disponiert werden, wie der Vorgang durch das PPS-DV-System unterstützt<br />

wird, wie viele seiner Mitarbeiter damit beschäftigt sind und ob das Thema nicht besser im<br />

Einkauf aufgehoben ist. Er bittet Sie, die Aufgabenstellung für eine Abschlussarbeit zu umreißen,<br />

die an einigen Hochschulen aufgehängt werden soll.<br />

Titel: „Konzeption der verbrauchsbedingten Bedarfsermittlung bei der Solida GmbH, Ludwigshafen“<br />

Aufgabe verbrauchsbedingte Bedarfsermittlung für zu Hause: Sie sind Leiter der Materialwirtschaft<br />

in einem mittelständischen Betrieb, der elektronische Bauteile herstellt. Das Unternehmen<br />

verkauft nur innerhalb Deutschlands, wobei 2003 eine sehr erfolgreiche neue Produktgruppe<br />

aufgenommen worden ist. Ein fremdbeschaffter Einsatzstoff ist <strong>Dr</strong>aht mit 0,2 Millimeter<br />

Dicke, der in verschiedenen Endprodukten Verwendung findet. Sie wollen nun wissen,<br />

wieviele Spulen dieses <strong>Dr</strong>ahtes Sie wahrscheinlich im kommenden Jahr beschaffen müssen.<br />

Die folgende Tabelle enthält zu ihrer Unterstützung die Verbrauchswerte der vergangenen<br />

Jahre:<br />

Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

-----------------------------------------------------------------------------<br />

Verbrauch 6 8 7 9 12 12<br />

(Anzahl Spulen)<br />

Schildern Sie den Grundgedanken der stochastischen Bedarfsplanung, die Sie hier anwenden.<br />

Berechnen Sie den Prognosewert gemäß der einfachen Mittelwertbildung, der gleitenden Mittelwertbildung<br />

(k=3) und des exponentiellen Glättens (alpha = 0,3). Erläutern Sie kurz den<br />

Rechengang und kennzeichnen Sie den Prognosewert.<br />

Beschreiben Sie kurz den Grundgedanken der Verfahren und beurteilen Sie, ob und wie weit<br />

sich die Verfahren zur Lösung Ihres Problems eignen. Beziehen sie dabei auch die Trendrechnung<br />

ein.<br />

Seite 33


4.1.3 Welches Material wird wie disponiert?<br />

Vergleich deterministische und stochastische Bedarfsplanung<br />

Programmgebundene/ deterministische<br />

Bedarfsermittlung<br />

Grundgedanke Berechnung des Bedarfs mittels<br />

Stücklisten aus dem Produktionsprogramm<br />

(Stücklistenauflösung)<br />

Anwendung Sekundärbedarf (Baugruppen, Rohstoffe),<br />

A-Teile und teilweise B-Teile<br />

Informationsversorgung<br />

Produktionsprogramm und Erzeugnisstruktur<br />

(Rezepturen in der Verfahrensindustrie)<br />

Vorteile Genauigkeit, deshalb niedrige Lagerbestände<br />

und hohe Lieferbereitschaft<br />

Verbrauchsgebundene/ stochastische<br />

Bedarfsermittlung<br />

Extrapolation vergangener Verbrauchswerte<br />

zur Prognose des zukünftigen<br />

Bedarfs<br />

Tertiärbedarf (Hilfs- und Betriebsstoffe,<br />

Werkzeuge, Energie, MRO-<br />

Material), C-Teile, teilweise B-<br />

Teile<br />

Verbrauchsverlauf der Vergangenheit<br />

Geringer Aufwand<br />

Nachteile Hoher Aufwand Ungenau, Risiko von Fehlmengen,<br />

zum Ausgleich höhere Sicherheitsbestände<br />

Mit der ABC-Analyse wird entschieden, welche Teile programmbedingt und welche verbrauchsbedingt<br />

disponiert werden. Dabei ist nur eine Entscheidung in zwei Kategorien nötig.<br />

Die Bezeichnung ABC ist also irreführend. Die ABC-Analyse wird vorausgesetzt, da sie in<br />

anderen Veranstaltungen vorgestellt wird. Beispielanwendungen:<br />

- Beschaffungsumsatz nach Lieferanten<br />

- Gebundener Lagerwert nach Artikeln<br />

- Lagerbestand (z.B. belegte Palettenplätze) nach Artikeln<br />

- Verkaufsumsatz nach Abnehmern<br />

- Verkaufsumsatz nach Verkäufern<br />

Seite 34


Aufgabe ABC-Analyse für zu Hause: ABC-Analyse: Sie sind Mitarbeiter in einem Maschinenbauunternehmen<br />

und sind nicht zufrieden mit der Materialplanung. Sie wollen überprüfen,<br />

ob die Aufteilung in programmgebundene und verbrauchgebundene Disposition noch zweckmäßig<br />

ist. Folgende Daten liegen Ihnen vor: Elektronikbauteile Beschaffungswert 2,43 Mio.€,<br />

Schmiermittel 0,47, Wellen/Zahnräder 1,1, Gehäuse 1,3, Verpackungsmaterial 0,15. Führen<br />

Sie eine ABC-Analyse für die obigen Daten durch einschließlich der Erstellung einer Graphik<br />

(Lorenz-Kurve). Legen Sie die Grenze in die B-Artikel. Für eine genauere Begründung haben<br />

Sie nicht genug Informationen.<br />

4.2 Losgrößenermittlung/ Bestellmengenoptimierung<br />

Die Einkaufs“abteilung“ besteht bei Solida nur aus einer Mitarbeiterin. Sie bekommt von der<br />

Materialdisposition den Nettobedarf nach Stücklistenauflösung über das PPS-System übermittelt.<br />

Dann ermittelt sie mit dem Kostenausgleichsverfahren (s.u.) die Losgrößen und bestellt<br />

bei Stammlieferanten. Geringwertige Teile besorgen die Bedarfsträger „irgendwie“ selbst.<br />

Manche Artikel bestellen auch die Lagermitarbeiter, wenn der Bestand einen Bestellpunkt<br />

erreicht hat.<br />

Zunächst machen Sie sich noch einmal das Losgrößen-Problems klar:<br />

4.2.1 Andler-Modell, „klassisches“ Bestellmengenmodell<br />

Grundproblem als Abbildung, über die Losgröße als unabhängige Variable aufgetragene Werte<br />

auf der Ordinate:<br />

- variable Lagerkosten pro Periode<br />

- variable bestell(fixe) Kosten pro Periode (keine fixen Kosten im üblichen Sinne)<br />

- entscheidungsrelevante Kosten als Addition der Kosten<br />

Die Lagerhaltungs- und bestellfixen Kosten pro Periode sind gleich. Dies ist bei Optimalität<br />

immer gegeben.<br />

Durch die mathematische Fassung des Problems wird folgende Lösung hergeleitet. Die optimale<br />

Losgröße ergibt sich aus dem durchschnittlichen Periodenbedarf (r), den bestellfixen<br />

Kosten (kB) und den Lagerkosten pro Stück und Periode (Lagerhaltungskostensatz kL)<br />

Optimale Losgröße =<br />

2* r<br />

* k<br />

kL<br />

B<br />

Seite 35


Zahlenbeispiel:<br />

r (Bedarf): 100 Stück/ Periode<br />

kB (Bestellfixe Kosten): 1000 GE/Bestellung<br />

kL (Lagerhaltungskosten): 0,2 GE/ Periode und Stück<br />

daraus ergibt sich<br />

rBopt =<br />

rBopt = 1000<br />

2*<br />

100 * 1000<br />

0,2<br />

Aufgabe Andler-Modell : Die Solida benötigt im Jahr 1.400 Paletten einer Armlehne. Das<br />

auf einer Palette gelieferte Material hat einen Einstandspreis von 3.100 €. Eine Lieferung kostet<br />

mit Transport- und Verwaltungskosten 400 €. Der Lagerhaltungskostensatz beträgt 14 Prozent<br />

pro Palette und Jahr. Wie hoch ist die optimale Losgröße? Wie hoch sind die Perioden-<br />

Bestellkosten, -Lagerungskosten und die relevanten Kosten?<br />

Aufgabe Andler-Modell für zu Hause: Ein Unternehmen benötigt durchgehend etwa 480<br />

Kisten Spiralfedern pro Monat. Die Lagerung einer Kiste kostet 10 € pro Monat, die Bestellkosten<br />

betragen 35 €. Wie viele Kisten sollen auf einmal bestellt werden, wie hoch sind die<br />

Perioden-Bestellkosten, -Lagerungskosten und die relevanten Kosten?<br />

Seite 36


4.2.2 Kostenausgleichsverfahren und gleitende wirtschaftliche Losgröße<br />

Das Grundmodell hat viele einschränkende Prämissen. Insbesondere wird ein konstanter Bedarf<br />

vorausgesetzt. Deshalb verwendet der Einkauf der Solida das Kostenausgleichsverfahren<br />

(Stück-Perioden-Ausgleich, Part-Period-Algorithmus). Mit dieser Heuristik können Ergebnisse<br />

der Stücklistenauflösung, die jede Periode verschieden sein können, einfach und gut verarbeitet<br />

werden.<br />

Definition: Heuristiken sind Praxisverfahren, die erfahrungsgemäß zu guten, wenn auch<br />

nicht nachweisbar zu den optimalen Lösungen führen. Gegenbegriff sind Optimalitätsverfahren<br />

(z.B. die Andler-Formel).<br />

Die Einkäuferin zeigt Ihnen ihr sukzessives Vorgehen. Es wird der Umstand genutzt, dass<br />

Bestellkosten und Lagerkosten im Optimum gleich sind. An das Optimum tastet man sich<br />

folgendermaßen heran:<br />

- Kosten bei der Bestellung nur des ersten Periodenbedarfs: Bestellfixe Kosten fallen einmal<br />

an, Lagerhaltungskosten entstehen nicht (Prämisse: Bedarfszeitpunkt zu Beginn der<br />

Periode). Die bestellfixen Kosten sind höher als die Lagerhaltungskosten.<br />

- Auswirkungen einer Zusammenfassung der ersten beiden Periodenbedarfe: Bestellfixe<br />

Kosten fallen einmal an, Lagerhaltungskosten durch die Lagerung des Bedarfs der zweiten<br />

Periode eine Periode lang. Sind die Lagerhaltungskosten höher als die bestellfixen Kosten,<br />

wird nur der Bedarf der ersten Periode bestellt, anderenfalls wird das Verfahren fortgeführt.<br />

- Optimalität, wenn die variablen Lagerhaltungskosten (kLT) die bestellfixen Kosten übersteigen.<br />

Bedarf dieser Periode wird nicht in das Los aufgenommen und die Periode wird<br />

neue Ausgangsperiode.<br />

Zahlenbeispiel:<br />

Perioden (t) 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Nettobedarf (rt) 10 50 40 55 20 50 20 45<br />

Bestellfixe Kosten (kB): 100<br />

Lagerhaltungskosten (kL): 1<br />

1. Periode<br />

kL1 = 0 < kB = 100<br />

2. Periode<br />

kL2 = 1 * 1 * 50 < kB = 100<br />

3. Periode<br />

kL3 = 1 * 1 * 50 + 2 * 1 * 40 = 130 > kB<br />

Zusammenfassung des Bedarfs der Perioden 1 und 2 zu einem Los von 60, Periode 3 ist neue<br />

Ausgangsperiode.<br />

Seite 37


Gleitende wirtschaftliche Losgröße<br />

Sehr ähnlich ist die „gleitende wirtschaftliche Losgröße“: Die Summe aus variablen Lagerhaltungskosten<br />

und bestellfixen Kosten wird für den Bedarf der ersten Periode berechnet und auf<br />

die bestellte Menge verteilt. Dann wird der Bedarf der zweiten, dritten usw. Periode hinzugenommen<br />

und alle entstehenden Kosten durch die gesamte Bestellmenge dividiert. Optimum,<br />

wenn dieser Wert nicht weiter sinkt sondern ansteigt. Berechnung für die Periode T:<br />

kT: Variable bestellmengenabhängige Kosten (Lagerhaltungskosten und bestellfixe Kosten)<br />

pro Stück bei Zusammenfassung des Bedarfs der ersten T Perioden<br />

Fortführung des Zahlenbeispiels:<br />

1. Periode:<br />

10 + 0<br />

k1 = = 10<br />

10<br />

2. Periode<br />

100 + 1*<br />

1*<br />

50<br />

k2 =<br />

60<br />

150<br />

= = 2,5<br />

60<br />

3. Periode<br />

100 + 1*<br />

1*<br />

50 + 2*<br />

1*<br />

40<br />

k3 =<br />

100<br />

230<br />

= = 2,3<br />

100<br />

4. Periode<br />

100 + 1*<br />

1*<br />

50 + 2*<br />

1*<br />

40 + 3*<br />

1*<br />

55<br />

k4=<br />

155<br />

395<br />

= = 2,55<br />

155<br />

Zusammenfassung des Bedarfs der ersten drei Perioden zur Bestellmenge von 100, dann Fortführung<br />

des Verfahrens mit der vierten Periode als Basisperiode.<br />

Aufgabe Kostenausgleichsverfahren und „gleitende wirtschaftliche Losgröße“<br />

Für ein A-Teil haben Sie über Stücklistenauflösung und Lagerbestandsrechnung einen Materialbedarf<br />

für die folgenden Perioden ermittelt:<br />

Periode 1 2 3 4<br />

------------------------------------------------<br />

Bedarf 45 30 25 15<br />

Die Lagerhaltungskosten pro Stück und Periode betragen 1 Geldeinheit. Fracht, Bestellabwicklung<br />

usw. kosten 82 Geldeinheiten. Planen Sie die Bestellmengen mit dem Stück-<br />

Perioden-Ausgleich und der „gleitenden wirtschaftlichen Losgröße“.<br />

Seite 38


Aufgabe Kostenausgleichsverfahren für zu Hause: Der Nettobedarf für einen fremdbeschafften<br />

Rohstoff stellt sich über die Perioden wie folgt dar:<br />

Periode: 1 2 3 4 5<br />

---------------------------------------------------------<br />

Nettobedarf: 50 70 40 50 60<br />

Die bestellfixen Kosten betragen 20 Geldeinheiten und die Lagerkosten 0,2 Geldeinheiten pro<br />

