000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Süd-Indiens, dessen Verbindungen mit Alexandrien von alters her mindestens ebenso<br />
lebhaft waren, wie die Nord-West-Indiens 50 .<br />
Traf Pantänus dann aber um das Jahr 180 Christen an, die ihm von Bartholomäus<br />
berichteten, ist nicht nur zu beachten, daß Bartholomäus aufgrund seiner wohlbelegten<br />
sonstigen Reisetätigkeit – wir sprachen davon – wohl kaum auch noch Indien<br />
aufgesucht haben möchte: Aufgrund der z.T. umfangreichen für Nord- und Süd-<br />
Indien vorhandenen Belege, daß Thomas dort gewesen sei, ist tatsächlich eher zu<br />
vermuten, daß Pantänus bei seiner Ankunft auf Christen stieß, die ihm von diesem<br />
Apostel, von Thomas, berichteten.<br />
Zur Auflösung dieser crux nun weist Cheriyan in seiner ausführlichen 51 Bearbeitung<br />
des Problems Pantänus mit Berufung auf E.M. Philip darauf hin, daß der orientalische<br />
Ehrentitel ›Mar‹, dem Namen geistlicher Autoritäten stets vorangestellt,<br />
dem landfremden griechischen Wanderphilosophen wie ›Bar-thoma‹/›Bartho(lo)ma‹<br />
im Ohr geklungen haben möchte, gemeint aber war ›Mar-Thoma‹ 52 .<br />
Dabei wollen wir uns ein näheres Eingehen auf Überlegungen schenken, die zur<br />
Unterstützung der Annahme eines Besuchs des Apostels Bartholomäus in Indien<br />
eine Region India Felix auszumachen suchen, nachdem nun einmal aus der Mehrzahl<br />
der Nachrichten über diesen Apostel hervorging – wir sprachen davon –, er habe in<br />
der Arabia Felix gepredigt. Diese Nachricht harmonisiert Pseudo-Sophronius im<br />
7. Jahrhundert beispielsweise zu einem »Indi qui dicuntur fortunati« als den Ort der<br />
Predigt des Apostels Bartholomäus 53 . Bis auf Moraes – der dann mit dem nirgendwo<br />
belegten India Felix operiert 54 – werden diese Vorstellungen eher abgelehnt 55 .<br />
Doch zurück zu der Frage, ob die crux mit der Erwähnung des Apostels ›Bartholomäus‹<br />
mit dem im mesopotamischen Orient den Namen geistlicher Autoritäten stets<br />
vorangestellten ›Mar‹ erklärt werden kann.<br />
Voraussetzung für ein solches ›böses‹ Mißverständnis ist, daß der Aufenthalt des<br />
Pantänus von nicht allzulanger Dauer war. In der Tat scheint er sich im Lande keineswegs<br />
festgesetzt zu haben. Vielmehr nahm er, wie Eusebius’ Bericht nahelegt und es<br />
auch sonst die Art der Wanderphilosophen war, schon nach kurzem Verweilen seine<br />
Tätigkeit an anderen Orten und schließlich – für immer – in Alexandrien wieder auf.<br />
Eusebius wörtlich: »Zum Ende rückte er nach gar vielen (wir dürfen sagen: weiteren)<br />
preiswürdigen Taten zum Haupt der Alexandrinischen (Katecheten-)Schule auf, in<br />
mündlicher und schriftlicher Auslegung die Schätze der göttlichen Wahrheit in Erinnerung<br />
rufend« 56 .<br />
50) s. unten den Abschnitt: 1, e. ›Jewish Colonies of India paved the way of Thomas‹.<br />
51) 1973 widmet Cheriyan dieser Frage die Seiten 54–64.<br />
52) s. Cheriyan 1973, 61, bzw. E.M. Philip, The Indian Church of St. Thomas, Nagercoil 1950, 50f. u. 55f.<br />
53) s. dessen Appendix zu Hieronymus deVirIll PL 23,762.<br />
54) s. Moraes 1964, 43–45.<br />
55) s. z.B. Cheriyan 1973, 61–63 und zuletzt aufgrund umfassender Literaturkenntnis Mundadan<br />
1984, 65f.<br />
56) s. HE V,10.<br />
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