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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Kräften beherrschten Ländern lag 29 . So ist es nur verständlich, wenn er es ist, der in<br />

seinen Hymnen und Carmina Thomas als Besucher Indiens bezeichnet. Ephräm ist<br />

nämlich der nächste Zeuge, den Klijn anführt 30 . Und er ist erstaunt, daß dieser jetzt<br />

plötzlich und als erster von Thomas als Indien-Missionar berichtet, und hält das für<br />

einen weiteren Bruch in der historischen Überlieferung und damit für einen neuerlichen<br />

Beweis ihrer Legendenhaftigkeit. Es war jedoch schlicht das eine geschehen,<br />

daß das in Auflösung befindliche Partherreich die Wiederaufnahme direkter Landkontakte<br />

mit den dahinter liegenden Gebieten ermöglichte. Als ›Parthien‹ konnte<br />

Ephräm das Industal nicht mehr bezeichnen. Für ihn, den aus Nisibis (!) stammenden<br />

Ostsyrer 31 , war das Ende der parthischen Herrschaft nur allzu greifbare Wirklichkeit.<br />

Er – und seine Leser – lokalisierten jetzt Patala/Minnagara gleich den südindischen<br />

Missionsgebieten des Apostels Thomas selbstverständlich wieder in ›Indien‹.<br />

d. ›Bar-tho(lo)ma‹ und/oder ›Mar-Thoma‹<br />

In seinem Kapitel »Thomas and India« führt Klijn als weitere Schwierigkeit gegen<br />

die Annahme eines Aufenthalts des Apostels Thomas in Indien die Nachricht an, daß<br />

die älteste auf eine Indien-Mission bezüglichen Väterstelle von Bartholomäus<br />

spricht, daß nämlich Eusebius, + 339, erzähle, der stoische Philosoph Pantänus sei<br />

gegen Ende des 2. Jahrhunderts nach ›Indien‹ gereist und habe dort Christen angetroffen,<br />

die ihm ein in hebräischer Sprache verfaßtes Matthäus-Evangelium vorlegten,<br />

das ihnen der Apostel Bartholomäus einst hinterlassen habe 32 .<br />

Dieser Einwand gegen eine Wirksamkeit des Apostels Thomas in Indien wurde erst<br />

in jüngster Zeit wieder aufgegriffen, nachdem Jahrhunderte lang, praktisch seit Beginn<br />

der Arbeit der Bollandisten, ein wissenschaftlicher Konsens darüber bestanden<br />

hatte, daß Bartholomäus nicht in Indien gearbeitet haben dürfte 33 . Hier nun ist aufgrund<br />

dessen, daß die reichen Bezeugungen der Tätigkeit des Apostels Bartholomäus/<br />

Nathanael 34 diesen praktisch ausschließlich in Äthiopien und Arabia Felix und in Me-<br />

29) Ähnliche Gedanken äußert Farquhar 1972, 34–36, 65–68 und 70f. (I, 107f., II, 41–43 bzw. 45f.) Er<br />

kann sich dazu a.O. 70f. (II, 45f.) schon auf Lipsius, Apokryphen I, 1883, 278f. berufen. – Speziell zum<br />

Wechsel in der Länderbezeichnung seit dem 4. Jh. verweist Farquhar 1972, 65–68 (II, 41–43) darauf hin,<br />

daß dabei auch Berichte des Bischofs Johannes des Persers auf dem Konzil von Nikaia i.J. 325 eine Rolle<br />

gespielt haben möchten. Dieser unterschrieb die Akten als Bischof »der Kirchen von ganz Persien und von<br />

Groß-Indien«.<br />

30) s. Klijn 1962, 27.<br />

31) Erst der Verrat des Kaisers Julian Apostata hatte ihn von dort zur Flucht nach Edessa gezwungen,<br />

s. zuletzt mit allen nur wünschenswerten Details zur Perfidie, mit der dieser Kaiser – nicht nur dabei –<br />

vorging S.N.C. Lieu, The Emperor Julian, Liverpool 2 1989, 93–96 und passim.<br />

32) s. Klijn 1962, 27. Klijn führt diesbezüglich Eusebius HE V,10 an. Dasselbe berichtet Hieronymus<br />

(340–420) deVirIll 36 und in Ep 70 ad Magnum.<br />

33) s. A.M. Mundadan, History of Christianity in India, vol. I: From the Beginnings up to the Middle<br />

of the Sixteenth Century (up to 1542), Bangalore 1984, 65.<br />

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