Stück und Periode. Ermitteln Sie die optimale Bestellmenge mit dem Kostenausgleichsverfahren<br />

und dem Verfahren der gleitenden wirtschaftlichen Losgröße.<br />

4.2.3 Bestellsysteme: Bestellpunkt- und Bestellrhythmusverfahren<br />

Auch: Lagerhaltungspolitik, Bestandsstrategien, Dispositionsverfahren<br />

Die Lagermitarbeiter bestellen Kleinteile, wenn ein Mindestbestand erreicht ist. Sie machen<br />

sich noch einmal die Möglichkeiten klar, die hierbei bestehen:<br />

Bestellpunktverfahren (Mengensteuerung )<br />

Bestellpunkt/Meldebestand: Mindestmenge, bei der bei ständiger Bestandsüberwachung eine<br />

Bestellung ausgelöst wird.<br />

Definition Bestellpunkt: Menge, die zwischen der Auslösung der Bestellung und der Bereitstellung<br />

der Lieferung voraussichtlich verbraucht wird, plus Sicherheitsbestand/ "eiserne Reserve".<br />

Also:<br />

Wiederbeschaffungszeit * Durchschnittlicher Lagerabgang + Sicherheitsbestand<br />

Als Abbildung:<br />

(s,S)-Strategie, s: Bestellpunkt: S: Höchstbestandsmenge<br />

(s,Q)-Strategie, Q: feste Bestellmenge<br />

Definition Sicherheitsbestand: Bestand, der bei durchschnittlichem Lagerabgang während<br />

der Wiederbeschaffungszeit bei der Lieferung noch im Lager ist. Er dient bei überdurchschnittlichem<br />

Lagerabgang nach Bestellung zur Aufrechterhaltung der Lieferfähigkeit<br />

Die Bestellmenge wird mit dem Andler-Verfahren festgelegt. Weshalb geht das?<br />

…………………………………………………………………………………………………..<br />

Aufgabe Bestellpunkt: Der durchschnittliche Tagesbedarf einer Materialart beträgt 80 Stück,<br />

die Beschaffungszeit 30 Tage. Mit dem Sicherheitsbestand sollen 20 Tage überbrückt werden<br />

können. Wie hoch ist der Bestellpunkt?<br />

Seite 39


Bestellrhythmusverfahren (Terminsteuerung)<br />

(s,S,T)-Strategie<br />

(s,Q,T)-Strategie<br />

Abbildung:<br />

Definition Meldebestand: Menge, die zwischen den Kontrollterminen verbraucht wird, plus<br />

die Menge, die zwischen der Auslösung der Bestellung und der Bereitstellung der Lieferung<br />

voraussichtlich verbraucht wird, plus Sicherheitsbestand/ "eiserne Reserve". Also:<br />

Zeit zwischen Kontrollen * durchschnittlicher Lagerabgang<br />

+ Wiederbeschaffungszeit * durchschnittlicher Lagerabgang<br />

+ Sicherheitsbestand (= Sicherheitszeit * durchschnittlicher Lagerabgang)<br />

= Meldebestand<br />

Aufgabe Vergleich Bestellpunkt- und –rhythmusverfahren: Welche Vor- und Nachteile<br />

haben die Verfahren jeweils?<br />

Aufgabe Bestellsysteme: Die Überprüfung einer Materialgruppe soll an jedem 20. Fabriktag<br />

erfolgen. Wiederbeschaffungszeit 30 Tage, durchschnittlicher Tagesbedarf 50 Stück, Sicherheitsbestand<br />

500 Stück. Wie hoch ist der Meldebestand beim Bestellrhythmusverfahren? Wie<br />

hoch wäre der Bestellpunkt nach dem Bestellpunktverfahren?<br />

Hinweis: Es wird so gerechnet, dass der ungünstigste Fall gerade abgedeckt ist. D.h. bei der<br />

Kontrolle des Lagerbestands ist der Lagerbestand eine Einheit über dem Meldebestand.<br />

Aufgabe Meldebestand für zu Hause: Berechnen Sie den Meldebestand für Linsenkopf-<br />

Kreuzschlitzschrauben, von denen durchschnittlich 3 Pakete pro Woche gebraucht werden.<br />

Die Lieferzeit beträgt eine Woche. Alle zwei Wochen wird im Bestellrhythmusverfahren der<br />

Bestand kontrolliert. Ein Sicherheitsbestand von einer Woche wird für erforderlich gehalten.<br />

Seite 40


4.3 Supply-Chain-Management<br />

Definition Supply-Chain-Management (SCM - Versorgungsketten-Management): Prozessorientierter<br />

Ansatz zur unternehmensübergreifenden Optimierung der Logistikkette<br />

Ihnen ist nun klar, dass die Materialbeschaffung der Solida Rationalisierungspotenzial aufweist.<br />

Die Bedarfs- und Losgrößenermittlung des Sekundärbedarfs funktionieren gut, aber<br />

den Einkauf macht eine Sachbearbeiterin ohne Vorgaben. Der Tertiärbedarf wird durch die<br />

Bedarfsträger und das Lagerpersonal problemlos beschafft und niemand klagt über Fehlmengen:<br />

Ein deutliches Indiz für zu hohe Bestände. Ein Controller muss sich da mal unbeliebt<br />

machen.<br />

Mit der kaufmännischen Leiterin Frau Rechenknecht erarbeiten Sie zwei Projekte zum SCM:<br />

- Die Just-in-Time-Beschaffung für den Sekundärbedarf und<br />

- Electronic Commerce mit Desktop-Purchasing für den Tertiärbedarf.<br />

4.3.1 Just-in-Time-Beschaffung (JiT)<br />

Im Rahmen einer Betriebsbesichtigung bei Audi in Ingolstadt sehen Sie sich die Sitzbeschaffung<br />

an gemäß JiT, Just in Sequence (JiS, „Perlenkettenmodell“):<br />

- Sitzhersteller Schmitz & Co. 25 Km vom Audi in Ingolstadt entfernt<br />

- Täglich 1400 Sitzgarnituren<br />

- Monatliche Übermittlung der Liefereinteilung über 6 Monate, der erste ist bindend<br />

- Eine Woche im Voraus Einteilung für 6 Arbeitstage<br />

- Rohkarossenlager bei Audi umfasst 324 Karossen, Auslagerung über fahrerloses Transportsystem<br />

(FTS), Lift und Hängebahn<br />

- In Schaltzentrale Hinzufügen eines Laufzettels mit Montage- (auch Sitz-)Informationen<br />

- Nach einem Info-Punkt keine Änderung der Reihenfolge mehr, Übermittlung der Sitz-<br />

Information an Fa. Schmitz<br />

- Fertigung bei Schmitz beginnt, 5 Stunden bis zum Einbau der Sitze<br />

- Taktnummern bei Schmitz bei Fertigung und Transport<br />

- Transport in Spezialgestängen in den LKW, vollautomatische Übergabe auf Hängebahn<br />

(mit Rücknahme leerer Transportbehälter)<br />

- Qualitätsstichproben, mehrere 100 Meter Transport zum Einbaupunkt<br />

Seite 41


Wannenwetsch (2004, S. 130)<br />

JiT macht also aus:<br />

- Abschluss von Rahmenverträgen mit Zulieferern<br />

- Garantierte Abnahme einer großen Stückzahl in einem Quartal, Halbjahr oder Jahr<br />

- Abruf bestimmter Mengen innerhalb eines Tages oder sogar nur Stunden, Idealfall Fertigung<br />

erst bei Bedarfsmeldung<br />

- Vernetzung der Produktion, Organisation und Datentechnik<br />

- Abbau der Eingangslager<br />

- Tendenz zu geringer Anzahl der Lieferanten. Autohersteller mit 800 bis 2000 Zulieferern,<br />

die je 200 bis 400 Zulieferer haben<br />

- Modular sourcing (Fertigungstiefe VW-Werk in Mosel 25-30 %)<br />

- Arbeitsteilung zwischen Grundstoffindustrie – Teilehersteller – Komponentenhersteller –<br />

Systemlieferanten - Autowerk<br />

- Eigenfertigung von Teilen strategischer Technologieführerschaft (Porsche fertigt Motoren<br />

selbst)<br />

- Geringe räumliche Distanz zwischen Lieferanten und Kunde (Industrieparks), auf der anderen<br />

Seite global sourcing<br />

- Verlagerung der Eingangskontrolle zum Lieferanten<br />

- Regelmäßiger Pendeldienst zur Anlieferung<br />

Seite 42


Chancen<br />

Abb.: Prozessstufen bei herkömmlicher und bei Just-in-time Zulieferung<br />

- Bestände verdecken Schwächen, die behoben werden können<br />

- Zwang zur Entwicklung besonders beim Zulieferer<br />

- Produktentwickler im eigenen Hause neigen zu Over-Engineering. Wenn Zulieferer Produktentwicklung<br />

übernehmen, ist der Kostendruck für die Ingenieure höher.<br />

- Kostensenkung: Betriebswirtschaftliche Überlegenheit der Kooperationspartner. JiT ist<br />

volkswirtschaftlich kein Nullsummen-Spiel<br />

- Umweltaspekt: Bündelung der Verkehrsströme, nicht alles Express, kein Transport von<br />

Ausschuss, kürzere Wege<br />

Risiken<br />

- Erheblicher technischer und organisatorischer Aufwand, da kaum Sicherheitsbestände.<br />

Dennoch Fälle höherer Gewalt, Streiks, Krisen, Extremwetterlage, „Just im Stau“<br />

- Abhängigkeit der Partner, schwer lösbare Bindungen, die den Wettbewerb außer Kraft<br />

setzen und ggf. Preisdiktate und einseitige Kostenvorteile<br />

- Gegenseitige Existenzbedrohung bei Leistungsdefiziten<br />

Aufgabe JiT: Die kaufmännische Leiterin überlegt, ob, wo und wie sich JiT für Solida eignet?<br />

Seite 43


4.3.2 Electronic Commerce am Beispiel Desktop Purchasing<br />

Definition: Electronic Commerce ist der elektronische Austausch von Geschäftsdaten über<br />

z.B. Electronic Data Interchange (EDI), E-Mail, Internet/WWW etc. Technologieunterstützte<br />

Abwicklung der Kunden/Lieferanten-Beziehung<br />

Sie entwickeln mit der kaufmännischen Leiterin Frau Rechenknecht ein Konzept zur Beschaffung<br />

von C-Gütern mittels eines elektronischen Katalogs (Desktop Purchasing). Die zentrale<br />

Einkaufsabteilung hat folgende Aufgaben:<br />

- Festlegung von standardisierten, häufig gebrauchten Beschaffungsgütern<br />

- Marktforschung<br />

- Lieferantenauswahl<br />

- Abschluss von Rahmenverträgen<br />

- Übernahme von Teilen der Stammdaten von den Lieferanten<br />

- Erstellen von Katalogen im Intranet<br />

Der Einkauf selbst erfolgt dezentral, das ist hier der Abruf durch Bedarfsträger selbst:<br />

- Zugriff auf Produktkataloge mit selbsterklärender Software vom Arbeitsplatz (Desktop<br />

Purchasing System)<br />

- Bestellung<br />

- Automatische Genehmigung<br />

- Bündelung des Transports<br />

- Lieferung direkt an Bedarfsträger<br />

- Bezahlung des Lieferanten<br />

- Automatische Abrechnung mit der Kostenstelle<br />

- Berechtigungskonzepte und Workflow zentral hinterlegt<br />

Wannenwetsch (2004, S. 180)<br />

Seite 44


5 Operative Produktions-Prozessplanung, Ablaufplanung<br />

Nun haben Sie bei der Solida sichergestellt, dass das benötigte Material jederzeit im Hause<br />

ist. Die Faktorplanung hat ihre Aufgabe erfüllt. Jetzt ist der Produktionsablauf zu planen. Es<br />

steht nicht mehr das Material im Mittelpunkt sondern die Produktionsanlagen. Es geht auch<br />

nicht mehr um Kundenaufträge wie bei der Programmplanung. Es geht um Fertigungsaufträge,<br />

für die die Arbeitsvorbereitung und der Betrieb verantwortlich sind. Die Prozessplanung<br />

besteht in der Zuordnung von Produktionsaufträgen zu Anlagen.<br />

5.1 Ziele der Ablaufplanung und Arbeitsplan<br />

In der Ablaufplanung werden etwas andere Ziele verfolgt als in der Programm- und Faktorplanung.<br />

Es geht um folgende Kostenziele:<br />

- Oberziel: Fertigungs-/ Herstellkostenminimierung<br />

- Minimierung der Lagerkosten<br />

- Minimierung der Leerkosten (Opportunitätskostenansatz)<br />

- Minimierung der Kosten für Über- oder Unterschreitung von Lieferterminen<br />

Definition: Opportunitätskosten sind der entgangene Nutzen anderer Gelegenheiten. Wären<br />

die gebunden Ressourcen anders verwendet worden, hätten sie einen nun entgangenen Ertrag<br />

gebracht. Leerkosten:<br />

Diese Kostenziele sind im täglichen Betrieb unhandlich. Sie werden deshalb durch Zeitziele<br />

operationalisiert:<br />

Definition operational: messbar<br />

- Minimierung der Durchlaufzeiten (führt zu Minimierung der Kapitalbindung)<br />

- Maximierung der Kapazitätsauslastung (führt zu Minimierung der Leerkosten)<br />

- Minimierung von Terminabweichungen (führt zu Minimierung der Lagerhaltungskosten<br />

bzw. Minimierung der Konventionalstrafen (d.h. Vertragsstrafen)/ Umsatzverluste/<br />

Good-will-/ Firmenwert-Verluste)<br />

In den Zielen ist ein Konflikt angelegt, das „Dilemma der Ablaufplanung“:<br />

- Viele Aufträge einlasten, lange Warteschlangen, wenig Leerzeiten und hohe Durchlaufzeiten<br />

- Wenige Aufträge einlasten, ...<br />

Seite 45


Als Grunddokument der Materialwirtschaft können Stücklisten bezeichnet werden. Das wichtigste<br />

Dokument der Ablaufplanung ist der Arbeitsplan:<br />

Definition Arbeitsplan: Beschreibung der Tätigkeiten, der Reihenfolge der Arbeitsplätze zur<br />

Herstellung von Teilen, Baugruppen, Produkten. Als Stammdatei auftragsunabhängig<br />

Die Arbeitspläne in verdichteter Form sind Ihnen schon bekannt. Der Leiter Arbeitsvorbereitung<br />

hat sie schon bei der Programmplanung vorgelegt:<br />

Belegungszeiten in Stunden<br />

(Produktionskoeffizienten)<br />

Stühle Tische<br />

NC-Fertigung 1 1<br />

Schreinerei 0,2 0,5<br />

Polsterei 0,5 0<br />

Montage 0,4 0,4<br />

Sie sehen sich ein etwas ausführlicheres Beispiel für den Schreibtisch Aktenpack an:<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Bezeichnung Beschreibung Werkstatt Vorgabezeit<br />

