000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Einleitung<br />
Die vorliegende Arbeit wird auf den ersten Blick als sehr heterogen erscheinen,<br />
zusammengesetzt aus Elementen, die sonst so leicht nicht in einem Buche behandelt<br />
werden. Die Arbeit entstand tatsächlich unter der Vorgabe, die Geschichte des Christentums<br />
in Indien zu schreiben. Bei den schwierigen Fragen nach der Bekundung<br />
der Anfänge desselben erwies es sich nun als notwendig, auch die anderen Bereiche<br />
der frühchristlichen Mission eingehender in Augenschein zu nehmen, als sich nämlich<br />
herausstellte, daß kaum mehr auf eine angemessene wissenschaftliche Bearbeitung<br />
der frühkirchlichen Mission in Palästina selbst, erst recht nicht auf die im sonstigen<br />
Mittelmeerraum zurückgegriffen werden konnte. Die signa und die magnalia der<br />
dortigen Vorgänge vor Augen zu haben, war aber notwendig, wollte man die Ereignisse<br />
in der weiteren Welt nicht im luftleeren Raum stattfinden lassen. Die Diskrepanz<br />
zwischen dem, was sich nach und nach für Thomas’ Wirken als sicher belegbar<br />
herausstellte und dem, was als notwendige Voraussetzung dessen in Palästina, im Königreich<br />
Edessa und im Westen überhaupt, vor allem aber in Rom stattgefunden haben<br />
mußte, war zu groß. Um Thomas’ Arbeit jedoch ebenfalls in ihrem Gleichtakt<br />
mit der sonstigen frühen Missionsgeschichte kenntlich zu machen, wurde besonderes<br />
Augenmerk auf das Wirken der Apostel gerichtet, von denen am ehesten zu berichten<br />
war, wie sie gleich ihm zunächst und vor allem den ›Königsweg‹ eingeschlagen<br />
hatten, auf Thaddäus in Edessa, vor allem aber auf Petrus und Paulus in Rom.<br />
In Indien nun hat das Christentum eine lange Geschichte. Sie hebt, wie wohl angenommen<br />
werden darf, mit der Ankunft des Apostels Thomas in diesem Subkontinent<br />
an, dessen Evangelisation er sich zur Aufgabe gestellt zu haben scheint.<br />
Verschiedene Quellen geben uns heute über den Aufenthalt und die Tätigkeit des<br />
Apostels Nachricht. Da sind einmal die schriftlichen Denkmäler, die als<br />
Pseudepigrapha oder, das wird zu diskutieren sein, mit Recht beanspruchen, auf Thomas<br />
selbst zurückzugehen oder authentisch von seinem Tun zu berichten. Auf der<br />
anderen Seite besitzen wir die archäologischen Quellen, die Tätigkeit und Tod des<br />
Apostels an der Südostküste des Landes zu belegen scheinen.<br />
Eine mühsam nachzuzeichnende, aber keineswegs dürftige Kette von Belegen erlaubt,<br />
die Geschichte der von dem Apostel gegründeten Gemeinde durch die Jahrhunderte<br />
zu verfolgen. Die Glieder dieser Kette setzen sich zusammen einmal aus<br />
der Existenz der sich auf Thomas berufenden Gemeinde, deren Schwerpunkt sich<br />
mehr und mehr auf den Westen der Südspitze des Subkontinents verlagert zu haben<br />
scheint. Kupferplatten tauchen auf, denen Erlasse eingraviert sind, die der Gemeinde<br />
von den Herrschern des Landes gewährte Handels- und Steuerprivilegien bezeugen.<br />
In Stein gemeißelte Wegkreuze zeigen darüberhinaus, daß die Gemeinde bereit war,<br />
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