000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Als diese nicht gelingen, kommt es im Laufe der Jahrzehnte nicht nur zur Abspaltung von Teilen der einheimischen Christen und der Etablierung unabhängiger Kirchen. Auch die protestantische Mission findet auf diesem Hintergrund ein dankbares Arbeitsfeld, das ihr ermöglicht, sogar unter der alteingesessenen christlichen Bevölkerung Süd-Indiens Anhänger zu gewinnen. Mit dem Schwinden des Padroado und außerhalb seines Einflußbereichs setzt, zunächst getragen von freikirchlichen Bewegungen (Zinzendorf 317 , württembergischer Pietismus 318 , englische Methodisten und andere Freikirchler 319 ), die protestantische Mission ein. Nach und nach schließen sich auch die protestantischen Großkirchen an, wie z.B. die Reformierte Kirche des Rheinlandes, die Lutherische und – in enger Verbindung mit dem Aufbau des Britischen Kolonialreichs – auch die Anglikanische Kirche 320 . So entsteht im Laufe der Jahrhunderte neben einer Vielfalt protestantischer Gruppierungen in ganz Indien – vor allem aber im unteren Gangestal – eine reichgegliederte ›Kirche von Südindien‹. Heute sind diese Gruppierungen und Kirchen sämtlich in mehreren lockeren Verbänden zusammengeschlossen 321 . Erst im Verlauf des 19. und des 20 Jahrhunderts wird es zu einem auch von Rom akzeptierten modus vivendi kommen, der jetzt allerdings nur noch die Lösung von Spannungen mit den Teilen der südindischen kirchlichen Gruppierungen betrifft, die sich der direkten römischen Leitung unterstellt haben. Ein besonders charakteristischer Zug dieses bis heute gültigen modus vivendi bestand in der Einführung eines eigenen Rechtsbuches für die Unierten Orientalischen Kirchen. 317) Zu den Anfängen der Dänisch-Halleschen Mission: A. Lehmann, Es begann in Tanquebar, Berlin 1956 und A. Norgaard, Mission und Obrigkeit. Die Dänisch-hallesche Mission in Tanquebar 1706–1845, Gütersloh 1988 = Missionswiss. Forschungen Bd 22. 318) Zur Mission des Württembergischen Pietismus unterrichten umfassend die vier von A. Frenz herausgebrachten monumentalen Bände: H. Gundert, Quellen zu seinem Leben und Werk, zusammengestellt und kommentiert von A. Frenz, Ulm 1991; H. Gundert, Schriften und Berichte aus Malabar mit Meditationen und Studien, hrgb. von A. Frenz, Stuttgart 1983; H. Gundert, Tagebuch aus Malabar. 1837– 1859, hrgb. von A. Frenz, Stuttgart 1983; und schließlich H. Gundert, Calwer Tagebuch. 1859–1893, hrgb. von A. Frenz, Stuttgart 1986. 319) Zum Einsetzen der Englisch-Methodistischen Mission und der anderer Freikirchen bieten die in der voraufgehenden Anmerkung genannten Quellen gleichfalls ausführlich Auskunft. 320) Zur Mission der protestantischen Großkirchen wie der Reformierten Kirche des Rheinlandes, der Lutheraner und der Anglikanischen Kirche s. H. Grafe (Hrgb.), Evangelische Kirche in Indien. Auskunft und Einblicke, Erlangen 1981. 321) Über die heutigen Zusammenschlüsse im Rahmen der protestantischen Kirchen nicht nur Süd- Indiens sondern auch über die das gesamte Indien betreffenden Zusammenschlüsse unterrichtet gleichfalls gültig Grafe 1981. 60
2 DAS CHRISTLICHE KIRCHENREGIMENT UND SEINE PATRIARCHEN Nachdem die Fakten zur Geschichte der Aktivitäten des Padroado und ihrer verheerenden Folgen allseitig erforscht und bekannt sind und in einer Arbeit, wie der vorliegenden kaum einer weiteren Klärung zugeführt werden können, soll im Folgenden vor allem eine Reflexion über die Kirchenauffassung angestellt werden, die zu den genannten Fehlleistungen führte – trotz unbezweifelbaren guten Willens, ja heroischer Einsatzfreude vieler der an diesen Fehlleistungen Beteiligten. Solche Überlegungen können vielleicht einen Rahmen abgeben für Maßnahmen, die einmal zur Regelung der Angelegenheiten der südindischen Kirche oder anderer regional oder sachlich umgrenzter Kirchen oder ganzer Gruppen von ihnen zu treffen sein möchten. Furchtbar sind die Nachrichten, die uns aus der Zeit des portugiesischen Padroado von dessen Aktivitäten in der geeint und blühend angetroffenen Kirche der Thomas- Christen von Südindien vermeldet werden 322 . Als ihr Kulminationspunkt sei lediglich hervorgehoben die von Erzbischof Aleixo de Menezes im Jahre 1599 »durchgepresste« 323 Synode von Diamper und die schon im Voraus erledigte Unterwerfung des syrischen (d.h. einheimischen 324 ) in Angramali 325 residierenden 326 Archidiakons Georg. Die schriftliche Unterwerfung 327 des Archidiakons zerstört, wie bekannt, die in mehr als anderthalb Jahrtausenden gewachsene und wohl funktionierende Ordnung des christlichen Ostens und opfert sie einem aus Gründen der Kirchenordnung keineswegs erforderlichen (s.u.) römischen Zentralismus. Dabei ist hervorzuheben, daß zwischen der Kirche des Westens und den Thomas-Christen Indiens keine gravierenden Differenzen in Lehre und Glaubenspraxis bestanden. Die einschlägigen Berichte betonen das – auch von portugiesischer Seite unwidersprochen – immer wieder 328 . Man lese z.B. in L. Brown im Kapitel »The Jesuit Archbishops and the Carmelite Mission« die Ausführungen über das blühende Leben des Priesterseminars in Vaipikotta in der Zeit des zweiten auf Aleixo de Menezes folgenden Erzbischofs 322) Summarisch sei verwiesen auf die Ausführungen in L. Brown, The Indian Christians of St. Thomas, Cambridge 1982 passim, oder die eingehende – und dem röm.