(h)<br />

1 Gestell herstellen Rohre für Seitenteile zuschneiden und<br />

verschweißen, Querholme verschweißen<br />

2 Tischplatte herstellen<br />

Hölzerne Tischplatte zuschneiden, Kanten<br />

glätten, Platte lackieren<br />

3 Tisch montieren Gestell mit Platte verschrauben und<br />

Schubladencontainer einpassen, in<br />

Schrumpffolie verpacken und kennzeichnen<br />

5.2 Terminplanung<br />

NC-<br />

Fertigung<br />

Schreinerei<br />

1<br />

0,5<br />

Montage 0,4<br />

Nun sehen Sie der Arbeitsvorbereitung bei der Terminplanung über die Schulter. Die Arbeitsvorbereitung<br />

teilt das Produktionsprogramm in Fertigungsaufträge auf. Es macht keinen Sinn,<br />

die gesamte Monatsproduktion in einem Los herzustellen. Dann wären die Lagerkosten zu<br />

hoch. Umgekehrt wäre eine Losgröße 1 auch nicht sinnvoll, da die Produktionsanlagen zwischen<br />

Schreibtischen und Bürostühlen ständig umgestellt werden müssten.<br />

Das Problem gleicht in der Struktur dem Grundmodell der Losgrößenplanung. Die Lagerkosten<br />

sind jedoch nicht die Lagerkosten der Rohstoffe im Eingangslager, sondern die Lagerkosten<br />

der Endprodukte im Ausgangslager. Die Rolle der bestellfixen Kosten wird durch die<br />

Rüstkosten übernommen. Der Leiter der Arbeitsvorbereitung hat diesen Schritt schon durchgeführt.<br />

Er zeigt Ihnen für die kommende Woche die anstehenden Aufträge mit den Belegungszeiten:<br />

Seite 46


Auftrag 1:<br />

10 Stühle<br />

Auftrag 2:<br />

20 Tische<br />

Auftrag 3:<br />

10 Stühle<br />

NC-Fertigung 1,0 h * 10 = 10 h 1,0 h * 20 = 20 h 1,0 h * 10 = 10 h<br />

Schreinerei 0,2 h * 10 = 2 h 0,5 h * 20 = 10 h 0,2 h * 10 = 2 h<br />

Polsterei 0,5 h * 10 = 5 h 0 0,5 h * 10 = 5 h<br />

Montage 0,4 h * 10 = 4 h 0,4 h * 20 = 8 h 0,4 h * 10 = 4 h<br />

Fertigstellungstermin Freitag Freitag Donnerstag<br />

Bei der Solida besteht die Ablaufplanung in einer Terminplanung bestehend aus zwei Schritten:<br />

Durchlaufterminierung und Kapazitätsabgleich. Andere Verfahren wie Netzplantechnik<br />

oder OPT werden nicht eingesetzt.<br />

Definition: Durchlaufterminierung ist die zeitliche Zuordnung von Fertigungsaufträgen zu<br />

Anlagen ohne Berücksichtigung von Kapazitätsgrenzen. Die hier verwendeten Verfahren sind<br />

Vorwärts- und Rückwärtsterminierung.<br />

(Andere Begriffe: Termindisposition, Kapazitätsdisposition, Kapazitätsterminierung)<br />

Um die Vorgehensweise genau zu durchschauen, führt der Leiter der Arbeitsvorbereitung,<br />

Herr Besserwas, mit Ihnen eine Vorwärtsterminierung für den ersten Auftrag durch. Das<br />

macht er mittels eines Ablaufdiagramms (Gantt-Chart) an einer Magnettafel, die an der Wand<br />

hängt. Das ist anschaulicher als die computergestützte Terminplanung am Bildschirm. Der<br />

Betrieb arbeitet eine Schicht mit acht Stunden. Es werden nur sieben Stunden als Belegungszeit<br />

eingeplant, so dass Instandhaltung, Störungen, Fehlmengen usw. berücksichtigt sind.<br />

Montage<br />

Polsterei<br />

Schreinerei<br />

NC-Fert.<br />

Zeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

Definition Ablaufplan: Der Ablaufplan ist die zeitliche Zuordnung von Fertigungsaufträgen<br />

zu Fertigungsanlagen. Er kann in Ablaufdiagrammen (Gantt-Charts) dargestellt werden.<br />

Da Ihnen jetzt das Prinzip klar ist, machen Sie die Planung noch einmal mit der überlegenen<br />

Rückwärtsterminierung aufgrund der gegebenen Endtermine.<br />

Es ist absehbar, dass die Durchlaufterminierung keinen realisierbaren Ablaufplan als Ergebnis<br />

hat, da Anlagen mehrfach belegt sind. Mit Kapazitätsprofilen/ Belastungsdiagrammen stellen<br />

Sie fest, bei welchen Anlagen die Überlastungen auftreten und wie gravierend sie sind.<br />

Seite 47


Montage<br />

Polsterei<br />

Schreinerei<br />

NC-Fert.<br />

Zeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

NC-Fert.<br />

Zeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

Schreinerei<br />

Zeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

Posterei<br />

Zeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

Montage<br />

Zeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

Nun bewerten Sie den Ablaufplan mit den Zielen der Ablaufplanung.<br />

Seite 48


Aufgabe Ablaufplanerstellung<br />

Eine Abteilung eines Maschinenbaubetriebs hat drei Bearbeitungsstationen: Eine CNC-<br />

Fertigung, eine Reinigung zur Entfernung von Ölresten mit Lösemitteln und eine Lackierung.<br />

In der Stammdatei ist folgender Arbeitsplan zur Herstellung eines Maschinenteils abgespeichert:<br />

1. CNC-Fertigung 5 Tage<br />

2. Reinigung 2 Tag<br />

3. CNC-Fertigung 5 Tage<br />

4. Reinigung 2 Tag<br />

5. Lackierung 3 Tage<br />

Nun sind zwei Produkte in Auftrag gegeben. Ein Produkt soll in 20 Arbeitstagen fertig sein,<br />

das andere in 17 Arbeitstagen. Sonst sind keine Aufträge in Bearbeitung.<br />

- Erstellen Sie einen Ablaufplan als Gantt-Chart mit Rückwärtsterminierung.<br />

- Erstellen Sie Belastungsprofile für die drei Bearbeitungsstationen.<br />

- Nennen Sie die drei Hauptziele der Ablaufplanung.<br />

- Berechnen Sie, wie der erstellte Ablaufplan diese Ziele erfüllt in den kommenden 20 Tagen.<br />

- Erläutern Sie die Ihnen bekannten Verfahren des Kapazitätsabgleichs, um einen realisierbaren<br />

Ablaufplan zu erstellen.<br />

Lackierung<br />

Reinigung<br />

CNC-Fert.<br />

Zeit<br />

(Werkskalender)<br />

CNC-Fert.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 1<br />

0<br />

Zeit 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1<br />

0<br />

Reinigung<br />

Zeit 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1<br />

0<br />

Lackierung<br />

Zeit 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

3<br />

1<br />

3<br />

1<br />

3<br />

1<br />

3<br />

1<br />

4<br />

1<br />

4<br />

1<br />

4<br />

1<br />

4<br />

1<br />

5<br />

1<br />

5<br />

1<br />

5<br />

1<br />

5<br />

1<br />

6<br />

1<br />

6<br />

1<br />

6<br />

1<br />

6<br />

1<br />

7<br />

1<br />

7<br />

1<br />

7<br />

1<br />

7<br />

1<br />

8<br />

1<br />

8<br />

1<br />

8<br />

1<br />

8<br />

1<br />

9<br />

1<br />

9<br />

1<br />

9<br />

1<br />

9<br />

2<br />

0<br />

2<br />

0<br />

2<br />

0<br />

2<br />

0<br />

Seite 49


Der Kapazitätsabgleich<br />

Definition Kapazitätsabgleich: Der Kapazitätsabgleich gleicht die überlasteten Kapazitäten<br />

ab, die nach der Durchlaufterminierung in den Kapazitätsprofilen deutlich geworden sind.<br />

(Auch: Kapazitätsterminierung, Kapazitätsbelastungsrechnung)<br />

Sie stellen also fest, dass der Ablaufplan zwar zu guten Ergebnissen führt. Er ist aber nicht<br />

realisierbar. Durch die Durchlaufterminierung haben Sie also festgestellt, wo und wann es<br />

hakt. Jetzt wenden Sie die Methoden des Kapazitätsabgleichs an, um diese Probleme in den<br />

Griff zu bekommen:<br />

Verschiebung: Bearbeitung zu einem anderen Zeitpunkt<br />

Losteilung (Lossplittung): <br />

Arbeitsgangsplitting:<br />

Aufteilung der Auftragsmenge (des Loses) in mehrere kleinere Aufträge<br />

(Lose) und gleichzeitige Bearbeitung an mehreren Betriebsmitteln.<br />

Lossplittung nur für einen Arbeitsgang<br />

Überlappung: Nach Bearbeitung eines Teilloses an einem Arbeitsplatz Transport zum<br />

nächsten.<br />

Ausweichen: auf ein Fertigungsverfahren mit höheren Kosten und einer kürzeren Belegungszeit <br />

Übergangszeitverkürzung: <br />

Rüstzeitminimierung: <br />

Familienfertigung:<br />

Zum Kapazitätsabgleich gehören auch<br />

Verkürzung der Transportzeit, Liegezeit<br />

z.B. durch Optimierung der Belegungsreihenfolge, Rüstzeitoptimierung<br />

Zusammenfassung ähnlicher Aufträge: Geringere Rüstzeiten, besseres<br />

Fertigungsverfahren sind wirtschaftlich, geringere Transporterfordernisse,<br />

höherer Leistungsgrad durch Lernkurvenwirkung<br />

Maßnahmen zur Anpassung des Kapazitätsbedarfs?<br />

Maßnahmen zur Anpassung der verfügbaren Kapazität?<br />

Seite 50


Aufgabe Ablaufplan für zu Hause: Sie sollen einen Terminplan für die Fertigung mit den<br />

Bearbeitungsstationen A, B, C, D erstellen. <strong>Dr</strong>ei Aufträge sind im Unternehmen, deren Bearbeitung<br />

aber noch nicht begonnen hat. Der Verkauf hat den Auftrag 1 nach 10 Wochen, Auftrag<br />

2 nach 11 Wochen und Auftrag 3 nach 12 Wochen zugesagt. Folgende Arbeitspläne liegen<br />

vor:<br />

Auftrag 1: A – 3 Wochen, C – 2, A – 1, D – 3<br />

Auftrag 2: B – 4, C – 3, D – 3<br />

Auftrag 3: A – 4, C – 3, B – 3, D – 3<br />

Erstellen Sie einen Ablaufplan mit Rückwärtsterminierung, Belastungsprofile, Berechnen Sie<br />

die Kapazitätsauslastung und Durchlaufzeiten.<br />

Welche Methoden könnten Sie beim anschließenden Kapazitätsabgleich einsetzen?<br />

5.3 Auftragsfreigabe<br />

Definition Auftragsfreigabe: Bei der Einlastung/ Auftragsauslösung werden die benötigten<br />

Rohstoffe an der ersten Produktionsstelle bereitgestellt. Hier ist also die Schnittstelle von der<br />

Produktionsplanung zur Produktionssteuerung, zur physischen Produktion.<br />

Es ist montags, 8.00 Uhr. Sie gehen nicht ins Büro, sondern in den Betrieb. Sie wollen sich<br />

die Freigabe des Auftrags 2 zur Herstellung von 20 Tischen „Aktenpack“ exemplarisch ansehen.<br />

Nachdem Sie die Terminplanung für die folgende Woche durchgeführt hatten, hat ein Mitarbeiter<br />

der Arbeitsvorbereitung am Freitag die Werkstattunterlagen vorbereitet. Der Mitarbeiter<br />

steckt die Unterlagen in Mappen und bringt sie in das Eingangslager. Diese Arbeitsverteilung<br />

übernehmen Sie heute. Das ist ein Stück zu gehen, da die Arbeitsvorbereitung die Büros<br />

im Verwaltungsgebäude hat, 200 Meter vom Betrieb entfernt.<br />

Bei der Solida wird nicht das Hol-Prinzip sondern das Bring-Prinzip praktiziert: Die Fertigungsaufträge<br />

werden an die jeweils nachfolgende Produktionsstelle gebracht und nicht von<br />

dort geholt. Fertigungsaufträge sind jetzt Paletten mit Querholmen und Seitenrahmen, aus<br />

denen die NC-Fertigung die Gestelle für die Tische herstellt. Es geht jetzt also nicht mehr um<br />

„virtuelle“ Aufträge in der Planung, sondern um Rohstoffe und Halbfertigprodukte, die zu<br />

bearbeiten sind.<br />

Sie übergeben dem Lagermitarbeiter die Mappe mit den Werkstattpapieren. Der Lagermitarbeiter<br />

nimmt sich die Kommissionierliste heraus.<br />

Definition Kommissionieren: Die Zusammenstellung der benötigten Artikel aus einem Eingangslager<br />

für einen Fertigungsauftrag. Oder die Zusammenstellung der Produkte aus einem<br />

Ausgangslager für einen Kundenauftrag.<br />

Vorsicht: Sprachliche Ähnlichkeit mit „in Kommission nehmen“, also in eigenem Namen auf<br />

fremde Rechnung verkaufen.<br />

Nun kommissioniert der Lagerist die nötigen Rohstoffe und fährt sie mit dem Gabelstapler in<br />

die NC-Fertigung. Die Werkstattpapiere legt er auf die Paletten. Er hat Mühe, auf der Bereitstellfläche<br />

(Pufferlager) die sperrigen Paletten unterzubringen.<br />

Ein Werker der NC-Fertigung nimmt die Mappe und überprüft die Vollständigkeit:<br />

