000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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sei es zugegangen wie bei Anton Schmitz in Köln? – als Grund für die Entgleisung<br />
des Kaisers so schlicht wie hausbacken angibt, Sabina habe den Kaiser bei einer verspäteten<br />
Rückkehr vom Theater mit Vorwürfen überhäuft940 , dann möchte man doch<br />
meinen, daß hier mehr dahintergestanden haben wird, etwa/wohl das, worauf unser<br />
Marcellus-Text – gelesen in Verbindung mit den Nachrichten aus dem Briefwechsel<br />
Paulus-Seneca – hinweist.<br />
Aber da gibt es noch ein Zweites, ein anderes wohlbekanntes Rätsel der römischen<br />
Stadtgeschichte: Die uralte Kirche (Basilika) Santa Sabina auf dem Aventin – »la<br />
perla dell’Aventino«; die Perle des Aventin, nennen sie die Römer941 -, gerade 500 m<br />
Luftlinie von der casa di Augusto entfernt gelegen! Hatte Sabina hier einen Palast?<br />
Fand sich hier die ›Hauskirche‹ derer »vom kaiserlichen Hof«, die Paulus in Phil 4,22<br />
besonders zu grüßen bittet942 ? Sabina Poppaea galt als »reich begütert«, wenn auch<br />
»vor allem in Pompeii« 943 . Die Angaben zur Entstehung einer Hauskirche dieses Titels<br />
reichen jedenfalls zurück bis in das erste Jahrhundert944 .<br />
Wird der wahre Titel-Inhaber der Basilika Santa Sabina wohl auch nur einmal<br />
durch spezielle Nachforschungen zu erschließen sein, so scheint Nero in dem schicksalhaften<br />
Jahr 65 im Zusammenhang mit der andrängenden christlichen Missionstätigkeit<br />
jedoch tatsächlich nicht nur seines intimen Beraters und Förderers, des Magiers<br />
Simon, beraubt worden zu sein – und nicht weniger auch dessen, den er »nach<br />
Christophorus-Manier« anschließend vielleicht gar an des Magus Stelle annehmen<br />
wollte – Petri945 –, vielmehr scheint er aus derselben Konstellation heraus zugleich<br />
den die Fürsorge seiner Mutter immer noch repräsentierenden Seneca verloren zu<br />
940) s. die vorherige Anmerkung.<br />
941) s. R. Raffalt, Concerto Romano. Leben mit Rom, München 7 1968, 334.<br />
942) s. oben S. 99f.<br />
943) s. Hanslik 1953, 88f.<br />
944) s. z.B. LThK Bd 10, Freiburg 2 1897, Sp 1451 mit Berufung auf AA.SS.Boll., Aug. VI, 496ff.<br />
(Schrödl). Dabei wäre vorauszusetzen, daß die Basilika ihren Ursprung in einer schon länger bestehenden<br />
›Hauskirche‹ der Sabina hat, deren Gebeine später dorthin übertragen wurden. Marrous Aufsatz macht<br />
jedenfalls schon einmal sicher, daß es vor dem heutigen aus dem 5. Jahrhundert stammenden Bau eine weit<br />
ältere und vielbesuchte Kultstätte an diesem Ort gegeben hat, s. H.-I. Marrou, Sur les origines du titre<br />
romain de Sainte-Sabine in: Arch.Fratr.Praedic. 2, 1932, 316–325. – Die jüngste mir bekannt gewordene<br />
Arbeit zum Thema geht davon aus, daß es sich bei der Gruppe von Kirchen, zu denen Santa Sabina gehört,<br />
aus onomastischen wie archäologischen Gründen um z.T. mehrstöckige, zu Beträumen umgebaute, ehemals<br />
private Häuser des II. Jahrhunderts handelt, die insbesondere im 5. Jahrhundert eine Umgestaltung<br />
(remaniement) erfuhren. Dabei fällt gerade an Santa Sabina auf, daß Petrus Illyricus, der sie in diesem 5.<br />
Jahrhundert so großartig erweiterte, diesen Prachtbau mit einer Widmungs-Inschrift versah, die den päpstlichen<br />
Primat verherrlicht (s. Diehl ILCV 1778), und daß er es versäumt, »zum Zweck, die Anziehungskraft<br />
dieser Kirche auf die Menge, die sie besuchen würde, dadurch zu erhöhen, daß er sie unter den Schutz<br />
eines heiligen Märtyrers gestellt hätte«, s. R. Vielliard, Recherches sur les origines de la Rome Chrétienne.<br />
Essai d’urbanisme Chrétien, Macon 1941, 27–30, 81f. bzw. 90. – Aber den Titel Santa Sabina läßt Petrus<br />
Illyricus der Kirche und – schweigt dazu.<br />
945) s. oben S. 91–93.<br />
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