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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Stephan de Britto 329 . Das Seminar floß über von Allumnen. Die Zulassung mußte<br />

beschränkt werden. Trotzdem hatten viele nach dem fünf- oder sechsjährigen (!) Studium<br />

als »good Christian laymen« in die ›Welt‹ zurückzugehen: Für nur 75 Kirchen<br />

standen über dreihundert Priester und Diakone zur Verfügung. Kirchenvolk und<br />

Missionare verstanden sich offensichtlich bestens – in diesen Jahren 330 . So konnte der<br />

syrische Archidiakon Georg dann auch ohne Mühe beschwören, er verwerfe die Irrtümer<br />

des Nestorius und er bekenne, daß es keine von der St. Peters getrennte Lehre<br />

des Hl. Thomas gebe 331 . Dasselbe bezeugt auch die zu Herzen gehende Beteuerung<br />

dieses gequälten Mannes in einem Brief an den Jesuiten-General aus dem Jahre 1624:<br />

»Errors, perhaps, there might have been; but heresies, which have to be confirmed with<br />

pertinacity, no 332 «.<br />

Auch angesichts der Entscheidungen des Ersten Vatikanischen Konzils ist jedoch<br />

daran festzuhalten, daß eine irgendwie geartete monarchische Ordnung der Weltkirche<br />

z.B. in Form eines römischen Zentralismus, wie ihn Menezes offenbar zu verwirklichen<br />

suchte, keineswegs wünschenswert, ja geradezu abzulehnen ist.<br />

Die Frage nach einer zentralistischen Ordnung der Kirche war im Laufe der Geschichte<br />

schon einmal zu höchster Aktualität gelangt. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen<br />

bezeichnet der von manchen als der bedeutendste Papst der Kirchengeschichte<br />

angesehene Gregor der Große 333 (590 – 604) den aber als einen »Vorläufer<br />

des Antichrists«, der für den römischen Papst den Titel eines ›papa universalis‹ beanspruche<br />

334 . Um damit ein Gegengewicht gegen die Annahme des Titels eines ›ökumenischen<br />

Patriarchen‹ durch den Inhaber des Sitzes von Konstantinopel 335 zu schaffen,<br />

hatte einer der Patriarchen des Ostens Gregor als papa universalis angeredet. Dieser<br />

antwortete darauf mit der genannten Charakterisierung dessen, der diesen Titel an-<br />

329) Auf Menezes, der unmittelbar nach der Synode von Diamper nach Goa zurückkehrte, folgte<br />

1600 der Jesuit Francis Roz, auf diesen 1624 Stephan de Britto, gleichfalls Jesuit, s. L. Brown 1982, 92–96.<br />

330) s. L. Brown 1982, 96. Wie schnell diese ›paradiesischen Urständ‹ allerdings mit der Ankunft von<br />

Missionaren anderer Ordensgesellschaften zuende kamen, ist der Inhalt der von Brown gleich im Anschluß<br />

daran beschriebenen Entwicklungen.<br />

331) »Abjuration of the errors of Nestorius, … and Theodorus (i.e.: of Mopsuestia). A declaration that<br />

there is no separate Doctrine of St. Thomas and Doctrine of St. Peter, but only the one Gospel of Christ«, s.<br />

Ogilvie 1951, 144. – Die Zeitgebundenheit des Vorgehens von Erzbischof Menezes erhellt daraus, daß im<br />

Zuge moderner Unionsverhandlungen mit Nestorianern des Nahen Ostens römischerseits festgestellt<br />

wurde, daß: »unterschieden werden muß zwischen dessen (des Nestorius) Intention, die rechtgläubig gewesen<br />

sein kann, und manchen weniger glücklichen Formulierungen bei ihm«, s. LThK Bd 7, 1962 s.v.<br />

Nestorianismus, Sp 885 (R. Leys). Ausführlicher dazu s. Mundadan 1984, 497–504. Dasselbe wie für<br />

Nestorius gilt für Theodor von Mopsuestia, katholischerseits mittlerweile gar als Wegbereiter der grundlegenden<br />

christologischen Entscheidung von Chalkedon hochgeschätzt, s. LThK Bd 10, 1965 s.v. Theodoros<br />

von Mopsuestia, Sp 42–44 (P.-Th. Camelot); als Wegbereiter von Chalkedon wird er a.O. 43 bezeichnet.<br />

332) s. Mundadan 1984, 511.<br />

333) Keinem Papst sonst wurde in Mittelalter und Neuzeit der Titel des ›Großen‹ zuerkannt, s.<br />

F.X. Seppelt, Das Papsttum im Frühmittelalter, Leipzig 1934, 39.<br />

334) s. a.O. 24.<br />

335) s. a.O. 22f.<br />

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