-kathol. Vorgehen jede nur mögliche Sympathie entgegenbringende – Darstellung z.B. vom Werk des Aleixo de Menezes, in J.N. Ogilvie, The Apostles of India, London 1951, 125–165. 323) Ich nehme hier lediglich einen Ausdruck Ogilvies auf. Er formuliert 1951, 144: »It was the moment for which Menezes had been waiting, and he pressed his victory remorselessly home.« 324) s. z.B. L. Brown 1982, 92. 325) Zur Lokalisierung s. die Karte in Brown 1982, 310: auf etwa 10 o , 20' südl. Breite und 76 o , 25' Länge. 326) s. Ogilvie 1951, 144. 327) Sie wird von Ogilvie in zehn instruktiven Punkten zusammengefaßt a.O. 144f. 328) Zuletzt und in großer Ausführlichkeit s. Mundadan 1984, das Kapitel ›The Faith of the St Thomas Christians‹ auf den Seiten 504–511. 61
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Nachdem die Fakten zur Geschichte der Aktivitäten des Padroado und ihrer verheerenden<br />
Folgen allseitig erforscht und bekannt sind und in einer Arbeit, wie der vorliegenden<br />
kaum einer weiteren Klärung zugeführt werden können, soll im Folgenden<br />
vor allem eine Reflexion über die Kirchenauffassung angestellt werden, die zu den<br />
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Einsatzfreude vieler der an diesen Fehlleistungen Beteiligten. Solche Überlegungen<br />
können vielleicht einen Rahmen abgeben für Maßnahmen, die einmal zur<br />
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sachlich umgrenzter Kirchen oder ganzer Gruppen von ihnen zu treffen sein möchten.<br />
Furchtbar sind die Nachrichten, die uns aus der Zeit des portugiesischen Padroado<br />
von dessen Aktivitäten in der geeint und blühend angetroffenen Kirche der Thomas-<br />
Christen von Südindien vermeldet werden 322 . Als ihr Kulminationspunkt sei lediglich<br />
hervorgehoben die von Erzbischof Aleixo de Menezes im Jahre 1599 »durchgepresste«<br />
323 Synode von Diamper und die schon im Voraus erledigte Unterwerfung<br />
des syrischen (d.h. einheimischen 324 ) in Angramali 325 residierenden 326 Archidiakons<br />
Georg. Die schriftliche Unterwerfung 327 des Archidiakons zerstört, wie bekannt, die<br />
in mehr als anderthalb Jahrtausenden gewachsene und wohl funktionierende Ordnung<br />
des christlichen Ostens und opfert sie einem aus Gründen der Kirchenordnung<br />
keineswegs erforderlichen (s.u.) römischen Zentralismus. Dabei ist hervorzuheben,<br />
daß zwischen der Kirche des Westens und den Thomas-Christen Indiens keine gravierenden<br />
Differenzen in Lehre und Glaubenspraxis bestanden. Die einschlägigen Berichte<br />
betonen das – auch von portugiesischer Seite unwidersprochen – immer wieder<br />
328 . Man lese z.B. in L. Brown im Kapitel »The Jesuit Archbishops and the<br />
Carmelite Mission« die Ausführungen über das blühende Leben des Priesterseminars<br />
in Vaipikotta in der Zeit des zweiten auf Aleixo de Menezes folgenden Erzbischofs<br />
322) Summarisch sei verwiesen auf die Ausführungen in L. Brown, The Indian Christians of St. Thomas,<br />
Cambridge 1982 passim, oder die eingehende – und dem röm.-kathol. Vorgehen jede nur mögliche<br />
Sympathie entgegenbringende – Darstellung z.B. vom Werk des Aleixo de Menezes, in J.N. Ogilvie, The<br />
Apostles of India, London 1951, 125–165.<br />
323) Ich nehme hier lediglich einen Ausdruck Ogilvies auf. Er formuliert 1951, 144: »It was the<br />
moment for which Menezes had been waiting, and he pressed his victory remorselessly home.«<br />
324) s. z.B. L. Brown 1982, 92.<br />
325) Zur Lokalisierung s. die Karte in Brown 1982, 310: auf etwa 10 o , 20' südl. Breite und 76 o , 25'<br />
Länge.<br />
326) s. Ogilvie 1951, 144.<br />
327) Sie wird von Ogilvie in zehn instruktiven Punkten zusammengefaßt a.O. 144f.<br />
328) Zuletzt und in großer Ausführlichkeit s. Mundadan 1984, das Kapitel ›The Faith of the St Thomas<br />
Christians‹ auf den Seiten 504–511.<br />
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