- Kommissionierliste (Materialscheine, Materialentnahmescheine), wird aus den Stücklisten<br />

abgeleitet<br />

- Laufkarte (auch Werkstattauftrag, Arbeitsbegleitschein oder „Fertigungsauftrag“ genannt):<br />

ein auf den konkreten Auftrag bezogener Arbeitsplan<br />

Seite 51


- Werkstattzeichnungen/ technische Zeichnungen<br />

- NC-Programme auf Datenträger oder Direktübermittlung an Werkzeugmaschine<br />

- Bezugsbelege für benötigte Messgeräte oder Vorrichtungen<br />

- Prüfplan mit zulässigen Toleranzen und auszufüllende Prüfbelege<br />

- Rückmeldebelege an die Arbeitsvorbereitung<br />

- Lagerzugangsbelege zur Einlagerung der fertigen Erzeugnisse oder Halbfabrikate<br />

- Arbeitsscheine sind nicht nötig, da die Solida einen Zeit- und keinen Akkordlohn hat<br />

Aufgabe DV-Unterstützung: Auftragsfreigabe: Sie überlegen sich, ob dieses dicke Paket von<br />

Unterlagen wirklich nötig ist. Wie könnte man mit DV-Einsatz unterstützen?<br />

Der Meister der NC-Fertigung kommt auf Sie zu. Er ist um 9.00 Uhr bereits voll in Fahrt. Mit<br />

seinem lokalen Dialekt schimpft er auf die Arbeitsvorbereitung. Sie verstehen nur Bruchstücke:<br />

- „… sind mit Pattex an den Stühlen festgeklebt, die hohen Herren in ihren klimatisierten<br />

Büros…“<br />

- „…hauen uns die Bude voll mit Aufträgen …“<br />

- „… können uns nicht mehr drehen vor lauter Zeug…“<br />

- „… wir sind die Prügelknaben bei Verspätungen …“<br />

Tatsächlich sind die Mitarbeiter der Arbeitsvorbereitung besser qualifiziert als die des Betriebes.<br />

Sie haben auch durchaus den Eindruck, dass die Arbeitsvorbereiter selten die Sicherheitsschuhe<br />

anziehen, um in den Betrieb zu gehen. Sie schauen sich die bereitstehenden Aufträge<br />

an und sehen, dass der von ihnen terminierte „Auftrag 2“ in den nächsten Tagen nicht begonnen<br />

werden kann. Die Enge macht das Arbeiten unübersichtlich und schwierig. Zudem drücken<br />

die dauernden Verspätung und die fortwährenden Tadel auf die Stimmung. Unter Stress<br />

passieren auch mehr Qualitätsmängel und Unfälle.<br />

Zurück im Büro, machen Sie dem Leiter der Arbeitsvorbereitung, Herrn Besserwas, einen<br />

Vorschlag: Im Rahmen einer „Belastungsorientierten Auftragsfreigabe“ (BORA oder<br />

BOA) wird eine „Belastungsschranke“ eingeführt, d.h. die Warteschlange vor einer Produktionsanlage<br />

wird begrenzt: Wenn ein Auftrag nicht spätestens am folgenden Tag begonnen<br />

werden kann, wird er nicht freigegeben. Das gilt auch, wenn dann absehbar der Fertigstellungstermin<br />

überschritten werden wird.<br />

Seite 52


6 Produktionssteuerung (Kanban)<br />

In der Kantine sind die angesprochenen Probleme und ihre möglichen Lösungen Hauptthema.<br />

Einige Abteilungsleiter schlafen schlecht. Sie gehen mit dem Betriebsleiter Herrn Ledernacken<br />

und dem technischen Leiter Herrn Überflieg zum edlen Italiener essen. Nach dem Grappa<br />

haben Herr Ledernacken und Sie Herrn Überflieg so weit, dass er bereit ist, „seine“ Arbeitsvorbereitung<br />

in ein „Auftragszentrum“ aufgehen zu lassen. Faktisch lösen Sie also die<br />

Abteilung auf. Am nächsten Tag will Herr Überflieg den Leiter der Arbeitsvorbereitung,<br />

Herrn Besserwas, zum Italiener einladen, um ihm die bittere Pille einzuflößen.<br />

Sie wollen bei den betroffenen Mitarbeitern Akzeptanz schaffen und ihre Kenntnisse nutzen.<br />

Dazu organisieren Sie einen Workshop, der folgende Vorgaben ausarbeitet und konkretisiert:<br />

- Kanban-Steuerung, dadurch Verzicht auf bisherige Terminplanung<br />

- Layout und Betriebsorganisation als Zentrenproduktion. Also Fertigungssegmente als<br />

„Fabrik in der Fabrik“<br />

- Einrichtung der Organisationseinheit Auftragszentrums in Containern im Betrieb mit<br />

Kompetenzen für Vertrieb, Materialdisposition, Auftragssteuerung, Sicherheitsmanagement<br />

(QM, UM)<br />

Auf dem Workshop stellen Sie die Funktionsweise des Kanban-Prinzips vor:<br />

- Entwicklung 1947 in der Toyota Motor Company von einem Team unter Taiichi Ohno.<br />

- Kanban = Karte (Informationsträger, der alle Fertigungsaktivitäten auslöst), oft mit<br />

Transportbehältern<br />

- dezentrales Hol-System auf der Basis selbststeuernder Regelkreise<br />

- Supermarktprinzip<br />

- Internes Just-in-Time<br />

Seite 53


aus Schulte (2005, S. 424)<br />

Funktionsweise<br />

- Jeder Bearbeitungsstation sind Eingangs- und Ausgangsläger (Pufferläger) zugeordnet<br />

- Die nachgelagerte Bearbeitungsstelle holt die benötigten Teile selbständig aus der vorgelagerten<br />

Produktionsstellen ab<br />

- Nur die gerade benötigten Teile dürfen geholt werden<br />

- Jedem Teil oder einer definierten Menge von Teilen ist ein Kanban zugeordnet<br />

- Es dürfen nur so viele Teile hergestellt werden, wie auf der Karte angegeben sind<br />

- Nur einwandfreie Teile (Gutteile) dürfen weitergegeben werden<br />

Aufgabe Kanban-Layout: Skizzieren Sie das Layout des Solida-Betriebes nach Kanban-<br />

Einführung mit den Pufferlägern.<br />

Aufgabe DV-Unterstützung: Wie ist der Ablauf bei DV-Unterstützung?<br />

Steuerung des Lagerbestands, der Kapitalbindung und Durchlaufzeit durch die Anzahl der<br />

Kanbans.<br />

Seite 54


Voraussetzungen:<br />

- Steter Bedarf der Teile bzw. Produkte über einen längeren Zeitraum hinweg<br />

- Seltene Serienanläufe und Konstruktionsänderungen<br />

- <strong>Stand</strong>ardisierung von Teilen<br />

- Angeglichener Arbeitsrhythmus im Betrieb<br />

- Kurze Rüstzeiten<br />

- Hoher Qualitätsstandard, niedrige Ausschussraten<br />

- Hohe Motivation und Qualifikation der Mitarbeiter<br />

- Anwendung unter bestimmten Bedingungen auch bei Klein- und Mittelserienfertigung<br />

sowie Werkstattproduktion möglich (Variantenbauweise mit Modulen)<br />

Nach Einführung in einigen Unternehmen Reduzierung der Durchlaufzeiten um ca. 50 Prozent<br />

und Senkung der Fertigwarenbestände um ca. 25 Prozent<br />

Aufgabe Aufbauorganisation: Welche Bereiche und Abteilungen sind vorne in den Organigrammen<br />

durch Desktop-Purchasing, Kanban-Hol-Prinzip und Auftragszentrum berührt?<br />

Seite 55


7 Energiemanagement<br />

Auf einer Besprechung der Führungskräfte gibt es Ärger. Die Energiekosten ziehen immer<br />

weiter an und die Führungskräfte schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Die Einkäuferin<br />

(Mitarbeiterin der kaufmännischen Leiterin Frau Rechenknecht) soll Energie zu teuer eingekauft<br />

haben, die Meister (Mitarbeiter des Betriebsleiters Herr Ledernacken) sollen nicht sparsam<br />

mit Energie umgehen, die technische Planung (bei dem technischen Leiter Herrn Überflieg<br />

angesiedelt) soll bei der Anlagentechnik zu wenig auf Energieeffizienz geachtet haben.<br />

Frau Rechenknecht schaut mal, wie sich die Rohölpreise in den letzten 10 Jahren entwickelt<br />

haben. Das hinterlässt in der Runde lange Gesichter.<br />

http://finanzen.handelsblatt.com/kurse_einzelkurs_uebersicht.htn?chart_zeit=100000&i=8688<br />

574, Abruf 1.9.11, Sorte „Brent“<br />

Um aus der unproduktiven Schuldzuweisung herauszukommen, wollen Sie eine Analyse des<br />

Energieverbrauchs machen, also eine Energiebilanz aufstellen. Herr Dinnorm (Stabsstelle<br />

SHEQ) ist begeistert, denn damit kann er mit seinem Anliegen Umweltschutz helfen, die Kosten<br />

zu senken. Außerdem erzählt der Geschäftsführer Herr Weise, dass ihn seine Kinder drängen,<br />

er solle den CO2-Ausstoss der Solida senken. Er unterstützt das Projekt für die nächste<br />

Generation damit auch sehr stark.<br />

Input Output<br />

Elektrische Energie (Strom)<br />

Gas<br />

Heizöl<br />

Diesel<br />

Benzin<br />

Kerosin<br />

Energiebilanz gegliedert nach Energieträgern<br />

Nutzenergie bei primären Prozessen (z.B. Zerspanungsleistung<br />

bei Werkzeugmaschinen in der Produktion)<br />

Nutzenergie bei sekundären und tertiären Prozessen<br />

(Transporte, Heizung der Büros bis hin zum Energieverbrauch<br />

des Herds in der Kantine)<br />

Energieabgabe an <strong>Dr</strong>itte (Prozessenergie als Fernwärme<br />

oder Stromeinspeisung aufgrund des EEG)<br />

Wärmeverluste über Abluft, Abwasser und Abfall<br />

Energieverlust über Wärmestrahlung, Erschütterungen,<br />

Lärm<br />

Seite 56


Es stellt sich heraus, dass Sie recht dankbar sein müssen, dass Herr Dinnorm mit seinem technischen<br />

Hintergrund mit Ihnen die Analyse durchführt. Viele Grundzusammenhänge muss er<br />

Ihnen erklären. Außerdem gibt es nur wenige Betriebsdaten. Es gibt drei wesentliche Verbrauchsdaten:<br />

Die Gasheizung der Werkhalle und die elektrische Energie, die die Anlagen in<br />

der Werkhalle verbrauchen sowie der Spritverbrauch des betrieblichen Fuhrparks. (Die Fallstudie<br />

vereinfacht hier sehr stark, um die Zusammenhänge leicht nachvollziehbar zu halten.)<br />

Die folgende Tabelle zeigt den Energieverbauch und die Energiekosten, die Herr Dinnorm<br />

ermittelt. Der Begriff Energiebilanz ist hier zwar üblich, jedoch handelt es sich streng genommen<br />

nur um die Inputseite:<br />

Verbraucher<br />

(Kostenart)<br />

Hallenheizung<br />

(Gas)<br />

Energieverbrauch pro Jahr Kosten pro Mengeneinheit<br />

120.000 Kubikmeter Gas, Brennwertfaktor<br />

10,45; also 1.250.400<br />

Kilowattstunden (kWh)<br />

Stromverbrauch 4.000 Megawattstunden (MWh),<br />

das entspricht 4.000.000 kWh<br />

Dieselverbrauch<br />

LKW<br />

Benzinverbrauch<br />

PKW Vertrieb und<br />

Führungskräfte<br />

560.000 Kilometer pro Jahr mit<br />

30 Litern pro 100 Kilometer<br />

310.000 Kilometer pro Jahr mit 8<br />

Litern pro 100 Km<br />

5 Cent pro Kilowattstunde<br />

120 Euro pro MWh,<br />

das entspricht 12<br />

Cent pro Kilowattstunde<br />

1,4 Euro pro Liter<br />

1,5 Euro pro Liter<br />

Kosten<br />

pro Jahr<br />

Sie verstehen die Zusammenhänge nur ansatzweise und lassen sich erst mal erklären, was eine<br />

Kilowattstunde (kWh), eine Megawattstunde (MWh) und ein Brennwertfaktor ist. Herr Dinnorm<br />

besteht darauf, Ihnen auch Kilowatt (kW) als Leistungseinheit zur erklären, sonst würden<br />

Sie später mögliche Optimierungsmaßnahmen nicht verstehen können. Er macht es ganz<br />

einfach (Auszug aus <strong>Kals</strong> 2010, 45-47):<br />

„Energie ist im physikalischen Sinne die Fähigkeit eines Systems, Arbeit zu verrichten. Nehmen<br />

wir als Beispiel einen Fön. Das technisch-physikalische System „Fön“ kann Arbeit verrichten<br />

in Form der Erzeugung heißer Luft. Die vom Fön aufgenommene elektrische Energie<br />

entspricht dabei nicht ganz der Wärme- und Bewegungsenergie der in Form der heißen bewegten<br />

Luft geleisteten Arbeit. Es entstehen Energieverluste, indem sich der Fön erwärmt.<br />

Wie viel Energie kann der Fön jetzt verbrauchen (aufnehmen), wenn er eingeschaltet ist? Die<br />

Leistung ist die Messgröße, die das beschreibt. Leistung ist die Energie, die der Fön in einer<br />

bestimmten Zeiteinheit verbraucht, sie wird in Watt gemessen. Eine typische Zahl sind hier<br />

1.500 Watt. Diese Leistung sagt also, wie„stark“ der Fön ist. Mit der Leistung alleine ist aber<br />

der Energieverbrauch noch nicht zu berechnen, denn wenn das Gerät ausgeschaltet bleibt,<br />

braucht es keine Energie. Die Zeitdauer und Intensität der Nutzung müssen also in die Berechnung<br />

einfließen. Angenommen, wir benutzten den Fön für eine Stunde mit voller Leistung,<br />

so können wir die Leistung mit der Zeitdauer multiplizieren, um den Energieverbrauch<br />

zu berechnen: 1.500 Watt x 1 Stunde. Schreiben wir nun 1.500 Watt als 1,5 Kilowatt (kW)<br />

und setzen für die Stunde das Kürzel „h“, so entsteht die geläufige Energiemesszahl 1,5 Kilowattstunden.<br />

Die Leistungsaufnahme des Geräts multipliziert mit der Arbeitsdauer ergibt<br />

also die verbrauchte Energie. Für industrielle Zwecke sind Leistung und Energie zweckmäßi-<br />

