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000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Nun aber das Erschreckende: Anders als Charles reflektiert Hughes weder in der<br />

ausführlichen Einleitung, noch in den reichen, oft mehr als die Hälfte der Seite einnehmenden,<br />

schließlich bis zum Mahabarata ausgreifenden 964 Anmerkungen auch<br />

nur mit einem Wort die zahlreichen Hinweise, die den massiven Einfluß dieser Apokalypse<br />

auf das Denken und die Bilderwelt Jesu selbst, aber auch seiner Jünger und<br />

Apostel ausgeübt hat. Denn, so schloß wohl Hughes auch messerscharf: Daß nicht<br />

sein kann, was nicht sein darf 965 !<br />

IIIBaruch dürfte trotzdem gleich der syrischen Baruchapokalypse eine Schrift sein,<br />

die keineswegs als Pseudepigraph anzusehen ist, vielmehr tatsächlich von dem Propheten<br />

Baruch herrührt und als solche in höchstem Ansehen stand, nicht nur beim<br />

Herrn selber, sondern auch bei seinen Aposteln und den Evangelisten.<br />

Aber man fragt sich: Wozu denn auch hier diese Mystifizierung? Welches Interesse<br />

hätten denn die Aufklärer daran, selbst die alttestamentlichen Apokryphen zu diskreditieren<br />

und nach Möglichkeit aus der Welt zu schaffen? Doch ist das so dumm<br />

nicht! Die Identität der jüdisch-christlichen theologischen Tradition insgesamt zu stören,<br />

erst garnicht in den Blick kommen zu lassen – ist es doch schon schwer genug, die<br />

kanonmäßig geschützten Texte fehlzuinterpretieren und in ihrer Wirksamkeit zu<br />

mindern – hat tatsächlich seinen (Un-)Wert. Den Herrn, Paulus, die übrigen Apostel<br />

und die Evangelisten aus dem Nichts hervorkommen zu lassen, das erlaubt auch<br />

eher, sie wieder in ein Nichts der Geschichte versinken zu machen, in der Art etwa,<br />

wie ein Rudolf Bultmann irgendeine anonyme und amorphe ›Gemeinde‹ dazu<br />

auserkor, in idealem Aufschwung die stupenden Bilder um Jesus hervorgebracht zu<br />

haben – dann aber (zusammen mit dem Zuletztgenannten; den hat es ja ohnehin nie<br />

so recht gegeben) wieder in der Versenkung verschwunden zu sein. Es durfte nicht<br />

geschehen, daß das wahr ist, worauf Jesus und die frühchristliche Literatur immer<br />

wieder hinweisen: Der Gott der alttestamentlichen Großtaten, der, »der dich aus dem<br />

Lande Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt in ein Land, das von Milch und<br />

Honig fließt«, daß dies derselbe Gott ist, der sein Volk jetzt aus der Knechtschaft des<br />

Gesetzes befreit. Texte wie IIIBaruch vermitteln einfach einen bei weitem zu lebhaften<br />

Eindruck davon, wie dicht Jesus, seine Jünger und die Apostel eingebunden waren<br />

in die der Erlösung entgegendrängende Dynamik des Alten Bundes, daß sie nicht<br />

isoliert dastehen, vielmehr als Vollender einer vieltausendjährigen Erwartung nun<br />

ihrerseits selber eine vieltausendjährige, von Generation zu Generation in grandioser<br />

historischer Identität gewahrte Wirkungsgeschichte einleiten.<br />

964) s. Charles a.O. 537 zu Zeile 4.<br />

965) Gerade Mat 24,22 (Verkürzung der Tage vor dem Endgericht) bei der Besprechung von 8,7 heranzuziehen,<br />

wie Hughes dies tut (s. a.O. 538 zur Stelle), ist eher noch ein Beleg für das Gesagte. – Ich<br />

möchte hier nicht mehr ausführlicher eingehen auf die von Hughes in der Edition von IIIBar erwähnten<br />

Parallelen dieses Buches mit der Paulus-Apokalypse, s. insbesondere a.O. 528. Nachdem wir hier oben in<br />

Anm 604 auf die Gründe für das hohe Alter dieses Textes eingegangen sind – sie muß tatsächlich noch zu<br />

Lebzeiten der Apostelfürsten entstanden sein –, hier nur soviel: Die zahlreichen von ihm angesprochenen<br />

Parallelen dürften in der Tat bedeuten, daß Apoc.Pauli in Kenntnis der Baruchapokalypse entstanden ist.<br />

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