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Virtuelle 3D Präparate in der Pathologie - Wasd.urz.uni-magdeburg.de

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Studium<br />

1 Mediz<strong>in</strong>stu<strong>de</strong>nten im Mikroskopiersaal <strong>de</strong>s Zentrums für <strong>Pathologie</strong> und Rechtsmediz<strong>in</strong><br />

2 OA Dr. Thomas Kal<strong>in</strong>ski mit <strong>Präparate</strong>n aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sammlung <strong>de</strong>s Zentrums für <strong>Pathologie</strong> und<br />

Rechtsmediz<strong>in</strong> (Fotos: Thomas Jonczyk-Weber)<br />

3 <strong>Virtuelle</strong>s Präparat ‚Herz<strong>in</strong>farkt’, zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n unter „http://patho.med.<strong>uni</strong>-<strong>mag<strong>de</strong>burg</strong>.<strong>de</strong><br />

4 <strong>Virtuelle</strong> <strong>Präparate</strong> bestehen aus zahlreichen hochauflösen<strong>de</strong>n Photoaufnahmen <strong>de</strong>s<br />

Orig<strong>in</strong>alpräparates (Aufnahmen: Institut)<br />

Innovationen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre<br />

<strong>Virtuelle</strong> <strong>3D</strong> <strong>Präparate</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Pathologie</strong><br />

Bekanntermaßen ist die <strong>Pathologie</strong> die Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheiten und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ersche<strong>in</strong>ungsformen (Morphologie). Danach lässt sich die<br />

Aufgabe von Pathologen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Diagnostik von Krankheiten an -<br />

hand ihrer Morphologie beschreiben. Schon mit <strong>de</strong>m bloßen<br />

Auge (makroskopisch) können Pathologen viele Krankheiten aufgrund<br />

morphologischer Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen von Organen und Geweben<br />

diagnostizieren und <strong>in</strong> <strong>de</strong>n anschließen<strong>de</strong>n mikroskopischen<br />

Untersuchungen auch fe<strong>in</strong>geweblich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>erkennen. Mit e<strong>in</strong>er<br />

pathologischen Untersuchung können so kl<strong>in</strong>ische Verdachtsdiagnosen<br />

wie z. B. Tumoren o<strong><strong>de</strong>r</strong> Entzündungen bestätigt o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Die pathologische Diagnostik hat daher<br />

e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert <strong>in</strong> nahezu je<strong><strong>de</strong>r</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Fachrichtung,<br />

auch wenn Pathologen im Allgeme<strong>in</strong>en im H<strong>in</strong>tergrund<br />

tätig s<strong>in</strong>d und gegenüber <strong>de</strong>n Patienten außer im Fernsehen,<br />

manchmal auch nur als sogenannte, praktisch nie <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung<br />

treten. E<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag leistet die <strong>Pathologie</strong> vor allem<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Qualitätssicherung <strong><strong>de</strong>r</strong> kl<strong>in</strong>ischen Diagnostik durch <strong>de</strong>n<br />

Vergleich kl<strong>in</strong>ischer und pathologischer Befun<strong>de</strong>, z. B. im Rahmen<br />

kl<strong>in</strong>isch-pathologischer Konferenzen o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei postmortalen<br />

Untersuchungen (Obduktionen) sowie bei Gutachten. Kl<strong>in</strong>ische<br />

4 UKMD aktuell 3_J<strong>uni</strong> 2009<br />

1<br />

2<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsformen von Krankheiten lassen sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n meisten<br />

Fällen durch morphologische Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen erklären.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre nimmt die <strong>Pathologie</strong> als Grundlagenfach im Mediz<strong>in</strong>studium<br />

ab <strong>de</strong>m dritten Studienjahr daher zu Recht großen Raum<br />

e<strong>in</strong>. Zur Lehre <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Pathologie</strong> gehört neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermittlung <strong>de</strong>s<br />

theoretischen Wissens über Krankheiten seit jeher auch die praktische<br />

Ausbildung an geeigneten makroskopischen und mikroskopischen<br />

<strong>Präparate</strong>n, abgesehen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnahme an Ob -<br />

duktionen. Dazu besitzt praktisch je<strong>de</strong>s Patho logische Institut<br />

makroskopische und mikroskopische <strong>Präparate</strong> sammlungen.<br />

Zum Teil s<strong>in</strong>d die makroskopischen <strong>Präparate</strong> sammlungen auch<br />

öffentlich zugänglich, wie z. B. die berühmten, alten Sammlungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Pathologischen Institute <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> Wien. Auch das hiesige<br />

Zentrum für <strong>Pathologie</strong> und Rechtsmediz<strong>in</strong> besitzt e<strong>in</strong>e solche<br />

