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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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natürlichen Todes sterben‹. Eξέρχομαι kennt aber eine solche Bedeutung nicht 26 .<br />

Diese älteste Erwähnung des Apostels Thomas in der Väterliteratur besagt also<br />

nichts über Indien-Aufenthalt oder Märtyrertod des Apostels. Sie spielt lediglich auf<br />

den anfänglichen Unglauben des Thomas an. Sie ist in dem Zusammenhang, in dem<br />

Klijn sie hier sieht, ohne Aussagewert 27 .<br />

12<br />

c. Des Apostels Thomas Mission in Parthien und Indien<br />

Als weitere Belege für seine These, »daß es unmöglich sei, zu beweisen, daß Thomas<br />

Indien besuchte«, führt Klijn eine Reihe bekannter Väterstellen an, die davon reden,<br />

daß Thomas in Parthien gepredigt habe 28 . So wie die Schweiz Jahrhunderte lang zum<br />

deutschen Reich gehörte und ein Besucher der großen Stadt Genf als nach Deutschland<br />

– und nicht nach Italien oder Frankreich – gereist bezeichnet wurde, nannte man<br />

zur Zeit eines Origenes, Pseudo-Clemens, Eusebius, Rufinus oder Sokrates – von diesen<br />

allen stammen nämlich die von Klijn angeführten Zitate – einen Missionar des<br />

Reichs des parthischen Königs Gondophares korrekterweise einen Apostel, der in<br />

Parthien predigte. Es spricht eher für die geschichtliche Treue dieser Autoren, wenn<br />

sie die Verkündigung des Thomas mit Parthien in Verbindung bringen. In ihren Quellen<br />

war von parthischen Königen die Rede.<br />

Gar im eigentlichen Sinne ›historisierend‹ nannten sie ihn so. Waren des Thomas<br />

hauptsächliche Hörer (und Arbeitgeber) ja zunächst wohl auch tatsächlich Parther.<br />

Die Autoren, die über Thomas berichteten, waren aber Kirchengeschichtler des 2. bis<br />

5. Jahrhunderts und schrieben aus ihren Quellen. Daß die von Thomas bereisten Regionen<br />

mittlerweile zum Reich der im Westen damals völlig unbekannten Kuschanen<br />

gehörten oder wieder unter der Leitung stets wechselnder einheimischer Dynasten<br />

standen, war ihnen und ihren Lesern nicht nur uninteressant, sondern, wie gesagt, weitgehend<br />

einfach unbekannt. ›Parthien‹ und ›parthische Könige‹ dagegen waren dem<br />

Westen ein Begriff, auch die Ausdehnung, die die parthische Einflußsphäre bis zur ersten<br />

Hälfte des ersten Jahrhunderts sogar über das Industal hinaus erfahren hatte.<br />

Erst Ephräm der Syrer, + 373, Bewohner der Stadt Edessa/Urfa, hatte im Zusammenhang<br />

des Zusammenbruchs des Partherreiches und des Vordringens der Perser<br />

(Sasaniden) wieder tatsächliche Kontakte mit dem bislang durch den Gürtel der<br />

parthischen Gebiete vom Westen abgeriegelten Regionen des indischen Subkontinents.<br />

Ihm und seinen syrischen Lesern war nun geläufig, daß nicht nur das zweite,<br />

sondern auch das erste Arbeitsfeld des Apostels in jetzt wieder von autochthonen<br />

26) s. Liddell-Scott s.v. Das hier angenommene wohl zutreffende Verständnis dieses Ausdrucks:<br />

»(noch einmal) davonkommen« führt Liddell-Scott unter 1,d an.<br />

27) Die von Klijn vorgetragene Felhlinterpretation von Klemens Stromata IV 71,3 ist allerdings weit<br />

verbreitet, s. z.B. LThK Bd 7, 1962 s.v. ›Matthäus‹ Sp 172 (J. Schmid!). Doch auch da stößt sie sich mit den<br />

sonstigen Nachrichten: s. a.O.<br />

28) s. Klijn 1962, 27.

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