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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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anzunehmen, daß eben diese Dokumente schon vorher ihren Weg in die Stadt nahmen.<br />

Hier nun kann Farquhar auf eine erstaunliche, m.W. von ihm als erstem in ihrer<br />

Bedeutung erkannte Tatsache aufmerksam machen, die mit aller nur wünschenswerten<br />

Klarheit belegt, daß des Apostels Thomas enges Verhältnis zu Edessa offenbar<br />

mit der von ihm veranlaßten Aussendung des Herrenjüngers Thaddäus nicht zuende<br />

ging. Ich meine Farquhars Beobachtung, daß überall, wo in der aus Edessa stammenden<br />

altchristlichen Literatur der Apostel Thomas erwähnt wird, diesem die – sonst<br />

nirgends anzutreffende 104 – Namensform ›Judas-Thomas‹ beigelegt wird 105 .<br />

Farquhar verbindet diese Beobachtung mit dem in der Doctrina Apostolorum überlieferten<br />

Bericht, daß in den Kirchen Syriens Briefe des Apostels Thomas aus Indien<br />

aufbewahrt und verlesen wurden 106 .<br />

So nüchtern, um Einheit und Katholizität bemüht, wie der Text der Doctrina<br />

Apostolorum heute vor uns liegt 107 , auch durch seine Anerkennung des Alten Testaments<br />

108 als nicht-gnostische Schrift gekennzeichnet 109 , ist ihren Aussagen hoher geschichtlicher<br />

Wert zuzumessen 110 . Tatsächlich ergänzen sich beide von Farquhar kombinierten<br />

Beobachtungen auf das glücklichste.<br />

Hier kurz Farquhars Gedankengang: Die besondere, der edessener Literatur eigentümliche<br />

Namensform, mit der sie den Apostel Thomas bezeichnet, stammt aus dem<br />

Briefkopf der nach dem Zeugnis der Doctrina Apostolorum in Syrien zirkulierenden<br />

Indien-Briefe dieses Apostels. Sein eigentlicher Name sei ›Judas‹ gewesen, das ›Thomas’<br />

(= Didymus/Zwilling) lediglich zur Unterscheidung von anderen, die diesen<br />

eher antikisierend (zum Zweck des Mystifizierens) gebraucht sein, belegen aber dennoch eine gewisse<br />

Nähe zu den am Ende des zweiten Jahrhunderts gewiß vergangenen Tagen arkandisziplinärer Schutzformeln.<br />

– Zu den Lebensdaten des Bardaisanes s. LThK Bd 1, 1957 s.v. Bardaisanes, Sp 1242 (J. Quasten).<br />

– Gegen Quasten dürfte im Übrigen an der gnostischen Ausrichtung von Bardaisanes Denken nicht zu<br />

zweifeln sein, s. 3 RGG Bd 1, 1957 s.v. ›Bardesanes‹ Sp 870f. (G. Kretschmar); ausführlich s. Medlycott<br />

1905, 21f. und zuletzt S.N.C. Lieu, The Emperor Julian 2 1989, 96 u. 98. Beide weisen insbesondere auf den<br />

engagierten Kampf Ephräms gegen die Gnosis des Bardaisanes und seines Sohnes Harmonios hin: Des<br />

letzteren häretische – aber äußerst populäre – Hymnen zu ersetzen war der Grund Ephräms, seine Lieder,<br />

wir würden heute sagen: seine Kirchenlieder, zu verfassen.<br />

104) Farquhar erläutert dies mit den nötigen Details 1972, 37–39 (I, 109–111).<br />

105) s. Farquhar 1972, 30f u. 37–39 (I, 104f. bzw. 109–111). – Hier natürlich einer der eindeutigsten<br />

Hinweise darauf, daß die Thomas-Akten in Edessa entstanden sein dürften: Auch sie belegen den Apostel<br />

ausschließlich mit dem Namen ›Judas-Thomas‹.<br />

106) s. Farquhar 1972, 30 (I, 104). Er beruft sich auf den W. Cureton 1864/1967, 32, erstmals veröffentlichten<br />

Wortlaut, hier wiedergegeben unter den Quellentexten als Nr. 4.<br />

107) s. Cureton 1864/1967, 24–35.<br />

108) s. den Schlußsatz des unten S. 187 wiedergegebenen Textabschnittes.<br />

109) Zur unter Gnostikern üblichen Zurückweisung des Alten Testaments s. zuletzt Waldmann, Heilsgeschichtlich<br />

verfaßte Theologie und Männerbünde, 111f. und allgemein den Index s.v. ›Archonten‹: Der<br />

Gott des AT degenerierte bei den Gnostikern zu einem ›bösen Gott‹, ›Geschöpf des Ahriman‹, ›Schöpfer<br />

der (insgesamt bösen) materiellen Welt‹, eben einem ›Archonten‹.<br />

110) wenn auch weder Burkitt noch Klijn (nicht in ›Thomas-Akten‹ noch in ›Edessa‹) die Schrift<br />

erwähnen. Paßt sie nicht in ihre Argumentationen?<br />

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