000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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aber der Verkauf! Thomas’ Sklaventum ist wie in den Akten, so auch in den späteren<br />
Hymnen etc. allzugut belegt.<br />
Nach den diesbezüglichen Aussagen der Akten in ihren Anfangskapiteln wird dieses<br />
Thema auch im ›Martyrium‹, das die Abschnitte 159 bis Ende (170) wiedergaben,<br />
mehrfach angesprochen: 159 nennt Thomas Jesus: »Him who sold me«, und »my Paymaster«.<br />
163 antwortet Thomas dem Mazdai auf die Frage, ob er Sklave oder frei sei:<br />
»I am a slave!«, und der ganze Abschnitt bleibt in dem weiteren Dialog bei Variationen<br />
dieses Umstandes. Nr. 167 schließlich gipfelt in dem folgenden Satz des von Thomas<br />
unmittelbar vor seinem Tod gesprochenen Gebets:<br />
»Lo, Lord, I fulfilled Thy will and became a slave,<br />
for the sake of this freedom which I am receiving to-day«.<br />
Doch auch die liturgischen Texte der syrischen Kirche und der Jakobiten sprechen<br />
Thomas’ Sklaventum offen an.<br />
So heißt es im Brevier der Syrischen Kirche zum Fest des Hl. Thomas am 3. Juli:<br />
»Blessed Apostle, be thou praised, O Mar Thomas, thou whose slavery secured<br />
freedom to the Indians and the Kushites blighted by the evil-doer244 «.<br />
Zum gleichen Anlaß betet die Kirche der Jakobitischen Syrer:<br />
»This Thomas whose memory we celebrate, on being sent to India, was sold as a<br />
slave. … While he was designing the splendid palace, the Lord was raising it up<br />
in heaven245 .«<br />
So von Thomas’ Sklaventum sprechen zu können, auch schon in den frühen Akten,<br />
kann als Hintergrund nur haben, daß ein Verkauf tatsächlich stattfand.<br />
In diesem Zusammenhang ist nun darauf aufmerksam zu machen, daß es im Altertum<br />
keineswegs als abwegig galt, hohe und höchste Dienststellen von Sklaven verwalten<br />
zu lassen. Im Rom der Tage, in denen unsere Geschichte spielt, wurden höchste<br />
kaiserliche Verwaltungsstellen von Sklaven eingenommen. Noch mehr nähern<br />
wir uns dem Bereich, den die Akten uns vorstellen, wenn wir z.B. von den mächtigen<br />
Haussklaven hören, die das kaiserliche (z.B. Neros) Vermögen in der Provinz<br />
Pisidien/Galatien verwalteten246 .<br />
Es war also keineswegs ehrenrührig, Sklave zu sein. Vielmehr ist es nach unseren<br />
heutigen Begriffen eher als etwas von der Art einer Anstellung zu sehen, die es einem<br />
Handelsherren, wie Habban, zudem wesentlich erleichterte, die entsprechende Person<br />
z.B. in den königlichen Hof einzuführen. Mit dem Ruf: »Hier bringe ich einen<br />
Boten Gottes, des Allerhöchsten!« wäre Thomas’ Anliegen wenig gedient gewesen.<br />
244) s. Medlycott 1905, 38.<br />
245) s. a.O. 40.<br />
246) Tatsächlich hatte ich selbst einmal Gelegenheit, den aufwendig gearbeiteten Grabstein eines der<br />
neronischen Sklaven aufzuspüren und zu publizieren, die die kaiserlichen Liegenschaften in der kleinasiatischen<br />
Provinz Pisidien verwalteten, s. H. Waldmann, Neue Inschriften aus Pisidien, ZPE 44, 1981, 95–102<br />
die Nr. 6 in Verbindung mit der Nr. 9. Dort auch weitere Literatur zur Stellung und Verwendung kaiserlicher<br />
Haussklaven.<br />
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