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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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180 statt 43 und traf auf eine lebendige Christengemeinde, die nach Hieronymus gar<br />

eine Gesandtschaft nach Alexandrien schicken konnte, mit der Bitte um einen Prediger<br />

44 . Wie wir aber weiter unten anhand von Überlegungen Farquhars sehen werden,<br />

ist davon auszugehen, daß der Aufenthalt des Apostels Thomas im Reich des<br />

Gondophares aufgrund des frühen 45 Einbruchs der Kuschanen in das Pandjab und<br />

das Industal – nach Raschke findet die Eroberung bereits gegen Ende des ersten<br />

Jahrhunderts ihren Abschluß 46 – schon nach relativ kurzer Zeit wegen Kriegswirren<br />

zu Ende ging. Dies aber dürfte zur Folge gehabt haben, daß sich die kaum etablierte,<br />

möglicherweise eher aus Parthern als aus Indern bestehende Gemeinde in Nord-<br />

West-Indien – Habban, der Thomas bei Gondophares einführte, kann, wie Farquhar<br />

annimmt, sehr wohl königlicher Handelsbeauftragter gewesen sein 47 – rasch auflöste,<br />

ohne irgendwelche Spuren im Lande zu hinterlassen 48 .<br />

Wenn Pantänus nun um das Jahr 180 in Indien eine lebendige Christengemeinde<br />

antraf, die ihm gar noch ein Buch, näherhin eine Evangelienschrift, vorweisen konnte,<br />

die sie über mehr als 100 Jahre zu bewahren vermochte – in Nord-West-Indien war<br />

inzwischen ein völliger politischer Umschwung über die Bühne gegangen 49 –, dann ist<br />

anzunehmen, daß Pantänus nicht von Christen aus dem zu vermutenden ersten<br />

Missionsgebiet des Thomas zum Kommen aufgefordert wurde, sondern von denen<br />

43) s. Eusebius HE V,10. Näheres dazu s. Cheriyan 1973, 55.<br />

44) s. deVirIll 36: » … er wurde von Demetrius, dem Bischof von Alexandria, nach Indien geschickt<br />

auf die Bitte dieser Nation um einen (Glaubens-)Boten.«<br />

45) Mundadan nennt als den Zeitpunkt des Einbruchs der Kuschanen in das Industal glattweg das<br />

Jahr 48 n. Chr., s. Mundadan 1984, 12. Wenn er dafür auch – aus gutem Grund; die Chronologie der<br />

Kuschanen ist eine altbekannte crux der Geschichtswissenschaft – keinen Beleg anführt, so hat ein Beginn<br />

der Unruhen mit einem Einbruch des neuen Herrenvolkes unter Kadphises I. um die Mitte des ersten<br />

Jahrhunderts doch einiges für sich. Setzt man die Ära des Kanischka, unter dem das Kuschanenreich seine<br />

höchste Blüte erlebte, so wie es heute vielfach geschieht, auf das Jahr 134/5 n. Chr. an (s. z.B.<br />

H. Waldmann, Der kommagenische Mazdaismus, <strong>Tübingen</strong> 1991, 115f.), so ist mit dem Einbruch der<br />

Kuschanen ins Industal tatsächlich in dem von Mundadan angegebenen Zeitraum zu rechnen.<br />

46) s. Raschke a.O. S. 664. Es tauchte sogar bereits eine von einem Kuschanen überprägte Münze<br />

unseres Gondophares auf, s. a.O. n. 1372, wo Raschke allerdings auch darauf hinweist, daß die Überprägung<br />

einer Münze des Gondophares nicht unbedingt besagt, daß die wohlbekannten indo-parthischen<br />

Nachfolger dieses Königs nun allesamt aus den Geschichtsbüchern gestrichen werden müßten. Überprägungen<br />

können auch an alten Münzen vorgenommen werden.<br />

47) s. ausführlich dazu unten auf S. 33–35 den Abschnitt h.: Habban der Kaufmann und Handelsbevollmächtigte<br />

des Königs Gondophares von Parthien.<br />

48) Lediglich eine Gruppe von (hinduistischen) Fakiren in Sind behauptet, von Christen abzustammen<br />

und von St. Thomas getauft zu sein. Sie wurden in den 20-er Jahren diesen Jahrhunderts von dem<br />

Jesuiten Burthey ausfindig gemacht, s. G.M. Moraes, A History of Christianity in India. From early times<br />

to St. Francis Xavier: A.D. 52–1542, Bombay 1964, 33.<br />

49) Nord-West-Indien war um 180 n. Chr. fest in kuschanischer Hand. Das Reich fand ein plötzliches<br />

Ende erst mit dem Einbruch des Sasaniden Ardaschir I. in die Kernlande des Reiches Baktrien und<br />

Choresmien in den Jahren 233/34. Chinesische Quellen bezeugen dagegen ausdrücklich, daß um 230 Sind<br />

noch unter kuschanischer Herrschaft stand, s. J. Harmatta, Minor Bactrian Inscriptions in: Acta Antiqua<br />

Hungarica 13, 1965, 192–195.<br />

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