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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Als besonders aussagekräftig bezüglich alt-etablierter jüdischer Verbindungen zum<br />

Gewürzland Kerala weisen alle darauf hin, daß die Worte, die das AT für Kassia und<br />

Zimt und andere exotische (Import-)Gegenstände gebraucht, nur in Südindien ihren<br />

Ursprung haben können 63 .<br />

Angesichts diesen Umstandes ist nach Cheriyan sogar mit der Möglichkeit zu rechnen,<br />

daß es kein Zufall ist, wenn dem Pantänus von den indischen Christen die hebräisch/aramäische<br />

(Ur-)Form des Matthäus-Evangeliums vorgewiesen wurde: Thomas<br />

habe sich nicht nur nach Art aller frühchristlichen Missionare mit seiner Botschaft<br />

vom Kommen des Messias zunächst an die Diaspora-Juden gewandt – Mundadan<br />

kann sogar einen Aufsatz zitieren, der den bezeichnenden Titel trägt: »Jewish<br />

Colonies of India paved the way of Thomas« 64 . Vielmehr habe Thomas ihnen die hebräische<br />

Fassung des Matthäus-Evangeliums hinterlassen, da nur diese seiner neugegründeten<br />

Gemeinde von einigem Nutzen sein konnte, u.z. aufgrund ihrer zahlreichen<br />

jüdischen Mitglieder. Die griechische Fassung dieses Evangeliums oder gar eines<br />

der anderen möchte für sie nahezu wertlos gewesen sein. Trieb man auch eifrig<br />

Handel mit den Völkern des östlichen Mittelmeerbeckens, ihrer Schriftsprache war<br />

man nicht mächtig. Umso herzlicher fand das Hebräer-Evangelium Aufnahme und<br />

Pflege bei den jüdischen Gemeindemitgliedern 65 .<br />

Mit Berufung auf einen von ihm nicht näher bezeichneten Neander äußert übrigens<br />

Ogilvie dieselbe Meinung 66 .<br />

Natürlich ist auch damit zu rechnen, daß dem Apostel Thomas zur Zeit seines Wirkens<br />

in Süd-Indien die griechische Fassung des Matthäus-Evangeliums ebensowenig<br />

wie die drei anderen Evangelien überhaupt zur Verfügung standen. Aufgrund der in<br />

ihnen allen enthaltenen Voraussagungen vom Untergang Jerusalems, von der modernen<br />

Exegese allgemein als vaticinia ex eventu gedeutet, werden alle vier Evangelien<br />

in ihrer uns heute vorliegenden kanonischen – und griechischen – Form dafür angesehen,<br />

erst nach dem Jahr 71 entstanden zu sein 67 . Thomas’ Martyrium an der Ostküste<br />

Süd-Indiens wird aber bereits für das Jahr 72 angenommen 68 .<br />

63) s. z.B. Mundadan 1984, 19f. oder Cheriyan 1973, 28–30.<br />

64) s. Mundadan 1984, 19 Anm 6. Der Aufsatz stammt von Th. Puthiakunnel.<br />

65) s. Cheriyan 1973, 62.<br />

66) s. Ogilvie 1951, 41f. – Bei der von Ogilvie als selbstverständlich bekannt vorausgesetzten Autorität<br />

handelt es sich offenbar um den prot. Kirchenhistoriker Johann August Wilhelm Neander, bis zu seiner<br />

Taufe 1806: David Mendel, + Berlin 1850. Dieser schrieb u.a. eine in mehreren Auflagen erschienene 2bändige<br />

»Geschichte der Pflanzung und Leitung der christlichen Kirche durch die Apostel«, Hamburg<br />

1832–33, 4 1847.<br />

67) Nur beispielshalber sei der Nachweis für eine entsprechende Argumentation zum Matthäusevangelium<br />

angegeben: »… können nur als allegorisierende Erweiterung des Evangelisten verstanden werden,<br />

der auf die Zerstörung Jerusalems bereits zurückblickt«, s. LThK Bd 7, 1962 s.v. Matthäusevangelium<br />

Sp 178 (J. Schmid).<br />

68) s. Näheres dazu unten auf den S. 189f. die als Quellentext 7 bzw. 8 wiedergegebene ›Kerala- bzw.<br />

Travancore-Tradition vom Wirken des Apostels Judas-Thomas in Süd-Indien und China‹ und die Anmerkungen,<br />

die Hambye zum chronologischen Wert dieser Traditionen machen kann, besprochen unten auf<br />

S. 52.<br />

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