000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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2 DER APOSTEL THOMAS IN INDIEN<br />
a. Edessa und der Apostel Thomas<br />
Doch lösen wir uns aus dem Handgemenge mit Herrn Klijn. Er hatte, durch reiche<br />
Bibliographie als patristische Autorität ausgewiesen, in seiner Akten-Edition eine<br />
unübersteigbar erscheinende Barriere – sagen wir – zwischen Thomas und seinem<br />
geliebten Indien aufgerichtet. Klijn wurde seitdem auch fleißig zitiert. Direkt hat sich<br />
mit seinem Verdikt bisher jedoch keiner auseinandergesetzt. Nachdem das nun so gut<br />
als möglich geschehen ist – und bei fast jedem Schritt konnte dabei auf in der durchaus<br />
stattgehabten indirekten Auseinandersetzung ausgebildete Argumente verwiesen<br />
werden – soll nun in mehr chronologischer Form und unbehindert von der die<br />
grundlegenden Fakten betreffenden Argumentationslast über die beiden Aufenthalte<br />
des Apostels Thomas in Nord-West- bzw. Süd-Indien berichtet werden 74 .<br />
Beginnen wir mit der Reise des Hl. Thomas in das Reich des Gondophares bzw.<br />
ihren Vorbereitungen. Farquhar hat in seinen beiden Artikeln, die er in den 20er Jahren<br />
im Bulletin of the John Rylands Library veröffentlichte, zum Zustandekommen<br />
und zu den konkreten Vorbereitungen der Reise des Apostels sowie zu den ersten<br />
Stationen seiner Schiffahrt einen so menschlich ansprechenden Text verfaßt, daß<br />
man auf den ersten Blick den Eindruck hat, die Sucht, Tatsachen festzumachen und<br />
alles zu harmonisieren, was die teils spärlichen, teils widersprüchlichen Quellen bieten,<br />
habe den Autor dazu verführt, jede wissenschaftliche Kritik außer Acht zu lassen.<br />
Genaueres Hinsehen zeigt dann aber, daß dies keineswegs der Fall ist. Allein<br />
schon der Umstand, daß es sich um eine See-Reise gehandelt haben dürfte, der<br />
gleichfalls mögliche Landweg über Edessa von Thomas dagegen niemals benutzt<br />
wurde, wird mit solchem Scharfsinn, und trotzdem so fast nebenher und<br />
unwidersprechbar klargestellt, daß es nur so eine Freude ist, sich der Kraft der<br />
Farquhar’schen Argumentationen auszusetzen 75 . Dabei kann man Farquhar nicht in<br />
allen Details folgen. Manches möchte besser, genauer, anders zu belegen oder überhaupt<br />
anders zu sehen sein.<br />
Bezüglich der Reise des Hl. Thomas in das Reich des Gondophares geht Farquhar<br />
nun davon aus, daß der in den Akten genannte Habban, der den Apostel Thomas bei<br />
Gondophares einführte, eine historische Persönlichkeit gewesen sein möchte.<br />
74) Als einen letzten durchaus nicht von der Hand zu weisenden Beleg für eine Anwesenheit des<br />
Apostel Thomas in Indien s. weiter unten in Abschnitt d. dieses Kapitels die Ausführungen zu den Beobachtungen<br />
Farquhars über die Doctrina apostolorum und die darin bezeugten Indien-Briefe des Apostels<br />
an die syrische Kirche.<br />
75) s. Farquhar 1972, 30f. bzw. 36 (I, 103–105 bzw. 108f.): – wir wiesen übrigens bereits oben darauf hin<br />
–, wo Farquhar ›einfach‹ aufgrund der Tatsache, daß die umfängliche antike syrische Literatur zu Thomas<br />
nie den Versuch unternahm, sich eines Besuchs des Apostels in ihrem Land oder gar in Edessa selbst zu<br />
rühmen, für jeden Historiker nachvollziehbar darlegt, daß Thomas den Seeweg benutzte.<br />
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