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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Mut zuspricht, tritt unvermittelt ein Kaufmann auf, der – nach einigem Hin und Her<br />

– nichts besseres zu tun hat, als seine Waren an Bord eines Schiffes zu bringen 238 .<br />

Wir sind eindeutig nicht mehr in Jerusalem. Hier, an diesem Punkt, beginnt offenbar<br />

die Überführung des Szenarios der Akten in das Wolkenkuckucksheim, in das<br />

diese im mittleren (Haupt-)Teil des Buches ihre Leser versetzen. Wir sprachen davon<br />

239 .<br />

Aber nicht alles ist ab diesem zweiten Kapitel der Thomas-Akten Phantasie. Name<br />

und Person Habbans, die hier zum ersten mal auftauchen, sind historisch. Wir haben<br />

ausführlich genug davon gesprochen. Auch was Farquhar mit ebenso viel Liebe wie<br />

Scharfsinn und Materialkenntnis über dessen Stellung als Handelsbeauftragten des<br />

indo-parthischen Königs Gondophares zusammenstellt, ist durchaus anzunehmen.<br />

Es reicht, hier darauf zu verweisen 240 .<br />

Die Akten nun berichten von einem Verkauf des Thomas an diesen Handelsbeauftragten<br />

durch Jesus – um 20 (!) Silberlinge.<br />

Die Fast-Stilisierung (Jesus wurde auf 30 Silberlinge geschätzt: Mat 26,15) dieses<br />

Vorgangs nach Jesu Verkauf durch Judas – sie paßt ihn beinahe dem für die Akten<br />

typischen 241 Schema Thomas/Jesus an – spricht gegen seine Historizität. Wenn dem<br />

aber so ist, wie sollte sich der Vorgang dann tatsächlich abgespielt haben?<br />

Wir sehen also Thomas plötzlich in einer Hafenstadt. Viel rätseln ist hier nicht am<br />

Platz. Nachdem Thomas mit Sicherheit nie den Landweg über Syrien (Edessa) nach<br />

Indien unternommen hat – wir haben oben darauf hingewiesen 242 – befindet er sich<br />

jetzt wohl in Alexandria. Thomas scheint sich auf die Erscheinung des Herrn hin, die<br />

ihm (in Jerusalem?) Mut zusprach, dem Willen des Herrn ergeben zu haben und dahin<br />

gegangen zu sein, von wo aus ein Bewohner Jerusalems zu einer Seefahrt nach<br />

Parthien/Indien aufzubrechen pflegte, zum Nilflußhafen von Alexandria 243 .<br />

In Alexandria nun wollen die Akten eine zweite – und noch weitere – Erscheinungen,<br />

einschließlich Verkaufs um 20 Silberlinge einschalten. Wohl Märchen! Nicht<br />

238) s. Akten 1f.<br />

239) s. oben S. 28.<br />

240) s. Farquhar 1972, 9–12 (I, 86–89). Im gleichen Sinn jetzt auch Cheriyan 1973, 4f. bzw. 15–17, hier<br />

in größerem Detail besprochen im Kap. h.: »Habban der Kaufmann und Handelsbevollmächtigte des Königs<br />

Gondophares von Parthien« oben auf S. 33–35.<br />

241) s. oben S. 28.<br />

242) s. oben S. 21.<br />

243) Nur eine Quelle nennt in unserem Zusammenhang einen Städtenamen: Jacobus de Voragine<br />

beginnt in der Legenda Aurea den Bericht über den Apostel Thomas mit den Worten: »Der Apostel Thomas<br />

war in der Stadt Caesarea. Da erschien ihm unser Herr und sprach: ›Gundoforus der König von Indien<br />

hat seinen Schaffner Abbanes ausgesendet, daß er ihm suche den besten Baumeister…‹« s. Die Legenda<br />

Aurea des Jacobus de Voragine. Aus dem Lateinischen übersetzt von R. Benz, Darmstadt 10 1984, 39. Leider<br />

gibt Jacobus hier nicht so, wie er es sonst meistens tut, seine Quelle an. Tatsächlich möchte einiges von<br />

der Begegnung zwischen Thomas und Habban in Caesarea vor sich gegangen sein, Thomas z.B., als er sich<br />

auf den Weg in seine Mission machte, erst einmal in die zunächst gelegene Hafenstadt, nämlich Caesarea<br />

gezogen sein – etwa, um von dort nach Alexandrien zu segeln.<br />

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