000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Sei dem wie immer. Anders als bei Thomas hat sich eine eigentliche Tradition vom<br />
Wirken des Apostels Bartholomäus in Indien nie recht etablieren können. Wäre dies<br />
möglich gewesen, so betonen immer wieder alle, die sich einen Aufenthalt des Apostels<br />
Bartholomäus nicht vorstellen können, wäre es auch mit Nachdruck geschehen<br />
57 .<br />
Die eigentliche Bartholomäus-Tradition, von der wir gerade sprachen, taucht erst<br />
lange nach 500 auf 58 . Sie erscheint im nachhinein aufgrund des Pantänus-Berichts<br />
künstlich erzeugt worden zu sein und arbeitet mit sonst nicht belegten Gruppen von<br />
Christen, die um Bombay herum gelebt hätten, sich aber früh aufgelöst bzw. mit den<br />
Christen Keralas vereinigt hätten 59 .<br />
So dürfen wir auch bezüglich der letzten von Klijn gegen die Annahme eines Aufenthaltes<br />
des Apostels Thomas in Indien erhobenen Schwierigkeit zusammenfassend<br />
feststellen, daß auch sie ohne eigentliches Fundament zu sein scheint.<br />
Mag die Auflösung des Pantänus-Berichts vom indischen Wirken des Apostels Bartholomäus<br />
in einen Hörfehler auch etwas windig klingen – Mundadan z.B. greift den<br />
Gedanken nicht auf –, so ist diese Vorstellung doch weit annehmbarer als die, daß<br />
eine Tätigkeit des Apostels Bartholomäus in Indien bei seinen Hörern ohne Echo<br />
und Erinnerung geblieben sei. Die aufgesetzt wirkenden Berichte über eine Christengemeinde<br />
in einer India felix nahe Bombay beweisen eher das Gegenteil.<br />
e. »Jewish Colonies of India paved the way of Thomas«<br />
Zu wiederholten Malen weist Cheriyan auf besonders enge Bezüge Südindiens mit<br />
den jüdischen Handelszentren hin 60 . Auch nach Mundadan treffen solche im wesentlichen<br />
zu, wenn er auch eine weit differenziertere Darstellung dieser Hintergrundbeschreibung<br />
bietet 61 . Noch weit stärker arbeitet schließlich Farquhar mit diesen Vorstellungen<br />
62 .<br />
57) s. z.B. Ogilvie 1951, 45: »Apostolic connection in those days was counted far too precious to be let<br />
slip through silence.« – Diesem Facit widerspricht auch nicht die eigentlich doch erstaunliche Beobachtung,<br />
daß der Apostel Bartholomäus auch sonst häufig mit dem Hebräer-Evangelium in Zusammenhang gebracht<br />
wird, s. Klijn, 1992, 9 Anm 21 die Verweise auf DemEv IX, 15,6 und QuEv, Qu II ad Marinum, PG<br />
12,941. Auch Klijn zieht keinen Schluß daraus. Es handelt sich übrigens beide Male um Eusebius-Zitate.<br />
Zu Beginn dürften einfach mehr oder weniger alle Apostel mit dem wohl sehr früh entstandenen (s. Klijn<br />
a.O. 3f., vor allem aber 9f.: Papias!) bekannten hebräischen Ur-Matthäus in die Welt gezogen sein.<br />
58) s. vor allem Mundadan 1984, 65f.<br />
59) s. die Verweise oben auf S. 16.<br />
60) s. Cheriyan 1973, 28–34, 62 u.ö. Nicht zuletzt s. aber den von ihm a.O. 1f. wiedergegebenen Wortlaut<br />
der sog. ›Kerala-Tradition‹ vom Wirken des Apostels Judas-Thomas in Süd-Indien, hier abgedruckt<br />
unter den ›Quellentexten‹ als Nr. 7. Er hebt bei der Beschreibung des Beginns der Arbeiten des Apostels<br />
in Süd-Indien an mit den Worten: »Preaching the Gospel of Christ first to the Jewish residents of the town<br />
and then to others, …«<br />
61) s. Mundadan 1984, 19f.<br />
62) s. Farquhar 1972, z.B. 44f. (II, 23f.).<br />
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