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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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ihren Glauben auch nach außen hin sichtbar zu machen 2 . In Geschichtsbüchern dieser<br />

Zeit ist weiterhin zu lesen, wie die königlichen Behörden besonders gerne auf<br />

Christen zurückgriffen, um durch sie das Richteramt ausüben zu lassen, da sich diese<br />

Richter wegen ihrer Unbestechlichkeit bei der Bevölkerung besonderer Achtung erfreuten.<br />

Doch strahlte die christliche Gemeinde auch in diesen Jahrhunderten schon in andere,<br />

indisches Selbstverständnis zutiefst prägende Bereiche aus: Romila Thapar charakterisiert<br />

die Theologie des dem 13. Jahrhundert angehörenden südindischen<br />

Vishnuiten Madhva als »possibly influenced by the Christian church of Malabar«, ein<br />

Phänomen, das die Legende von den Brahmanenfamilien, die der Apostel Thomas<br />

zum Christentum bekehrt habe, etwas weniger wirklichkeitsfremd erscheinen läßt 3 .<br />

Eine weitere Quellengruppe gewährt Einsicht in das kirchliche Eigenleben der<br />

Gemeinde. Es sind die Nachrichten von den Reisen, Verhandlungen, Transaktionen<br />

und Ergebnissen, die mit der schwierigen Suche der indischen Christen nach kirchlichen<br />

Oberhirten verbunden waren. Die Anzahl der Thomaschristen war und blieb in<br />

den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens offenbar zu klein, um eine eigene Hierarchie<br />

hervorzubringen. Das bereitete ihr insofern keine größeren Schwierigkeiten, als<br />

sie, geleitet vom Geiste echter Katholizität, ohnehin stets danach verlangte, mit den<br />

Zentren der abendländischen Christenheit in Verbindung zu bleiben. So kam es dann<br />

regelmäßig dazu, wenn einer ihrer wenigen Bischofsitze vakant geworden war, daß<br />

2) Die Thomas-Kreuze vom St. Thomas Berg bei Madras, von Travancore und von Kottayam und ihre<br />

Pechlevi-Inschriften und das Kreuz von Anuradhapura auf Ceylon stammen aufgrund paleographischer<br />

Kriterien etwa aus dem 7. Jahrhundert, s. M.F. Raschke, New Studies in Roman Commerce with the East,<br />

in ANRW II 9,2, Berlin 1978, n. 1599, B.T. Anklesaria, The Pahlavi Inscriptions on the Crosses in Southern<br />

India, in JCOI 39, 1958, 64–107, C.P.T. Winckworth, A New Interpretation of the Pahlavi Cross Inscriptions<br />

of Southern India, in JTS 30, 1929, 237–244 = KSP 3 d ser., 1930, 159–164, K.T. Joseph, St. Thomas’s Crosses<br />

and St. Thomas Tradition, in IHQ 8. 1932, 785–789, G. Gropp, Die Pahlavi-Inschrift auf dem Thomaskreuz<br />

in Madras, in AMI N.F. 3, 1970, 267–271. – Das ceylonesische Kreuz ist wohl erst in portugiesischer Zeit<br />

errichtet worden, s. D.T. Devendra, The date of the Anura – dhapura Cross, in JCBRAS n.s. 5, 1956, 85–89.<br />

3) s. R. Thapar, A History of India, vol. 1, Harmondsworth 1966, 218. Der südindische Philosoph,<br />

Theologe und Reformer Madhva wird in der Religionswissenschaft in großer Nähe zur abendländischen<br />

Scholastik und bestimmten christlichen Grundpositionen gesehen. Er vertritt ein um Visnu in Form eines<br />

Dvaita-Systems geordneten Monotheismus, creatio ex nihilo, Wirklichkeit der Materie, Gnade. Zudem<br />

beschränkt er die Lehre von der Seelenwanderung und Reinkarnation, sieht gar die Möglichkeit einer<br />

ewigen Verdammung. Auf der anderen Seite lehrt er Erlösung aufgrund ›guter Werke‹ wie Almosengeben,<br />

Verteidigung und Beschützen der Schwachen und Barmherzigkeit und löst sich damit von den durch rituelle<br />

Reinheit oder Erkennen der eigenen Göttlichkeit charakterisierten sonstigen indischen Erlösungslehren,<br />

den advaita-Systemen, grundlegend dazu s. H. v.Glasenapp, Madhvas Philosophie des Visnu-Glaubens,<br />

Bonn 1923. Weiterführend aus christlicher Sicht ist I. Puthiadom, Madhva’s theological method,<br />

UandV 114–124. Einen speziellen Aspekt dieser gegenseitigen Durchdringung behandelt B. Tiliander,<br />

Christian and Hindu Terminology. A Study in their Mutual Relations with Special Reference to the Tamil<br />

Area, Uppsala 1974. – Eigentliches advaita-Denken wird erst heute wieder von christlicher Seite zu integrieren<br />

versucht, s. Swami Abhishiktananda (Henri le Saux, OSB), A Christian Approach to Advaitic<br />

Experience. Saccidananda, I.S.P.C.K., Delhi/Paris 1974 bzw. ders., Guru and Disciple, Translated by<br />

Heather Sandeman, London 1974.<br />

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