000 Titelei - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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en ihre Wirkung zu entfalten vermochten: Erst im Jahre 58 hatte sie der spätere<br />
Kaiser Otho als seine Gattin bei Nero eingeführt – um sie dann allerdings sogleich an<br />
diesen zu verlieren 935 .<br />
Sei dem wie immer: Noch zwei weitere Punkte geben uns hier – neben der extremen<br />
Judenfreundlichkeit der Sabina 936 , ihrer – noch immer rätselhaften – späteren<br />
Einbalsamierung regum externorum consuetudine 937 und der außergewöhnlichen<br />
Unterscheidungskraft zwischen Christen und Juden, die Hanslik ihr bescheinigt 938 –<br />
zu bedenken:<br />
Da ist einmal ihr nur allzu bekannter, von Nero ›in einem Anfall bestialischer Inhumanität‹<br />
persönlich herbeigeführter Tod im Jahre 65 939 . Wenn Tacitus nun – man fragt<br />
sich, wie es nur möglich ist; oder will er uns glauben machen, am römischen Kaiserhof<br />
935) Zu des Magus, möglicherweise gar schon unter Claudius einsetzendem Einfluß s. oben S. 102–<br />
105. – Zu Otho und den Verlust seiner Gattin Sabina an Nero s. Hanslik 1953, 85f.<br />
936) s. Hanslik 1953, 87f., wo er darauf verweist, daß Josephus sie als ›gottesfürchtig‹ bezeichnet (Jos<br />
ant XX 195), was aus dem Munde eines Juden nichts anderes bedeuten kann, als daß sie Proselytin war,<br />
wenn sich Hanslik auch scheut, diese Folgerung zu ziehen – im Gegensatz zu anderen Historikern: Es ist<br />
immerhin der große Ludwig Friedländer, der dies jedenfalls in den letzten Auflagen seiner Sittengeschichte<br />
konstant vertritt, s. z.B. Bd 1, Leipzig 8 1910, 509. Von Sabina Poppaeas starkem innerlichen Engagement<br />
für die Sache des Judentums zeugt nicht zuletzt auch der schon erwähnte Brief V Senecas.<br />
937) s. Hanslik 1953, 88. – Angesichts dessen, was nun auch über das, sagen wir einmal, enge Verhältnis<br />
der Sabina Poppaea zum Judentum bekannt ist (s. die vorherige Anmerkung), ist bezüglich ihrer Einbalsamierung<br />
regum externorum consuetudine wohl am ehesten auf die von Domitian gegen Ende seiner<br />
Herrschaft getroffene Maßnahme hinzuweisen, die Mitglieder des Davididenhauses aufzuspüren und zu<br />
töten, und auf die schon oben S. 186f. bei der Besprechung des Briefwechsels zwischen König Abgar von<br />
Edessa und Kaiser Tiberius geäußerten Gedanken zu den dynastie-politischen Vorstellungen bzw. Ängsten,<br />
die hinter einem solchen Vorgehen gestanden haben möchten. Im Klartext: Es scheint erwägenswert,<br />
daß die Poppaeer doch nicht von der schon immer angezweifelten niederen Herkunft waren, die Hanslik<br />
in seinem Artikel zu Sabina Poppaea eigens belegen zu müssen glaubt (s. Hanslik a.O. 85), vielmehr dem<br />
Davididenhause angehört haben möchten – und Sabina Poppaea dürfte als solche, d.h. als Mitglied eines<br />
nicht-regierenden Herrscherhauses, durchaus auch zu einer Ehe mit einem Ritter (eques) bereit gewesen<br />
sein, näherhin mit Rufrius Crispinus; s. a.O. Allerdings war Rufrius Crispinus einer der mächtigsten Männer<br />
im Staat: Er bekleidete bis zur Einsetzung des Burrus das Amt des Prätorianerpräfekten (s. Tac. ann<br />
XII,42), ein Umstand, den Hanslik zu erwähnen vergißt.<br />
938) s. Hanslik 1953, 87f., wo er noch eigens auf einen von ihm selbst verfaßten Beitrag im<br />
Jahrb.d.österr.Leogesellschaft 1933 verweisen zu müssen glaubt: Mittlerweile dürfte wohl kein Zweifel<br />
mehr daran bestehen, daß diese Unterscheidung damals auch schon Nero selber womöglich mehr als geläufig<br />
war.<br />
939) Ich gebe die Worte Hansliks wieder:<br />
Im Jahre 65 erwartete Poppaea von Nero zum zweitenmal ein Kind. Da wurde ihr das von ihrem Gatten<br />
gestiftete Fest der Neronia zum Verhängnis. Dieses dürfte normalerweise im Sommer stattgefunden<br />
haben, wurde im Jahre 65 aber vor dem eigentlichen Termin gefeiert, Suet. Ner 21,1. Als Nero, der dabei<br />
selbst als Künstler auftrat, verspätet heimkam, überhäufte ihn Poppaea mit Vorwürfen, der jähzornige<br />
Kaiser versetzt der Schwangeren einen Tritt in den Leib, Tac. ann XVI,6,1; das bewirkte eine verfrühte<br />
Niederkunft, an der Poppaea etwa im Frühsommer 65 starb, Suet. Ner 35,3. Cass.Dio LXII 27,4. Ein<br />
widersinniges Gerücht von Giftmord lehnt Tacitus selbst ab,<br />
s. Hanslik 1953, 88.<br />
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