Seite 57


gerweise in höheren Zehnerpotenzen anzuwenden. Dies führen die folgenden Tabellen auf,<br />

wobei die erste Tabelle sich auf die Leistung konzentriert.<br />

Leistungseinheit Abkürzung und<br />

Größenordnung<br />

Watt<br />

Kilowatt kW<br />

Megawatt MW<br />

Beispiel<br />

W Ein Zwanzigstel der Leistungsaufnahme eines<br />

Energiesparleuchtmittels<br />

1.000 Watt<br />

Tausend, 10 3<br />

1.000.000 Watt,<br />

Million, 10 6<br />

Leistung eines schwachen Föns oder Rasenmähers<br />

3 MW: Elektrolok<br />

Zehnerpotenzen der Leistungseinheit Watt mit Beispielen<br />

Leistung eines mittleren Kraftwerks z.B. 300<br />

MW. Es können also 300.000 Föne auf mittlerer<br />

Stufe mit 1 kW gleichzeitig betrieben werden.<br />

Nun die folgende Tabelle über die Zehnerpotenzen der Energie, die sich aus der Leistung<br />

durch die Multiplikation mit der Zeitdauer ergibt. Die Groß- und Kleinschreibung der Buchstaben<br />

bei der Abkürzung der Maßeinheiten hat sich historisch entwickelt und erscheint nicht<br />

immer logisch.<br />

Energieeinheit<br />

Wattstunde<br />

Kilowattstunde <br />

Megawattstunden<br />

Abkürzung und<br />

Größenordnung<br />

Wh<br />

kWh<br />

1.000 Wattstunden<br />

Tausend, 10 3<br />

MWh<br />

1.000.000 Wattstunden<br />

Million, 10 6<br />

Beispiel<br />

Ein Energiesparleuchtmittel von 20 Watt, eine Stunde<br />

(3.600 Sekunden) eingeschaltet, verbraucht 20 x 3.600<br />

Wattsekunden oder 20 Wattstunden (Wh)<br />

10 Kilowattstunden sind ein typischer Tagesverbrauch<br />

für einen Mehrpersonenhaushalt<br />

Zehnerpotenzen der Energieeinheit Wattstunde mit Beispielen<br />

Der Jahresverbrauch des Haushalts entspricht 10 kWh x<br />

365 = 3.650 kWh, also 3,65 MWh<br />

Ist nur der Jahresenergiebedarf bekannt, so ist durch die Anzahl der Stunden pro Jahr zu dividieren,<br />

um die durchschnittliche aufgenommene Leistung zu berechnen. Würde ein Haushalt<br />

beispielsweise einen Energieverbrauch von 4.380 Kilowattstunden Gas oder Strom haben, so<br />

ist durch 8.760 (365 x 24 Stunden pro Jahr) zu dividieren, um auf eine durchschnittliche Leistung<br />

von 0,5 Kilowatt zu kommen. Die Maßeinheit Kilowattstunde kann Energie quantifizieren,<br />

die in unterschiedlichen Formen erscheint.“<br />

Seite 58


Ein Kubikmeter Gas liefert bei einem Brennwertfaktor von 10,45 eine Energieausbeute von<br />

10,45 Kilowattstunden Energie, bei Heizöl ist eine entsprechende Zahl 10,08.<br />

Mit diesem Wissen kehren Sie zur Tabelle über den Energieverbauch und die Energiekosten<br />

bei Solida zurück und vervollständigen Sie.<br />

Herr Dinnorm und Sie haben nun diese absoluten Kennzahlen, Sie haben aber noch keine Ahnung,<br />

ob die gut oder schlecht sind. Sie wollen also irgendeine Form von ………………….<br />

betreiben. Dazu bietet sich zunächst der Heizbedarf pro Quadratmeter der Halle als Kennzahl<br />

an. Sie nehmen einen Plan heraus und sehen, dass die Halle 100 Meter lang und 50 Meter<br />

breit ist. Berechnen Sie den Jahresheizenergiebedarf in kWh pro Quadratmeter:<br />

Ist das gut oder schlecht? Sie recherchieren und erhalten folgende Informationen.<br />

• Nicht sanierte Altbauten benötigen 300 bis 400 kWh/m 2 a<br />

• Die Energieeinsparverordnung – EnEV schreibt 60 bis 90 kWh/m 2 a für Neubauten vor<br />

• Passivhäuser haben einen Energiebedarf von 15 kWh/ QM pro Jahr<br />

• Plus-Energie-Häuser geben sogar durch Fotovoltaikanlagen mehr Energie ab als sie<br />

aufnehmen<br />

Nun ist eine Betriebsbegehung an der Reihe, um Verbesserungsmaßnahmen vorzubereiten.<br />

Worauf achten Sie, welche Maßnahmen müssen geprüft werden? (Hintergründe <strong>Kals</strong> 2010,<br />

77-90):<br />

Nun wenden Sie sich dem Verbrauch elektrischer Energie (nicht ganz fachmännisch aber<br />

auch in Ordnung: dem Stromverbrauch) zu. Da die ganze Halle über einen Stromzähler läuft,<br />

müssen Sie versuchen, den Stromverbrauch der großen Verbraucher auf andere Weise abzuschätzen.<br />

Sie konzentrieren sich auf zwei große Verbrauchergruppen, deren Leistungsaufnahme<br />

und Betriebsstunden Sie gut abschätzen können:<br />

Seite 59


Verbraucher(gruppe) Leistung (kW) Betriebsstunden<br />

pro Jahr<br />

Klimaanlage einschließlich<br />

Lüftung<br />

und <strong>Dr</strong>uckluftversorgung<br />

Werkzeugmaschinen<br />

und elektrische Antriebe<br />

Summe<br />

200 6.000<br />

1.400 2.000<br />

Aufteilung des Verbrauchs elektrischer Energie<br />

Energieverbrauch<br />

pro Jahr (kWh)<br />

Welche Ideen haben Sie, wie hier Verbrauchs- und Kostensenkungen erfolgen können?<br />

Kosten pro<br />

Jahr<br />

Sie entdecken beim Rundgang eine Pumpe, deren Typenschild 20 kW, das Baujahr 1992 und<br />

keine Energieeffizienzklasse zeigt. Herr Dinnorm erklärt, dass solche Pumpen nicht geregelt<br />

sind, also immer mit voller Leistung laufen, wenn Sie eingeschaltet sind in den 2.000 Betriebsstunden<br />

pro Jahr. In der Literatur wird die Einsparung durch den Ersatz solcher elektrischer<br />

Antriebe mit 40 Prozent angegeben. Sie überlegen sich, wie teuer die neue Pumpe sein<br />

dürfte, wenn die Amortisationszeit höchstens drei Jahre betragen soll.<br />

Seite 60


Nun haben Sie den Energieverbrauch ermittelt, aber noch nicht die Emissionen von Kohlendioxid<br />

ermittelt. Dazu benötigen Sie folgende Umrechnungstabelle:<br />

Energieträger/ Energie Freigesetztes Kohlendioxid<br />

Elektrische Energie pro Kilowattstunde<br />

Heizöl extra leicht pro Liter und<br />

Diesel<br />

Null bei Verwendung, für die Strom“produktion“ Bundesdurchschnitt:<br />

0,614 kg/kWh. Die EnBW gibt einen Durchschnittswert<br />

von 0,25 kg/kWh an, Ökostromanbieter „Lichtblick“<br />

gibt 0,041 kg/kWh an.<br />

2,65 kg pro Liter bei Verbrennung, hinzu kommt der Kumulierte<br />

Energieaufwand (KEA)<br />

Benzin (Liter) 2,36 kg pro Liter bei Verbrennung, hinzu kommt der KEA<br />

Flugbenzin (Kerosin) 2,4 bis 2,760 kg pro Liter bei Verbrennung. Bei Emission in<br />

großen Höhen ein Faktor von 2,7 nötig, plus KEA.<br />

Bioethanol und Biodiesel Weit auseinandergehende Einschätzungen des Einspareffekts<br />

gegenüber Benzin und Diesel, das aus Erdöl gewonnen wird.<br />

Die Abschätzungen gehen von 70 Prozent Kohlendioxideinsparung<br />

bis zu deutlich negativen Wirkungen.<br />

Erdgas (nicht komprimiert) pro<br />

Kubikmetern<br />

Erdgas komprimiert in verschiedenen<br />

Formen<br />

1,8 kg pro Kubikmeter bei Verbrennung, hinzu kommt der<br />

KEA<br />

2,3 bis 2,7 kg pro Liter bei Verbrennung, hinzu kommt der<br />

KEA<br />

Kohle 2,5 kg bis 3,7 pro kg Kohle, hinzu kommt der „Kumulierte<br />

Energieaufwand“ (KEA) für die Gewinnung der Energie<br />

Umrechnungsfaktoren von Energieträgern zu Kohlendioxidemissionen<br />

Die oben schon erstellt Verbrauchs- und Kostentabelle kann um eine Spalte erweitert werden:<br />

Verbraucher<br />

(Kostenart)<br />

Hallenheizung<br />

(Gas)<br />

Energieverbrauch pro Jahr Kosten pro<br />

Mengeneinheit<br />

120.000 Kubikmeter Gas,<br />

Brennwertfaktor 10,45; also<br />

1.250.400 Kilowattstunden<br />

(kWh)<br />

Stromverbrauch 4.000 Megawattstunden<br />

(MWh), das entspricht<br />

4.000.000 kWh<br />

Dieselverbrauch<br />

LKW<br />

Benzinverbrauch<br />

PKW Vertrieb<br />

und Führungskräfte<br />

560.000 Kilometer pro Jahr<br />

mit 30 Litern pro 100 Kilometer<br />

310.000 Kilometer pro Jahr<br />

mit 8 Litern pro 100 Km<br />

5 Cent pro Kilowattstunde<br />

120 Euro pro<br />

MWh, das entspricht<br />

12 Cent<br />

pro Kilowattstunde<br />

1,4 Euro pro Liter<br />

1,5 Euro pro Liter<br />

Kosten<br />

pro Jahr<br />

CO2 in kg<br />

Seite 61


Sie haben wieder eine Besprechung im Führungskreis. Der Betriebsleiter will die Verbrauchsgewohnheiten<br />

verbessern, der technische Leiter will in energieeffiziente Technik investieren.<br />

Alle schauen die kaufmännische Leiterin Frau Rechenknecht an, denn neben der<br />

Mengenkomponente lässt sich vielleicht auch die Preiskomponente der Kosten verändern.<br />

Frau Rechenknecht holt ihre Unterlagen heraus und legt los, sie hat sich vorbereitet. Sie konzentriert<br />

sich auf den Einkauf elektrischer Energie und zeigt zunächst den Hintergrund auf,<br />

ohne den eine zukunftsweisende Strategie nicht festzulegen ist: Smart Metering (intelligente<br />

Messung) und Smart Grids (intelligente Netze).<br />

Die Energiewende hin zu regenerativen Energien (Sonnenenergie, Windkraft usw.) führt dazu,<br />

dass die Energieversorgung stärker schwanken wird als bisher. Das gilt für kleine, lokale<br />

Anlagen (Fotovoltaik auf Hausdächern) und auch für große Projekt wie Desertec (siehe Abbildung).<br />

Bisher war der Strompreis für Endkunden konstant, bestenfalls in einen HT (Hoch-Tarif) und<br />

NT (Niedrig-Tarif) unterschieden, also in Tag- und Nachtstrom. In Zukunft werden die Preise<br />

je nach Energieverfügbarkeit ständig schwanken. Intelligente Stromzähler (siehe Abb.) übermitteln<br />

die Verbrauchsdaten an den Energieversorger, der detaillierte Rechnungen und Auswertungen<br />

zur Verfügung stellt.<br />

Seite 62


Die Preissignale können aber auch von den Kunden eingesetzt werden, die Stromkosten zu<br />

senken, indem der Verbrauch in Zeiten niedriger Preise gelegt wird. Die kaufmännische Leiterin<br />

zeigt den beispielhaften Preisverlauf an der European Energy Exchange (EEX), der<br />

Energiebörse in Leipzig (www.eex.com), wie volatil (also stark schwankend) der Strompreis<br />

ist.<br />

http://www.eex.com/de/Marktdaten/Handelsdaten/Strom/Stundenkontrakte%20%7C<br />

%20Spotmarkt%20Stundenauktion/Stundenkontrakte%20Chart%20%7C%20Spotma<br />

rkt%20Stundenauktion/spot-hours-chart/2011-09-02/PHELIX<br />

Der Betriebsleiter macht sich schon erste Notizen, wie er die Produktionsplanung und –<br />

steuerung in diese Richtung verbessern kann (vgl. <strong>Kals</strong> 2011, S. 125-136):<br />

Wenn diese stark schwankenden Preise an die Kunden/ Endverbraucher weitergegeben werden,<br />

wird der Gesamtverbrauch sich zu jedem Zeitpunkt der Verfügbarkeit der Energie angleichen.<br />

Die wesentlichen Elemente sind der folgenden Abbildung zusammenfassend dargestellt.<br />

Seite 63


Abgrenzung zwischen Smart Metering (intelligente Strommessung) und Smart Grids (intelligente<br />

Stromnetze) – (Scott 2009, S. 14, zitiert bei <strong>Kals</strong> 2010, S. 57)<br />

Die Runde fragt Frau Rechenknecht, wie Solida von dieser Entwicklung jetzt schon profitieren<br />

kann. Es gibt folgende Möglichkeiten für den Energieeinkauf (vgl. <strong>Kals</strong> 2010, 117-123):<br />

• Vollversorgung durch ein Energieversorgungsunternehmen (EVU) mit einem standardisierten<br />

Tarifvertrag<br />

• Individuell ausgehandelte Verträge<br />

• Direkter Einkauf an der Energiebörse<br />

• Energieeinkauf outsourcen<br />

Obwohl die Solida dafür zu klein ist, zeigt Frau Rechenknecht in einer Abbildung, wie der<br />

Einkauf an der Börse im Prinzip funktioniert. Es ist wichtig zu wissen, wie „das Spiel funktioniert“,<br />

um individuelle Verträge mit EVUs kompetent aushandeln zu können.<br />

Um in Verhandlungen mit einem EVU zur Verringerung der Stromkosten gehen zu können,<br />

müssen das eigene Verbrauchsprofil/ -kurve/ Lastgang und die Dauerlinie bekannt sein. Diese<br />

<strong>Prof</strong>ile können für unterschiedliche Zeiträume erstellt werden (Tage, Monat, Jahr usw., Tages-<br />

Monats, Jahresdauerlinien). Im Prinzip sehen die Kurven folgendermaßen aus:<br />

Seite 64


AufgabeVerbrauchsprofil und Dauerkurve: Stellen Sie das Tagesverbrauchsprofil und die<br />

