000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Wohl aus Jerusalem gebürtig und vom Stamme Juda 229 , macht es den Eindruck, daß<br />
auch Thomas ähnlich den anderen Aposteln, die – dies legen alle Zeugen nahe – nur<br />
unter dem Druck von Verfolgung und Todesdrohungen die Stadt und das Land verließen,<br />
bestrebt war, im Zentrum der Bewegung auszuharren. Eine gewisse Naherwartung<br />
mag dabei mit im Spiel gewesen sein, wie sie nur allzuleicht aus den Prophezeiungen<br />
des Herrn vom baldigen 230 Untergang Jerusalems im Spiegel der Ankündigung<br />
seiner Wiederkunft und der endlichen Errichtung seines Reiches, des ›Reiches<br />
Gottes 231 ‹, herauszuhören war.<br />
Umso mehr ist zu beachten, was die Akten in ihren einleitenden Kapiteln über die<br />
Gründe berichten, die Thomas bestimmten, dennoch nach Indien aufzubrechen.<br />
Es ist die bekannte Geschichte, von dem Verkauf des widerstrebenden ›Zimmermanns‹<br />
an den königlichen Handelsbevollmächtigten Habban, zum Zweck der Errichtung<br />
eines königlichen Palastes weitab im fernen Indien 232 .<br />
Was ist von dieser Geschichte zu halten?<br />
Wie gesagt, das auffällige Widerstreben des Apostels spricht – im Rahmen der Gegebenheiten<br />
der Akten – für einen historischen Kern, da dieses offenbar nicht parallel<br />
zu setzen ist mit dem Leben des Herrn.<br />
Auch Erscheinungen Christi spielen eine Rolle. Das muß, weil es Erscheinungen<br />
waren, nicht unhistorisch sein. Auch Petri schwerer Kampf um ein lebbares Bild von<br />
der Eingliederung der Heidenchristen in ›seine‹ Kirche verlief nicht ohne Erscheinungen.<br />
Die Apostelgeschichte berichtet unter dem Jahre 38 233 nur allzu lebhaft –<br />
und doch nicht weniger authentisch – davon 234 . Wir meinen, uns im Augenblick im<br />
Jahre 42 zu befinden 235 . Die Thomas-Akten sprechen von Los-Wurf 236 . Auch das während<br />
dieser Jahre in der Jerusalemer Gemeinde nichts Ungewöhnliches 237 . Ungewöhnlich<br />
für die Thomas-Akten – ich wiederhole mich – nur, daß Thomas sich nicht<br />
fügen will.<br />
k. Habban und sein Sklave, der Zimmermann Thomas<br />
Hier nun, nach dem Los-Wurf, ist ein Bruch in den Akten. Während nach ihr der Los-<br />
Wurf in Jerusalem zu orten ist, wohl auch noch die Erscheinung des Herrn, die ihm<br />
229) So der bereits oben zitierte Bischof Salomo von Basra in seinem Werk ›The Book of the Bee‹,<br />
angeführt hier unten als Quellentext Nr. 11.<br />
230) »Diese Generation wird nicht vergehen …«, heißt es Mat 24,34f.<br />
231) s. Mat 23,37 – 25,46 parr.<br />
232) Akten 1–3, s. unten den Quellentext Nr. 1.<br />
233) s. Reicke 3 1982, 197.<br />
234) Apg 9,32 – 10,48.<br />
235) s. das vorherige Kapitel.<br />
236) s. Akten 1.<br />
237) s. z.B. Apg. 1,15–22 die Wahl des Matthias – anstelle Judas, des Verräters – durch das Los.<br />
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