000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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auferstandenen Gerechten. Das Endschicksal der Seligen und der Verdammten« 953 ,<br />
von der ich nicht weiß, warum sie nicht in der von ihr angegebenen Zeit, nämlich den<br />
Jahren der Fortführung in die Babylonische Gefangenschaft, abgefaßt worden sein<br />
soll. In seinem einleitenden Kommentar scheint auch Loerzer mit dem – nun mittlerweile<br />
mehrfach widerlegten, s. insbesondere oben S. XV bzw. S. 18f. – Argument zu<br />
arbeiten, daß eine Verheißung vom Untergang Jerusalems nur nach 70 n. Chr. erfolgt<br />
sein kann. So datiert er es in die Jahre von »etwa 100 bis 130 n. Chr954 .« Ausdrücklich<br />
gründet W. Rothstein seine Datierung der syrischen Baruchapokalypse auf diese Argumentation955<br />
. Charles – er nennt die syrischen Baruchapokalypse IIBaruch – datiert<br />
sie »in the latter half of the first century of the Christian era« 956 , ohne dabei noch<br />
ausdrücklich auf den Untergang Jerusalems zu rekurrieren, wenn man nicht seine<br />
gleich im Anschluß daran vorgebrachten Worte dafür nehmen möchte:<br />
»In this Apocalypse we have almost the last noble utterance of Judaism before it<br />
plunged into the dark and oppressive years that followed the destruction of Jerusalem.«<br />
Charles hat dann aber doch den Eindruck, daß seine ohne jede Berücksichtigung des<br />
Neuen Testaments erfolgte Datierung etwas abenteuerlich ist. So legt er ihr ein großes,<br />
nahezu zwei Quartseiten umfassendes Feigenblatt vor957 . Und darin reiht er dann<br />
1Kor 15,35–58 und mehrere andere NT-Stellen auf, und setzt sie parallel zu einer<br />
Liste von Textpassagen aus der syrischen Baruchapokalypse, in denen letztere – so<br />
wörtlich – »vom Neuen Testament abhängig ist, oder von irgendeiner verlorenen gemeinsamen<br />
Quelle« 958 .<br />
Tatsächlich dürfte es sich jedoch umgekehrt verhalten haben:<br />
Die offenbar verkürzt wiedergegebene und daher so schwer verständliche Beschreibung<br />
Pauli vom Auferstehungsleib und der Beschaffenheit der ›himmlischen<br />
Körper‹ trägt alle Anzeichen dafür an sich, daß Paulus einen ausführlichen Text vor<br />
Augen hatte, der ihm seine gedrängte, wesentliche Gedankenschritte auslassende<br />
Darstellung allererst ermöglicht hat, eben die syrische Baruchapokalypse!<br />
953) s. S. Loerzer, Visionen und Prophezeiungen. Die berühmtesten Weissagungen der Weltgeschichte,<br />
Augsburg 1996, 85–87. Der Text entspricht den Kap. 49–52 der Übersetzung in P. Rießler, Altjüdisches<br />
Schrifttum außerhalb der Bibel, Augsburg 1928.<br />
954) s. Loerzer a.O. 33.<br />
955) s. E. Kautzsch, Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments, <strong>Tübingen</strong> 1900,<br />
215.<br />
956) s. R.H. Charles, The Apocrypha and Pseudepigrapha of the Old Testament in English, Vol. II:<br />
Pseudepigrapha, Oxford 1913, 470.<br />
957) s. a.O. 479f.<br />
958) »In the following passages our text is dependent on the New Testament, or on some lost common<br />
source«, s. a.O. 480.<br />
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