Tagesdauerkurve für ein kleines Studentenwohnheim auf.<br />

• Von 0 Uhr bis 7 Uhr 0,5 kW Leistung (Kühlschrank, vergessene Schreibtischlampe, Aufladen<br />

von Handys usw.),<br />

• 7 Uhr bis 13 Uhr: 1 kW (Kaffeemaschine, Computer usw.)<br />

• 13 Uhr bis 14 Uhr: 2 kW (Herd)<br />

• 14 Uhr bis 24 Uhr 1 kW (Computer, Fernseher usw.)<br />

Wie hoch ist der Stromverbrauch?<br />

Stellen Sie aufgrund der gegebenen Daten die Jahresdauerlinie der Solida für elektrische<br />

Energie dar.<br />

Hier ein beispielhafter Lastverlauf aus einem anderen Unternehmen:<br />

Seite 65


Verbrauchsprofil mit Hinweisen auf Einsparpotenziale (Vortrag Herr Schade, Geschäftsführer<br />

Enoplan, an der FH am 20.11.10)<br />

An diesem Beispiel mit einer Messung alle 15 Minuten zeigt sich, dass die Analyse des Verbrauchsprofils<br />

auf Einsparpotenziale hinweisen kann:<br />

Mit diesen Informationen gehen Frau Rechenknecht und die Einkäuferin in Verhandlungen<br />

mit einem EVU oder einem Dienstleistungsunternehmen zum Kauf von Energie (z.B.<br />

www.enoplan.de). Tatsächlich gelingt es ihnen, niedrigere Preise zu erreichen, wenn die Solida<br />

in Spitzenzeiten den Verbrauch begrenzt.<br />

Sie sind sechs Monate in der Solida. Herr Weise zieht sich in den Beirat zurück und Sie werden<br />

Geschäftsführerin.<br />

Übungsaufgabe elektrische Antriebe für zu Hause: Viele elektrische Antriebe in der Industrie<br />

werden immer mit Volllast gefahren, da sie nicht über eine <strong>Dr</strong>ehzahl-Regelung verfügen.<br />

Eine solche Pumpe mit 16 kW Leistung in einem Kraftwerk wird an 24 Stunden am Tag<br />

und 7 Tagen in der Woche eingesetzt. Der Strompreis beträgt 7 Cent pro kWh. Die Pumpe ist<br />

bereits abgeschrieben und eine neue Pumpe mit drehzahlgeregelter Steuerung würde 7.000<br />

Euro Kosten. Sie würde im Schnitt mit 60 Prozent der Leistungsfähigkeit laufen.<br />

a) Wie gehen Sie vor bei der Berechnung des Stromverbrauchs? Wie hoch ist der Stromverbrauch<br />

der derzeit verwendeten Pumpe im Jahr?<br />

b) Wie hoch sind die Stromkosten derzeit und nach Durchführung der Ersatzinvestition?<br />

c) Wie lang ist die Amortisationszeit für die neue Pumpe? (Rechenweg deutlich machen.)<br />

Seite 66


8 Zusammenfassende Modelle<br />

8.1 MRP-Konzepte, ERP-Konzepte, hierarchische Planung<br />

Sie haben die wesentlichen Schritte der PPS durchgespielt. Damit ist der wichtigste Geschäftsprozess<br />

zur Leistungserstellung (Fulfillment-Prozess) im Griff. Als neue Geschäftsführerin<br />

versuchen Sie nun, die Vorgänge weiter zu reflektieren und zu optimieren. Im Grunde<br />

würden Sie gerne von zentral gesteuerten zu dezentralen Strukturen (wie Kanban) übergehen.<br />

Doch bei Auftrags-Einzelproduktion kann das schwierig sein und Sie werden nicht auf eine<br />

zentrale Planung verzichten können. Deshalb machen Sie sich die Funktionsweise noch einmal<br />

klar:<br />

PPS-Systeme, die zentral nach dem Bring- (Push-)Prinzip Aufträge in die Anlagen hineindrücken.<br />

MRP II (Manufacturing-Resource-Planning): System zur Einrichtung einer genauen Kontrolle<br />

über die Planung der Produktion, des Absatzes, Einkauf, Finanzen und Entwicklung<br />

Sukzessives, hierarchisches Vorgehen:<br />

• Grunddatenverwaltung<br />

• Primärbedarfsplanung<br />

• Mengenplanung<br />

• Termin- und Kapazitätsplanung<br />

• Auftragsveranlassung<br />

• Kapazitäts- und Auftragssteuerung<br />

Fortentwicklung der MRP-Konzepte als ERP (Enterprise Resource Planning) mit relationaler<br />

Datenbank und Integration aller Unternehmensbereiche, z.B. SAP<br />

Seite 67


Ehrmann, Logistik (2001, 429)<br />

Aufgabe: Worin besteht die hierarchische Planung?<br />

Seite 68


8.2 Produktions-Controlling<br />

(Vgl. <strong>Kals</strong> 2010, S. 155-157)<br />

Ihnen ist die Bedeutung des Controlling klar, doch der Begriff des Controlling ist keineswegs<br />

eindeutig. Anschaulich kann der Controller als ………………………………………. Gesehen<br />

werden, der dem Kapitän hilft, das Schiff auf Kurs zu halten. Eine umfassendere Begriffsfassung<br />

von Führungs-, Management-, und Controlling-System stammt von Horvath:<br />

Controlling: Koordination von Planung und<br />

Informationsversorgung<br />

Planungs-, Steuerungs-<br />

und Kontrollsystem<br />

der Produktion:<br />

Produktions-<br />

Management<br />

Planungsbereiche der Produktionswirtschaft und wichtige Informationen der Kostenrechnung<br />

Controlling: Koordination von Planung und<br />

Informationsversorgung<br />

Programmplanung<br />

Materialwirtschaft<br />

Prozessplanung<br />

Führungssystem der Produktion<br />

Ausführungssystem der Produktion - Betrieb<br />

Führungssystem der Produktion<br />

Ausführungssystem der Produktion - Betrieb<br />

Informationsversorgung<br />

der Produktion:<br />

Kostenrechnung,<br />

Betriebsdatenerfassung<br />

(BDE)<br />

Anlagenwirtschaft,<br />

Konstruktion<br />

usw.<br />

Deckungsbeiträge<br />

Lagerhaltungskostensatz<br />

Bestellkosten<br />

Einstandspreise<br />

Prozesskosten der<br />

Geschäftsprozesse<br />

Maschinenstundensätze<br />

Machen Sie Funktion und Aufgaben des Controlling an Solida-Beispielen anschaulich.<br />

Seite 69


Gruppenarbeit: Ablauf der PPS als zusammenhängender Geschäftsprozess<br />

Erläutern Sie den Ablauf der PPS:<br />

- In welcher Reihenfolge werden die Planungsschritte (z.B. Losgrößenplanung) durchgeführt?<br />

- Welche Planungsverfahren/ Planungsmodelle (z.B. Andler-Modell) kommen zum Einsatz?<br />

- Welche Abteilungen/organisatorischen Einheiten (z.B. Einkauf) führen die Planungen<br />

durch?<br />

Legen Sie sich zur besseren Übersichtlichkeit eine Tabelle mit drei Spalten an:<br />

Planungsschritt – Planungsmodelle – ausführende Abteilungen<br />

8.3 Zertifizierung von Qualität-, Umwelt- und Energiemanagement-Systemen<br />

(Vgl. <strong>Kals</strong> 2010, 213-215)<br />

Sie haben nun das Führungssystem von Solida optimiert und dokumentiert. Über Handbücher,<br />

Verfahrensanweisungen und Arbeitsanweisungen weiß jeder, was er zu tun hat. Die Abläufe<br />

greifen wunderbar ineinander. Um noch weiter zu optimieren, streben Sie eine Zertifizierung<br />

nach verschiedenen Normen an. Das funktioniert folgendermaßen:<br />

DIN<br />

D<br />

I<br />

N<br />

und ISO<br />

I<br />

S<br />

O<br />

sind eingetragene Vereine, die Unternehmen unterstützen, indem sie Normen verabschieden.<br />

Die sind zwar nicht rechtsverbindlich, doch es ist zweckmäßig, dass Schraubengrößen oder<br />

technische Zeichen überall gleich sind. Jetzt gibt es aber auch Normen für Managementsysteme:<br />

• Qualitätsmanagement nach DIN ISO 9.000 (es gibt mehrere Normen der Serie)<br />

• Umweltmanagement nach DIN ISO 14.000 und Environmental Management und Audit<br />

Scheme (EMAS) beruhend auf einer EU-Verordnung<br />

• Energiemanagement nach DIN 16.000 und ISO 50.000<br />

Unternehmen, die ihre Management-Systeme zertifizieren lassen wollen, müssen sich von<br />

einem Zertifizierungsunternehmen in einem Audit (Betriebsprüfung) überprüfen lassen, um<br />

das Zertifikat zu erlangen.<br />

Nennen Sie wichtige Regelungen für QM, UM und EM, die bei der Solida festgelegt sein<br />

müssen, um eine Zertifizierung erfolgreich zu bestehen.<br />

Seite 70


9 Lösungen zu den Übungsaufgaben<br />

Aufgabe Programmplanung, Kurbel- und Nockenwellen:<br />

Lineares Programm:<br />

30 K + 60 N max!<br />

2 K + 1 N ≤ 100.000<br />

1 K + 3 N ≤ 150.000<br />

K ≤ 50.000<br />

N ≤ 45.000<br />

Nicht-Negativitätsbedingungen: K, N ≥ 0<br />

Die Absatzhöchstmengen werden in die Kapazitätsrestriktionen eingesetzt, um den Kapazitätsbedarf<br />

zu berechnen. Für die Zerspanung ergeben sich 190.000 Stunden, für die Veredlung<br />

185.000 Stunden. Also sind beides Engpässe.<br />

Als optimales Produktionsprogramm ergeben sich 30.000 Kurbelwellen und 40.000 Nockenwellen.<br />

Eine Lösung aufgrund spezifischer Deckungsbeiträge ist nicht möglich, denn die Rangfolge<br />

der Produkte ist in den Werkstätten unterschiedlich:<br />

Engpassbezogene Deckungsbeiträge in der Zerspanung:<br />

Kurbelwelle 15 €/h; Nockenwelle 60 €/h<br />

Engpassbezogene Deckungsbeiträge in der Veredlung:<br />

Kurbelwelle 30 €/h; Nockenwelle 20 €/h<br />

Aufgabe Programmplanung, Pumpen und Ventile:<br />

Optimales Produktionsprogramm: 60 Pumpen und 20 Ventile<br />

Perioden-Deckungsbeitrag: 22.000<br />

Aufgabe Lagerbestandsrechnung Fahrradfabrik:<br />

Zeile verfügbarer Bestand oder Nettobedarf:<br />

Periode 1: 206, Periode 2: 24, Periode 3: -155, Periode 4: -141<br />

Zeile Bruttobedarf bei den Speichen:<br />

Periode 1: 5270, Periode 2: 4794, über weitere Perioden ist noch keine Aussage möglich<br />

Seite 71


Aufgabe Stücklistenauflösung und Nettobedarfsrechnung:<br />

Bruttobedarf Teil 1: 72, Teil 2: 180, Teil 3: 252, , Baugruppe: 126<br />

Lagerbestandsrechnung Endprodukt:<br />

Periode 1: Verfügbarer Bestand von 5, Periode 2: Nettobedarf 17, Periode 3: Nettobedarf 11,<br />

Periode 4: Nettobedarf 11<br />

Lagerbestandsrechnung Baugruppe:<br />

Periode 1: Nettobedarf 101, Periode 2: Nettobedarf 85, Periode 3: Nettobedarf 85, Periode 4<br />

noch unklar<br />

Aufgabe verbrauchsbedingte Bedarfsermittlung für zu Hause:<br />

Einfacher Mittelwert: 9<br />

Gleitender Mittelwert: 11<br />

Exponentielles Glätten: 6; 6,6; 6,72; 7,404; 8,78; 9,74<br />

Aufgabe ABC-Analyse für zu Hause:<br />

Auf der Abszisse eine Gleichverteilung über die Mengen, also<br />

- erst 20 Prozent Elektronikbauteile mit 45 Prozent Wertanteil,<br />

- dann kommen bei 40 Prozent Mengenanteil die Gehäuse mit einem kumulierten Wertanteil<br />

von 69 Prozent<br />

- bei 60 Prozent Menge (Zahnräder/Wellen) ist der kumulierte Wert 89 Prozent<br />

- bei 80 Prozent Menge (Schmiermittel) ist der kumulierte Wert 97 Prozent<br />

- bei 100 Prozent Menge (Verpackungsmaterial) ist der Wert 100 Prozent<br />

Elektronikbauteile werden auf jeden Fall programmgesteuert geplant, Gehäuse und Zahnräder/Wellen<br />

vielleicht, Schmiermittel und Verpackungen werden verbrauchsgesteuert geplant.<br />

Aufgabe Ander-Modell für zu Hause:<br />

Optimale Losgröße: 58 Kisten<br />

Lagerhaltungskosten: Im Schnitt 29 Kisten für 10 €/Monat auf Lager, also 290 Euro<br />

Bestellkosten: 480/58=8,27 Anlieferungen zu 35 € sind 290 Euro<br />

Relevante Gesamtkosten: 580 Euro pro Periode (hier: Monat)<br />

Seite 72


Aufgabe Kostenausgleichsverfahren für zu Hause:<br />

Kostenausgleichsverfahren<br />

50 * 0 < 20<br />

50 * 0 + 70 * 1 * 0,2 = 14 < 20<br />

50 * 0 + 70 * 1 * 0,2 +40 * 2 * 0,2 = 30 > 20<br />

Opt. Losgröße 120<br />

Gleitende wirtschaftliche Losgröße<br />

20 + 50 * 0 / 50 = 0,4<br />

20 + 50 * 0 + 70 * 1 * 0,2 / 120 = 0,28<br />

20 + 50 * 0 + 70 * 1 * 0,2 +40 * 2 * 0,2 / 160 = 0,31<br />

Opt. Losgröße 120<br />

Aufgabe Meldebestand für zu Hause:<br />

Meldebestand:<br />

2 * 3 + 1 * 3 + 1 * 3 = 12<br />

Der ungünstigste Fall wird angenommen:<br />

2 Wochen Kontrollabstand (je 3 Pakete pro Woche werden verbraucht), 1 Woche dauert die<br />

Anlieferung (3 Pakete verbraucht), Sicherheitsbestand für 1 Woche soll noch im Lager sein<br />

bei durchschnittlichem Lagerabgang (3 Pakte). Also wird bestellt, wenn bei einer Lagerbestandskontrolle<br />

der Meldebestand (12 Pakete) erreicht ist.<br />

Aufgabe Ablaufplanerstellung<br />

Durchlaufzeit<br />

17 Tage pro Auftrag<br />

Nach der Durchlaufterminierung. Da es Überschneidungen gibt und ein Kapazitätsabgleich<br />

nötig ist, wird sich die Durchlaufzeit nach dem Kapazitätsabgleich wohl verlängern.<br />