<strong>Präparate</strong>sammlung, <strong><strong>de</strong>r</strong>en älteste <strong>Präparate</strong> m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens aus<br />

<strong>de</strong>n 1950’er Jahren stammen. Bei <strong>de</strong>n meisten <strong>Präparate</strong>n han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um formal<strong>in</strong>fixierte Organpräparate, überwiegend <strong>in</strong><br />

Glasgefäßen. Ferner existieren auch e<strong>in</strong>ige plast<strong>in</strong>ierte <strong>Präparate</strong><br />

sowie Knochenpräparate. Die Mag<strong>de</strong>burger Sammlung ist lei<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

nicht öffentlich zugänglich und wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em abgeschlossenen


Magaz<strong>in</strong> aufbewahrt. Während <strong><strong>de</strong>r</strong> praktischen Kurse für Stu <strong>de</strong>nten<br />

wird jeweils e<strong>in</strong>e themenbezogene Auswahl an <strong>Präparate</strong>n<br />

aus <strong>de</strong>m Magaz<strong>in</strong> hervorgeholt und besprochen, so dass die<br />

<strong>Präparate</strong> nur während <strong><strong>de</strong>r</strong> Kursterm<strong>in</strong>e zur Verfügung stehen.<br />

Am Institut für <strong>Pathologie</strong> hat sich e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe um OA Dr.<br />

Thomas Kal<strong>in</strong>ski bereits mit <strong>de</strong>m E<strong>in</strong>satz <strong><strong>de</strong>r</strong> virtuellen Mikroskopie<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre und Diagnostik <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Pathologie</strong> beschäftigt. Dabei<br />

wur<strong>de</strong>n auch die mikroskopischen <strong>Präparate</strong>kästen für die Stu<strong>de</strong>ntenkurse<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Allgeme<strong>in</strong>en und Speziellen <strong>Pathologie</strong> digitalisiert,<br />

die nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Installation von <strong>in</strong>sgesamt 120 Computerarbeitsplätzen<br />

im Mikroskopiersaal mittlerweile auch während<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kurse genutzt wer<strong>de</strong>n und darüberh<strong>in</strong>aus im Internet (http://<br />

patho.med.<strong>uni</strong>-<strong>mag<strong>de</strong>burg</strong>.<strong>de</strong>) zur Verfügung stehen, womit die<br />

Ausleihe <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Präparate</strong>kästen und Stu<strong>de</strong>ntenmikroskope überflüssig<br />

gewor<strong>de</strong>n ist. In wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

konnte darüberh<strong>in</strong>aus auch die Gleichwertigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> virtuellen<br />

Mikroskopie und <strong><strong>de</strong>r</strong> konventionellen Mikroskopie nachgewiesen<br />

wer<strong>de</strong>n (Kal<strong>in</strong>ski et al., Am J Cl<strong>in</strong> Pathol. 2008;130:259-264 und<br />

Kal<strong>in</strong>ski et al., Hum Pathol. 2009; im Druck), wobei hier speziell für<br />

die Diagnostik <strong><strong>de</strong>r</strong> Helicobacter-Infektion <strong>in</strong> Magenbiopsien, welche<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an die Qualität <strong>de</strong>s Mikroskops<br />

stellt, zum ersten Mal e<strong>in</strong>e <strong>3D</strong> Technik e<strong>in</strong>gesetzt wur<strong>de</strong>, die<br />

neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergrößerung von beliebigen <strong>in</strong>teressanten Ausschnitten<br />

auch e<strong>in</strong> virtuelles ‚Scharfstellen’ (Fokussieren) <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Präparate</strong> durch ‚Scrollen’ mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Computermaus durch verschie<strong>de</strong>ne<br />

Fokusebenen, ähnlich wie bei e<strong>in</strong>em konventionellen<br />

Mikroskop ermöglicht.<br />

Die gleiche virtuelle <strong>3D</strong> Technik erwies sich auch für die Digitalisierung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> makroskopischen <strong>Präparate</strong> als geeignet und vor<br />

allem auch als notwendig, um e<strong>in</strong>en dreidimensionalen E<strong>in</strong>druck,<br />

wie beim Betrachten <strong>de</strong>s Org<strong>in</strong>alpräparates, zu gew<strong>in</strong>nen. E<strong>in</strong><br />

virtuelles <strong>3D</strong> Präparat entspricht dabei e<strong>in</strong>er beliebigen Anzahl<br />

von hochauflösen<strong>de</strong>n Fotoaufnahmen, die während <strong><strong>de</strong>r</strong> Rotation<br />

