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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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nehme. Stattdessen legte er sich den vom Papst noch heute geführten Titel eines<br />

›servus servorum Dei‹, d.h. ›Knecht der Knechte Gottes‹ bei 336 .<br />

Erst Gregor VII. (1073 – 1085) sollte in seinem ›Dictatus papae‹ den Satz aussprechen:<br />

»Der römische Bischof allein darf den Titel ›universalis‹ führen«, wie Seppelt<br />

gleich im Anschluß daran kommentarlos mitteilt 337 .<br />

Die überspannte Auffassung Gregors VII. von Funktion und Aufgabe des Papsttums<br />

widerspricht – und das ist von höchster Wichtigkeit – der in den ersten Jahrhunderten<br />

der Kirchengeschichte geläufigen Form des mit Sicherheit schon immer vorhandenen<br />

römischen Primats. Subsidiär griff Rom in durchaus ›direkt‹ zu nennender<br />

Weise 338 in die Verhältnisse von Kirchen ein, die in Schwierigkeiten waren. Grundsätzlich<br />

achtete es aber in den anderen Patriarchaten zugeordneten Kirchen deren<br />

gewachsene Strukturen. Und dies nicht aus verkehrstechnischen Gründen, sondern,<br />

wie wir am Beispiel Gregors I. gesehen haben, aufgrund schwerwiegender theologischer<br />

Überlegungen. Eine von einem papa universalis beherrschte Kirche sah dieser<br />

Gregor als eine antichristlichen Bestrebungen verfallene Kirche an. Staatsgebilde,<br />

geformt nach dem Muster moderner Schlagworte wie dem von der ›Einen Welt‹, von<br />

der ›Globalen Steuerung des Weltgeschehens‹ oder von einem umfassenden Weltregiment<br />

nach Art einer – dann mit eigentlicher staatlicher Funktion ausgestatteten –<br />

UN-Organisation wurden von Männern wie George Orwell klar als das Ende jeden<br />

individuellen Freiraumes erkannt und beschrieben 339 . Erst die faktisch gegebene Beschränkung<br />

staatlicher Vollmacht durch andere tatsächlich existierende vergleichbar<br />

große – mächtige – Staatsgebilde ermöglicht es, einen Absolutismus zu verhindern,<br />

der den Staat und die Zugehörigkeit zu ihm als den einzigen Lebensinhalt anzusehen<br />

fordert: Dies das Reich des Antichrist 340 .<br />

So wird im Reich des Antichrists nach dem Wortlaut der Geheimen Offenbarung<br />

zur Qual der Auserwählten durchgesetzt werden können, daß nur noch kaufen und<br />

verkaufen kann, der das Malzeichen des Tieres an seiner Hand oder auf der Stirne<br />

336) s. a.O. 24.<br />

337) s. a.O.<br />

338) Dies verlangt nicht nur die Aussage des Vatikanum I (s. DS 3059–3064; dort insbesondere das<br />

›immediatam‹ der Nr. 3060), es wird auch von den römischen Eingriffen und den entsprechenden Äußerungen<br />

zum Selbstverständnis des römischen Papstes, des Patriarchen des Westens, seit den ersten geschichtlich<br />

erhebbaren Daten ihres Tuns bestätigt, wie es denn auch nicht weniger der im Folgenden noch<br />

kurz zu skizzierende exegetische Befund verlangt.<br />

339) Global steuern, ohne der Versuchung zu erliegen, den Mitmenschen die Freiheit zu nehmen,<br />

kann – und tut es seit Erschaffung des Menschen – wohl nur ein Gott.<br />

340) Extrem ließe sich formulieren: Es gibt ein Grundrecht auf Flucht, wie es z.B. Jesus und seine<br />

Eltern in dessen Kindheit nutzten. Jeder weiß, wie in den Ostblockstaaten bis zu deren taktisch bedingten<br />

Umorganisation zu Anfang der 90-er Jahre das jeweilige Land seine Bürger schlichtweg als Gefangene<br />

behandelte: DDR, UdSSR, Ungarn, Polen: Jedes von ihnen ein großes Gefängnis mit Stacheldrahtverhau,<br />

Todesstreifen, Selbstschußanlagen und was alles sonst noch zu einem Gefängnis gehört. Nach guter Führung<br />

oder aufgrund bestimmter Faustpfänder gab es auch ›Freigang‹: für ›Reisekader‹; bzw. für verdiente<br />

›Helden der Arbeit‹ Urlaub im – allerdings nur östlichen – Ausland etc.<br />

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