000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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22<br />
b. Das hohe Alter der Predigt des Herrenjüngers Thaddäus<br />
(ca. 33/34 n. Chr 76 )<br />
Zur Begründung dieser Annahme greift Farquhar zunächst auf die schon vor der Indien-Reise<br />
des Thomas belegten Verbindungen dieses Apostels mit Edessa zurück. Hier<br />
nun bezeugt kein Geringerer als Eusebius, daß es Thomas gewesen sei, der nach der<br />
Auferstehung des Herrn – wir haben sie wohl ins Jahr 33 anzusetzen 77 – den Thaddäus<br />
(Addai), einen aus den siebzig Herrenjüngern 78 , nach Edessa sandte, u.z. aufgrund des<br />
Versprechens, daß der Herr dem König Abgar von Edessa in einem Brief gemacht hatte,<br />
ihm »alsbald nach seiner Himmelfahrt einen Jünger zu senden, damit er Dich von<br />
Deinem Leiden heile und Dir und den Deinen das Leben verleihe« 79 .<br />
Ähnlich der Nachricht vom Antrag Kaiser Tiberius’ an den römischen Senat, die<br />
christliche Religion zur religio licita zu erklären 80 , wird auch der Briefwechsel Jesu<br />
mit König Abgar dem Schwarzen 81 (Abgar V.) heute allgemein für unhistorisch erklärt<br />
82 . Doch ist hier wie dort ohne weiteres von der geschichtlichen Wahrheit des von<br />
Eusebius Berichteten auszugehen.<br />
Ganz vergleichbar dem Vorgang, den wir bezüglich Eusebius’ Bericht über Kaiser<br />
Tiberius’ annehmen möchten 83 , teilt Eusebius bei seiner Beschreibung des Briefwechsels<br />
König Abgars mit, daß er die Briefe aus dem Archiv 84 der »damals königlichen<br />
Stadt 85 « entnommen habe, die er dann selbst aus dem Syrischen (Aramäischen)<br />
übersetzte 86 .<br />
Da die beiden Briefe und – was noch wichtiger ist – auch der ausführliche Bericht<br />
über die anschließende Tätigkeit des Herrenjüngers Thaddäus nicht die geringste<br />
Spur gnostischen Gedankengutes enthalten – wir haben schon gesehen, daß gerade<br />
dies zahlreiche aus dem edessener Umfeld stammende frühchristliche Schriften cha-<br />
76) Speziell zu der hier angegebenen Altersbestimmung s. unten die S. 25–27.<br />
77) s. Reicke 3 1982, 186f. s. auch hier die Anm 95.<br />
78) s. Eusebius HE I,13, hier unter den Quellentexten wiedergegeben als Nr. 2 unten auf den Seiten<br />
182–184. Vgl. zum Ganzen auch den kurzen Rückblick auf die Tätigkeit des Herrenjüngers Thaddäus in<br />
Eusebius HE II,1.<br />
79) s. Eusebius HE I,13.<br />
80) s. ausführlich dazu unten die Seiten 184–187.<br />
81) Der Beiname ›der Schwarze‹ scheint von einer seiner Krankheiten, der ›schwarzen Lepra‹ seinen<br />
Ursprung zu haben, s. den Bericht des Symeon Metaphrastes (+ um 1<strong>000</strong>), wiedergegeben in: W. Cureton,<br />
Ancient Syriac Documents, London 1864 (Neudruck Amsterdam 1967), 195f.<br />
82) s. z.B. LThK Bd 1, 1957 s.v. Abgar Sp 43 (H. Rahner).<br />
83) Dazu, daß Eusebius den Bericht aus seiner Kenntnis der kaiserlichen Archive schöpfte, s. unten<br />
im ›Ersten Exkurs‹ den Abschnitt b ›Die katholische Wissenschaft und Tiberius, der Kaiser von Rom‹ auf<br />
den Seiten 144–148.<br />
84) Die hervorragende Haltung des edessener Archivs betont A.F.J. Klijn, Edessa, die Stadt des Apostels<br />
Thomas. Das älteste Christentum in Syrien, Neukirchen 1965, 24.<br />
85) So hebt Eusebius HE I,13 korrekterweise hervor.<br />
86) »Am besten ist es, die Briefe selbst zu hören, die wir dem Archiv entnommen und wörtlich aus<br />
dem Syrischen (Aramäischen) übersetzt haben«, s. Eusebius HE I,13.