Kapazitätsauslastung<br />

CNC-Fertigung: 15 / 20 = 0,75 – 75 Prozent Auslastung<br />

Reinigung: 8 / 20 = 0,40 – 40 Prozent Auslastung<br />

Lackierung 6 / 20 = 0,30 – 30 Prozent Auslastung<br />

Bei der durchgeführten Durchlaufterminierung werden Überlastungen (Doppelbelegungen der<br />

Anlagen) bei der Berechnung der Kapazitätsauslastungen ignoriert. Nach dem Kapazitätsabgleich<br />

darf jede Bearbeitungsstation zu einem Zeitpunkt nur einen Auftrag bearbeiten. Nach<br />

dem Kapazitätsabgleich wird sich die Auslastung also wohl erhöhen, da die Doppelbelastungen<br />

verteilt werden.<br />

Terminabweichungen<br />

Durch die Rückwärtsterminierung bei der Durchlaufterminierung kommt es zu keinen Terminabweichungen.<br />

Das wird sich wohl nach dem Kapazitätsabgleich ändern.<br />

Seite 73


Aufgabe Ablaufplan für zu Hause<br />

Kapazitätsauslastung<br />

A: 5 / 12 = 0,42<br />

B: 7 / 12 = 0,58<br />

C: 5 / 12 = 0,42<br />

D: 5 / 12 = 0,42<br />

Durchlaufzeiten<br />

Auftrag 1: 9 Wochen<br />

Auftrag 2: 10 Wochen<br />

Auftrag 3: 13 Wochen (Die Produktion hätte schon in der Vergangenheit beginnen müssen)<br />

Terminabweichungen: Keine<br />

Aufgabe Prioritätsregeln für zu Hause<br />

KOZ-Regel<br />

A Prio 1<br />

B Prio 2<br />

C Prio 4<br />

D Prio 3<br />

Schlupfzeit-Regel<br />

A: 14 – 4 - 19 = -9, Prio 1<br />

B: 18 – 6 - 10 = 2, Prio 3/4<br />

C: 6 – 8 – 3 = -5, Prio 2<br />

D: 9 - 7 = 2, Prio 3/4<br />

Wert-Regel<br />

A Prio 4<br />

B Prio 1<br />

C Prio 3<br />

D Prio 2<br />

Aufgabe Elektrische Antriebe für zu Hause<br />

a) Leistungsaufnahme des elektrischen Verbrauchers in Kilowatt (kW) multipliziert mit der<br />

Dauer des Einsatzes, so dass sich der Verbrauch in Kilowattstunden (kWh) ergibt<br />

16 kW * 24 Stunden * 365 Tage = 140.160 kWh<br />

b)<br />

140.164 kWh* 0.07 Euro/kWh = 9.811,20 Euro derzeit. Bei einer Einsparung von 40 Prozent:<br />

9.811,20 Euro * 0,6 = 5.886,72 Euro Stromkosten pro Jahr<br />

c)<br />

Stromkostensenkung: 9.811,20 – 5.886,72 = 3.924,48 (Euro pro Jahr)<br />

7.000/3.924,48= 1,78 (Jahre Amortisationszeit)<br />

Seite 74


10 Musterklausuren<br />

Aufgabe 1 (10 Punkte)<br />

Bachelor CMI, Fachbereich I<br />

Modul BWL Grundfunktionen<br />

Klausur <strong>Leistungswirtschaft</strong><br />

<strong>Wintersemester</strong> 2005/06<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Kals</strong><br />

Dauer 60 Minuten, 50 Punkte erreichbar<br />

(10 Punkte entsprechen etwa 12 Minuten)<br />

Erläutern Sie kurz die Unterschiede zwischen deterministischer und stochastischer Materialbedarfsplanung<br />

(Grundidee, Anwendung, nötige Informationen, Vor- und Nachteile)<br />

Aufgabe 2 (10 Punkte)<br />

Erklären Sie folgende Aussage: „Einfache Tätigkeiten im Einkauf werden durch interne Beschaffungskataloge<br />

(Desktop Purchasing) wegrationalisiert.“ Erläutern Sie dabei auch kurz,<br />

wie Desktop Purchasing funktioniert.<br />

Aufgabe 3 (10 Punkte)<br />

Hier sehen Sie einen Ablaufplan in einem Gantt-Chart dargestellt:<br />

Lackierung z z z z x x y y<br />

Reinigung z z z z z z x x y y<br />

CNC-Fert. x x x x x y y y y y<br />

Tage 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18<br />

Auftrag x soll am Ende des 14. Tages ausgeliefert werden, Auftrag y am Ende des 18. Tages,<br />

Auftrag z am Ende des 14. Tages. Berechnen Sie die Kapazitätsauslastungen, Durchlaufzeiten<br />

und Terminabweichungen.<br />

Leiten Sie den Arbeitsplan für x und y aus dem Ablaufplan ab. (Beide Aufträge haben einen<br />

gleichen Arbeitsplan.) Schreiben Sie also den Arbeitsplan auf.<br />

Seite 75


Aufgabe 4 (10 Punkte)<br />

Folgender Bedarfsverlauf ist gegeben:<br />

Periode 1: 11 Stück<br />

Periode 2: 8 Stück<br />

Periode 3: 13 Stück<br />

Berechnen Sie den gewogenen gleitenden Mittelwert (Gewichtung 50, 30, 20 Prozent).<br />

Berechnen Sie den Prognosewert für die vierte Periode mit der Methode des exponentiellen<br />

Glättens (Alpha = 0,3).<br />

_ _ _<br />

xtex = x(t-1)ex + α (xt -x(t-1)ex)<br />

_<br />

und x1 = x1<br />

Vor der Computereinführung in der Materialwirtschaft war das exponentielle Glätten sehr<br />

beliebt, da es mit wenig Rechenaufwand recht gute Ergebnisse liefert. Nach der Computereinführung<br />

ist das Verfahren auf dem Rückzug. Können Sie sich denken warum?<br />

Aufgabe 5 (10 Punkte)<br />

- Was heißt CAD?<br />

- Wie funktioniert CAD? Anders gefragt: Was kann ein CAD-System mehr als ein<br />

manuelles Zeichenbrett?<br />

- Welche Daten werden aus CAD abgeleitet für die weiteren Teilprozesse bei der<br />

Erfüllung eines Auftrags?<br />

Seite 76


Bachelor CMI, Fachbereich I, Modul BWL Grundfunktionen<br />

Klausur <strong>Leistungswirtschaft</strong>, <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Kals</strong>, Sommersemester 2006<br />

Dauer 45 Minuten, 38 Punkte erreichbar<br />

Aufgabe 1 (8 Punkte, etwa 10 Minuten)<br />

Was ist ein Kapazitätsabgleich? Bitte erläutern Sie die dabei verwendeten Methoden.<br />

Aufgabe 2 (8 Punkte, etwa 10 Minuten)<br />

Wer benötigt im Unternehmen Stücklisten? Erläutern Sie, welchem Zweck die Stücklisten<br />

jeweils dienen.<br />

Aufgabe 3 (8 Punkte, etwa 10 Minuten)<br />

Erläutern Sie die folgenden Begriffe im Zusammenhang:<br />

CAM – flexible Fertigungslinie – Leitwarte<br />

Aufgabe 4 (14 Punkte, etwa 15 Minuten)<br />

In einer Fahrradfabrik wird das Fitness-Rad „Schweißtreib“ gefertigt. Sie sind für die Materialwirtschaft<br />

verantwortlich. Die Lieferzeit im Falle der Fremdbeschaffung beträgt zwei Wochen.<br />

Für den Fahrradrahmen, der auch noch beim Modell „Flitzeflott“ verwendet wird, haben<br />

Sie folgende Daten zum Lagerbestand. Für die Räder des Fahrrads beträgt die Vorlaufzeit<br />

eine Woche. Ergänzen Sie folgende Tabelle (auf dem Aufgabenblatt):<br />

Fahrradrahmen Woche 1 2 3 4<br />

Bruttobedarf (s.o.) 780 330 540 610<br />

+ Ausschuss (1 Prozent)<br />

+ reservierter Bestand 490 180 280 0<br />

= gesamter Bedarf<br />

Lagerbestand 2.030<br />

+ Bestellbestand 0 0 300 400<br />

= gesamter Bestand<br />

Bestand – Bedarf =<br />

(Nettobedarf oder<br />

verfügbarer Bestand)<br />

Bruttobedarf Räder des Fahrrads<br />

Schildern Sie den Ablauf der programmgebundenen Bedarfsermittlung von der Kundenanfrage<br />

bis zur Bereitstellung der Rohstoffe in der Produktion. Bezeichnen Sie den in der Tabelle<br />

durchgeführten Planungsschritt und ordnen Sie ihn in den Ablauf ein.<br />

Viel Erfolg ☺<br />

Seite 77


Bachelor CMI, Fachbereich I, Modul BWL Grundfunktionen<br />

Klausur <strong>Leistungswirtschaft</strong>, <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Kals</strong>, <strong>Wintersemester</strong> 2006/07<br />

Dauer 45 Minuten, 38 Punkte erreichbar<br />

Aufgabe 1 (8 Punkte)<br />

Erläutern Sie die Werkstattproduktion, Reihenproduktion, Fließproduktion.<br />

Aus welchen Gründen hatte Henry Ford mit dem ersten Fließband so großen Erfolg?<br />

Weshalb ist die Autoindustrie heute von Fließbändern mit starker Arbeitsteilung abgekommen?<br />

Aufgabe 2 (4 Punkte)<br />

Wozu dient eine Leit-/Messwarte und wie funktioniert sie? Verwenden Sie bei Ihrer Erläuterung<br />

auch ein möglichst konkretes Beispiel.<br />

Aufgabe 3 (6 Punkte)<br />

Erläutern Sie den Aufbau eines LP (Linearen Programms) zur operativen Produktions-<br />

Programmplanung.<br />

Aufgabe 4 (6 Punkte)<br />

Erläutern Sie kurz die Zeitziele der Ablaufplanung und das jeweils dazugehörige Kostenziel.<br />

Aufgabe 5 (14 Punkte)<br />

Die Getriebe-Knirsch GmbH stellt Maschinen her. Dabei werden zahlreiche Kleinteile in die<br />

Produkte eingebaut. Sie sind ein neu eingestellter Controller und wollen sich einen Überblick<br />

verschaffen. Sie können in der Lagerbuchführung z.B. einen Verbrauch an Unterlegscheiben<br />

(8 Millimeter Innendurchmesser) von 180 Paketen pro Jahr feststellen, die ausschließlich in<br />

die Produkte eingehen. Ein Paket kostet 11 Euro Einstandspreis. Der aktuelle Lagerbestand<br />

am 17.1.2007 ist 13 Paket. Der Lagerbestand stimmt genau, da bei Anlieferung und Entnahme<br />

aus dem Lager jedes Paket erfasst wird. Die Anlieferung kostet 7 Euro. Kopfschüttelnd sehen<br />

Sie, dass ein übereifriger Meister vor 5 Jahren mal 500 Pakete auf einmal gekauft hat. Sie<br />

berechnen mit den im Unternehmen üblichen Kalkulationszinssätzen, dass die Lagerung eines<br />

Pakets 1,50 Euro pro Jahr kostet. Die Scheiben lassen sich unbegrenzt ohne Qualitätsverlust<br />

lagern.<br />

Sie gehen in Gedanken verschiedene Möglichkeiten durch, die Lagerhaltung für solche Teile<br />

wie die Unterlegscheiben zu optimieren. Erklären Sie ganz kurz und präzise, was die im Folgenden<br />

genannten Verfahren leisten können und ob ihre Anwendung hier sinnvoll ist:<br />

a) Welche Rolle könnte hier die programmgebundene Bedarfsermittlung spielen?<br />

b) Welche Rolle könnte hier die verbrauchsorientierte Bedarfsermittlung spielen?<br />

c) Sollten „Stück-Perioden-Ausgleich“ oder „gleitende wirtschaftliche Losgröße“ hier<br />

angewendet werden?<br />

d) Ist die Anwendung des Bestellrhythmus-Verfahrens sinnvoll?<br />

e) Ist die Anwendung des Bestellpunkt-Verfahrens sinnvoll?<br />

f) Kann man im Hinblick auf Bestellrhythmus- oder Bestellpunkt-Verfahren etwas mit<br />

der Andler-Formel (siehe unten) anfangen?<br />

g) Wie groß ist die optimale Losgröße?<br />

Losgröße =<br />

2* r * k<br />

kL<br />

B<br />

Viel Erfolg ☺<br />

Seite 78


Aufgabe 1 (8 Punkte)<br />

Bachelor CMI, Fachbereich I<br />

Modul BWL Grundfunktionen, Klausur <strong>Leistungswirtschaft</strong><br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Kals</strong>, Sommersemester 2007<br />

Dauer 45 Minuten, 38 Punkte erreichbar<br />

Definieren bzw. erläutern Sie folgende Begriffe:<br />

- CAD und DNC-Maschine (Zusammenhang?)<br />

- Vorlaufverschiebung<br />

- Belastungsprofil<br />

Aufgabe 2 (9 Punkte)<br />

In der folgenden Abbildung sehen Sie den vereinfachten Stammbaum einer Kommode (in der<br />

Klammer die jeweiligen Produktionskoeffizienten). Stellen Sie die Mengenbilanzen auf. Berechnen<br />

Sie dann den Materialbedarf für 350 Kommoden. Dabei erläutern Sie das Prinzip der<br />