<strong>de</strong>s Orig<strong>in</strong>alpräparates um 360° mit e<strong>in</strong>em festen Blickw<strong>in</strong>kel<br />

angefertigt wer<strong>de</strong>n. Ähnlich wie beim ‚Daumenk<strong>in</strong>o’ lässt sich mit<br />

<strong>de</strong>n Aufnahmen am Computerbildschirm e<strong>in</strong>e Rotation <strong>de</strong>s<br />

<strong>Präparate</strong>s simulieren, ohne kosten<strong>in</strong>tensive echte graphische <strong>3D</strong><br />

Mo<strong>de</strong>lle e<strong>in</strong>setzen zu müssen. Darüber h<strong>in</strong>aus besteht die<br />

Möglichkeit digitale <strong>Präparate</strong> zu vergrößern (‚zoomen’) und<br />

3<br />

4<br />

damit aus größerer Nähe zu betrachten, als es mit <strong>de</strong>n Orig<strong>in</strong>alpräparaten<br />

möglich wäre. Wie die mikroskopischen <strong>Präparate</strong><br />

stehen auch die makroskopischen <strong>Präparate</strong> im Internet zur Verfügung.<br />

Bislang s<strong>in</strong>d mehr als 50 <strong>Präparate</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sammlung digitalisiert<br />

wor<strong>de</strong>n, was nur e<strong>in</strong>em Bruchteil <strong><strong>de</strong>r</strong> vorhan<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nen<br />

<strong>Präparate</strong> entspricht. Der Aufwand für die Digitalisierung ist<br />

beachtlich und wächst mit je<strong>de</strong>m zusätzlichen Blickw<strong>in</strong>kel auf e<strong>in</strong><br />

Präparat, wobei vor allem Reflexe und Spiegelungen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

Wän<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Glasgefäße e<strong>in</strong>e Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung für <strong>de</strong>n Photographen<br />

darstellen. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Anerkennung gebührt dabei <strong>de</strong>m<br />

Audiovisuellen Medienzentrum (AVMZ) und <strong>de</strong>ssen kommissarischen<br />

Leiter Thomas Jonczyk-Weber, <strong><strong>de</strong>r</strong> diese Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

angenommen hat und mit <strong>de</strong>ssen Hilfe e<strong>in</strong>zigartige Aufnahmen<br />

von hervorragen<strong><strong>de</strong>r</strong> Qualität entstan<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d, die Maßstäbe setzen<br />

und e<strong>in</strong>en bleiben<strong>de</strong>n Grundstock für die virtuelle <strong>Präparate</strong>sammlung<br />

bil<strong>de</strong>n, die im Gegensatz zum Orig<strong>in</strong>al nicht mehr<br />

altern und auch nicht durch Glasbruch zerstört wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus lassen sich auch transiente <strong>Präparate</strong> mit Hilfe<br />

dieser Technik wenigstens virtuell erhalten.<br />

Dass virtuelle <strong>3D</strong> <strong>Präparate</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre die Teilnahme an praktischen<br />

Kursen und an Obduktionen nicht ersetzen kann, liegt <strong>in</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Natur <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache. Entsprechen<strong>de</strong> Erfahrungen s<strong>in</strong>d für die<br />

Beurteilung virtueller <strong>Präparate</strong> von Vorteil. Dank <strong><strong>de</strong>r</strong> besseren<br />

Verfügbarkeit virtueller <strong>Präparate</strong> im Internet ist durch die<br />

Möglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holten Betrachtung e<strong>in</strong> besserer Lerneffekt<br />

zu erwarten, noch dazu, wenn die <strong>Präparate</strong>, wie geplant, mit<br />

Inhalten, wie z. B. Texten, zugehörigen mikroskopischen <strong>Präparate</strong>n<br />

und im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> fallorientierten modularen Lehre mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />

kl<strong>in</strong>isch-radiologischen Befun<strong>de</strong>n, Laborergebnissen<br />

und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Untersuchungsergebnissen verknüpft wer<strong>de</strong>n. Die<br />

digitale <strong>Pathologie</strong> bietet für das elektronische Lernen damit e<strong>in</strong>e<br />

gute Basis, die <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten Zeit noch weiter ausgebaut wird.<br />

Als nächste Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung warten konsequenterweise digitale<br />

Prüfungen auf ihre Realisierung, die durch die Digitalisierung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

makroskopischen und mikroskopischen <strong>Präparate</strong> und <strong><strong>de</strong>r</strong> technischen<br />

Ausstattung <strong>de</strong>s Mikroskopiersaales möglich gewor<strong>de</strong>n<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Dr. Thomas Kal<strong>in</strong>ski<br />

UKMD aktuell 3_J<strong>uni</strong> 2009<br />

Studium<br />

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