Stücklistenauflösung.<br />

Aufgabe 3 (9 Punkte)<br />

- Welche drei Zeitziele werden bei der Ablaufplanung verfolgt?<br />

- Was ist das „Dilemma der Ablaufplanung“?<br />

- Was ist die Idee der „belastungsorientierten Auftragsfreigabe“ und wie steht sie im Zusammenhang<br />

mit dem Dilemma der Ablaufplanung?<br />

Aufgabe 4 (12 Punkte)<br />

Kommode<br />

Korpus (1) Schubladen (3)<br />

Schubladenkasten (1) Griffe (2)<br />

Erläutern Sie den Ablauf der PPS. (In der Vorlesung haben wir die Gliederung der Veranstaltung<br />

anhand einer Metaplan-Übung ausgearbeitet sowie MRP II und CIM kennen gelernt.)<br />

Viel Erfolg ☺<br />

Seite 79


Bachelorstudiengang CMI, Fachbereich I<br />

Modul „BWL Grundfunktionen“, Prüfungsgebiet <strong>Leistungswirtschaft</strong> (R312)<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Kals</strong>, <strong>Wintersemester</strong> 2011/12<br />

Dauer 45 Minuten, 38 Punkte erreichbar<br />

(Pro Punkt etwa 1,2 Minuten Bearbeitungszeit)<br />

Taschenrechner zugelassen<br />

Die folgende Abbildung zeigt den stark vereinfachten Stammbaum einer Pumpe.<br />

Pumpe<br />

Gehäusehälfte<br />

(Produktionskoeffizient 2)<br />

Laufrad<br />

(Produktionskoeffizient 1)<br />

Elektromotor<br />

(Produktionskoeffizient 1)<br />

Fragen (lassen sich weitgehend unabhängig voneinander beantworten):<br />

a. Wie ist der Produktionskoeffizient definiert? Erläutern Sie das anhand der Gehäusehälfte.<br />

Wie wird der Kehrwert des Produktionskoeffizienten bezeichnet? (4 Punkte)<br />

b. Welche Arten von Stücklisten kennen Sie (nur nennen)? Erstellen Sie die Stückliste<br />

aufgrund des obigen Stammbaums. (5 Punkte)<br />

c. In der kommenden Planungsperiode (Jahr) sollen 3.000 Pumpen produziert werden.<br />

Erstellen Sie die Mengenbilanzen und berechnen Sie den Bruttobedarf. (5 Punkte)<br />

d. Die Elektromotoren mit 12 kW werden für 200 Euro zugekauft. Jede Anlieferung kostet<br />

1.300 Euro, der Lagerhaltungskostensatz betrage 14 Prozent pro Jahr, in den kommenden<br />

Jahren ist eine gleichbleibende Produktion beabsichtigt. Wie viele Elektromotoren<br />

sollen bestellt werden? Wie oft wird in einem Jahr angeliefert? Wie hoch ist der<br />

durchschnittliche Lagerbestand? Wie hoch sind Lagerkosten und bestellfixe Kosten<br />

pro Periode? (Rechenweg nachvollziehbar machen.). (11 Punkte)<br />

2* r * kB<br />

Optimale Losgröße =<br />

kL<br />

e. In dieser Aufgabe lässt sich die Abfolge von Progammplanung, Bedarfsermittlung und<br />

Losgrößenplanung erkennen. Nennen Sie weitere drei Schritte, die anschließend folgen.<br />

Weshalb heißt das „Hierarchische Planung“? (5 Punkte)<br />

f. Erläutern Sie elektrische Leistung und Energieverbrauch mit den Abkürzungen. Berechnen<br />

Sie den Energieverbrauch bei einer jährlichen Laufleistung der obigen Pumpe<br />

von 2.800 Stunden. Wie hoch sind die jährlichen Kosten bei einem Strompreis von<br />

130 Euro pro MWh? (8 Punkte)<br />

Viel Erfolg!<br />

Seite 80


Lösungshinweise Klausur WS 2011/12<br />

a. Siehe <strong>Skript</strong><br />

b. Baukastenstückliste und Mengenübersichtsstückliste.<br />

Stückliste Pumpe:<br />

Laufende Nummer Teilebezeichnung Produktionsstufe Produktionskoeffizient<br />

1 Gehäusehälfte 2 2<br />

2 Laufrad 2 1<br />

3 Eletromotor 2 1<br />

Bemerkung: Punktabzug, wenn Produktionsstufe und Produktionskoeffizient fehlten<br />

c.<br />

RGehäusehälfte = 2 * XPumpe<br />

RLaufrad = 1 * XPumpe<br />

R Elektromotor = 1 * XPumpe<br />

6.000 = 2 * 3.000<br />

3.000 = 1 * 3.000<br />

3.000 = 1 * 3.000<br />

Bemerkung: Es kommt nicht auf die Feinheiten der Variablen mit den tiefgestellten Bezeichnungen<br />

an, es muss aber klar sein, wie die Mengenbilanzen aufgestellt werden.<br />

d.<br />

Optimale Losgröße ist 528.<br />

5,7 Anlieferungen pro Periode (Jahr) kosten 7.386 Euro (Rundungsfehler sind o.k.).<br />

Der durchschnittliche Lagerbestand ist 528/2=264.<br />

Die Lagerkosten sind damit 264 * 200 * 0,14 = 7.392 Euro.<br />

e.<br />

Es schließt sich z.B. die Ablaufplanung mit den Einzelschritten Terminplanung (Vorwärts-,<br />

Rückwärtsterminierung) und Kapazitätsabgleich an. Auftragsfreigabe als Schnittstelle zur<br />

Produktionssteuerung (z.B. mit Kanban).<br />

Bemerkung: Es reichte, drei beliebige nach der Losgrößenplanung folgende Planungsschritte<br />

oder –verfahren zu nennen. Dazu dient insbesondere die in der Vorlesung erarbeitete zusammenfassende<br />

Übersicht zur PPS.<br />

Hierarchische Plan bedeutet, dass ein Schritt nach dem anderen durchgeführt wird und die<br />

Ergebnisse des vorhergehenden Schritts der Input des folgenden sind.<br />

f.<br />

Definitionen siehe <strong>Skript</strong>.<br />

Energieverbrauch 2.800 h * 12 kW = 33.600 kWh, entspricht 33,6 MWh.<br />

Kosten: 33,6 MWh * 130 Euro/MWh = 4.368 Euro.<br />

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Bachelorstudiengang CMI, Fachbereich I<br />

Modul „BWL Grundfunktionen“, Prüfungsgebiet <strong>Leistungswirtschaft</strong> (R312)<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Kals</strong>, Sommersemester <strong>2012</strong><br />

Dauer 45 Minuten, 38 Punkte erreichbar<br />

(Pro Punkt etwa 1,2 Minuten Bearbeitungszeit)<br />

Taschenrechner zugelassen<br />

Bitte lesen Sie genau. Antworten Sie präzise auf die Fragen. Achten Sie auf die Punktzahl.<br />

Schreiben Sie deutlich und machen Sie Argumentationsfluss und Rechengang nachvollziehbar.<br />

Aufgabe 1 (6 Punkte)<br />

Erklären Sie die Begriffe und die Aussage: „Bei einer Einzelfertigung eignet sich die Werkstattfertigung,<br />

bei einer Massenproduktion die Fließproduktion“.<br />

Aufgabe 2 (12 Punkte)<br />

Das folgende lineare Programm dient der Bestimmung der Produktionsmenge der Produkte A<br />

und B. Es ist in der Abbildung graphisch dargestellt.<br />

a. Zeichnen Sie in der Graphik den Lösungsraum ein.<br />

b. Erklären Sie (auf dem ausgeteilten Aufgabenpapier), was der Lösungsraum bedeutet.<br />

c. Zeichnen Sie dann die Zielfunktion ein und bestimmen das optimale Produktionsprogramm.<br />

Schreiben Sie das optimale Produktionsprogramm auf das Aufgabenpapier.<br />

d. Definieren und erklären Sie die Zahlen 10 und 50 aus der Zielfunktion.<br />

e. Definieren und erklären Sie die Koeffizienten 5 bei A und 5 bei B aus der Restriktion.<br />

Zielfunktion: 10 A + 50 B max!<br />

Restriktionen: 5 A + 5 B ≤ 30.000<br />

A ≤ 3.000<br />

B ≤ 5.000<br />

Nicht-Negativitätsbedingung: A und B ≥ 0<br />

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Aufgabe 3 (6 Punkte)<br />

In den letzten Perioden haben Sie von einem geringwertigen Material 100, 160, 120 Stück<br />

verbraucht. Berechnen Sie den exponentiell geglätteten Wert dieser kleinen Reihe (Formel<br />

siehe unten, Glättungsfaktor 0,5). Wozu dient diese Rechnung?<br />

rtex = r(t-1)ex + α (rt -r(t-1)ex)<br />

und r1 = r1ex<br />

Aufgabe 4 (4 Punkte)<br />

Was ist das „Dilemma der Ablaufplanung“?<br />

Aufgabe 5 (6 Punkte)<br />

a. Gebäude werden über die Kennzahl kWh/m 2 a bewertet. Erklären Sie.<br />

b. Wie viel Heizöl braucht eine Wohnung pro Quadratmeter mit 80 kWh/m 2 a bei einem<br />

Brennwertfaktor von Heizöl von 10,45 kWh pro Liter.<br />

Aufgabe 6 (4 Punkte)<br />

Die folgende Tabelle zeigt den Aufbau der Produktionswirtschaft mit der Tabelle aus dem<br />

<strong>Skript</strong>. Bitte schreiben Sie auf das Aufgabenblatt in die leeren Felder jeweils ein konkretes<br />

Planungsverfahren/-Modell, das dort verwendet werden kann.<br />

Strategische<br />

+taktische<br />

Ebene<br />

Operative<br />

Ebene<br />

Produktions-<br />

Programmplanung<br />

F+E (Forschung und<br />

Entwicklung)<br />

Strategische Produktprogrammplanung<br />

Produktions-<br />

Faktorplanung<br />

Fabrikplanung<br />

Anlagenplanung<br />

Personalplanung<br />

Produktions-<br />

Prozessplanung<br />

Layoutplanung<br />

Prozesstechnologie<br />

Viel Erfolg!<br />

Produktionssteuerung<br />

Strategischer<br />

Soll-Ist-<br />

Vergleich<br />

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Lösungshinweise Klausur SS 12<br />

Aufgabe 1:<br />

Einzelfertigung – nur ein Produkt wird gebaut, z.B. Spezialmaschine. Passt gut zu Werkstattfertigung,<br />

bei der die Verrichtungen (fräsen, polstern, montieren) zusammengefasst sind, denn<br />

jedes Produkt hat einen anderen Arbeitsplan, also einen anderen Weg durch die Werkhallen.<br />

Bei der Massenproduktion mit sehr vielen gleichen Produkten (Streichhölzer, Kosmetiktücher,<br />

Steckdosen) sind die immer gleichen Produktionsschritte nacheinander angeordnet. Zwischen<br />

den Bearbeitungsstationen gibt es z.B. an einem Fließband anders als in der Werkstattproduktion<br />

keine Pufferlager.<br />

Aufgabe 2:<br />

Zunächst die Restriktion und die Absatzhöchstmengenbedingungen zeichnen (war in der<br />

Klausur vorgegeben). A auf der Ordinate eintragen mit der Einheit 1.000 Stück produzierte<br />

Menge, B auf der Abszisse mit gleicher Einheit.<br />

a. Der Lösungsraum wird von den Punkten (0,0); (0,5); (5,1); (3,3); (0,3) umrissen.<br />

b. Hier liegen alle realisierbaren Kombinationen von A und B, also alle möglichen Produktionsprogramme.<br />

c. Bei einem (nach Augenmaß mehr oder weniger willkürlich gesetzten) Perioden-<br />

Deckungsbeitrag von 50.000 liegt die Zielfunktion als Gerade zwischen den Punkten<br />

(0,5) und (1,0). A null setzen, dann ergibt sich 50 B = 50.000, also B = 1.000, der<br />

Punkt (1,0); B null setzen, dann ergibt sich 10 A = 50.000, A = 5.000 (der Punkt (0,5).<br />

Durch Parallelverschiebung wird das optimale Produktionsprogramm ermittelt: B =<br />

5.000, A = 1.000. (Durch Einsetzen in die Zielfunktion ergibt sich der Perioden-<br />

Deckungsbeitrag 10 * 1.000 + 50 * 5.000 = 260.000, was laut Fragestellung nicht ausgerechnet<br />

werden musste.)<br />

d. Stück-Deckungsbeiträge, die mit den Produktionsmengen multipliziert, den Perioden-<br />

Deckungsbeitrag ergeben, der zu maximieren ist.<br />

e. Produktionskoeffizienten (Input durch Output), Input ist die zeitliche Inanspruchnahme<br />

des jeweiligen Produktionsfaktors der Restriktion, z.B. Maschinenbelegung in<br />

Stunden (Input) durch eine Einheit eines Produktes A oder B (Output). Die Produktionskoeffizienten<br />

ergeben multipliziert mit den Produktionsmengen die Auslastung der<br />

Maschine oder Werkstatt, die nicht größer als die 30.000 verfügbare Kapazität sein<br />

darf.<br />

Aufgabe 3:<br />

Periode 1: 100<br />

Periode 2: 100 + 0,5 * (160 – 100) = 130<br />

Periode 3: 130 + 0,5 * (120 – 130) = 125<br />

Dies ist die Prognose für den Verbrauch in der Periode 4, den der Einkauf beschaffen wird.<br />

Aufgabe 4:<br />

Zielkonflikt zwischen niedrigen Durchlaufzeiten (niedrige Kapitalbindung) und hoher Kapazitätsauslastung<br />

(niedrige Leerkosten):<br />

Viele Aufträge einlasten, führt zu langen Warteschlangen, hoher Kapazitätsauslastung, aber<br />

auch hohen Durchlaufzeiten.<br />

Wenig Aufträge einlasten, führt kurzen Warteschlangen mit der Gefahr, dass der Materialfluss<br />

abreißt und Kapazitäten leer stehen, aber niedrige Durchlaufzeiten.<br />

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Aufgabe 5:<br />

kWh (Kilowattstunde) ist der Energieverbrauch pro Quadratmeter und Jahr.<br />

80 kWh/m 2 a durch 10,45 kWh/Liter = 7,66 Liter/ m 2 a<br />

Zur Erklärung: Jeder Liter Heizöl hat einen Energieinhalt von 10,45 kWh. Der Heizölverbrauch<br />

ist also etwas geringer als ein Zehntel der notwendigen kWh.<br />

Aufgabe 6:<br />

Operative Programmplanung: Lineare Programmierung<br />

Operative Faktorplanung: Exponentielle Glättung<br />

Operative Prozessplanung: Vorwärts- und Rückwärtsterminierung<br />

Operative Steuerung: Kanban<br />

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